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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.04.1897
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- 1897-04-20
- Erscheinungsdatum
- 20.04.1897
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- Deutsch
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89, 20. April 1897. Nichtamtlicher Teil. 2931 naturwissenschaftliche Litteratur vom Jahre 1900 an in die Weeze geleitet. Gegenüber solchen Leistungen und Plänen sind die philo logisch-historischen Fächer, wenn es gestattet ist, die übrigen Wissenschaften unter dieser Bezeichnung zusammenzufassen, sehr im Rückstände. Wohl sind auch hier eine Reihe sehr beachtenswerter Arbeiten zu verzeichnen: die Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, die Jahresberichte über neuere deutsche Literaturgeschichte, Bursians Jahresberichte über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft, die Biblio graphie über romanische Philologie, über orientalische Philo logie u. a. Aber zum Teil erscheinen diese Litteraturübersichten in erheblichen Abständen von dem Berichtjahre, teils lassen sie an Vollständigkeit zu wünschen übrig, teils endlich sind für gewisse Fächer noch überhaupt keine allgemeinen inter nationalen Uebersichten vorhanden, so für Philosophie, für Aesthetik, für Jurisprudenz, für englische Philologie, für Kunst, für Pädagogik, für vergleichende Literaturgeschichte u s. f. Nun soll nicht behauptet werden, daß die Verhältnisse der mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen sich ohne weiteres auf die philologisch-historischen Fächer übertragen ließen. Der Mangel an internationalen Uebersichten für ge wisse Zweige liegt offenbar zum Teil darin begründet, daß diese Wissenschaften einen stark ausgeprägten nationalen Charakter haben, der eine Beschränkung der Kenntnisnahme auf die einheimischen Leistungen wohl gestattet, während das bei den exakten Wissenschaften ganz ausgeschlossen erscheint. Zum Teil aber wird man den Grund für bibliographische Lücken auch mit Recht in der Schwierigkeit suchen dürfen, die sich dem Bibliographen bei Erlangung des ausländischen Zeitschriftenmaterials entgegenstellt, und wenn dessen unge achtet hie und da der Versuch gemacht ist, die Summe aller Leistungen einer Wissenschaft vorzuführen, so ist es mit dem Bewußtsein geschehen, in diesem Punkte teils unvollständig, teils nur nach dem Maße der benutzten, abgeleiteten Quellen zuverlässig sein zu können. Ist nun hierin ein Wandel erwünscht, und wie wäre er zu bewerkstelligen? Ueber die Antwort auf die erste Frage kann kein Zweifel bestehen: es ist ein unwürdiger Zustand, daß es mit den heute vorhandenen bibliographischen Hilfs mitteln selbst dem, der in einem großen litterarischen Centrum eine reich ausgestattete Bibliothek zur Verfügung hat, un möglich ist, das ganze Gebiet einer Einzelwissenschaft zu über sehen. Für die deutschen Zeitschriften ist der Bibliograph heutzutage noch immer, so weit er sie nicht selbst zur Hand hat, auf die ja sehr dankenswerten, aber doch nur mäßigen oder doch ganz anderen als bibliographischen An sprüchen genügenden Titelauszüge des Litterarischen Central blattes angewiesen; wer in französischen Zeitschriften etwas sucht, findet im Polybiblion die reichhaltigsten, aber nicht annähernd vollständigen und keineswegs stets treuen Angaben; am besten ist für englische und amerikanische Zeitschriften gesorgt; für diese hat man an dem in New Jork erscheinenden titei-sr^ loäex ein die fleißigen Zeitschriften-Jndices von Poole fort führendes Repertorium, das gewiß besser und reichhaltiger sein könnte, doch aber schon in seiner jetzigen Gestalt gestattet, mancher Arbeit habhaft zu werden, die sonst an der Stelle, wo sie ans Licht trat, für die Wissenschaft von vornherein unerreichbar war. Wie aber ist die bessernde Hand anzulegen? Es ist wenig oder keine Aussicht dazu vorhanden, daß sich eine ge lehrte Gesellschaft gleich der lio^I Sooisty der Sache an nehmen wird. Von dem Riesenwerk einer bibliographischen Enzyklopädie, wie sie in diesen Blättern (1895 Nr. 226) vor- geschlngen worden ist, verspreche ich mir so wenig wie von dem geplanten Welt-Repertorium des Brüsseler Kongresses Man sollte doch nicht immer wieder Pläne Vorbringen, die den Stempel der Unausführbarkeit an der Stirn tragen. Wie kann man im Ernst von dem voraussichtlich »reichen Absatz« sprechen, den eine bibliographische Encyklopädie finden würde; sie soll nach Art eines Konversationslexikons eingerichtet sein und »keinen Fachmann, keinen Schriftsteller, keinen Buchhändler werde es geben, der nicht den seine Wissenschaft betreffenden Teil (??) besäße!!« Auf Männer der Praxis werden solche Aeußerungen keinen Eindruck machen; diese wissen ganz genau, daß nur sehr wenige Fachmänner und Schriftsteller und vielleicht noch weniger Sortimenter Abnehmer der Riesenbibliographie sein würden, daß auf buchhändlerischen Erfolg bei großen bibliographischen Unternehmungen überhaupt nicht zu rechnen ist. Und wenn ich nicht das Zutrauen zu den Vertretern des deutschen Buchhandels hätte, daß dieser Gesichtspunkt nicht immer der ausschlaggebende für sie ist, so könnte ich mir meine Worte sparen Denn auch die Bitte, die ich an sie richten möchte, wird ihnen zweifellos ein Opfer zumuten, ein Opfer aber, das zu bringen meines Erachtens allmählich zu einer Ehrenpflicht für alle, die für das Wohl deutscher Wissenschaft zu sorgen haben (und dazu gehören die Verleger in erster Linie), geworden ist. Ich meine, da gar keine Aussicht vor handen ist, daß für die philologisch-historischen Disziplinen ein Schritt gethan werde, wie ihn die kioz^l Society in London für die exakten Wissenschaften gethan hat, so ist es Pflicht jeder einzelnen Na tion, dafür zu sorgen, daß die in ihrem Lande erscheinende Zeitschristen-Litte- ratur so gut wie die in Buchform erscheinende der Wissenschaft in einem zuverlässigen Reper torium alljährlich zugänglich gemacht werde. Die amerikanische Buchhändler-Vereinigung hat mit der Herausgabe des ^nvllitl litsrnr^ iväsx gezeigt, daß sie diese Pflicht aner kennt; freilich war hier durch die fleißigen Repertorien Loolse eineBasis geschaffen, die uns in Deutschland fehlt. Aber gleichviel! Ist erst einmal die jährliche Verzeichnung des Zeitschristen materials gesichert, so werden vielleicht später sich auch die Mittel und Wege finden, das Material der früheren Jahre nachträglich zusammenzustellen. Lassen wir Deutsche uns nicht länger von den Amerikanern beschämen, sondern schaffen wir mit dem neuen Jahrhundert, an dessen Schwelle wir stehen, ein so mustergiltiges Zeitschriften-Repertorium, daß der sehr ver besserungsbedürftige lötsrar/ loäsx in den Schatten gestellt wird! Es steht zu hoffen, daß dann auch andere große Kulturstaaten, vor allem Frankreich, unserem Beispiele Nach folgen werden. Wir besitzen in Deutschland drei große Ver zeichnisse für die selbständige in Buchform erscheinende Litte ratur. Ist das nicht vielleicht zu viel des Guten und könnten nicht einige der für die Bearbeitung dieser Kataloge erforder lichen Kräfte für das Zeitschriften-Repertorium freigemacht werden? Es scheint mir in der That bei der heutigen Fülle litte rarischen Materials ein nicht berechtigter Luxus, daß zwei so ganz gleich gestaltete Bücherkataloge, wie Kayser und Hcinsius, nebeneinander hergehen; das fünfjährige Hinrichssche Verzeichnis bewahrt wenigstens durch das neuhinzugetretene Sachregister eine gewisse Eigenheit. Wir sind hier zu reich und müssen uns an anderer Stelle fast unserer Armut schämen. Wie lange hat es nicht gedauert, ehe das erste Hinrichssche Sachregister erschienen ist! Da war man in Frankreich längst besser ver sorgt. freilich durch die unermüdliche Arbeit eines ursprüng lich d e u tsch e n Buchhändlers, Lorenz, der in Leipzig seine Laufbahn begann! Und in der Zeitschriftenverzeichnung leistet z. B. heute das italienische, von der Uibliotsc» Mrionsls in Florenz heraus gegebene Neuigkeitenverzeichnis viel mehr als unsere deutschen Bibliographiecn, da es auch den Inhalt der aufgeführten Zeitschriften angiebt. Erst wenn ein ganz zuverlässiges Reper torium vorliegt, das die gesamte wissenschaftliche deutsche Journal-Litteratur^ mit Ausnahme der mathematisch-natur wissenschaftlichen und der technischen Gebiete enthält, wird cs 893»
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