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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1906
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- 31.08.1906
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- Deutsch
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8222 Nichtamtlicher Teil. 202, 31. August 190V. C. F. Amelangs Verlag Leipzig 1806-1906. Am 1. September dieses Jahres kann eine der ange sehensten Verlagsbuchhandlungen Leipzigs, die Firma C F. Amelangs Verlag, auf ein hundertjähriges Bestehen zurückschauen Sie gehört zu den wenigen Firmen, die die ihnen bei ihrer Begründung vorgezeichnete Verlagsrichtung im großen und ganzen unverändert innegehalten haben und, unbekümmert um die Gunst oder Ungunst der Zeiten und den Wechsel des literarischen Geschmacks, der Pflege der gediegenen Belletristik treu geblieben sind. Das Unternehmen schien unter einem unglücklichen Stern geboren zu sein: Als Carl Friedrich Amelang im Sommer 1806 zu Berlin ein Verlags- und Sortiments geschäft ins Leben rief, war der Staat Friedrichs des Großen gerade durch den Tilsiter Frieden politisch und wirtschaftlich vernichtet worden. Aber dem Wagemut des unternehmenden Mannes entsprach die Energie, mit der er, der von Haus aus Buchdrucker war und der buchhändlerischen Fachkennt nisse ermangelte, sich in seinen neuen Beruf einarbeitete und seiner Schöpfung Achtung und Ansehen zu verschaffen ver stand. Bei seiner verlegerischen Tätigkeit legte er sich zu nächst auf das Spezialgebiet der Jugendschriften, eines Literaturzweigs, der sich damals gerade dank Herders wirk samem Einfluß aus dem trocknen Rationalismus der Auf klärungszeit loszumachen und in die Bahnen einer Phantasie und Gemüt anregenden Kunst einzulenken begann. Freilich, was Amelang damals verlegte, entspricht nach Ausstattung und Illustrierung keineswegs dem heutigen Ideal einer Jugendschrift: die Kupfer sind recht hausbacken, und die Texte schlagen mehr oder minder den lehrhaften Ton an, der unfern Kindern längst nicht mehr zusagt. Aber der Verlag verfügte über die besten Jugendschriftsteller jener Zeit, und neben Petiscus, dessen berühmtes Werk »Der Olymp oder Mythologie der Griechen und Römer« sich bis heute gehalten und die 21. Auflage erlebt hat, verdienen PH. Wilmsen, Ewald, Selchow und Thieme genannt zu werden. Andere Verlagsunlernehmen aus dieser ersten Periode waren: Jfe, Der kleine Franzos und Der kleine Italiener, Burck- hardt, Der kleine Engländer, Ponge, Französisch-deutsche Ge spräche, Valentini, Italienische Gespräche und Italienisches Wörterbuch, Wredows Gartenfreund, die Spiekerschen An dachtsbücher, Kletkes Album der Liebe und Freundschaft, Amalie Schoppes Briefsteller für Damen (jetzt in 9. Auf lage neu bearbeitet von K. S I. Milde) und das heute noch außerordentlich beliebte und in mehr als 650 000 Exem plaren verbreitete Scheiblersche Kochbuch (jetzt in 40. Ausl.) Im Jahre 1850 verkaufte Amelang seinen Verlag an Friedrich Volckmar und Anton Vogel, den Mitinhaber der Firma I. G. Mittler in Leipzig, der jedoch seinen Anteil am Geschäft schon im Jahre 1853 an Volckmar abtrat. Friedrich Volckmar, geboren am 7. Juli 1799 in Soest in Westfalen, war seit dem Jahre 1829 im Besitz eines Sortiments- und Verlagsgeschäfts, das er nach dem Austritt seines ersten Teilhabers Schaaischmidt durch den Ankauf der Rengerschen Buchhandlung erweitert und dem er in der Mitte der dreißiger Jahre ein Kommissionsgeschäft angegliedert hatte. Da er und Vogel durch ihre älteren Unternehmungen stark in Anspruch genommen wurden, konnten sie dem neuerworbenen Amelangschen Verlage zunächst nur wenig Zeit und Tätigkeit widmen und beschränkten sich, nachdem sie eine Reihe weniger gangbarer Artikel, darunter manche der Jugendschristen, abgestoßen hatten, auf die Veranstaltung der notwendig werdenden Neuauflagen. Unter diesen ist eine, die 2. Auflage des Albums für Deutschlands Töchter, für Volckmars literarische und künstlerische Anschauungen besonders bezeichnend. Sie bot als Illustrationen zu den 62 ausgewählten Gedichten eine große Anzahl von Holzschnitten nach Zeichnungen von Emil Götze und Wilhelm Georgy Das war ein entschie dener Fortschritt gegen die 1. Auflage, genügte aber offen bar dem von Idealen erfüllten Verleger noch nicht, denn die 1858 erschienene 3. Auflage zeigt wiederum Verbesse rungen: die Holzschnitte sind zum Teil durch schönere ersetzt, und als Titelbild ist ein vielfarbiger Steindruck hinzuge kommen. Dem Buch liegt ein Blatt bei, auf dem Volckmar unter dem Titel »Andeutungen über Illustrationen, mit Bezug auf dieses Album« sein künstlerisches Programm niedergelegt hat. »Die freie Dichterkraft, die fessellos sich schwingt«, heißt es da unter anderm, »kann nicht bei allem weilen und malen — dann ist es der Kunst überlassen, das Bild in seiner poetischen Wahrheit fortzuspielen, selbst wo das Gedicht zu Ende ist. In diesem Sinne suchten wir das Album zu einem Buche zu gestalten, was in Inhalt, Form und Gedankenfülle ein schönes Geschenk für Deutsch lands gebildete Töchter sein dürfte. Die Illustrationen schließen in sich den reichsten Stoff zu Gedanken, und es möchten viele derselben die Aufforderung zum weitern Forschen in sich tragen, weil oft der erste flüchtige Blick zum Verständnis nicht hinreicht So wie der Künstler in seinen bildlichen Darstellungen manches ergänzt und manches herausfühlt, was der Dichter nicht in Worten sagt, — so möge die Leserin mit sinnigem Geiste dabei weilen, was beide ihr in Bildern offenbaren.« In den fünfziger Jahren veranstaltete Volckmar auch noch die 2. und die 3. Auflage des inzwischen weit ver breiteten Andachtsbuchs »Gott mit dir!«, sowie neue Auf lagen der bekannten Spiekerschen Erbauungsbücher. Seit dem Jahre 1858, wo Friedrich Volckmar das Kommissionsgeschäft an seinen Schwiegersohn Carl Voerster und seinen Sohn Otto Volckmar abtrat, um seine ganze Kraft der verlegerischen Tätigkeit widmen zu können, nahm Amelangs Verlag einen bemerkenswerten Aufschwung. Polkos »Dichtergrüße«, Volckmars ureigenste Schöpfung, und heute noch in der 16. Auflage ein Lieblingsbuch der deutschen Frauenwelt, bezeichnet den Beginn dieser erfolgreichen Periode Mit feinem Geschmack hatte der Verleger nicht nur den Plan zu diesem Buch ausgearbeitet, sondern auch die Auswahl der Gedichte selbst getroffen, und erst das fertige Manuskript der damals außerordentlich beliebten Schriftstellerin zur Revision und Herausgabe vorgelegt. Er hatte die Genugtuung, daß die Anthologie weit und breit Anklang fand, und sah sich deshalb zu weitern Unterneh mungen ermutigt, von denen das ebenfalls seinen eignen Ideen entstammte und von Elise Polko herausgegebene Buch »Unsere Pilgerfahrt von der Kinderstube bis zum eignen Herd« es bis zur 9. Auflage gebracht hat. Noch größere Erfolge hatten die wiederum vom Verleger selbst vorbereiteten Anthologien »Leben und Heimat in Gott«, für die Volckmar den bekannten geistlichen Dichter Julius Hammer als Heraus geber gewann, und »Souvenir, o frage nicht!« (Lieder der Liebe und Freundschaft). Das erste dieser Bücher liegt heute, mit einem Stahlstich und 13 Lichtdruckbildern geschmückt, in der 15., das zweite in der 9. Auflage vor. Als Ergänzung zu diesen Anthologien nach der prak tischen Seite des Lebens hin erschien damals die erste Auf lage des heute noch beliebten Buchs »Der deutschen Jung frau Wesen und Wirken« von S. I Milde — Similde Gerhard, einer Tochter des mit Goethe befreundet gewesenen Liederdichters und Itbersetzers Wilhelm Gerhard. Ebenfalls heute noch gangbar ist Rud. v. Gottschalls »Gedanken- Harmonie aus Goethe und Schiller«, ein Buch, das neben andern Werken in den siebziger Jahren aus fremdem Verlag
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