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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1923
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- 1923-09-10
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- 10.09.1923
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X: 21l, 10. September 1923. Redaktioneller Teil. sie ein Ganzes suchen, eine Vollendung wollen auch im Formalen. «Form ist nie ohne Gehalt, Gehalt bringt die Form mit sich.« Ein nachdenkenswertes, immer von neuem nachdenkenswertes Goethe« wort. Seine Anwendung auf unsere Buchkunst wird vielleicht man chen Zweifeln begegnen. Aber man darf nicht übersehen, daß allein der echte Formwille gemeint sein kann, nicht auch noch jene Ver suche, die ihn nur vorzutäuschen wünschen. Nicht aus den Aufwand eines äußeren Formreichtums kommt es an, wie ihn manche Luxus editionen nachahmen, sondern auf Oie innere Formstrenge, die zu einer aus der Verinnerlichung wachsenden Buchgestaltung führt. Die Bemühungen um das billige schöne Buch kommen ja leider gegenwär tig nicht recht zur Geltung, weil der Papiermarkpreis sie dem Käufer, der noch gewöhnt ist, sich an den Goldmarkpreis zu erinnern, nicht ohne weiteres in ihrem richtigen Verhältnis zeigt. Desto eifriger sollte man sie lobend Herborheben. Hierher gehören die im Ver - lag der Bremer Presse, München, erscheinenden Aus gaben, die in der Werkstatt des Verlages gesetzt, von der Mandruck A.-G. gedruckt werden. Man sage nicht, es sei eine Buchkunst zweiten Ranges, da diese billigen Bücher nicht mit der Hand-, sondern mit der Maschinenpresse gedruckt worden sind. Es ist auch gar nicht die Absicht des Verlags gewesen, diese Bücher popularisierend zu verbilligen, indem er irgendwie und irgendwo bei ihrer Herstellung es versäumte, buchgewerblich Vollwertiges zu leisten. Der Verzicht auf den Handpressendruck bedingt Wohl auch einen Verzicht auf die größtmögliche Druckgüt«. Nur darf man nicht über sehen, daß dieser Verzicht bei den meisten unserer Druckwerke sich ohnehin von selbst versteht, daß der Handprcsscndruck nur eine Aus- .nähme im Buchwesen des zwanzigsten Jahrhunderts sein kann und daß es mindestens «in ebenso großes Verdienst ist, «inen vollkom menen Maschinenpressendruck zu liefern, wie dem Handpressendruck mit äußerster Sorgfalt Höchstleistungen abzugewinncn. Ganz im Gegenteil wird man sogar gelegentlich von den Druckmeistern der Buchdruckerkunstwerkstätten verlangen müssen, daß sie durch ein« Anpassung an die gegebenen Arbeitsbedingungen unserer Zeit be weisen, sie seien imstande, auch unter den Voraussetzungen einer Durchschnittsherstellung sich über den Durchschnitt zu erheben. Und das beweisen die Bände des Verlages der Bremer Presse. Sie be weisen sogar noch mehr, indem sie durch ihr Vorhandensein kurz und bündig die Meinung widerlegen, Kunst im Buchdruck sei Kaviar fürs Volk. Als Musterdrucke sind sie rechte Wegbahner eines guten Buchgeschmackes, dazu sind sie als Neudrucke vorbildlich durch die vornehme Art, die gute Textauswahl und -behandlung zu wahren. Tacitus, Deutschland. Deutsch von Rudolf Borchardt. Bremer Presse, München 1922; Höl derlin, Elegien. Herausgegebcn von Friedrich Seebaß. Bremer Presse, München 1922; Deut sches Lesebuch. Herausgegeben von Hugo v. Hof mannsthal. Erster Teil. Bremer Press«, Mün chen 1922, haben einen schönen Anfang gemacht. Mögen die ersten Bücher des Verlages eine sie freudig bewillkommnende Aus nahme finden, die folgenden nicht hinter ihren Vorgängern Zurück bleiben! Als Bestandteile einer deutschen Hausbücherei wollen die Bücher der deutschen Meister. Deutsche Meister Verlag, München, gelten, nicht allzu beschränkt in der Aus wahl eine literarische Exklusivität betonend, in den Einzelausgaben die Gleichheit eines Neihenzwanges aufhebend, indessen doch als ein abzuschließendes Ganzes gedacht, als eine deutsche Klassikerbiblio thek im weiteren Ausmaße, die sich ebenso gegen die leicht« Ware der Belletristik abschließt wie gegen die nur noch literarhistorisch schwer gewichtigen Werke und gegen diejenigen, die beim Leser eine beson dere literarische Bildung voraussetzen. In ihrer Ausstattung, die F. H. Ehmcke überwacht, waltet ein derbkrästiger, gemütlicher Zug vor, es sind Werkstück« im guten Wortsinne. Auch die Einbände sind behaglich, mit ihren bisweilen geistreich ersonnenen Bunt papierüberzügen, auch sie treffen die ruhige, schlichte Stimmung, die diese Hausbücher bei sich und ihren Lesern suchen wollen. Die Ab wechselung, die die Kunstmittel der Thpographie gestatten, ist in der Letternwahl genutzt worden. Goethes Tasso zeigt sich in anderer Buchgestalt als Jmmcrmanns Münchhausen und als Scheffels Ekkehard <um nur auf einige der letzterschie- nenen Bände zu verweisen), und so wird dem Lesenden oder Vor lesenden das Buch als Hausfreund sich körperhafter versinnlichen. Es läßt sich nicht leugnen, daß ein abstrakter Zug in der Bandfolge der Gesamtausgaben hervortritt, das Buch individuum verschwindet in ihr ebenso wie die Einheit des Einzelwerkes, im Baue des literarhistorischen Monu ments bleibt alles Teil. Wenn sich aber der Buchfrsund als Leser nicht gern von der Gesamtausgabenlast unterdrücken läßt, dem Forscher und dem Sammler sind die besten Gesamtaus gaben noch gerade gut genug, dem bescheideneren Bücherkäufer, der sich nicht mehrere Ausgaben eines Werkes nebeneinanderstellen kann, der mit seinem Geld Haushalten und mit seinem Raum sich nach der Decke strecken muß, sind sie unentbehrlich, wenn auch er einige Voll ständigkeit erstrebt. Seit den Hempelschcn Klassikerausgaben Hat es nicht zu den geringsten Vorzügen unserer früher häufig bei nahe verschenkten guten Gesamtausgaben gehört, daß sie für eine wissenschaftliche Text-ehandlung sorgten. Dadurch ist man auch für diejenigen Ausgaben, die eine volkstüm lichere Weitwirkung suchten oder die sich lediglich an die genießen den Liebhaber wandten, zu einer Überlastung gelangt, die sich mit ihren Zwecken nicht verträgt. Man scheut« auch hier vor der Aus- Wahlsammlung der Hauptwerke zurück, man sorgt«, daß Anmerkun gen, Apparat und Varianten nicht fehlten. Es ist eine Art philo logischer Mode. Gebärdet man sich doch auch sonst gern bei Neu drucken wissenschaftlich, obgleich das gar nicht mehr nötig ist. Denn wo es bereits gesicherte Texte gibt, ist nicht mehr viel herauszugebcn, und die literarhistorischen Sisyphusse brauchten keine überflüssige Arbeit zu verschwenden. Allmählich kommt man nun zu einem besse ren und geschmackvolleren Verfahren, das einerseits die Konzentra tion der großen wissenschaftlichen Ausgaben fördert, andrerseits dem nicht für Philologische Expeditionen ausgerüsteten Leser nicht seinen Büchereikomsort nimmt. (Von den unbedenklichen Ausgaben, die sich damit begnügen, einen schlechten Text neu zu drucken, soll hier nicht die Rede sein, sie sind durchaus nicht sehr selten.) Als das Beispiel einer guten Handausgabe ist von neuerschienenen Ge samtausgaben zu rühmen: Clemens Brentano, Gesam melte Werke. Herausgegeben von Heinz Amelung und Karl Viötor. Frankfurter Verlagsanstalt A.-G., Franksurt a. M. 1 923. In ihren vier Bänden hat man in bequemer Art Brentanos lebensfrischefte Schriften zusammen, die gefällige Ausstattung repräsentiert ebenso «inen guten Biblio theksbuchstil, wie sie den Leser gewinnt; die Herausgeber machen von ihrer Editorentechnik nicht viel Wesens, sondern begnügen sich mit den auf wissenschaftlicher Grundlage bestimmten Resultaten der Tcxtfassung, ihre Einleitungen sind knappe Wegweiser für den Leser; kürz und gut, der Dichter Brentano erscheint nicht in den Schleiern einer literarhistorischen, seine Werke erscheinen nicht in denen einer philologischen Problematik, sondern er spricht selbst, ohne einen stän digen Interpreten an seiner Seite zu haben, der ihm schicklich und unschicklich ins Wort fällt. Die Bildbeilagen bringen in gelungener Ausführung manches kenncnswerte Neue. Man muß dieser hüb schen Ausgabe zugcstehen, daß sic ein Bedürfnis erfüllt, um so mehr, als die endgültige Gesamtausgabe sämtlicher Schriften Brentanos (früher Georg Müller Verlag, jetzt Propyläen-Verlag, Berlin) seit Jahren ins Stockdn geraten ist. Dafür entschädigte uns der Propy- läen-Verlag durch den Abschluß zweier anderer Gesamtausgaben, die ähnlich wie die Frankfurter Brentano-Ausgabe sich an den ge nießenden Leser, nicht an den Literarhistoriker wenden, die aber auch nicht diejenige Textfürsorge verwässert lassen, die der genießende Leser immer voraussetzen will. Auf beide Ausgaben ist bereits srii-- her hier hingewiesen worden. Der abschließende, siebente Band von Bettina von Arnims Sämtlichen Werken. Heraus gegeben mit Benutzung ungedruckten Materials von Waldemar Oehlke. Propyläen-Verlag, Ber lin 19 22, mit einer Anzahl Inedita, vervollständigt den Bild schmuck der früheren Bände noch weiter, sodaß diese Gesamtaus gabe auch in ikonographischer Hinsicht zu einer annähernden Voll ständigkeit gelangt sein dürfte. Und da sie die einzige erreichbare Gesamtausgabe (denn die erste sogenannte, aus den Einzelausgaben gebildete Gesamtausgabe ist recht selten) der Schriften einer bedeu tenden deutschen literarischen Persönlichkeit des lg. Jahrhunderts ist, die neben Annette von Droste-Hülshoff die weibliche Genialität in der deutschen Schrifttumsgeschichte dieses Jahrhunderts ver körperte, darf die Geltung dieser Ausgabe über den Selbstwert der 1281
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