Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.01.1909

^ 16, 21. Januar 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 849 Nichtamtlicher Teil. Praktische Mittel zu Verbesserung des Zwischenhandels im Buchgewerbe. Von Alfred Voerster (Leipzig). Vorbemerkung der Redaktion: Erst heute sind wir in der Lage, die deutsche Urschrift des Referates zum Abdruck zu bringen, das Herr Atsrcd V oerster-Leipzig in französischer Sprache für die im Mai 1908 stattgehabte 6. Tagung des Internationalen Verleger-Kongresses in Madrid bearbeitet hatte. Herr Voerster hatte sich in Madrid bereit erklärt, Ergänzungen und Verbesserungen, die von den buchhändlerischen Vereinen des Auslandes geltend gemacht werden würden, möglichst zu berück sichtigen. Obwohl das Permanente Bureau des Internationalen Verleger-Kongresses ersucht hatte, diese Ergänzungen bis zum 15. Oktober einzusendcn, sind die lehten Vorschläge doch erst Anfang Dezember 1908 in Bern eingctrosse». Sie sind sämtlich bei der nachstehenden Bearbeitung des Referates berücksichtigt worden. Für Interessenten hat Herr Voerster eine Anzahl von Sonder abdrucken zur Verfügung gestellt. Einleitung. Um praktische Mittel zur Verbesserung des Zwischenhandels Vorschlägen zu können, ist es notwendig, sich zunächst über die Organisation des Buchhandels in den verschiedenen Ländern zu informieren. Es zeigt sich, daß die Organisation des Buchhandels im wesentlichen abhängig ist von einer ganzen Reihe von Neben umständen, die bei der Schilderung nicht unberücksichtigt bleiben dürfen. Zunächst ist es die Höhe der literarischen Produktion, die die Grundlage für den Buchhandel bildet. Sodann kommt in Frage, welche bibliographischen H i l f s m i t t e l für das betreffende Land zur Verfügung stehen. Maßgebend für die Gestaltung der Organisation des Buchhandels sind die Größe des Sprachgebietes und die Be ziehungen zu den Nachbarstaaten. Es muß ernüttelt werden, ob und in welchem Umfange die verschiedenen Geschäftszweige des Buchhandels in einem Geschäft sich v e r e i n i g t finden. Es ist festzustellen, wie groß etwa die A n z a h l d e r V e r l e g e r und ihre Verbrei tung über das Gebiet ist. Maßgebend für den Vertrieb ist die Anzahl der Sortimenter und deren Verteilung über das Land. Es zeigt sich bei dieser Prüfung, daß diejenigen Hand lungen, die sich ausschließlich mit dem Buchhandel beschäftigen, in einigen Ländern sehr wenig zahlreich sind, während die Verbindung niit Nebenzweigen des Buchhandels dort vorherrscht. Besonderer Wert ist gelegt auf die Schilderung der Ver- triebssormen des Sortiments, da von diesem ja die ganze Organisation des Buchhandels mehr oder weniger ab hängig ist. Es wurde untersucht, ob ein einziger oder verschie dene Ladenpreise für die verschiedenen Teile des be treffenden Wirtschaftsgebietes existieren. DieFrage des K u n d e n- rabattes muß eingehend behandelt werden, wobei natürlich auch der von den Verlegern dem Sortiment gewährte Rabatt zu berücksichtigen ist. Es soll berichtet werden über die Ver breitung des direkten Verkehrs zwischen Ver legern und Publikum und über den Umfang der in den einzelnen Ländern sich notwendig machenden direkten Reklame der Verleger. Gestreift wird der Reisebuchhandel, der Ver trieb durch Reisende an das Sortiment, der Waren- hausbuchhandsl und das Postversandgeschäst. Es zeigt sich, daß die K o n k u r r e n z , die von anderer Seite dem Buchhandel gemacht wird, in einigen Ländern sehr bedeutend ist. Hier sind es gelehrte Gesellschaften und Vereine, dort die Post, dort Zeitungen und Volksbüchereien, die durch ihren Vertrieb dem Sortimentsbuchhandel wesentliche Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. Aufträge entziehen. In anderen Ländern wieder hat das Sub - missivnswesen dazu geführt, dem Sortiment seinen Gewinn zu verkürzen. Es darf nicht unbeachtet bleiben, daß die Verleger in einigen Ländern d u r ch Verkauf der gesamten Rest- vorrätedie betreffenden Werke bald nach Erscheinen dem regu lären Vertrieb entziehen. Je nach der Verbreitung der Verleger über das Land ist es mehr oder weniger wichtig, ob sie sich in der buch händlerischen Zentrale vertreten lassen. Hiermit in Zusammenhang steht die in einigen Ländern zu großer Bedeutung gelangte Konditions-Lieferung der Ber te g e r an das Sortiment, die Art und Weise der Annahme von Rücksendungen, das Abrechnungswesen und das buchhändlerische Kreditwesen. Mit der Erörterung dieser Fragen nähert man sich dem eigentlichen Thema des Referates, nämlich dem buch händ lerischen Z w! s ch e n h a n d e l, der sich nur in der b u ch - händlerischen Zentrale oder an Neben-Kom Mis sionsplätzen entwickeln konnte. Es muß geschildert werden, wie das buchhändlerische Speditionsgeschäft in den ver- schiedenen Ländern beschaffen ist, während in anderen Ländern das buchhändlerische Groß-Sortiment in seinen ver schiedenen Formen für den Vertrieb von Büchern und Journalen Beachtung findet. Auch der internationale Verkehr, sowohl was den Import als den Export anlangt, zeigt in den ver schiedenen Ländern verschiedene wenn auch nicht allzusehr von ein ander abweichende Formen. Ferner ist in einigen Ländern zu schildern, wir sich die Organisation buchhändlerische Verkehrs- Anstalten geschaffen hat, die dazu bestimmt sind, den Verkehr der Buchhändler untereinander zu erleichtern. Schließlich müssen noch mit einem Blicke das buchhändlerische Vereinswesen und die buchhändlerischen Zeitschriften gestreift werden. Die mir gestellte Aufgabe konnte nur unter der liebens würdigen Beihilfe von Kollegen in den verschiedenen Ländern gelöst werden. Ich gestatte mir, allen diesen Herren hierdurch verbindlichst für ihre Mitarbeit zu danken. Obwohl ich mit meinen Anfragen bei allen diesen Herren das größte Entgegenkommen gefunden habe, haben die Verhandlungen in Madrid und die mir später zugegangenen Ergänzungen und Berichtigungen gezeigt, daß wegen falscher Fragestellung oder wegen falscher Auffassung der mir gewordenen Antworten manche meiner An gaben über die Organisation des Buchhandels im Auslande unrichtig waren. Ich habe diese Fehler soweit wie möglich richtig gestellt. Amerika. Nach kublislreis' Veelclz- stellt sich die Statistik der amerika nischen Bücherproduktion wie folgt: Neue Werke Neue Auslagen Insgesamt 1896 5189 514 5703 1897 4771 757 5528 1898 4332 554 4886 1899 4739 572 5311 1900 4490 1886 6376 1901 5496 2645 9141 1902 5485 2348 7833 1903 5793 2072 7885 1904 6971 1320 8291 1905 7514 598 8112 Hierbei sind alle Neudrucke schon älterer Werke nicht berücke sichtigt. Es kommen noch in Betracht die fremdsprachigen vom Auslande bei derOoxz-iiglit okiäoe hinterlegten Werke, zusammen für 1902/3: 9299, — 1903/4: 10410, — 1904/5: 9830 und für 1905/6: 9542, ferner sind zu berücksichtigen die 21 400 Zeitungen und Zeitschriften der Bereinigten Staaten, wovon rund 18 000 wöchentlich, monatlich oder vierteljährlich erscheinen. m