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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1909
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- Deutsch
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746 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 14, 19. Januar 1909. Förderung der deutschen Rechtschreibung mehr angelegenes«» lassen. Ein unter seiner Mitwirkung herausgegebcnes, in allen Kreisen anerkanntes Rcchtschreibbuch fehlt uns dringend. Denn da jetzt fast alle Mitglieder des Hauptvorstandes jeder für^sich ein solches herausgeben, so weiß niemand, welchem der Vorzug gegeben werden soll. Die bisher zersplitterten Kräfte sollten einem Werke zugute kommen; um so größer würde der Erfolg desselben in allen Volkskreisen sein. Ohne besondere Schwierig keit könnte man sich wohl auch aus den Buchdrucker-Duden einigen, dessen Verfasser erst kürzlich zum Ehrenvorsitzenden des Orts vereins Wiesbaden des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins gewählt wurde. Den vielen Fremdwörtern, die im Buchdrucker- Duden enthalten sein müssen, ließen sich in einer neuen Auslage wohl auch noch gute Verdeutschungen beifügen, die im Vorwort noch besonders als den Fremdwörtern vorzuziehen zu empfehlen wären. Dann würde der Sprachverein neben der Förderung der Rechtschreibung auch weite Kreise mit der Verdeutschung der Fremdwörter vertrauter machen. Ein solches Werk, zu dem der Buchdrucker-Duden wohl geeignet wäre, müßte gleich einer Rechtschreibbibel dem deutschen Volke, der deutschen Sprache und der deutschen Rechtschreibung dienen. Nur zu oft hört man von unkundigen Leuten, nach Dudens Büchern könne man sich nicht richten, denn sie wären nicht amtlich. Das ist eine ganz törichte Ansicht. Denn erstens ist amtlicher seits überhaupt nur ein Leitfaden vorhanden, nämlich das amt- liche Regelbuch, und zweitens sind Dudens Bücher genau so maßgebend wie das amtliche Regelbuch, denn Duden ist seit Jahrzehnten Mitarbeiter an dem amtlichen Regelbuch und infolgedessen der maßgebendste und zuverlässigste Ausleger der amtlichen Vorschristen. Seine Bücher haben also durchaus amtlichen Wert. i-K Für die Verleger von Schulbüchern bedarf es nicht der oben stehenden Erörterungen, denn sie wissen am besten, welche Opfer ihnen die bisherige ständig wechselnde Rechtschreibung auserlegt hatte. Neuerdings haben große Verlagssirmen, so z. B. Thiene manns Verlag in Stuttgart, ihre sämtlichen Verlagswerke, die hauptsächlich für die Schuljugend bestimmt sind, einer sorgfältigen Durchsicht von sachkundigen Personen unterziehen lassen, um in allen Werken eine einwandfreie, den amtlichen Vorschristen ent sprechende Rechtschreibung zu erzielen. Erfordert auch diese Durchsicht einen größeren Kostenauswand, und veranlaßt sie auch zum Teil das Unbrauchbarwerden der vorhandenen Stereotyp platten, so ist doch ohne weiteres einleuchtend, daß die mit solcher Sorgfalt behandelten Bücher durch vergrößerten Absatz die Kosten bald wieder einbringen dürsten. Würde den Schriftstellern die Rechtschreibung des Buch drucker-Duden seitens der Verleger vorgeschrieben werden, so käme auch das in ihm enthaltene, von der Zentralkommission der Korrektoren Deutschlands aufgestellte Normalkorrekturschema mehr zur Geltung. Dessen allgemeinere Einführung und größere Beachtung von seiten der Schriftsteller dürfte auch einigen Einfluß auf die Verbilligung der unleidlichen Korrekturkosten haben. Denn undeutlich angezeichnete Korrekturen sind der Schrecken aller Druckereien und geben gar zu leicht zu Streitigkeiten Ver anlassung. Die zahlreichen Mißverständnisse und Fehler, die beim Gebrauch der neuen Rechtschreibung noch so häufig unterlaufen, sollen in einer späteren Erörterung Erwähnung finden. Hier sei nur des IZ gedacht, das schon so oft — jedoch mit Unrecht — als Stein des Anstoßes bezeichnet wurde. Es hängt wirklich nur vom guten Willen der Buchdruckereien ab, ob ü angeschafst werden oder nicht. Und an diesem guten Willen sollte es im Interesse der Sache niemals mangeln, um so weniger, als heutzutage jede Schriftgießerei imstande ist, in älteren Schriften etwa feh lende 6 nachzuliesern und sie in neuen Schriften gleich von vorn herein mitzuliefern. Man vergesse nicht: das ü ist ein notwendiger Bestandteil unseres Alphabets. Nach dem Buchdrucker-Duden (S. XII) lautet die Regel über das Zusammeutresseu von drei gleichen Mitlauten: »Wenn bei Zusammensetzungen drei gleiche Mitlaute zwischen Selbst lauten nebeneinander zu stehen kommen, so ist einer davon zu streichen. Man schreibt also z. B. Brennessel, Schiffahrt, Schnelläufer. Aber bei Silbentrennung tritt der dritte Mitlaut wieder ein, also Brenn-nessel, Schisf-fahrt, Schnell-läuser ... Nach ck <— kk> darf das k und nach tz j— zz> darf das z nicht aus- fallen; man schreibt also Rückkehr, Schutzzoll.« Leider wird der erste Teil vorstehender Regel auch fälschlicherweise auf das L angewandt, trotzdem doch hinlänglich bekannt sein müßte, daß das ü nur ein Laut ist. So findet sich in einer Zeitung als Stich- markc: Uiinebeir als Xongrssstaät. In einem wissenschaftlichen Aussatz schreibt ein Gelehrter von den üsstübebon ckor Japaner. In einem Buchdruckersachblatt ist von den Linkasstrsiken 6er kloolis die Rede und aus der Rückseite eines Stundenplans, der zu Hunderten in höheren Schulen verteilt wurde, findet man nach einem Verzeichnis der Lehrbücher eine Anpreisung von keissLeugen, keissbrektern, keissoirieueu usw. Besonders dieses letzte Beispiel zeigt deutlich, wie schädlich ein Verstoß gegen die Rechtschreibung auf die Schuljugend wirken kann, da er eine vor handene Regel gänzlich falsch auslegt. Um diesen Jrrtümeru weiter vorzubeugen, müßte der letzte Absatz der oben angeführten Vorschrift noch dahin ergänzt werden, daß auch nach dem ü ein folgendes s nie aussallen darf sehnlich wie bei ck und tz), also: XongrelZstacib, IWstäboiren, Linkaüstreiken, Usiüsobisnen. Freilich ist die Bestimmung eigentlich so selbstverständlich, daß sie nicht erst in Worte gekleidet zu werden brauchte. In Kürze sei noch des Mannes gedacht, dem der bedeutende Fortschritt in unserer Rechtschreibung hauptsächlich zu verdanken ist, nämlich des Geheimen Regierungsrats Direktors Or. Duden in Sonnenberg bei Wiesbaden. Er, der am 3. Januar dieses Jahres das 80. Lebensjahr vollendet hat, hat in unermüdlicher, anstrengen der und in erster Linie für das Buchgewerbe nutzbringender Arbeit dazu beigetragen, daß wir uns der heutigen Einheitsrecht- schrcibung erfreuen können. Nach vielen harten Kämpfen kann er heute an seinem Lebensabend mit Befriedigung und Stolz auf den Ersolg seines ungeheuren Fleißes und seiner bewunderns werten Ausdauer zurllckblicken. Seine Berufung in die erste Orthographische Konferenz 1876 verdankte er seiner Schrift: »Die deutsche Rechtschreibung«, in der er schon iin Jahre 1872 den Verbesserern unserer mangelhaften Rechtschreibung den ein zuschlagenden Weg zeigte. Und unermüdlich hat er selbst in den letzten 37 Jahren durch seine Mtarbeit an amtlicher Stelle in Wort und Schrift für eine allgemein anerkannte deutsche Ein heitsrechtschreibung gewirkt. Besonders auch durch seine in vielen Hunderttausenden von Exemplaren verbreiteten orthographischen Wörterbücher hat er sich um die Förderung der Rechtschreibung das größte Verdienst erworben. Neben den zahlreichen Aufsätzen in den verschiedensten Zeitschriften aus der Feder Dudens seien von seinen größten Werken nur die folgenden erwähnt: Die deutsche Rechtschreibung; Abhandlung, Regeln und Wörter verzeichnis mit etymologischen Angaben. Leipzig 1872. Die Zukunstsorthographie. Leipzig 1876. Anleitung zur Rechtschreibung. 2. Ausl. Leipzig 1878. Orthographischer Wegweiser für das praktische Leben. 2. Ausl. Leipzig 1884. Die Verschiedenheiten der amtlichen Regelbücher über Orthographie. München 1886. Etymologie der neuhochdeutschen Sprache. München 1893. Neubearbeitung der »Gruudzüge der neuhochdeutschen Gram matik von Fr. Bauer«. 25. Ausl. München 1905. Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 8. Ausl. Leipzig 1905. Von der Gewissenhaftigkeit und der eingehendsten Gründlich keit Dudens bei der Behandlung orthographischer'Fragen kann sich nur der eine rechte Vorstellung machen, der einmal Gelegen-
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