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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1900
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- Deutsch
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6112 Nichtamtlicher Teil. 191, 18. August 1900. der Sortimenter ist der Antiquar genötigt, Kaufmann zu sein, ist doch die Ware, die er sein nennt, bar bezahlt; bedingten Bezug oder Rücksendung unverkäuflicher Waren kennt er nicht. So ist das Ideal eines Antiquars: Gelehrter und Kaufmann zugleich, ein Ideal, dem sich zu nähern wenigstens jeder, der sich diesem Geschäftszweige widmet, versuchen sollte. Eine Geschichte des Antiquariats mit einer Lebens beschreibung hervorragender Fachleute wäre ein dankenswertes und interessantes Beginnen; wird sie je geschrieben werden? Ich kenne nur zwei Männer, die, wenn sie sich zusammeu- thäten, das Werk leisten könnten. Es sind dies vr. Albrecht Kirchhofs und Albert Cohn, beide hervorragende Fachleute, beide mit geschichtlichem Sinn und schriftstellerisch begabt, beide langjährig in Praxis und Theorie bewandert Da aber beide Männer schon in höherem Alter stehen, wird man kaum an sie diese Zumutung richten dürfen und wir werden vorläufig auf diese Geschichte verzichten müssen. Fehlt uns eine Geschichte des Antiquariats, so haben wir ebensowenig Bücher über seine Theorie und Praxis. Mir ist nur ein kleines, im Jahre 1884 erschienenes Buch von Max Weg*) bekannt, das, ohne systematisch die Materie zu ordnen oder ihren Inhalt erschöpfen zu wollen, in anmutiger Plauderei das Wesentlichste bringt und prophetische Blicke in die Zukunft des Antiquariats wirft, es als die Betriebsform des wissenschaftlichen Zukunstsbuchhandels feiernd. Ueber das Erscheinen dieses Büchleins sind nun sechzehn Jahre hinweg gegangen, manche in demselben niedergelegte Voraussagung hat sich erfüllt, das wissenschaftliche Antiquariat hat immer mehr die wissenschaftliche Versorgung im großen Stile über nommen, ein ausführliches Lehrbuch des Antiquariats fehlt aber noch immer. Um so dankbarer mag man es begrüßen, daß Herr Franz Unger nunmehr den Versuch gemacht hat, eine »Praxis des wissenschaftlichen Antiquariats«**) zu schreiben. Im Vorwort beklagt der Verfasser, daß es keine Lite ratur über das wissenschaftliche Antiquariat gebe, außer seinen eigenen Artikeln in der »Zeitschrift für Bücherfreunde« — das Wegsche Büchlein scheint dem Verfasser unbekannt geblieben zu sein —, und hofft deshalb auf freundliche Auf nahme seiner Arbeit. Eine solche ist im Interesse aller dem Verfasser gewiß zu wünschen, wenn man auch an dem Buche manche Ausstellungen machen kann. Das Buch ist systema tisch in dreizehn Kapitel gegliedert, die besprechen: Die Arbeiten des Antiquars. Der Einkauf. Die Preisbestimmung. Die Inkunabeln und Handschriften. Der Zettel-Katalog. Der Antiquariats-Katalog. Die Bücher-Auktion. Was der Anti quar vou der Buchdruckerkunst wissen muß. Ordnung und Instandhaltung des Lagers. Das Schaufenster. Das Buch händler-Börsenblatt. Die Buchführung. Die Nebendisciplinen, denen sich ein Anhang: Die bedeutendsten Antiquariate der Gegenwart anschließt. Mit dieser Anordnung des Stoffes dürfte man sich einverstanden erklären können, ob aber mit der Behandlung der einzelnen Kapitel wird davon abhängen, wen man sich als Leser, bezw. Benutzer des Buches denkt. Nimmt inan als Benutzer des Buches Buchhändler an, die nicht Antiquare sind, aber sich einen ungefähren Ueberblick über das Antiquariat verschaffen wollen, so ivird das Buch sicherlich Nutzen stiften können, für den Antiquar aber, den lernenden ebenso wie für den vorgeschrittenen, bringt das Buch teils zu viel, teils zu wenig, jedenfalls genügt es nicht, jemanden zuni Antiquar heranzubilden. Es scheint, als ob *) Das deutsche wissenschaftliche Antiquariat von Max Weg. Einzelabdruck aus -Starke, Wie ich den Buchhandel erlernte-, kl. 8". Leipzig 1884, Carl Rühle. 22 S. **) Die Praxis des wissenschaftlichen Antiquariats von Franz Unger (München). 8°. Leipzig 1900, Walther Fiedler. 122 S. Lwd. 3 ^ 50 no. bar. der Verfasser nur wenige Antiquariate, oder wenigstens wenige wirklich große und gut geleitete kennen gelernt hat, und so sind seine Ratschläge sehr häufig nur auf kleine Ver hältnisse zugeschnitteu und auf größere einfach nicht an wendbar. Wenn der Verfasser auf Seite 8 und 9 als Arbeiten des Antiquars anführt, daß ein Neuling sich die ersten Tage mit dem Vergleichen der Zettel mit den Büchern beschäftigen kann, so ist derartiges doch nur bei ganz kleinem Betriebe denkbar, denn welches einigermaßen bedeutende Antiquariat wird, noch dazu einein Neuling, seine Zettel zu einem der artigen Versuche anvertrauen, abgesehen davon, daß eine so zeitraubende Manipulation schon deshalb nicht vorgenommen werden kann, weil die Bücher, solange der »Nbuling« operiert, nicht aufzufinden sind. Schränkt auch der Verfasser seinen Vorschlag selbst ein, indem er zugiebt, daß diese Art, sich mit dem Lager vertraut zu machen, nicht immer durch führbar sei, so ist der Vorschlag an sich charakteristisch genug. Ebensowenig ist in Geschäften, die Bibliotheken kaufen, die Auszeichnung der einzelnen Bücher durchzuführen, oder wenn sie wirklich durchgeführt wird, ist sie eine durchaus nutzlose Zeitverschwendung, da der Aufuahmezettel ja alles Wesentliche enthält, und es eisernes Gesetz in jedem Antiquariate sein sollte, kein Buch aus dem Lager zu entfernen, ohne den Zettel zugleich herauszunehmeu. Die Ratschläge des Verfassers beim Einkauf sind mit großer Vorsicht aufzunehmen. Auf Seite 18 rät er, einem Verkäufer, der wenig verlangt, vorerst noch weniger zu bieten, da sonst der Verkäufer glauben würde, über vorteilt zu sein. Mag die Begründung eine richtige sein oder nicht, jedenfalls spricht meine Erfahrung dafür, daß der wirkliche Antiquar nur notgedrungen zum Handeln und Feilschen sich herbeilassen wird. Er wird sich freuen, wenn ein Preis, den er zahlen kann, verlangt wird und wird ihn zahlen, selbst auf die Gefahr hin, daß sich der Verkäufer nachher für übervorteilt hält. Noch weniger wird der wirk liche Antiquar sich mit dem auf Seite 20 gegebenen Rate befreunden können, bei Angeboten »schwerer, d. h. streng wissenschaftlicher Werke, über deren eigentlichen Wert man sich nicht ganz klar ist,« den Verkäufer hinzuhalten und den Wert durch ein Angebot im Börsenblatt zu erkunden. Ein Antiquar soll eben verstehen, über den Wert auch eines Buches, das er nicht kennt, sich klar zu werden und nicht durch die Eselsbrücke eines Angebotes oder Gesuches im Börsen blatt seine Unfähigkeit darlegen. Das Kapitel über die Preisbestimmung kann als ein recht gelungenes gelten. Der Verfasser macht auf alle Momente aufmerksam, die geeignet sind, den Preis eines Buches zu bestimmen oder zu beeinflussen. Nur die Betonung des Ge brauches fremder Kataloge zu diesem Zwecke hätte ich etwas weniger stark gewünscht. Nicht etwa aus Moralität oder unangebrachtem Stolz, sondern weil erfahrungsgemäß die Ausbeute eine sehr geringe und noch dazu sehr fragwürdige ist und nur ein gewiegter Antiquar im staude ist, richtiges von falschem zu unterscheiden. Auch hier dürfte zu sagen sein, daß in größeren Geschäften zu einer derartigen Weise der Taxierung außerdem die Zeit fehlen dürfte. Dagegen hätten die Handbücher für den Antiquar in etwas reichlicherer Zahl und die citicrten in etwas bibliographisch genauerer Form citiert werden müssen, und Fehler, wie Lorenz, Oats,- logus Akvörals (statt Zsosral), Hains Repertitorium (statt Repertorium, ein Fehler, der sich auf Seite 38 wiederholt) und andere in einem dem Antiquariat gewidmeten Werke vermieden werden sollen; Panzer, Register (es sind doch die Annalen, bezw. die Annales gemeint?) kann wohl kaum als Spezial-Bibliographie bezeichnet werden. Nachdem nun der Verfasser versucht hat, alle die Momente zusammenzufassen, die die Preisbestimmung eines Buches beeinflussen, schwächt er seine eigenen Ausführungen ab, indem er zum Schluß keinen
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