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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1906
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- Deutsch
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8184 Mchtamtlicher Teil 201, 30. August 1906. aber unterschätze man nicht, was der Besitz einer Bibliothek für ein Dorf bedeutet. So schön die Mitbenutzung einer Wanderbibliothek ist, so werden doch die Bücher mit besonderem Stolz betrachtet und gelesen, die selbständiger Besitz des Dorfes sind — wie die anderen Ge meindeeinrichtungen: Gemeindehutungen, Gemeindewiesen, Gemeindeschulen usw.« Deshalb soll auch, wenn irgend möglich, die Gemeinde vertretung veranlaßt werden, die Bibliothek zu übernehmen, und ihr wenigstens die Sorge für die Unterhaltung und Er neuerung auferlegt werden. Abgesehen von den staatlichen Aufwendungen — Preußen 70 000 Sachsen 20 000 — für dörfliche Büchereien, haben auch gemeinnützige Gesellschaften sich ihrer Förderung angenommen. So hat die Gesellschaft für Volks bildung die Volksbibliotheken auf dem Lande seit 30 Jahren unterstützt; sie hat im letzten Berichtsjahre 89 620 Bände an 4191 Volksbibliotheken abgegeben, der Zentralverein für Gründung von Volksbibliotheken im Jahre 1905 100 712 Bände, der Borromäus - Verein im letzten Berichtsjahre für etwa 150 000 ^ an 2877 Volksbibliotheken verteilt; mehrere andre Gesellschaften wirken in ähnlicher Weise. Verschiedene Zeitschriften widmen sich dem Volks bibliothekswesen. So die »Volksbildung« der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, die »Monatshefte der Comeniusgesellschaft«, die katholischen »Borromäus-Blätter«, das »Zentralblatt für Volksbildungswesen«, zum Teil auch das Sohnreysche »Land«, die wichtigste, die »Blätter für Volksbibliotheken und Lesehallen«, begründet von dem Ober bibliothekar v,. Armin Gräsel in Güttingen, jetzt heraus gegeben von dem Direktor der Landesbibliothek in Wies baden Prof. vr. Liesegang. vr. Schultze schließt seine interessante Darlegung mit der Erwartung, daß, wenn das dörfliche Volksbibliotheks wesen von wirklicher Vollkommenheit auch noch weit ent fernt ist, vielmehr selbst bescheidenen Ansprüchen nur hier und da genügt, doch zu hoffen ist, daß der schöne Eifer, mit dem in den letzten zehn Jahren von so verschiedenen Seiten an seiner Entwicklung gearbeitet wurde, nicht erkaltet, und daß wir in abermals zehn Jahren dem Ziel, daß in jedem deutschen Dorfe eine Volksbibliothek vorhanden ist, recht nahe gekommen sein werden. * » * Am 7. und 8. Juni hat die 7. Versammlung Deutscher Bibliothekare im preußischen Abgeordnetenhause zu Berlin ge tagt. In seinem Jahresbericht*) hat der Vorsitzende, Herr Ge heimrat Schwenke, wiederum die Unzulänglichkeit der Vermeh rungsetats der Bibliotheken beklagt. Inzwischen sei die Ra battfrage akut geworden, »und ihre mutmaßliche Entscheidung wird die Kaufkraft mindestens der norddeutschen Bibliotheken noch mehr einschränken. Indessen ist diese Verteuerung der laufenden Erscheinungen des deutschen Büchermarktes noch nicht so bedeutend gegenüber der Erscheinung, die im Laufe dieses Jahres mehr als je hervorgetreten ist, gegenüber der enormen Preissteigerung der älteren seltenen oder sonst ge suchten Bücher Preise, die sich früher nur in den Katalogen einzelner Handlungen fanden, sind jetzt ganz allgemein geworden, und was noch schlimmer ist, man hat bei uns angefangen, nach Art der Engländer und Franzosen Auktionen zu veranstalten, die das sport mäßige Erreichen von Rekordpreisen geradezu herausfordern. Bei der Ohnmacht der deutschen Bibliotheken, hier zu konkurrieren, geht ein großer Teil der älteren wertvollen Literatur ins Ausland.« Diese Klage ist nur zu begründet, *) Zentralblatt für Bibliothekswesen. Leipzig, Otto Harrasso- nntz. LXIII. Jahrgang, 7. u. 8. Heft, S. 291 u. folg. sie kommt aber etwas zu spät. Hätten die Bibliotheken vor 30 Jahren angefangen, ihre Lücken auszufüllen, so wäre dies mit unverhältnismäßig geringeren Opfern möglich gewesen. Jetzt ist es wahrscheinlich überhaupt unmöglich. Damals, als die Produktion an Neuerscheinungen erheblich geringer war, wären auch die Mittel zu schaffen gewesen. So waren den deutschen Bibliotheken aber immer die Preise zu hoch, und sie haben gewartet, bis sie unerschwinglich waren. In dem Fache der Volkswirtschaft z. B. waren die Hauptwerke der deutschen, englischen, französischen Literatur vor 10—20 Jahren in Deutschland zu mäßigen Preisen zu haben; in dieser Zeit haben Männer wie Menger u. a. ihre kostbaren Bibliotheken zu mäßigen Preisen gesammelt. Haben die deutschen Bibliotheken das gleiche getan? Ich glaube nicht. Abgesehen von den durch ein paar deutsche Sammler für Deutschland geretteten Schätzen sind alle diese Bücher ins Ausland gegangen und sind heute, wenn überhaupt, nur noch zu ganz unverhältnismäßig höheren Preisen zu haben. Der Bericht sagt selbst: »Nach den Angaben eines Antiquars, in die ich keinen Zweifel setze, kommen auf 25 000 ^ Aufträge aus dem Auslande höchstens 2000 aus dem Inlands, von Sammlern und Bibliotheken . . . .« Und so ist es früher ebenfalls gewesen, nur mit dem Unterschiede, daß früher die Mittel leichter zu erschwingen waren als jetzt. Herr Geheimrat Schwenke erwartet nicht, daß genügende Mittel aus Staats- und anderen öffentlichen Fonds be willigt werden. »Wollen wir zum Ziele kommen, so müssen wir uns an die Freigebigkeit derer wenden, welche bereit sind, ihre privaten Mittel in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Wir können keinen deutschen Carnegie erwarten, aber spendensfrohe Leute gibt es auch bei uns. Es sind im vergangenen Jahre rühmliche Beispiele dafür zu verzeichnen gewesen. Ich erinnere an das Testament des Buchhändlers Albert Cohn, der sein Vermögen von 600 000 der Stadt Berlin für Bibliothekszwecke hinterlassen hat. . . . Hier in Berlin hat ein Verlagsbuchhändler der Königlichen Bibliothek 3000 ^ zur Erwerbung einiger Donatblätter in der ältesten Gutenbergtype zur Verfügung gestellt, und glänzende Bei spiele von Freigebigkeit habe ich erfahren, als ich kürzlich einen Aufruf versandte, um das zum Verkauf ausgebotene Psalterium von 1459 vor dem Verkauf nach Amerika zu bewahren.« Wünschen und hoffen wir, daß den Bibliotheken recht reichliche Mittel aus öffentlichen wie privaten Quellen zufließen, damit die Lücken unserer Büchereien ausgefüllt werden, ehe es zu spät ist! In demselben Heft des »Zentralblatts für Bibliotheks wesen« finden sich »Über offizielle Drucksachen« zwei Referate von vr. Maas (S. 304 u. ff.) und Professor vr. Wolfsticg (S. 316 u. ff.), die beide der größten Aufmerksam keit empfohlen seien. Sehr häufig werden Ansprüche um Beschaffung offizieller Drucksachen an den Buchhändler ge stellt, und es ist schon deswegen die Kenntnis der dabei obwaltenden Verhältnisse sehr erwünscht. Eine Zusammen stellung, wie sie Professor Wolfstieg gemacht hat, existiert meines Wissens noch nicht und ist nur dadurch möglich ge worden, daß er sich mit einem Fragebogen direkt an die betreffenden Stellen gewandt hat und diese Antworten vermöge seiner Stellung als Bibliothekar des Abgeordneten hauses auch erhalten hat. Die beiden Herren Referenten hatten die Arbeit derartig untereinander geteilt, daß Herrn vr. Maas' Bericht »die Entwicklung eines Programms bietet, wie diese von amerikanischer Seite mit Recht als vsxsä qusstiov bezeichnet^ Angelegenheit im Reiche wie in den Bundesstaaten etwa einheitlich geordnet werden könnte«, während Herr Professor Wolfstieg es übernommen hat, die tatsächlichen Zustände in den einzelnen Staaten und Städten darzustellen.
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