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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-19
- Erscheinungsdatum
- 19.01.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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14, IS. Januar 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 743 Schwachen unterdrückt werden. Sollte aber wirklich die Ab wälzung der Steuer in manchen Fällen gelingen, so wird eine Beschränkung der Aufträge die sichere Folge sein. Niemand inseriert zu seinem Vergnügen, und auch die größten Geschäfte haben scharf zu rechnen, um ihre Unkosten in ein richtiges Ver hältnis zu ihrem Umsatz und Ertrage zu bringen. Es ist daher eine willkürliche, durch keine geschäftliche Erfahrung bestätigte An- nähme, daß gerade diese Geschäfte ihr Jnseratenbudget nicht ein schränken werden, falls die Steuer in Kraft tritt. Diese wird so oder so dem Verleger zur Last fallen und darum zweifellos zu einer Sonderbesteuerung eines einzelnen Gewerbes führen. Gänzlich verfehlt erscheint es, daß die Steuer von dem Brutto erträge der Anzeigen erhoben werden soll. Das Jnseratengeschäft ist mit außerordentlich hohen Unkosten verbunden, weil die wenig sten Anzeigen von selber kommen. Die Vielgestaltigkeit des Zeit schristenwesens stellt den Inserenten für jeden Anzeigenzweck eine Reihe von Anzeigenblättern zur Verfügung, und darum ist es ohne eine kostspielige Propaganda, besonders durch Annoncen bureaus und Agenten, denen beträchtliche Vergütungen gezahlt werden müssen, kaum noch möglich, größere Jnserataufträge zu erlangen. Rechnet man dazu die Kosten für Druck, Papier und Versendung, so wird sich der Nettoertrag aus den Inseraten, ab gesehen von einigen bevorzugten Zeitschriften, so niedrig stellen, daß eine Steuer von 10 Prozent des Bruttoertrages überhaupt nicht mehr viel übrig lassen wird. Ein großer Zeitschriften- und Kalenderverlag berechnet die Höhe der Akquisitions- und Her stellungskosten der Inserate auf 70—80 Prozent der Einnahme aus ihnen, so daß also die Steuer von 10 Prozent fast die Hälfte dessen in Anspruch nehmen würde, was dem Verleger zur Deckung der übrigen Kosten des Unternehmens und für einen bescheidenen Gewinn verbleibt. Unbegreiflich ist es, daß der Entwurf von allen wöchentlich einmal oder in größeren Zwischenräumen erscheinenden Anzeige organen eine Steuer von 10 Prozent erheben will, während die Steuer bei allen mehr als wöchentlich einmal erscheinenden Anzeigeblättern, und dazu gehören alle politischen Zeitungen, eine Abstufung von 2 bis 10 Prozent, je nach der Höhe der Auf lage erfährt: Wie diese Forderung ohne jede Kenntnis des Zeit schristenwesens aufgestellt ist, möge an einem Beispiel gezeigt werden. Es gibt auf vielen gewerblichen und technischen Ge bieten Fachzeitschriften, die zweimal wöchentlich und andere, die einmal und seltener erscheinen; die elfteren würden unter diesem Gesetz 2 bis höchstens 4 Prozent Jnseratensteuer zu zahlen haben, weil ihre Auslage wohl fast niemals die Zahl von 10000 über- steigen wird, während die wöchentlich einmal erscheinenden Kon kurrenzblätter oder nach Absicht des Entwurfs deren Inserenten mit 10 Prozent belastet würden. Sollte der Entwurf Gesetz werden, dann müßte die Steuer für die wöchentlich einmal und seltener erscheinenden Zeitschriften in einer den Verhältnissen entsprechenden Weise unter allen Umständen herabgesetzt und abgestust werden. Eine Steuer von 10 Prozent des Jnseratenertrages können die allermeisten Familienzeitschristen, Fachblätter, Kalender und besonders wissenschaftlichen Zeitschriften nicht tragen. Bei vielen wird dadurch der Ertrag des Unternehmens so sehr herabgedrückt werden, daß der Gewinn in gar keinem Verhältnis mehr zu dem ausgewendeten Kapital und der zu leistenden Arbeit steht; bei anderen wird der noch vorhandene bescheidene Gewinn ganz aufgezehrt, und bei einer weiteren großen Zahl wird der jetzt schon bestehende Verlust eine Höhe erreichen, daß die Verleger zum Ausgeben dieser Unternehmungen gezwungen sein werden. Zu letzteren gehören mit ganz wenigen Ausnahmen die wissenschaftlichen Zeitschriften, die von den Verlegern nur unter oft recht bedeutenden Opfern erhalten werden, und die doch für die Wissenschaft von der größten Bedeutung sind. Bei den zahlreichen Fachzeitschriften, illustrierten Wochen- und Monatsschriften, Kalendern usw. sind infolge der immer größer werdenden Ansprüche des Publikums und der erst im vorigen Jahre eingetretenen Erhöhung der Druckpreise die Herstellungs kosten dauernd gewachsen, während eine Erhöhung der Ver kaufspreise im Interesse einer großen Verbreitung in den allermeisten Fällen ausgeschlossen ist. Hier können den erforderlichen Ausgleich nur die Jnserateinnahmen schassen, deren wesentliche Beschränkung darum entweder zur Ein schränkung der Aufwendungen für den redaktionellen Inhalt der betreffenden Publikationen und damit zu ihrer Ver- schlechterung oder zu ihrem gänzlichen Eingehen führen müssen. Daß damit wichtige geistige Interessen gefährdet werden würden, und daß insbesondere der Kampf unserer ausgezeichneten billigen Familienblätter gegen die Verbreitung schlechter Literatur wesent lich erschwert weiden müßte, braucht kaum betont zu werden. Ganz besonders trifft letzteres auf unsere große Volkskalender- litcratur zu, deren Einfluß sich auf Bcvölkerungskreise erstreckt, in die sonst kaum ein anderer Lesestoff zu dringen vermag. Wir erfreuen uns einer großen Zahl guter Volkskalender, die einen gesunden Belehrungs- und Unterhaltungsstoff zu billigsten Preisen besonders auch in die Kreise der arbeitenden Bevölkerung tragen, die hauptsächlich dem Andringen einer verwerflichen Schund literatur ausgesetzt ist. Die Mittel zu ihrer Herstellung bieten überall die Inserate, und es steht fest, daß viele Kalender ein- gehen müssen, wenn die Einnahmen aus den Inseraten um 10 Prozent herabgesetzt werden sollten. Gerade bei den Kalendern muß eine außerordentlich intensive und darum kostspielige Jn- seratenpropaganda getrieben werden, und auch hier würde die große Konkurrenz die Abwälzung der Steuer in den meisten Fällen unmöglich machen. Viele Sortimentsbuchhandlungen stellen alljährlich eigene Bücherverzeichnisse her, die sie an ihre Kundschaft verbreiten. Es ist dies ein teures Vertriebsmittel, dessen Kosten man da durch zu verringern sucht, daß man von Verlegern Anzeigen gegen Bezahlung aufnimmt. Der Katalog stellt einen Teil der Ge schäftsunkosten und kein geschäftliches Unternehmen dar, und trotz dem soll der Sortimenter die Jnseratensteuer zahlen, die ihm also nicht einmal die kleine Einnahme unberührt läßt, die seine hohen Unkosten etwas herabmindern soll. Nicht unerwähnt möchten wir lassen, daß die mit auslän dischen Zeitschriften verbreiteten Anzeigen steuerfrei bleiben wer den, denn es läßt sich gar nicht absehen, in welcher Weise § 28 des Gesetzentwurfes zur Anwendung gebracht werden soll. Nicht nur aus Österreich und der Schweiz, sondern aus dem ganzen Auslande finden Zeitschriften in großer Zahl Verbreitung in Deutschland — es sei hier besonders auf die ausländischen Moden- zeitungen hingewiesen —, und ihre Verlegerlund Inserenten werden sich bei uns in Zukunft besser stehen als die eigenen Staatsangehörigen. Andererseits werden in Deutschland Moden zeitungen in fremden Sprachen gedruckt, die nur im Auslande verbreitet werden, und deren Inserenten säst ausschließlich Aus länder sind. Auch von diesen Zeitschriften müßte die Steuer bezahlt werden, die sicher von keinem ausländischen Inserenten zurückerstattet werden wird. Überhaupt sollte die Rücksicht aus das Ausland und seine Konkurrenz wesentlich mitbestimmend bei der Beurteilung dieses Gesetzentwurfes sein, besonders wenn man annehmcn wollte, daß die Inserenten die Steuer tragen werden. Es würde Deutschlands Konkurrenten aus dem Weltmarkt nur willkommen sein, wenn die Jnseratensteuer angenommen werden sollte, sehen sie dann doch gerade ihren schärfsten Konkurrenten durch rückschrittliche Maßnahmen in Fesseln geschlagen, die sie, wie England in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, längst in richtiger Erkenntnis ihrer Gefährlichkeit abgestreist haben. Für besondere Beilagen sollen nach dem Gesetzentwurf sogar 20 Prozent der eingehenden Gebühr erhoben werden, und be gründet wird dieser hohe Betrag damit, daß hier die Kosten der Herstellung der Anzeigen in Fortsall kommen! Völlig außer acht gelassen wird aber, daß der Verleger bei Beilagen die hohe Post- 97»
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