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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1906
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 8073 .L 198, 27. August 1906. Kräften für den Kunstholzschnitt ausgestattet. Es ist in erster Linie das Verdienst vr. Felix Webers, daß der Holz schnitt der rJllustrirten Zeitung« in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts einen hohen Aufschwung nahm und bis heute Leistungen aufzuweisen hat, die auch nach dem Urteil der Künstler als mustergültig zu bezeichnen sind. Um dem Druck der Zeitung wie der Verlagswerke mehr Sorgfalt zuwenden zu können, erbaute vr. Weber im Jahre 1896 eine größere, mit den neuesten Maschinen ausgerüstete Buchdruckerei, in deren obern Stockwerken das Verlags geschäft, das Xrflographische Institut und die ebenfalls von vr. Weber neubegründete Galvanoplastische Anstalt unter gebracht sind. Für die Redaktion und die dem weitver zweigten Unternehmen angegliederte chemigraphische Ab teilung wurde später ein Anbau errichtet. Den neu auf gekommenen chemigraphischen Vervielfältigungsverfahren und dem autotppischen Farbendruck war in der »Jllustrirten Zeitung« schon vorher ein immer breiterer Raum zugewiesen worden. Im Jahre 1896 trat der Neffe des Entschlafenen, Johann Jakob Weber, nach sorgfältiger Ausbildung in das Geschäft ein und widmete sich, zunächst unter Leitung seines Onkels, später als Mitchef der Firma, mit regstem Eifer der Leitung der Buchdruckerei und dem Verlag. Leider wurde der Reichbegabte durch einen allzu frühen Tod den Seinen und dem Geschäft entrissen. Die durch diesen Todesfall noch vermehrte Arbeitslast bewältigte vr. Weber, obwohl schon damals krank, mit eiserner Energie. Erholung suchte und fand der viel in Anspruch Genommene als großer Freund der Natur und der Bergwell alljährlich für wenige Wochen in den Alpen. Auch auf seinem schönen Landsitz in Naun hof bei Leipzig weilte er gern und suchte ihn auf, sobald er sich eine kurze Zeit der Ruhe gönnen durfte. In seinen Mußestunden war vr. Weber auch schriftstellerisch tätig. Seine rGastronomischen Bilder« sind bereits in zwei Auf lagen erschienen. Mit welchem Ernst und Eifer, mit welcher Unermüd lichkeit und Selbstverleugnung vr. Weber seiner geschäftlichen Tätigkeit oblag, geht schon daraus hervor, daß ihn sein schweres Leiden nicht hindern konnte, sich bis kurz vor seinem Hingange mit Berufsangelegenheiten zu befassen. Ein Mann mit den edelsten Charaktereigenschaften, dabei von seltener Anspruchslosigkeit und Bescheidenheit, seinen An gestellten ein humaner Fürsorger und den Armen ein uner müdlicher Wohltäter, hat der Dahingeschiedene bei allen, die ihn gekannt haben, in hohen Ehren gestanden. Das umfangreiche Geschäftsunternehmen, das haupt sächlich der Tatkraft, Energie und Umsicht vr. Webers sein Aufblühen verdankt, wird von seinem Neffen Horst Weber und seinen beiden Söhnen Wolfgang und Siegfried im Sinne des Dahingeschiedenen fortgeführt. * » * Die Trauerfeierlichkeit für den verstorbenen Herrn Or. plnl. Felix Weber fand am 23. August mittags 12 Uhr in der Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbehauses statt. Inmitten eines Palmenhains, umgeben von reichem Blumen schmuck, war der Sarg des Entschlafenen zu Füßen des Guten- becg-Monuments aufgebahrt. Mit den Vereinsfahnen waren Abge ordnete des Vereins Leipziger Buchdruckereibesitzer, der studentischen Verbindung Grimensia, der der Dahingeschiedene angehört hatte, und des Gesangvereins der Firma I. I. Weber erschienen und hatten zu seiten des Katafalks Aufstellung genommen. Viele kost bare Kranzspenden waren auch von Geschäftsfreunden und Vereinen, unter anderm vom Allgemeinen Deutschen Buchhandlungs-Gehilfen- Verband, dem Verstorbenen gewidmet. Sehr zahlreich waren mit den nächsten Leidtragenden die Freunde des Verstorbenen und der Weberschen Familie erschienen; aus Berlin und Paris waren Vertreter und Mitarbeiter der »Jllustrirten Zeitung« herbeigeeilt, das Personal des Geschäfts war wohl vollzählig ver treten, kurz, eine hochansehnliche Gemeinde war versammelt, um in würdiger Trauerfeier von dem verehrten Toten Abschied zu nehmen. Nach einem Orgelvorspiel intonierte der I. I. Webersche Gesangverein den Choral: -Lasset ab von Traurigkeit», worauf Herr Pfarrer Ovr. Mehlhorn von der Leipziger evangelisch reformierten Gemeinde die Trauerrede hielt. Er legte ihr die Worte aus dem Evangelium Johannis, Kapitel 9, Vers 4 unter: -Ich muß wirken die Werke deß, der mich gesandt hat, so lange es Tag ist; cs kommt die Nacht, da niemand wirken kann- und gab in liebevollen, tiefempfundenen Worten ein getreues Charakter bild des trefflichen Mannes. Als vor kaum vier Monaten, so be gann der Geistliche, an derselben Stelle, wo wir heute stehen, um ein junges Leben, dem zu früh dahingeschiedenen Johann Jakob Weber, geklagt wurde, da war der jetzt Verewigte noch unter den Leidtragenden, aber selbst schon ein dem Tode Geweihter. Nun ist auch für ihn die Nacht gekommen, da niemand mehr wirken kann. Aber bis sie ihre dunkelsten Schatten auf ihn warf, hat er dem Grundsatz des Heilands die Treue gehalten: »Ich muß wirken, so 'lange es Tag ist«, hat er das sittliche Mutz unbeirrbaren Pflichtgefühls und eisernen Fleißes erfüllt. Von Hause aus dem Gelehrtenberuf zuneigend, hat er dem Wunsche seines Vaters gemäß wie seine beiden älteren Brüder seine Kraft der vom Vater gegründeten Firma gewidmet und auch auf diesem Felde reiche Gelegenheit zur Verwertung seiner reichen Geistesgaben, seiner umfassenden Bildung gefunden. 36 Jahre seines Lebens hat er sich dieser Aufgabe geweiht, sieben Jahre nach dem allzufrühen Tode der Brüder allein an der Spitze des großen Betriebes gestanden, bis jüngere Kräfte, eigene Söhne und Bruderssöhne nach und nach zu seinen Helfern heran wuchsen. Aber auch dann noch hat er seine volle Arbeitskraft den geschäftlichen Unternehmungen geopfert und sich, zum Leidwesen der treuen Gattin, die notwendige Zeit der Er holung nur allzu knapp bemessen; und als schon schwere Krankheit seine Kraft gebrochen, ist er noch immer von seinem freundlichen Landsitz in die Stadt hereingekommen an die Stätte der Arbeit. Als auch dies nicht mehr möglich war, hat sein Geist sich noch immer mit der Arbeit beschäftigt, und seine letzten Federzüge haben Akten hochherziger Fürsorge ge dient. Was aus dem großen Hause hervorging, dem der Ent schlafene Vorstand, das diente nicht dem Geiste einer entarteten Geistesrichtung: Katechismen für alle Zweige des Wissens, eine angesehene Zeitschrift, die allwöchentlich Unterhaltung, Be lehrung und Kunstgenuß bietet, diese beiden Erscheinungen allein schon geben Zeugnis von dem Wirken des Entschlafenen. So wurde seine Tätigkeit als im Dienste echter Geisteskultur ein gottgewolltes Wirken. Jede Einseitigkeit und Parteilichkeit suchte er sorgsam zu vermeiden. Sein klarer Sinn ließ die Stürmer und Dränger neuer Richtungen nicht zu Worte kommen, er zog strenge Sachlichkeit der prickelnden Form ohne Schwanken vor, so daß seine Vor sicht manchem überzeugten Vorkämpfer einer bestimmten An schauungsweise oft etwas zu weitgehend erscheinen mochte. Bei seinen hohen Geisteseigenschasten war er auch voll warmer Menschlichkeit, von großer Bescheidenheit und durchaus humaner Gesinnung auch gegenüber dem Geringsten seines Unternehmens. Wie schön das Verhältnis zwischen dem Toten und seiner großen Arbeitsgemeinschaft gewesen ist, das beweisen die Nachrufe, die ihm gewidmet worden sind. Felix Weber hatte ein Herz für das Wohl der großen Schar, an deren Spitze er tätig war. Bis in die fernsten Weltteile wird sein Name mit Ehren genannt. Auch bildete der Verstorbene den Mittelpunkt eines großen Familien kreises, in dem er mit großer Liebe beratend und belehrend, er ziehend und erheiternd wirkte. Dazu übte er stille Barmherzigkeit, wo er nur konnte. — Unter .trostvollen Worten für die Hinter bliebenen schloß der Geistliche mit Gebet und Segen seine Trauerrede. Im Namen der Angestellten des Hauses rief der Prokurist Herr Oscar Ranft dem dahingeschiedenen verehrten Führer herzliche Worte des Dankes nach. Er rühmte die vornehme Art der Geschäftsführung des Verstorbenen, seine humane Gesinnung, seine unverdrossene Arbeitssreudigkeit und fand warme Worte, um die tiefe Verehrung und Hochschätzung auszudrücken, die alle seine Mitarbeiter ihm entgegengebracht haben. Sein hohes Pflicht gefühl sei allen Angestellten ein Ansporn und leuchtendes Vorbild gewesen und solle es auch in Zukunft bleiben. Für die Berliner Mitarbeiter und Freunde des HauseB 1062 Börsenblatt für den Dcutichcn Buchhandel. 73. ltabraano.
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