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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1907-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1907
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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3300 Börsenblatt f. d. Dtschn, Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 72, 27. März 1S07. kann von einer Fristsetzung die Rede sein. Mindestens kann die Frist, auch wenn sie etwa vorher gesetzt wird, nicht vor Ablauf des betreffenden Termins ablausen. Bei einer derartigen Zeitschrift kommt nun für den Lieferungstermin in Betracht: 1. die Zeit, die für eine gründliche Durcharbeitung und Besprechung des Werks nötig ist, und 2. der Umfang der Zeitschrift, die natürlich einer Fülle von Werken gerecht werden muß und daher nur allmählich in der Lage ist, die Besprechungen zu bringen. Im übrigen ist der Charakter der Rezension der: sie soll keine Reklame sein und soll nicht etwa den Zweck haben, dem Werke einen günstigen Zettel mitzugeben. Der Besprechende würde seiner Aufgabe nicht gerecht werden, wenn er, in der Absicht, dem Werke behilflich zu sein, etwas von seiner Überzeugung zurückhielte und die kritische Auf gabe nicht vollkommen erfüllte; möglicherweise ist der Be sprechende verpflichtet, dem Werke allen Wert abzusprechen oder gar vor ihm zu warnen. Daher ist es selbstverständlich, daß bei der Beurteilung der ganzen Einrichtung von einem solchen Reklamezweck Ab stand genommen werden muß, und daß die etwaige Hoffnung des Verlegers, daß die Besprechung dem Werke Abnehmer schaffe, durchaus keine Rolle spielen darf. Der Zweck der Besprechung ist vielmehr der, den Stand der Wissenschaft gegenüber dem Werke darzulegen und ein sachkundiges Ürteil darüber zu geben, was von dem Werke Bestand hat, was nicht, ob es Keime weiterer Entwicklung bietet, oder ob im Gegenteil ihm gründlich widersprochen werden muß. Insbesondre soll die Besprechung verhüten, daß Unkundige oder Halbkundige, die nicht in der Lage sind, das Buch genügend zu prüfen, irregeleitet werden. Endlich soll die Besprechung womöglich selbst einen Beitrag zur Fortbildung der Wissenschaft bieten, natürlich auf dem Werk selbst fußend. Daraus ergibt sich, daß die Zeit des Erscheinens eine geringe Rolle spielt und daß insbesondere eher die Wissen schaft als der Verleger ein berechtigtes Verlangen tragen kann, daß die Besprechung nicht allzulange ausbleibt. Natürlich versteht es sich von selbst, daß trotzdem der Verleger nicht ins Unendliche zu warten braucht und darum eine allerdings recht langgestreckte Frist setzen kann; aber abgesehen davon, ist eine Erfüllung solange nicht unmöglich, als überhaupt die vom Verfasser des Werks an geregten Fragen in der Wissenschaft diskutiert werden können und die Wissenschaft nicht soweit fortgeschritten ist, daß das Werk der Vergangen heit angehört. Davon also, daß der Verleger nach Ab lauf einiger Zeit ohne Fristsetzung vom Vertrag zurücktreten dürfe, kann keine Rede sein. Das wäre höchstens bei Ein tagsfliegen möglich, und der Verleger eines wissenschaftlichen Werks wird es doch nicht als Eintagsfliege kennzeichnen wollen. Jedenfalls hat daher der Verleger, auch nachdem die Lieferungszeit eingetreten ist, erst eine angemessene Frist zu setzen, und ein Rücktritt deshalb, weil er annimmt, daß eine verspätete Besprechung dem Werk keine Abnehmer mehr zu führe und daß aus diesem Grunde der Zweck der Be sprechung verfehlt sei, würde in Widerspruch stehen mit der ganzen Bedeutung der Einrichtung: die wissenschaftliche Be sprechung, die ein Dienst für die Wissenschaft sein soll, würde zu einem Absatzförderungsmittel werden, und das darf nicht sein. Wilhelm Rohr. Von Adalbert Noeper. Der nach langem, schweren Leiden am 15. d. M. zu München verstorbene Maler und Radierer Wilhelm Rohr hat nie viel von sich reden gemacht; still und in vornehmer Zurückhaltung fand er nur in emsiger, fleißiger Arbeit volle Befriedigung. Rohr war 1848 in Leipzig geboren. Er besuchte erst die Königsberger Akademie unter dem Kupferstecher 'Trossin, einem alten Mandelschüler, dann die Akademie zu München, wo er Schüler des kürzlich verstorbenen Wilhelm von Diez wurde. Dieser Studiengang macht es erklärlich, daß sich seine künst lerische Tätigkeit in die selbstschaffende des Malers und die repro duzierende des Radierers teilte. Weiteren Kreisen des Publikums wurde sein Name geläufig durch die großen Bismarck- und Moltke- Radierungen nach Lenbach und nach eigenen Zeichnungen, die der Künstler in den achtziger und neunziger Jahren schuf. Einige dieser Blätter und die großen Radierungen nach Defregger und Gabriel Max fanden auch als beliebte Kunstvereinsprämien eine starke Berbreitung. Wie die meisten modernen Radierer — ich erinnere hier nur flüchtig an William Unger, Koepping, Hans Meyer — fing auch Rohr bald an, nach eignen Zeichnungen und Entwürfen zu radieren. Es liegt ja nahe, daß gute Techniker mit eignem Erfindungs talent sich an der ewigen Wiedergabe fremder Schöpfungen auf die Dauer nicht genügen lassen und gern zu selbständigen Ver suchen schreiten. Mit geschickter Routine allein ist da nicht viel zu machen, wenn künstlerische Gestaltungskraft und eigne Em pfindung fehlen. Der Maler Rohr brachte diese Eigenschaften mit, und so entstand eine Reihe von guten Original-Radierungen, zum großen Teil Bildnisse, die nicht im Handel erschienen sind und daher in dem nachfolgenden Verzeichnis leider nicht berück sichtigt werden konnten. Sein hauptsächlichstes Verdienst als Radierer liegt jedoch in seiner reproduzierenden Tätigkeit. Vor allem waren es die alten Niederländer Frans Hals, Teniers, Terborch, Brouwer usw., deren Malweise er mit besondrer Bravour und feinem, verständnis vollen Empfinden wiederzugeben wußte. Diesen in Auffassung und Durchführung tüchtigen Arbeiten reihen sich würdig die Reproduktionen nach Lenbach an, die in ihrer harmonisch ab gerundeten Wirkung den malerisch fesselnden Eindruck Lenbachscher Kunst aufs glücklichste kopieren. Sie nehmen innerhalb der zeit genössischen Leistungen auf dem Gebiet der Radierkunst eine her vorragende Stellung ein. Andre, kleinere Blätter nach fremden Meistern, deren Maltechnik und Ausführung ihn wohl nicht sonderlich reizten oder interessierten, sind dagegen zuweilen kalt und flüchtig behandelt. Mit der Folge von vierzehn Original-Radierungen -Die Cistercienser- hat er kein besonderes Glück gehabt, und der Cyklus wurde von der Keitik sehr verschiedenartig beurteilt. Rohr schuf diese Blätter in dem altberühmten, als letzte Ruhestätte der tirolischen Fürsten bekannten Kloster Stams im oberen Jnntale. Die Darstellungen aus den sonst streng gegen die Außenwelt ver schlossenen Klostermauern mit tiefinnerlichen und ergreifenden religiösen und profanen Szenen aus dem Leben der grauen Brüder zeigen uns ein Stück Mittelalter, das sich in dem ab gelegenen Gcbirgswinkel bis auf unsre Tage erhalten hat. Es ist gewiß eigenartig, daß zu diesen Mönchsbildern einer der größten protestantischen Theologen und geistvollsten Gelehrten den Text lieferte. Harnack hatte schon früher das Kloster Stams be sucht und wurde nun durch die ihn stark fesselnden, lebensvollen Radierungen Rohrs angeregt, sie mit einem von ihm als -Ein führung- bezeichneten Begleitwort zu versehen. Die interessante Mappe ist nur einem sehr engen Kreise bekannt geworden; das bedingte schon der ziemlich hohe Verkaufspreis. In den letzten Jahren widmete Rohr sich fast ausschließlich dem Porträtfach, und seine gemalten und radierten Bildnisse ver schafften ihm einen bedeutenden Ruf als Porträtist. Die Porträt radierungen, zumeist Trockenstiftarbeiten, zeichnen sich durch große Feinheit der Linie und außerordentliche Weichheit des Tons aus. Seine letzte Arbeit war eine noch nicht erschienene Porträt radierung des greisen Prinzregenten Luitpold von Bayern nach dem Leben. Sie fand den vollen Beifall des hohen Herrn, der
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