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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1909
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- Deutsch
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692 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel- Nichtamtlicher Teil- 13, 18. Januar 1SÜ9- Darstellungen Figur und Landschaft sind bei ihm untrenn bar auis innigste verschmolzen, so daß der in seinen Figuren zum Ausdruck gelangende Stimmuugsgehalt in der land schaftlichen Szenerie ausklingt. In seinen graphischen Arbeiten nimmt Steinhausen die Farbe nicht zu Hilfe; er begniigt sich mit der reinen Schwarz-Weiß-Wirkung, wie er sie hier in einer Folge von Radierungen und Litho graphien zur Ausstellung gebracht hat. Unter den Kunstblättern, die der Karlsruher Klinstler- bund bietet, nimmt das Landschaftsbild den weitaus breitesten Raum ein. Wir finden unter ihnen die von märchenhafter Poesie erfüllten farbenschönen Waldbilder von G. Kampmann, zartgetönte Frühlings- und Winterbilder von Karl Biese, intime Hügel- und Auenlandschaften von Hans von Bolkmann. Weiter schließen sich fein empfundene Natur schilderungen an von H. Daur, A. Luntz, Otto und Jenny Fikentscher, Karl Otto Matthaei. G. Grelle, Emil Nolde, Marie Roman, Marie Langer-Schöller, Franz Gref, H. Hacken schmidt und andern. Neben den Kunstblättern hat auch eine Reihe an ziehender Postkarten und wirkungsvoller Plakate, die von verschiedenen Künstlern ausgesührt worden sind, Platz ge funden. Alle Darbietungen, die diese Ausstellung enthält, sind auch vom rein technischen Standpunkt aus betrachtet von höchster Vollendung, so daß man dem Unternehmen der eigenen Kunstdruckerci des Karlsruher Kllnstlerbundes nur den besten Fortgang wünschen kann. Ernst Kiesling. Bilderfälschungen. Der seit einem Jahre schwebende große Münchener Bilder fälscherprozeß, der eine besondere Strafkammer des Münchener Landgerichts I fast drei Wochen lang beschäftigte, hat mit der Bestrafung der verschiedenen Schuldigen geendet. Der Haupt schuldige erhielt 3 Jahre 6 Monate Gefängnis, die übrigen Misse täter kamen mit geringeren Strafen davon. Es ist kaum glaub lich, daß es dieser Fälscherbande gelungen ist, eine große Anzahl von Gemälden an Kunstliebhaber, ja sogar an Kunsthändler zu Preisen zu verkaufen, die bis zu 20 000 ^ gingen, und daß die Betrüger — teilweise schon wiederholt vorbestrafte Menschen —, die von Kunst herzlich wenig, desto mehr aber von ihrem unsauberen Geschäft verstanden, in so zahlreichen Fällen ihre Schmierazzi und van der Crouten an den Mann bringen konnten. Der Hauptschuldige »Kunsthändler« Thiege, seines Zeichens Buchbinder, will in der Pinakothek in München, im Louvre in Paris und in andern Museen Signaturen von Künstlern kopiert haben, um bei Bilderankäufen vergleichen zu können und nicht ge täuscht zu werden. Er selbst will niemals falsche Signierungen vor genommen, sondern solche nur einigemal Bildern beigefügt haben. Er hatte also einen Spezialisten, den »Monogrammisten« des Pariser Fälschungs-Großbetriebes an der Hand. Gefälschte Echtheitsbestätigungen spielten bei diesem Handel ebenfalls eine Rolle. Die beschlagnahmte Korrespondenz der drei Angeklagten Thiege, Wohlfarth und Schoefer ließ ersehen, daß sie die Anfertigung von gefälschten Nachweisen über einen unverdächtigen Besitz der falsch signierten Bilder nach einem ganz bestimmten Plane betrieben. Die Fälscher wandten alle mög lichen Kniffe an. So sollte z. B. der Sohn Böcklins die Echtheit eines angeblich von seinem Vater stammenden Bildes bestätigen; Böcklin jun. verhielt sich aber ablehnend, indem er auf die vielen in Umlauf befindlichen Fälschungen von Böcklinbildern hinwies. Defregger erklärte mit Bestimmtheit zwei ihm vorgelegte Bilder mit seiner Signatur als falsch, ebenso Hermann Kaulbach das ihm gezeigte angeblich von ihm gemalte Bild als grobe Fälschung. Die fatalen Enthüllungen des Münchener Fälscherprozesses haben entschieden auf dem Kunstmarkt ein großes Mißtrauen bei dem kaufenden Publikum hervorgerufen und die ohnehin nicht sehr rege Kauflust noch mehr gedrückt. Diese Münchener Fälschungen mahnen die Händler und Sammler wieder einmal recht eindringlich zur Vorsicht und zur sorgfältigen Prüfung des betreffenden Werkes, von dem man festzustellen versuchen muß, ob es Original, Kopie oder Fälschung ist. Diese Feststellung ist aber oft sehr schwierig und gelingt manchmal auch dem erfahrensten Kenner nicht. Original ist das erste ursprüngliche Bild. Kopien sind Wiederholungen desselben Bildes im wei esten Sinne. Eine Fälschung ist ein Machwerk, das einen älteren Stil in der Absicht nachahmt, den Beschauer zu täuschen und ihn glauben zu machen, das neue Machwerk stamme von einem anderen (meist früheren und berühmteren) Maler und aus einer anderen (also früheren) Zeit. Wird zu diesem Zwecke als Grundlage ein schon vorhandenes werden, benutzt, so erhält man eine Verfälschung. Kopien können ebenfalls mit der Absicht hergestellt oder im Handel vertrieben werden, den Betrachter über den wahren Ur heber und über die Entstehungszeit zu täuschen; es sind betrügliche Kopien. Kopien, die etwa von angehenden Künstlern zu ihrer Ausbildung oder von fertigen Malern auf Bestellung gemacht werden, sollen gar nicht den Schein von Originalen Hervorbringen. Sie sind entweder so unvollkommen aufgefaßt oder so ehrlich als Kopien gemalt, daß sie geübte Augen nicht irreführen werden. Ehrliche Kopisten, die etwaigen» Mißbrauch mit ihren Nachahmungen vorzubeugen suchen, setzen ihren Namen auf die Kopie. Das hindert natürlich die Fälscher nicht, diesen Namen durch einen anderen zu ersetzen Schul kopien, Werkstattkopien stammen noch aus der Zeitperiode des Originals, sind aber schwächer als dieses. Von Wiederholungen im eigentlichen Sinne, eigenhändigen Kopien, sollte nur dann gesprochen werden, wenn derselbe Maler dasselbe Bild zweimal oder öfter ausführt. Zahlreiche Kniffe der Fälscher werden von Paul Eudel in seinen beiden Werken: 1^6 'I'iuctULAs und ll'rues et truyueurs und von Theod. v. Frimmel in seinem Handbuch der Gemäldekunde mitgeteilt. Sehr häufig nimmt der Fälscher ein altes wertloses Gemälde her, wäscht und putzt es vorsichtig und malt irgendeine einem berühmten Meister entlehnte Darstellung darüber. Oder er leimt auch seine neue Kopie auf ein altes Bild. Da es den eigentlichen Fälschern und Verfälschern in den meisten Fällen darum zu tun ist, alte Bilder von namhaften Meistern, die hoch im Preise stehen, nachzuahmen, so suchen sie neben der möglichst getreuen Wiedergabe des Stils besonders die Alterserscheinungen des Bildes nachzuahmen. Durch allerlei Mittel muß die Farbe hart gemacht und versucht werden, Risse und Sprünge darin hervorzubringen. Dies sucht man zu erreichen, indem man die Bilder der Hitze der Sonne, des Ofens usw. aussetzt. Diese plötzlich und künstlich hcrvorgerufenen täuschen. Gelegentlich werden dergleichen Sprünge und Risse mit spitzen Werkzeugen, Nadeln usw. hervorgerufen. Manche Fälscher legen eine Metallplatte auf die Leinwand und schlagen mit dem Hammer darauf, wodurch der Firnis strahlenförmig wie Eis zerspringt. Den dunklen Ton echter alter Bilder geben die Fälscher ihren Nachahmungen durch verschiedene Mittel, z. B. durch Überstreichen mit gelbem holländischen oder mit Sepia gefärbtem Firnis. Durch Lakritzensaft oder andere Abkochungen, mit denen das Bild eingerieben wird, können natürlich nur Harmlose getäuscht werden. Schmutzkrusten und Verunreinigungen von Bildern werden ebenfalls nachgeahmt. Wenn sich der Fälscher die zeitraubende peinlich genaue Ausführung gewisser Einzelheiten eines Bildes ersparen will, ruft er gelegentlich mit wenig Mühe eine Schimmel bildung auf der betreffenden Stelle hervor. Bei Gemälden auf Holz wird auf den Holzbrettern künstlicher Wurmstich angebracht. Wirklich echter Wurmstich auf Malbrettern, die ein falsches Bild tragen, kommt ebenfalls vor. Entweder ist ein vollkommen verdorbenes altes Bild als Grundlage genommen und darauf eine betrügliche Kopie oder ein gänzlich falsches Bild gemalt worden; oder man hat von irgendwoher ein wurmstichiges Brett genommen, ihm auf einer Seite einen neuen Malgrund gegeben und dann ein neues altes Bild darauf gemalt. Der Malgrund wird in diesem Falle sorgfältig verhüllt, das Bild ringsum mit aufgeleimten Leisten versehen und kann dann unter Glas und Rahmen oft jahrelang durch verschiedene Hände gehen, bis die Fälschung anfgedeckt wird.
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