Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.01.1923
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Redaktioneller Teil. jXl 20, 24. Januar 1023. gegen. Unbedingt notwendig tn dieser besonders kritischen Zeit ist' treues Hand-in-Hand-arbeiten zwischen Verlag und Sortiment, beider seitiges Verstehen für die wirtschaftlichen Röte der Zeit. Vielleicht ist der Tag nicht mehr allzufern, wo Verlag und Sortiment sich wieder znrllcksinden müssen zu den Vertriebsmethoden der Vorkriegszeiten, und hoffentlich hat der deutsche Buchhandel aus den ungezählten Kehlern der Kriegs- und Nachkriegszeit so viel gelernt, daß die dann wieder not wendig werdende Umstellung sich reibungsloser vollzieht, als während der Periode der fortschreitenden Rarkentwertnng. Hamburg, de» 11. Januar 1923. Otto Meißner. K ö l». Ine Vergleich zum vorigen Jahre war bei uns der Wcihnachtsver- kchr, abgesehen vom 23. und 24. Dezember, still. Und das, obwohl wir an einer der lebhaftesten Verkehrsadern -der rheinischen Hauptstadt lie ge», in unmittelbarer Nähe vom Haupt-bahnhof, Dom, Hauptpost, Neichs- bank und der Großbanken. Wir sichren das i» erster Linie aus den Um stand zurück, daß unser Publikum seinen Wcihnachtsbedarf vielfach schon im Herbst deckte — besonders in dem sehr lebhaften Monat Oktober —, in der naheliegenden Befürchtung, im Dezember weit höhere Preise zahlen zu müssen. Aus diesem Grunde sind auch manche Neuerschei nungen, die erst Anfang oder gar erst Mitte Dezember einlicse», für das Weihnachtsgeschäft ganz ausgefallen. Verhältnismäßig am meisten wurden Jugendschristcn gelaust, und von diesen am besten Märchen- und Bilderbücher. Erzählungsbücher für Knaben und Mädchen wurden auch ziemlich gut gekauft. Ausfallend war, daß die Jugcndjahrbiichcr weniger gingen. Bei der schönen Lite ratur standen die Neuigkeiten des Jahres im Vordergrund, soweit sic zeitig erschiene» waren. Stark gekauft wurden die Kederer-Bändchen; Herzog, Kameraden; Herbert, Bartenwetzer; Turner, Lol; Laufs, Springinsröckl; Heer, Tobias Helder: Jiiuiicmann, Kämpferinnen. Krcptag, Zahn hielten sich tn der Gunst des Publikums. Von Geschcnkwerkcn stand bei uns an der Spitze unbestritten der neue Mathar, Der Nicderrhcin, der besonders in den letzten Tagen vor dem Feste stark gekauft wurde. Ferner Wredc, Rheinische Volkskunde; d'Estcr, Tic Nhcinlande; Rciners, Kölner Kirchen; das Kronprinzenbuch, Hammann, Bilder a»S der letzte» Kaiscrzeit. Kurz vor dem Feste spielte das zu spät erschienene Werk des Kronprinzen Rupprccht iibcr Indien noch eine Rolle. Im übrigen wurden Atlanten und Lexika gut gelaust, nicht etwa von Ausländern, sondern von einheimischen Künden. Kunstlitcratur ging auch recht gut, besonders gesragt waren Woermann und Springer. Ausfallend war, daß nach Dante-Büchern gar keine Nachfrage mehr war und Räbjndranath Tagore hier völlig vergessen ist. Ter Klassiker- Absatz hat nicht nachgelassen. Bon Gesamtausgaben ging gut die neue von Friedrich Wilhelm Weber in drei Bänden. Luxusliteratur und das schöne Buch sanden guten Absatz im Okto ber, vor Weihnachten garnicht, wohl aus den, eingangs erwähnten Grunde. Die Schlüsselzahl, auch ihr schnelles Steigen, erregte bei unseren Publikum keine» Anstoß, kaum Verwunderung. Tic Käufer fanden bas natürlich im Vergleich zum Emporschnelle» aller anderen Preise und auch der Löhne. Einzelne Schlauberger hatten bald die Termine der Erhöhung herausgesunden oder vorgeahnt und kauften stets zwei Tage vorher. w . Im allgemeinen hat auch bei uns der Büchcrabsatz gegen 1821 nach gelassen. Aber unser Publikum gewöhnt sich an die steigende» Preise. Wir habe» Vertrauen in die Zukunft »nd schassen weiter -in arbcits- freudigem Optimismus. Köln, IS. Januar 1323. Marzellus-Buchhandlung. Riclläl'kl Kolü: üückdiicü ins Oestrige, lülobtos unck Ilinx- kunckones. Viten, lkileola Verlag 1922. 298 8. mit Ilitinis. 8°. Link. 0-. 17. Ende vergangenen Jahres ist die üppig -ausschießen-de Memoiren- Literatur durch einen nicht zu starken Oktabband vermehrt worden, der das lebhafte Interesse in den Kreisen der Wiener Gesellschaft, insbe sondere der Politiker und Finanzleuke findet, aber auch, zufolge der Stellung des Verfassers und seiner Beziehungen zum Vcrlagsbuch- haudel, bei den österreichischen und reichsdcutscheu Kollegen auf per sönliche Beachtung rechnen darf. Ich spreche von den unter obigem Titel erschienenen Libenserinnerungen von Richard Kola, dem Präsidenten der Rikola Vcrtags-Mtieu-Gesellschast, über deren Grün dung ich in meinem Wiener Briefe im -Bbl. Nr. 3« vom 12. Febrnar 1921 berichtet habe. Selbstverständlich ist das Buch im Rikola Verlag erschienen »nd von diesem liebevoll, auch mit dem Bildnis des Ver fassers, ausgestattct worden. Bor allem werden sich manche Buchhänd ler gefragt haben, wie ein Finanzmagnat, der gewohnt ist, in Milliar- 80 den zu denken und zu rechnen und durch gigantische Operationen maß gebenden Einfluß auf Banlengruppen und Jndnstriekonzerne zu ge winnen, dazu kommt, die Gründung einer Verlagsaktiengesellschast zu unternehmen. Als ich vor einiger Zeit einen namhaften Wiener Bank- direktor über sein Interesse an dem Wiener Buchhandel mit Bezug ans eine Beteiligung einer Großbank bei einem literarischen Unternehmen befragte, antwortete er mir offen: »Na, wissen Sic, Diesel-Motoren sind mir lieber«. Richard Kola dachte ofscnbar: Man kann ja beides ma che», mal Dieselmotoren, mal Automobile und zur Abwechslung mal Buchverlag. In Richard Kola wohnen eben zwei Seelen: eine merkan tile und eine literarische. Tic letztere hat sich bereits in seinen Jugend jahren bemerkbar gemacht; er hat eine» Roman geschrieben, der im Buchhandel erschien, und ein Theaterstück, das sogar ausgesührt wurde. Tann kamen die Wanderjahre des Bankiers, der in London großzügige Geschäftsführung erlernte, um sie später in Wien der erstaunten Mit welt zu demonstrieren. Es hat ihn offenbar gelockt, in de» Wiener Verlagsbnchhandkl eine neue Note zu bringen und zu beweisen, daß das rcichsdeutschc Beispiel der Verlagsakticng-escllschaften in Stuttgart, Berlin, München auch in Wien erfolgreich verwirklicht werde» könne. ES bedurfte zahlreicher Vorbereitungen, bevor Kola zur Grün dung der VcriagsMktien-Gesellschaft schritt. Ter Verleger braucht Papier, Truckgelcgcnhcit und Buchbindereien; so bemühte sich denn Kola, einen Papierprciskonzern zu gestalten-, wofür er sich auch die er forderliche Majorität in der Verwaltung durch Ankauf von Aktien (Len ken» tlsw.) sicherte, sodann erwarb er Buchdrnckcreicn- (Gesellschaft sllr graphische Industrie Wald'heim-Eberle nsw.l und Buchbindereien, die er auf die leichteste Weise ankausen konnte. Dann erst, nachdem so diePro- buktionsb-edingüngcn sür ein« umfassende Verlagstätigbeit gesichert waren, trat er mit seinem Projekt an die Öffentlichkeit, legte vorerst für SV Millionen Kronen Aktien aus idas Aktienkapital wurde seither aus 288 Millionen Kronen erhöht) und halte die Genugtuung, daß der aufgelegte Betrag mehrfach überzeichnet wurde. Recht aus führlich bespricht Kola in dem Buche seine, teilweise in offiziellem Austrag erfolgten Maßnahmen zur Stützung des Kronenkurses, und man sieht, daß die verschiedenen Parteien großes Vertrauen in seine Jinanzkunst hatten. Man kann das Buch wohl ohne Übertreibung als ein Dokument zur Geschichte der alten Monarchie und der neuen Repu blik bezeichnen. Friedrich Schiller. Mine Mitteilungen. Berechnung in Auslands- oder deutscher Markwährnng? — Fol gende »Offene Krage« der deutschen Buchbindereien an den Buch handel wurde uns zur Veröffentlichung zugcjandi: Tic bedauerlichen Zciterscheinungen der Geldentwertung machen es begreiflich, daß sich Handel und Industrie in Deutschland energisch bemühen müssen, sich vor schweren weiteren Snbstanzverlusten zu schützen, wenn unsere Volks wirtschaft als Ganzes nicht schwerste Schädigungen davoittrag-cn soll. Wo dieses verständliche Bestreben aber zu so bedauerliche» Übergriffen sllhrt, wie es sich der Deutsche Kaliko-Verband seinen Ab nehmern gegenüber leistet und der Schutz gegen Substanzoerluste allein auf Kosten der Abnehmer geschieht, dort ist solch rigoros geübte Be handlung wichtigster Lebensfragen der Verbraucher nicht nur zu ver urteilen, sondern schärfstens zu bekämpfen. Seit Wochen hat der Kaliko-Verband den Vcrkans seiner Produk tion nur gegen Berechnung von Schweizer Franken vorgcnommen, ui» sich gegen jedes Risiko der Geldentwertung zu schützen. Dieses Risiko überläßt der Kaliko-Verband den anderen, im graphischen Gewerbe zu nächst den Buchbindereien. Sein schlechtes Beispiel muß und wird an steckend ans die anderen Roh-Liefcranken wirken, und so dürste es unr eine Frage der Zeit sein, baß alle Rvh-Liescranien für das Buch in irgendeiner fremden Währung berechne», womit sic mit einem Schlage eine sehr glatte Kalkulation und Preispolitik und kein Risiko mehr habc». Was aus den Verbrauchern wird, kümmert sie wenig, die mögen für sich sorge». Schön. Bis hierher geht die Rechnung richtig, aber jedes Ding hat seine zwei Seiten, das graphische Gewerbe sogar noch mehr, denn die Struktur des Verlagsbuchhandels scheint von sol chen Lieferanten nicht im cntserntcstcn begriffen zu sein. Diese »In dustrie« hat ihren ganz individuellen Charakter. Da wir Buchbinde reien wissen, daß der Verlagsbuchhandel bei Einführung einer Berech nung i» ausländischer Währung vorm Ruin sichen müßte, lehnte» wir zunächst unseren Lieferanten des Kalikos die Berechnung von Schweizer- Franken ab, umsomehr, als diese gar keine Basis für die Kalkulation mehr znläßt, denn heute steht der Schweizer Frank so, morgen so und jeden Tag anders. (Bei Berechnung in Goldmark hatte man wenigstens sür acht Tage-eine Kalkulations-Unterlage sür dieses Einband-Material.) Trotzdem in einer Sitzung des Kaliko-Verbandes mit Vertretern der Buchbindereien die Schwierigkeiten ausführlich besprochen wurden, bleibt nach Bekanntgabe einiger Firmen der Kaliko-Verband auf seiner
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