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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-21
- Erscheinungsdatum
- 21.01.1909
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- Deutsch
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854 Börsenblatt f. d. Ttschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 16. 21. Januar 1909. Vom Auswärtigen Amt subventioniert werden die Zoo logische Station des Professors vr. Dohrn in Neapel und die Zoologische Station in Rovigno in Istrien, für die je 20 000 ^ in den Etat eingestellt sind. Die Station in Neapel wurde im Jahre 1870 von vr. Dohrn aus eigenen Mitteln ins Leben gerufen, um die für die Biologie überaus wichtigen Meeres studien an dem biologisch reichsten europäischen Gewässer zu treiben und dort für deutsche Biologen ein wissenschaftlich aus gerüstetes Laboratorium zu errichten. Mit dem Institut ist ein öffentliches Aquarium verbunden. Um der Anstalt ei,re möglichst selbständige finanzielle Grundlage zu geben, hat vr. Dohrn mit in- und ausländischen Unterrichtsministerien, Universitäten, Aka demien usw. Mietskontrakte über sogenannte »Arbeitstische« ab geschlossen, wodurch die kontrahierenden Stellen die Gesamtvorteile der vortrefflich organisierten Laboratorien für die ihnen landes- angehörigen Forscher erhielten. Gegenwärtig bezahlen Preußen 4 Tische, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen und Ham burg sowie die Universität Straßburg je einen Tisch, während von ausländischen Regierungen und wissenschaftlichen Ver einigungen bereits 31 Tische gemietet sind. Den betreffenden deutschen Negierungen wird als Gegenleistung für die der, Station gewährteReichssubvention die doppelte Anzahl dervon ihnen gemieteten Tische zur Verfügung gestellt. Die Anstalt ist im Laufe der Zeit um mehr als das Doppelte ihres ursprünglichen Um fangs erweitert; ihr Personal besteht aus einigen 50 Köpfen, darunter 12 Gelehrten. Drei große selbständige periodische Ver öffentlichungen werden seit 1879 von der Station herausgegeben, nämlich: »Fauna und Flora des Golfs von Neapel«, »Mittei gerecht konservierter Seetiere, die als Studienmaterial über die ganze Erde versandt werden. In wissenschaftlicher Hinsicht ist im Institut die ganze Biologie heimisch; unter den Besuchern be finden sich neben eigentlichen Zoologen auch zahlreiche Botaniker, Physiologen und Chemiker, ja sogar Mediziner und Kliniker. Das Institut ist in rechtlicher Beziehung privater Besitz des Geheimen Negierungsrats Professor vi-. Dohrn. Der geschäft liche Betrieb unterliegt aber wegen der Reichssubvention einer Kontrolle, die jährlich durch den Generalkonsul in Neapel erfolgt. Eine genaue ziffernmäßige Darstellung des finanziellen Standes der Station gelangt alljährlich an das Aus wärtige Amt. Für die deutsche Forschung hat die Anstalt um so größere Bedeutung, als an deutschen Meeren nur die erheblich kleinere Station auf Helgoland besteht, die sich aber mit ihrem neapolitanischen Mutterinstitut schon wegen des viel größeren Reichtums der Mittelmeertierwelt nicht messen kann. Die Ge samtzahl der Gelehrten, die bisher die Laboratorien der Zoolo gischen Station besucht haben, beläuft sich auf 1858, darunter 566 Deutsche. An konserviertem Tiermaterial wurden im Jahre 1907/08 von Museen, Laboratorien und einzelnen Gelehrten für 19 000 Franken brutto beansprucht. — Die Zoologische Station in Rovigno wurde im Jahre 1891 begründet; sie sollte in erster Linie das Berliner Aquarium mit Tieren der überreichen Mittel meerfauna versehen. Die äußerst günstig gelegene Anstalt ist aber von vornherein so angelegt, daß in ihr neben den prak tischen auch wissenschaftliche Zwecke verfolgt werden können. Es sind in ihr zurzeit 10 Arbeitsplätze für Zoologen vorhanden, daneben ein Laboratorium und eine Bücherei von 2500 Bänden. Im Frühjahr 1908 wurde ein neues Aquarium mit 14 Behältern eingerichtet, das infolge seiner guten Oberlicht beleuchtung sich für biologische Beobachtungen vortrefflich eignet und in denen auch die Entwicklung des Planktons der kleinen Lebe wesen beobachtet werden kann. Seit 1901 befindet sich in der Station auch ein vom Kaiserlichen Gesundheitsamt eingerichtetes Protozoenlaboratorium, in dem ständig ein Hilfsarbeiter des Amts wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiete der pathogenen Pro tisten ausführt. Die in der Station arbeitenden Forscher können ebendort auch Wohnung und Verpflegung erhalten. Ein Publi kationsorgan besitzt die Anstalt zurzeit noch nicht; in Zukunft soll in Jahresberichten eine Übersicht über die ausgeführten Ar beiten und die Entwicklung der Einrichtungen der Station ge geben werden. Die besonderen Arbeiten der Station haben sich im Berichtsjahr im wesentlichen erstreckt auf Erhaltung und Ver mehrung der zoologischen und botanischen Sammlungen, auf die Erforschung der Fauna und Flora der Bucht von Rovigno und auf biologische Beobachtungen der Organismen in den Aqua rien. Im Jahre 1907 unternahm Professor Dr. Burckhardt mit dem Dampfer und dem Personal der Station eine Fahrt zur Erforschung der Tiefseetiere bei Ragusa; das bei dieser Fahrt gewonnene Material wird zurzeit ge ordnet und bearbeitet. Die Arbeitsplätze sind im letzten Jahre von 27 Forschern, meist Neichsangehörigen, benutzt worden. Uber zwei Arbeitsplätze verfügt der Bundesrat, während einer- ethnologischer Arbeiten sowie zu architektonischen Studien in China zurzeit die Stellen je eines wissenschaftlichen und eines bautechnischen Sachverständigen bei der Kaiserlichen Gesandtschaft in Peking unterhalten und für diese Zwecke im bisherigen Etat 27 000 gefordert. Wissenschaftlicher Sachverständiger war von Ende 1904 bis dahin 1907 der Professor Adolf Fischer, der nach eingehendem Studium der ostasiatischen Sammlungen in London und Paris zunächst die Hauplplätze für altjapanische und alt chinesische Kunst bereiste (Provinzen Jamato, Jamaschin, Wakayama, sowie Echizen und Kaga) und eine Studienreise durch Korea machte. Von Peking aus besuchte Professor Fischer dann die westlichen Provinzen Chinas sowie Hsianfu und wertvoller Erwerbungen gemacht wurden, hat der Professor Fischer eingehend unter Beifügung zahlreicher photographischer Originalaufnahmen berichtet. Sein Nachfolger wurde der außer ordentliche Professor an der Universität in Freiburg, vr. Große, ein anerkannter Kenner ostasiatischer Kunst,der im Oktober v. I. die Aus reise nach Ostasien angetreten hat. — Als bau technisch er Sachverständiger ging im Herbst 1906 der Militärbauinspektor Ernst Boerschmann nach Peking, der sich mit chinesischen Verhältnissen im allgemeinen und mit chinesischer Baukunst gelegentlich seiner Tätigkeit als Bauinspektor der ostasiatischen Besatzungsbrigade vertraut gemacht hatte. Nach dem Studium der einschlägigen Literatur besuchte er die Bauwerke in Peking und seiner Umgebung, dann im Jahre 1907 die östlichen Kaiser gräber der herrschenden Dynastie, den Kaiserlichen Sommersitz in Pekol und die lamaistischen Tempel sowie die Tempel der West berge. Seit April vorigen Jahres befindet er sich auf einer- längeren Studienreise in das Innere, die ihn durch Shangsi, Shensi, Szechuan bis nach Tibet und Indien führen soll. Dann soll in Schanghai das gewonnene Material verarbeitet und hierauf eine zweite Reise durch Schantung angetreten werden. Im Mai 1909 gedenkt Boerschmann die Heimreise antreten zu können und dann in der Lage zu sein, eine geschlossene Dar stellung der chinesischen Baukunst zu geben und sie auch einiger maßen in das Bild der ostasiatischen Kultur einstigen zu können. (Forsetzung folgt.) * Das Urheberrecht an Zeitungsberichten. — In der Neichstagssitzung am 18. d. M. wendete sich bei der zweiten Be ratung des Etats des Reichsjustizamts der Abgeordnete Ablaß (freis. Volkspartei) scharf gegen mehrfach beobachtete unrichtige Gesetzesauslegung seitens höchster Gerichte. Unter anderm rügte er den nach seiner Ansicht vom Gesetzgeber nicht beabsichtigten Schutz mancher Zeitungsberichte und die seines Erachtens viel zu weitgehende oberstgerichtliche Zubilligung des Be griffs »Ausarbeitung wissenschaftlichen, technischen oder unter haltenden Inhalts« in § 18 des Urheberrechtsgesetzes an ganz gewöhnliche Zeitungsberichte. Die Auslegung des § 18 Absatz 2 des Urheberrechtsgesetzes sei zu einer wahren ei-ux für die gesamte anständige Presse geworden, weil jeder Bericht eines Gerichts reporters als ein Artikel wissenschaftlichen Inhalts angenommen werde. Der Redner bezeichnete das Vorgehen manches Urhebers eines Zeitungsberichts gegen abdruckende andere Zeitungen als an Erpressung streifend. Es werde nichts übrig bleiben, als durch Gesetz diesen unerträglichen Zustand zu beseitigen.
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