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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.01.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-01-25
- Erscheinungsdatum
- 25.01.1909
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- Deutsch
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- Saxonica
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1022 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 19, 25. Januar 1909. Buchdrucker, Buchbinder, Papier- undKZeitungshändler, die sich nur nebenbei mit dem Buchhandels beschästigen, nichtHmit eingerechnet sind. ^ Während bis zum Jahre 1871 jede den Buchhandel betreibende Person eine behördliche Konzession nachsuchen mußte, brachte die nachfolgende Gewerbesreiheit auch ihre gewöhnlichen Begleit erscheinungen, welche sowohl den Verlag, als auch das Sortiment veranlaßten, ihre Interessen durch bestehende oder neugegründete Vereine zu vertreten. Paris mit seinem großen Verkehr hat auch die bedeutendsten Sortimentsgeschäste des Landes aufzuweisen. Diese in eleganten Stadtteilen oder an verkehrsreichen Straßen belegenen Geschäste machen einen den Ansprüchen der Weltstadt entsprechenden Eindruck. Eigentümlich ist ihnen aber die Art des Vertriebes durch die Auslage der gangbarsten Werke aus Tischen vor dem Geschäftslokal. Da dort in belebten Straßen sehr viele Per sonen Passieren, so suhlt sich häufig jemand veranlaßt, die so bequem und ohne Kaufzwang ausgestellten Werke anzusehen und oft auch zu kaufen. Der Absatz ist durch dieses einfache Mittel ein gewaltiger, und wenn ein Geschäft <auch andere Branchen befolgen dieselbe Methode) mit einem Artikel räumen will, so kommt er auf die Straße, und in wenigen Tagen ist meistens auch der größte Posten abgesetzt. Sehr oft ist es auch der Fall, daß Verkäufer von Büchern in kleinen Orten, die nur im Nebengewerbe diese Arbeit über nehmen, ihren Bedarf nicht vom Pariser Verleger, sondern vom nächsten größeren Sortimenter beziehen. Diese Art Buchhändler zweiter Ordnung erhalten dann auch nur selten Konditions exemplare, welche im allgemeinen von den Verlegern nicht zu reichlich versandt werden. Es ist natürlich, daß die Umsätze einiger größerer Sortimenter in Paris recht erhebliche sind. So hatte z. B. ein großes Sortiments- geschäst in einer der besten Geschäftsstraßen von Paris während des Monats Dezember eine Tageseinnahme von durchschnittlich 4000 Francs, und in diesem Betrage ist noch alles, was aus offene Rechnung oder aus Bestellung geliefert wurde, nicht mit ein geschlossen. Bei 28 Wochentagen kommt man also auf einen Barumsatz von 104 000 Francs, und der Gesamtumsatz des Ge schäftsjahres beträgt bis zu 600 000 Francs. Es ist nur verständlich, daß diesen Zahlen auch entsprechende Spesen gegenllberstehen. Von großer Bedeutung ist hierbei der Betrag der Miete, welcher in diesem Falle sich auf 22000Francs beläuft; doch ist dieser Betrag, auf den Gesamtumsatz bezogen, als relativ niedrig zu bezeichnen, und auch die sonstigen Spesen dieses Sortiments sind nicht allzu hoch. Auch sind die Läger dieser Handlungen nach Verlegern und nicht nach Autoren geordnet, welcher Umstand den Abrechnungsver kehr ganz wesentlich erleichtert. Unter Berücksichtigung dieser Ver hältnisse kann nian Wohl den Schluß ziehen, daß derartige Sortimente, wenn sie dafür sorgen, nicht zu ausgedehnte Bestände an Laden hütern in ihren Lagern anzuhäufen, mit einem Spesensatz von nicht mehr als 8—10tzß zu rechnen haben. Ihre Stellung gegen über den an Umsatz zurückstehenden Kollegen wird noch verbessert durch die Tatsache, daß sie bei dem rein warenmäßigen Vertriebe des Buchhandels durch Partiebezüge sich besondere Vorteile sichern können, die jenen entgehen. Besonders hervorzuheben ist, daß durch diesen Absatz aus der Straße auch das Kassegeschäst sehr verbreitet ist, denn nur selten hat ein Kunde offenes Konto bei einem solchen auf stark wechselndes Publikum angewiesenen Sortimenter, höchstens wird das derFall sein im Verkehr mit den Spezialsortimentern. Kommt ein neuer Roman eines bekannten Autors heraus, so geschieht es in großen Sortimentsgeschästen häufig, daß am Morgen Stöße von fünfzig oder hundert Exemplaren vor der Ladentür auf den Tisch gestellt werden, und oft ist noch am gleichen Tage alles ver kauft. Man kann wohl sagen, daß diese Methode einen billigen und wirksamen Ersatz der Ansichtssendungen bietet. Dieses System ist auch eine Erklärung für die verhältnismäßig hohen Auflagen der Werke bekannter Autoren, welche selten weniger als 30 000 Exemplare umfassen. Neben diesen sich durch Massenabsatz von Tageslektüre aus zeichnenden Sortimenten besteht nun auch eine ganze Anzahl kleinerer Buchläden, deren Inhaber sich Spezialzweigen oder auch dem ausschließlichen Vertrieb oftmals schön und teuer gebundener Bücher widmen. Ihre Kundschaft besteht neben Einheimischen besonders aus englischen und amerikanischen Bücherfreunden und Käufern. Von besonderer Wichtigkeit sind auch die Spezial- sortimentsgeschäste i» den Werken der einzelnen Wissensgebiete. Sie ermöglichen es dem Gelehrten, alle von ihm in seinem Wissens zweige benötigten Werke von einem damit vertrauten Sorti menter zu beziehen. Besonders in Medizi» und Rechtswissenschaft sind mehrere solcher Spezialisten vorhanden; doch ist zu erwähnen, daß die meisten derselben gleichzeitig Verlag betreiben. Der Sitz dieser Art Buchhändler ist fast nur in Paris; und dort sind sie säst sämtlich im Quartier Latin, dem Bezirk der wissenschastlichen Anstalten, ansässig. Sie bedienen sich nur selten der Ausstellung auf Tischen zum Anlocken von Käufern; aber sie leisten durch ihre vielfachen Bücherkenntnisse den Gelehrten und Studenten Dienste, welche diese veranlaßt, ihre Bücher durch sie zu beziehen. Ein einzigartiges Organ des Buchhandels, das einen Zweig des Antiquariats bildet, sind die sogenannten Bouquinisten, deren Existenz aus eine Jahrhunderte dauernde Vergangenheit zurück blicken kann. Sie haben seit langem ihren Stand an den Quai mauern der Seine. Ihre Ausrüstung besteht nur in ungefähr einem Dutzend verschließbarer Kästen, die sie zum Teil abends wegtransportieren. Ihre Bücherkenntnisse sind meist außer ordentlich gering. Das Buch wird von ihnen nach Größe, ehe maligem Preis und nach dem jeweiligen Zustande in einen ihrer Kästen gelegt. Sie erhalten dann eine sehr einfache Preisliste dadurch, daß sie jeden Kasten mit einem Preise bezeichnen, der für alle darin liegenden Bücher gilt. Die Preise beginnen mit 5 Centimes und steigen selten auf mehr als 2 Francs. Die Umsätze und der Gewinn dieser Bouquinisten sind natürlich sehr geringe. Erwähnenswert sind auch die »Camelots«, das sind Straßen- verkäufer, die es ermöglichen, auch die verunglücktesten Verlags werke noch an den Mann zu bringen, selbstverständlich zu Spott- preisen. Interessant ist auch eine Unternehmung des Verlegers Fapard, die -Nockorn kibliotlrsqus«, welche in großen Aus lagen monatlich einen Roman bringt, der meist früher schon in größerer Auslage zum Preise von 3,50 Francs abgesetzt wurde. Der billige Preis und der Vertrieb durch die Zeitungskioske, mit denen der Verleger auch durch seine Zeitschriften in Verbindung steht, hat es bewirkt, daß solche Romane in 100 000 und mehr Exemplaren abgesetzt wurden. Das ist besonders hervorzuheben, denn die einfache Ausstellung derselben in den Kiosken, nicht etwa Kolportage, hat solche Erfolge gezeitigt. Der Verleger hat diese wohl hauptsächlich der Benutzung der Zeitungskioske als Vertriebsmittel zu verdanken, denn der Buchhandel hat natur gemäß nur ein geringes Interesse am Verkauf solcher billigen Massenware, zumal die Buchläden von einer anderen Bevölke rungsklasse besucht werden als die Zeitungsverkaufsstellen. Für die Inhaber der letzteren ist der an sich geringe Verdienst am ein zelnen Exemplar noch sehr beachtenswert im Vergleich mit dem an Zeitungen, während der Buchhändler durch den Verkauf so billiger Romane nur selten befriedigt sein wird. Der französische Sortimenter, welcher in erster Linie Kauf mann ist, hat keine Neigung, Ansichtssendungen zu machen; daran hindern ihn schon die großen Entfernungen, und sein Gewinn würde durch die unverhältnismäßig hohen Kosten des Austragens und Wiederabholens der Pakete, der Buchungen usw. vollständig aufgezehrt werden, so daß?der Sortimenter wenig'Neigung zu dieser Art des Vertriebes hat. Er ist außerdem noch dadurch be-
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