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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1909
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- Deutsch
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13. 18. Januar 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhairdel. 693 Bildnissen unbekannter Personen sucht der Fälscher durch aufge- inalte Wappen oder Namen eine Bedeutung zu verschaffen, die ihnen nicht zukommt. Gute alte, aber einfach gehaltene Bilder werden durch neue Zutaten ausgeschmückt. Meist setzen die Betrüger Figuren in eine schlichte Landschaft, um einen höheren Verkaufs preis zu erschwindeln. Aus verschiedenen alten Gemälden werden einzelne Teile entlehnt und derartig vermengt und vereinigt, daß eine neue Komposition gebildet wird. So gibt es z. B. eine Menge Landschaften, die den Namen Vernet tragen, aber von Fälschern aus einzelnen Teilen echter Vernets zusammen zeigen. Die gefälschten Bilder werden gewöhnlich mit der Signatur eines Malers von klingendem Namen versehen. An großen Kunststätten gibt es sogar Spezialisten für derartige Bezeichnungen. naue' Kenntnis derartiger Bilderbezeichnungen haben, wenn sie nicht von. vornherein entlarvt werden wollen. Oft unterlaufen dem Fälscher bei den Signaturen Fehler in der Orthographie der Künstlernamen, oder er bringt versehentlich eine Signatur aus der früheren oder späteren Zeit des Künstlers an einer anderen als Maler Vernon und Pata, die ihre Bilder selbstverständlich mit ihrem eigenen Namen signieren, in der Weise von Diaz und Courbet. Die Fälscher entfernen die Namen der ersteren von ihre Stelle. Nicht selten kommt es vor, daß z. B. bei Veräußerung des Nachlasses eines Malers in Frankreich Skizzen und unvollendete Studien desselben mit leeren Stellen verhältnismäßig ziemlich gut verkauft werden. Der betreffende Erwerber weiß aber, warum. Er bewaffnet sich entweder selbst mit einem Pinsel, um die un vollendeten Arbeiten fertig zu machen, oder er läßt dies von einem andern Fälscher tun. Nach kurzer Zeit gelangen prächtige Kompositionen des jüngst verstorbenen Malers L auf den Markt. An ihrer Herkunft ist kein Zweifel möglich, denn sie tragen das unten auf der Leinwand angebrachte offizielle rote Stempel zeichen. Ein merkwürdiges Abenteuer hatte seinerzeit Alexander Dumas mit einem falschen Corot, den er 1883 für 12 000 Franken von dem Händler Georges Petit, einem vertrauenswürdigen Sachverständigen, gekauft hatte. Eines Tages bezeichnte ein Bekannter von Dumas den angeblichen Corot als einen echten Trouillebert. Darob großes Hallo! Dumas weudet sich au den Maler Trouillebert, zeigt ihm das gekaufte Bild und erfährt, daß das Bild wirklich von Trouillebert gemalt ist, der empört und zu gleich erfreut ist, daß man es zu einem Corot gefälscht hat. Dumas mßt sich sein Geld zurückzahlen. Die Presse nimmt sich der Sache an. Ein Freund Trouilleberts unterrichtet die Zeitungsleser von der Angelegenheit, darauf erklärt Petit im Figaro, daß er den falschen Corot von den Gebrüdern Tedesco gekauft habe. Diese erklären ebenda, daß sie das Bild von einem Herrn Cordeil gekauft hätten. Dieser behauptete wieder, das Bild von einem Herrn de Neum zum Verkauf erhalten zu haben, welch letzterer die end lose Geschichte durch Schweigen abschnitt. In demselben Jahre, 1883, veranlaßte K. Daubigny bei einer Versteigerung von Werken von Corot, Rousseau, Diaz, CH. Jacque, Vollon, Chr. Fr. Daubigny usw., die ein Pariser Händler veran staltete, daß die angeblich von Chr. Fr. Daubigny, dem Vater von K. Daubigny, herstammenden Nummern zurückgezogen wurden, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. da sie mit einer Ausnahme gefälscht waren. K. Daubigny jr. machte die Sache im Figaro bekannt, worauf der Händler ebenfalls im Figaro erwiderte und sich damit herausredete, daß in dem Auktionskatalog versehentlich das Wörtchen »zugeschrieben« weggelassen worden wäre, das sich auf alle Nummern beziehen sollte. Derselbe Händler erzählte auch eine Geschichte über die Echtheit mancher Gemälde. Vor einiger Zeit, berichtete er, kaufte ein Pariser Händler von einem anderen ein mit Herpin signiertes Bild und ließ dieses durch einen Künstler etwas retuschieren. Als die Retusche trocken genug war, ging der Händler zu K. Daubigny, bat ihn, das Bild anzusehen und sich über die Echtheit dieses von seinem Vater herrührenden Werkes zu äußern. Wahrscheinlich aus Überzeugung setzte K. Daubigny seine Anerkennung auf das fragliche Bild. Auf diese Weise wurde eiu prächtiger Herpin zu einem schönen Chr. Fr. Daubigny. In Italien kaufte einmal ein Sammler (siehe Eudel, ll'rue^ ein altes Bild zu einem entsprechenden Preise. Man wollte ihm dieses durchaus in sein Hotel schicken und veranlaßte ihn, seinen Namen auf die Rückseite der Leinwand zu schreiben, damit jeder Irrtum ausgeschlossen wäre. Das Sträuben des Händlers, ihm das Bild nicht sofort mitzugeben, machte den Käufer mißtrauisch; er nahm es einfach unter den Arm und ging ab. Zu Hause untersuchte er das Bild, reinigte es, nahm den Nahmen ab und fand nun zwei Gemälde übereinander. Das obere beim Verkauf gezeigte war offenbar Original, das darunter befindliche, auf das der Känfer seinen Namen geschrieben hatte, war eine wertlose Kopie. Hätte er sich das Bild zuschicken lassen, so hätte er nur letztere erhalten. Ein anderer Kniff! Ein französischer Händler kaufte besonders alte Gemälde der italienischen Schule und ließ sie so gründlich restaurieren, daß sie ganz andere Darstellungen zeigten. Wenn dann die Leinwand nach allen Regeln der Kunst das nötige Alter wiedererlangt hatte, brachte der Händler in einer Ecke des Bildes ein Wachssiegel irgendeines Papstes des fünfzehnten oder sechzehnten Jahrhunderts an und schickte Photographien seines »Fundes« nach Amerika. Die geforderten hohen Preise schreckten nicht immer ab. Gar manche Nummer dieser pseudopäpstlichen Galerie wanderte über den großen Teich. Lange Zeit sahen sich die Amerikaner ihre Einkäufe nicht sehr genau an, bis allmählich einzelne dahinterkamen, daß nicht alle Bilder auf der Welt echt siud. Auch der ungeheure Zoll, der in Amerika auf Gemälde erhoben wird, schreckte nicht ab, wurde im Gegenteil manchmal dazu benutzt, ein gefälschtes Bild sehr vorteilhaft anzubringen. Beispiel: Ein Londoner Gemäldehändler ließ von einem geldbedürftigen Maler eine Trinkerszene im Geschmack der vlämischen Schule Herstellen. Das Bild ist aus gezeichnet und trägt sogar die Signatur von Jan Steen mit der Jahreszahl 1672 nach dem Faksimile des Katalogs des Rotter- damer Museums. Derartige Faksimiles in Katalogen und anderen Werken bieten den Fälschern manchmal vortreffliche Handhaben Der Händler veranlaßte jedoch den Maler, die Signatur Jan Steen zu überstreichen und seine eigene daraufzusetzen. Dies wird ge macht. Nach einiger Zeit geht das Bild nach NemYork ab, zu gleich aber auch eine Denunziation an die Zollbehörde, daß es als ganz gewöhnliches Gemälde eingeschmuggelt werden solle, obwohl es ein Meisterwerk und 200000 Franken wert sei. Die Zollbehörde war auf der Hut. Der englische Händler mußte Vorgehen der Zollbehörde zu einem echten gemacht worden war, nach einigen Tagen um 260000 Franken, was ihm noch einen sehr beträchtlichen Gewinn übrig ließ. Während Amerika die Einfuhr von Gemälden scharf über wacht, hat Italien Not, die Ausfuhr italienischer Meisterwerke zu verhindern. Die italienischen Besitzer dürfen ihre Kunstwerke ohne Genehmigung der Regierung nicht nach dem Auslande ver kaufen, obwohl sie dort in der Regel die höchsten Preise dafür erlangen würden. Was tun? Man läßt einfach von den zum Verkauf bestimmten Bildern geschickte Kopien anfertigen, die ent sprechend alt gemacht werden und nun in den Räumen des Be sitzers an die Stelle der echten, ins Ausland wandernden Bilder treten. Da dem italienischen Besitzer dieser falschen Meisterwerke in fast allen Fällen die ausgiebigsten Echtheitsbeweise in alten 9l
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