Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.04.1897
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1897-04-29
- Erscheinungsdatum
- 29.04.1897
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18970429
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189704299
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18970429
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-29
- Monat1897-04
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
97, 29. April 1897. Nichtamtlicher Teil. 3149 Nichtamtlicher Teil. Unsere Schulprogramme. Mit Ausnahme verhältnismäßig weniger lassen die deutschen und österreichischen Schulanstalten höherer, hoher und mittlerer Stufe, die Gymnasien, Realgymnasien, Realschulen, höheren Ge werbeschulen u. a. m. zu Ostern ihre Schulnachrichten erscheinen, für die sich im Lause der Zeiten das Wort -Programme-, obwohl mit Unrecht, eingebürgert hat. Das Wort Programm bedeutet ja doch eigentlich die den Schulnachrichten vorausgeschickte gelehrte Abhandlung, und wenn wir Programme aus den ersten Jahren dieses und erst recht solche aus dem vorigen Jahrhundert ansehen, so finden wir von zehn Seiten derselben nur etwa eine mit Schul- uachrichten angesüllt, nämlich mit dem Verzeichnis der die Anstalt verlassenden Schüler. Es geschah also mit Fug und Recht, daß man derartige Veröffentlichungen -Programme« nannte, die haupt sächlich gelehrte Lebenszeichen der betreffenden Rektoren waren. Aber wie steht es jetzt mit dieser Litteraturgattung? Sie ist in manchen Beziehungen für viele, die mit ihr zu thun haben, eine Plage geworden, und zu diesen sind ebensowohl Verleger, als Sortimenter und Antiquare, ebensowohl Berufsbibliothekare, als Schulbibliothekare zu rechnen. Früher wurde das Programm des gelehrten Rektors T. als solches und als seines herausgegeben, und wenn es heute von einem Buchhändler verlangt wird, so geschieht es eben unter seinem Namen, und der Antiquar weiß es unter diesem aufzutreiben; aber heutzutage, wo die Litteraturberichte für alle möglichen Wissenschaften an der Tagesordnung sind, wo der Bibliograph jährlich an die hundert, wenn nicht Hunderte von Schulschristen aus einer einzelnen Wissenschaft zu verzeichnen findet, da ist das Besorgen von einzelnen sogenannten Programmen für den Sortimenter und das Ausfinden der Titel in Bibliotheken leider sehr oft nicht so einfach, ja oftmals überhaupt unmöglich, weil mancherlei zur Erschwerung des Geschäftes zusammenwirkt. lieber den Zweck und die Bedeutung der ganzen Einrichtung des Herausgebens der Schuljahresberichte sind sich offenbar manche zunächst beteiligte Personen gar nicht klar, vielleicht betrachten auch sie das Herausgeben als eine Plage und bemühen sich deshalb nur wenig um das Aeußere wie das Innere ihrer jährlichen Veröffent lichungen. Wenn es bei höheren Schulen, (deren Lehrer durchgängig, wenn auch manchmal nur 4 Semester auf einer Universität studiert haben und auf das Prädikat -wissenschaftlich gebildet-, wenn nicht -gelehrt- Anspruch machen können,) Gebrauch und zwar von seiten der Regierungen, nicht freiwillig von vielleicht schreibwütigen oder ehrgeizigen Lehrern aufrcchterhaltener Gebrauch ist, daß ein Mit glied der Lehrerschaft und nicht etwa der Rektor oder der Direktor allein alljährlich eine Programmabhandlung zu veröffentlichen hat, dann, so sollte man meinen, wäre es eigentlich Pflicht, diese Arbeiten auch äußerlich so zu gestalten, daß sie von der wissen schaftlichen Welt wie jedes andere Druckwerk gefunden und benutzt werden könnten. Dem ist aber nicht so, das Ausfinden von Schulprogrammen in Vibliographieen ist mit Zeitaufwand, das Verschaffen derselben meist mit unverhältnismäßigen Kosten verknüpft. Anstatt zu ver fahren, wie es die bayrischen Gelehrtenschulen wohl allgemein thun, nämlich die Abhandlungen in Buchform mit wirklichen, buch mäßigen, den Inhalt verkündenden Titeln und getrennt von den Schulnachrichten erscheinen zu lassen, und sie aus diese Weise dem Buchhandel und der Bibliographie zugänglich zu machen, geben viele Rektoren und Direktoren seit Jahren Anlaß zu Seufzen und Klagen, indem sie die, meist mit den Schulnachrichten fortlaufend paginierten Programme bibliographisch mißhandeln. Kaum kann man das anders bezeichnen, was ein Aussatz R. Wagners in den Jahrbüchern für klassische Philologie und Pädagogik Jahrgang 66. Band 153 und 154. Seite 377—383, und vor ihm E. Förstemann in derselben Zeitschrift Jahrgang 50. Band 120. Seite 350—353, auch L. tzellwig ebenda Seite 354—357, sei es über die Titel, sei es über die Einrichtung der Schuljahresberichte anführen; aber beide Verfasser haben zusammen noch nicht einmal alle bei dieser Litteraturgattung vorkommenden bibliographischen Sünden aus geführt. Wagner schreibt letztere dem Umstande zu, daß man an vielen Orten kein Gefühl dafür zu haben scheine, daß, sobald eine Ab handlung beigegeben wird, das Programm Über die lokale Bedeu tung der Schulnachrichten hinauswächst und sich der allgemeinen wissenschaftlichen Litteratur einzugliedern hat. Ganz richtig — aber wozu soll der gelehrte Benutzer einer Programmabhandlung den Ballast der Schulnachrichten mit in den Kauf nehmen, während umgekehrt eine Familie und der Schüler sich um den Inhalt der gelehrten Beigaben nicht kümmern? Wagner meint, es könne nicht schaden, wenn der Schüler einsehe, daß sein Lehrer mehr könne, als ihm awo und beizubringen: aber dies ließe sich wohl auch auf andere und weniger umständliche Weise erreichen, und daß Vierundsechzlgsleö Jahrgang. Lehrer der höheren Schulen, auch wenn sie noch kein Programm geschrieben haben, den Schülern als höhere Wesen imponieren, geht doch daraus hervor, daß sie jeden jungen Lehrer, wenn er auch nicht promoviert hat, -Herr Doktor- anreden, also, ganz wie das große, unerfahrene und zum Teil ungebildete Publikum, jeden für etwas Höheres ansehen, der sich mit Hilse einer manchmal ziemlich wertlosen Arbeit und einigen Hundert Mark Kosten den Titel eines vr. xdil. verschafft hat. Nein, JmponierungSmittel sollen die Programme nun und nimmermehr, aber als wissenschaftliche Erzeugnisse sollen sie wie ihresgleichen angethan sein. Das ist nun nicht der Fall, sobald sich in einige wenige Seiten sogar mehrere Kollegen verschiedener Fächer teilen, man also den Anschein erhält, als ob Mangel an Stoff vor handen gewesen wäre. Umgekehrt merkt man doch die Absicht, nur zu füllen und andern Kollegen einige Jahre Ruhe zu verschaffen, wenn eine gelehrte Arbeit von vielen Bogen sich durch eine ganze An zahl von Jahren hinzieht. Ihr Verfasser wird womöglich noch dazu versetzt, und die Fortsetzung der Arbeit erscheint dann als Pro gramm einer anderen Schule als der Anfang, manchmal auch gar nicht; es ist aber auch vorgekommen, daß überhaupt nur ein zweiter Teil als Programm erschien, der erste als Inauguraldissertation. Dergleichen wird keinem Vater eines Schülers Respekt einflößen, denn vom Inhalt vorhergegangener Stücke der Arbeit weiß er nichts mehr oder überhaupt nichts und legt Programm mit Schul nachrichten zur übrigen Makulatur, so gut wie Zeitungen, Geschäfts anzeigen u. dgl. Daß der Raum, die dem Verfasser einer wissenschaftlichen Abhand lung zur Verfügung gestellte Bogenzahl, eigentlich in einem richtigen Verhältnis zur Fülle des Stoffes stehen sollte, verdient eigentlich keine besondere Erwähnung, aber auch diese Regel wird oft nicht beachtet, bez. kann nicht berücksichtigt werden, weil die Schulnachrichten mit Rektorenreden oder Beschreibungen und Abbildungen neuer Schulge bäude durch einen Baumeister, oder Abdruck behördlicher Verfügungen zu viel Raum und Druckkosten beanspruchen. Diese Beigaben werden bestimmt am Orte der Schule wenigstens mit Aufmerksamkeit gelesen, die wegen Raummangels beschnittene gelehrte Abhandlung wird es nicht, gleichwohl müssen an jeder Stelle, die die Programme durch den Teubnerschen Programmaustausch bezieht, und die ge wissenhaft verfahren läßt, auch diese Beigaben so katalogisiert werden, als sei an ihrer Stelle eine hochwichtige wissenschaftliche Frage gelöst worden. Aber dieses Katalogisieren hat eben seine Schwierigkeiten. Denn wenn es unter Buchhändlern und Biblio thekaren manche giebt, die nicht wissen, wie Kataloge möglichst vorteilhaft einzurichten sind, so giebt es unter den Schul, bibliothekarcn erst recht solche, die nicht verstehen mit den Schul programmen leicht fertig zu werden, und das ist doch möglich, auch wenn man nicht aus Bequemlichkeit auf einen beliebigen Teil derselben verzichtet. Als erste Bedingung ist allerdings dabei an zusehen, daß die Orte entweder ganz nach dem Teubnerschen Ver zeichnis und nach Provinzen, oder einfach für jedes Land alphabetisch und innerhalb der Orte mit mehreren Schulen verschiedener Art diese nach ihren Graden und die Programme einer und derselben Schule chronologisch geordnet aushebt. Diese Sammelart ist die allereinfachste, und legt man sich dazu einen Katalog an, der in einem Alphabete auf Blätter von Karton oder starkem Papier ge schrieben die Namen der Verfasser nebst den Titeln der von ihnen verfaßten Abhandlungen, ferner die Namen der Rektoren und Direktoren und endlich auch zugleich die sachlichen Stichworte ent hält, so hat man das Nonplusultra von Genauigkeit und Leicht- findbarkeit. Aber freilich, mancher Berufs- und Schulbibliothekar verfährt anders. Da werden die Reihen der Programme der einzelnen Schulen gar nicht nach ihren Nummern und Jahren unter einer Bibliotheksnummer aufgehoben, sondern einfach nach dem Inhalte das eine nach Theologie, das andere nach Philosophie, das dritte nach Pädagogik u. s. w. gebracht, manchmal die bloßen Schul nachrichten überhaupt vermakuliert, manchmal diese unter so viel Nummern verzeichnet, als Rektoren und dergleichen sich in ihnen finden. Im günstigsten Falle werden die mit besonderem Titel versehenen und apart erschienenen, aber häufig trotzdem vom Buch binder an die Schulnachrichten angehefteten Abhandlungen ab getrennt und wie andere Broschüren behandelt; sind sie aber nicht abtrennbar, so ignoriert man stellenweise einfach die vor- oder nachgedruckten Schulnachrichten, mögen sie noch so Wichtiges ent halten, wie z. B. Angaben über den Abgang eines alten und Antritt eines neuen Rektors, oder Ortsgeschichtliches. Ueberhaupt gehören die Schulnachrichten zur Ortsgeschichte, und wenn man in manchen großen Bibliotheken die ersteren bei der letzteren nicht aufhebt, so müßten sie doch wenigstens bei der Geschichte der Schulen zu finden sein, der Name der Rektoren und das Stichwort Jahresbericht, Bericht und dergleichen im Haupt- 423
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder