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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.03.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1909-03-03
- Erscheinungsdatum
- 03.03.1909
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- Deutsch
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geblieben ist. Dieser letzteren kommt vor allem der Umstand zugute, daß zwei große Völker, außer den Engländern auch die Amerikaner, sich NM ihre Verbreitung bemühen, so daß unter den fremden Angestellten im japanischen staatlichen Schuldienst den neunzehn Deutschen und einem Österreicher, die für die deutsche Sprache wirken, je siebzehn Engländer und Amerikaner gegennberstehen. die sich die Förderung der englischen Sprache angelegen sein lassen. Es ist auch nicht zu leugnen, daß die Engländer und Amerikaner wohl durch gängig ihren überwiegenden Einfluß dazu mißbraucht haben, die Japaner vom Studium der deutschen Sprache abzn- schrecken. In englrschen Lehrbüchern für japanische Schüler wird entweder jeder Hinweis auf deutsche Verhältnisse ge flissentlich übergangen; oder aber die deutschen Verhältnisse weiden so kümmerlich und schief dargestellt, daß kauni ein Japaner, der Englisch gelernt hat. daraus einen Anlaß nehmen kann, sich auch dem Studium der deutschen Sprache zuzuwenden. Der deutschen Sprache stehen ferner ihre An fangsschwierigkeiten entgegen, und die nichtdcutschen Aus länder haben mit sehr viel Erfolg den Japanern zu Unrecht die Anschauung beizubringcn verstanden, daß die deutsche Sprache um dieser Anfangsschwierigkeiten willen unendlich viel schwerer zu erlernen sei als etwa die englische oder französische, was. wie die Erfahrung lehrt, durchaus nicht der Fall ist. Nach unseren Erfahrungen ist die deutsche Sprache für den Japaner sehr viel leichter zu erlernen als die englische; wir haben sehr selten Nicht-Engländer ge funden. die die englische Sprache wirklich ganz beherrschen, dagegen eine ganze Anzahl von Japanern, die. nach glück licher Überwindung der Anfangsschwierigkeiten die aus wenigen großen Regeln streng logisch und gesetzmäßig aus gebaute deutsche Sprache vorzüglich zu beherrschen gelernt haben. Es ist natürlich ganz verkehrt. Schüler, die nicht philologische Zwecke verfolgen, gleich im Anfang all zusehr auf die Schwierigkeiten der äußeren Form, wie Geschlecht und Endungen der Hauptwörter und Eigenschaftswörter, hinzuweisen und überhaupt allzu großen Nachdruck aus diese Äußerlichkeiten zu legen, in denen aller dings die deutsche Sprache verworrener ist, als wohl irgend eine andere Sprache in der Welt. Aber gerade aus diese schwierigen Äußerlichkeiten versteift sich in der Regel der grammatische Unterricht, den die japanischen Lehrer erteilen, und es hat sich noch kein Deutscher gefunden, der eine ein fache Methode verfaßt und veröffentlicht hätte, nach der in möglichst kurzer Zeit die deutsche Sprache gründlich von Japanern zu erlernen wäre. Es fehlt in der Welt noch sehr an praktischen Lehrbüchern des Deutschen für Ausländer, und die wenigen vorhandenen sogenannten »Lehrbücher sür Ausländer« sind fast ausschließlich auf Grund von Erfah rungen mit europäischen Ausländern verfaßt, kommen also sür die im Denken so verschiedenen Japaner nicht in Betracht. Auf der anderen Seite sind Lehrbücher fremder Sprachen sür Deutsche und wissenschaftliche deutsche Grammatiken für Deutsche im Überfluß vorhanden. Unsere Väter haben hinterm deutschen Ofen die Welt studiert und selbst fremde Sprache» gelernt, aber nie begriffen, welchen Riesenwert für Deutsche es hat, wenn Ausländer die deutsche Sprache lernen. Das zeigt sich aber jetzt mit überzeugender Deutlichkeit, wo die deutsche Industrie sich anschickl. im Wettbewerb mit anderen Nationen den Weltmarkt zu erobern. Schon wieder holt ist darauf hingciviesen worden, daß von einer gelben Gefahr im Wirtschaftsleben nicht die Rede sein kann, und daß insbesondere die japanische Industrie und Ausfuhr, wenn sie auch gewiß manchen deutschen Erzeugnissen unlreb- samen Wettbewerb bereitet, doch im ganzen der deutschen Ausfuhr nur genützt hat. indem sie das Land kaufkräftig machte und das Bedürfnis sür die Einfuhr ausländischer Erzeugnisse und Rohstoffe zur Weiterverarbeitung, nament lich von Chemikalien und Maschinen, hcrvorricf. In den statistischen Ziffern der japanischen Einfuhr zeigt sich mit aller Deutlichkeit, wie sich die mangelhafte Verbreitung der deutschen Sprache in Japan gerächt hat. Der englische Handel mit Japan beträgt im Jahre 1907 nicht weniger als zweiundfüiifzig Prozent des japanischen Außenhandels, und in der Maschineneinfuhr ist die deutsche Industrie, ob wohl auch sie ini Jahre 1907 so viel an Japan verkauft hat wie noch nie zuvor, weit hinter der englischen, amerikanischen und französischen zurückgeblieben. Es ist eine alte Erfahrung, daß, wer Englisch gelernt Hot. beim Engländer oder Ameri kaner kaust oder bestellt, obwohl vielleicht gerade die deutsche Industrie seine besonderen Bedürfnisse viel besser befriedigen könnte als die englische oder amerikanische; er kennt eben die Namen und technischen Bezeichnungen der deutschen Maschinen und ihrer Teile gar nicht und hat von ihrem besonderen Charakter oder gar von ihrem Vorhandensein keine Ahnung. Es ist deshalb für die deutsche Waren einfuhr von höchster Bedeutung, daß die deutsche Sprache an den technischen Schulen in Japan und besonders an den Mittelschulen eine gleichberechtigte Stellung neben der eng lischen Sprache sich erobere. Sie muß unbedingt in den breiteren Schichten des japanischen Volkes Wurzel fassen. Trotzdem sind die deutschen Kaufleute Ostasiens in ihrer Mehrzahl von jeher dem Wirken der Missionare abgeneigt gewesen, obwohl diese ganz vorzügliche Vorarbeiter für den Handel ihres Landes sein könnten, und ebenso haben alle Bestrebungen, der deutschen Sprache in Japan und China mehr Eingang zu verschaffen, bei den deutschen Kaufleuten fast nur absprechcndes Wegwersen, wo nicht gar Widerstand gefunden. Deutscher Unterricht sür ausländische Akademiker nützt uns ferner politisch nur wenig. Durch die allgemein ver breitete Kenntnis des Englischen aber haben Engländer und Amerikaner in Japan ein so erdrückendes Übergewicht über alle anderen Völker erlangt. Wo in den Mittelschichten Kenntnis der deutschen Sprache fehlt, da fehlt der deutschen Presse und Politik das Instrument, aus dem in Japan und Amerika englische Zeitungen. Kabel und Diplomaten ein so geschicktes Spiel z» spielen verstanden haben. Die Erfahrung hat gelehrt, daß alle Japaner, die die deutsche Sprache be herrschen gelernt haben, oder die sich selbst in Deutschland aufgehallen haben, warme Freunde Deutschlands geworden sind, und in neuerer Zeit haben viele von ihnen, darunter einige Staatsmänner von hohem Rang und Einfluß, gegen die Entstellungen Deutschlands, die von englischer Seite nach wie vor versucht werden, mit allem Nachdruck Front gemacht. Es kann diese Verdrehung von Tatsachen auch den Japanern in ihrem eigensten Interesse nicht gleichgültig sein. Denn sic wollen über das Ausland die Wahrheit wissen und nicht in einseitigem, fremdem Interesse verschobene Darstellungen erhalten. Das deutsche Volk ist aber anerkanniermaßen eins der objektivsten Völker der Welt, das allen anderen Völkern unparteiisch gerecht zu werden strebt und von der nationalen Beschränktheit der Engländer und Franzosen himmelweit ver schieden ist. In Werken deutscher Sprache finden die Japaner auch Übersetzungen aller ausländischen Werke von Bedeutung, während von England deutsche Verhältnisse vorwiegend mir Nichtachtung behandelt werden. Auch glauben wir nicht zu irren, wenn wir die um sichtige Tatkraft und das methodisch sichere Vorgehen von Männern wie Marquis Katsura und Baron Goto neben vielen arideren vornehmlich auf die deutsche Schulung zurück- führen. die diese Männer genossen haben, und wer kann leugnen, daß die Japaner im ganzen gerade auf den Gebieten, in denen in Japan der deutsche Einfluß Uberwiegt, nämlich
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