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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.03.1909
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- 1909-03-05
- Erscheinungsdatum
- 05.03.1909
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2788 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 53. 5. März 1909. würdig und ehrenhaft, machte sich Simrock die guten Zeiten unter der Regierung des Kurfürsten Max Franz zu nutze; schon damals scheint Simrock eine durch Abschriften vermehrte Musikalien sammlung besessen zu haben, aus der er seinem Kollegen, dem Tenoristen Beethoven, manches Stück zum Unterricht des kleinen Ludwig geliehen haben soll. Nachdem Simrock 1780 die Tochter des Mainzer Kontrabassisten und Gardetrvmpeters Blaschek ge heiratet hatte, machte er einen Laden zum Verkauf von Musikalien auf und führte daneben auch andere Artikel. 1790 zeigte er im Bonner Jntelligenzblatt »Papiere aller Art, Couverts, Tinten, Farben, Blei- und Rotstifte, Federmesser, Papierscheeren, Stimmgabeln und Stimmhammer, alte und neue Instrumente, verschiedene Sorten Klaviere, Violin- und Baßbogen, ferner Colophonium und alle Arten Musikalien« an, »alles von der besten Qualität und zu den billigsten Preisen«. 1803 hatte Nicolaus Simrock es so weit gebracht, daß er sich ein Haus in der Bonngasse zu kaufen ver mochte. Hier wurde ihm am 28. August 1803 sein jüngster Sohn, der Dichter und Germanist Karl Simrock geboren. Von den zahlreichen Kindern Nicolaus Simrocks waren später drei im Geschäft des Vaters tätig, zwei Töchter und ein Sohn Peter Joseph Simrock. Dieser gründete 1812 einen Musikverlag in Köln, übernahm aber nach dem Tode von Nicolaus Simrock das väterliche Geschäft in Bonn, da sein älterer Bruder Joseph Simrock keine Neigung für den kaufmännischen Beruf zeigte. Peter Joseph Simrock stand in sehr freundschaftlichem Verhältnis zu Mendelssohn, dessen »Lieder ohne Worte«, »Paulus«, »Elias« u.a. er für seinen Verlag erwarb. Er starb am 13. Dezember 1868. Sein jüngster Sohn Fritz (Friedrich August) Simrock, geboren am 2. Januar 1837 in Bonn, seit 1861 in Berlin etabliert, übernahm die Bonner Firma am 1. Januar 1870 für eigene Rechnung und verlegte sie nach Berlin. Er hob den Verlag auf seine jetzige Höhe und verlegte u. a. die Kompositionen von Max Bruch, Anton Dvorak, Johann Strauß und besonders Johannes Brahms. Nach dem Tode von Fritz Simrock (1901) wurde sein Neffe und langjähriger Mitarbeiter Hans Simrock Chef der Firma, die seit 1902 Gesellschaft m. b. H. ist. Nicolaus Simrock, der Begründer des Simrockschen Hauses, starb 1832 in Bonn. Mit Ludwig van Beethoven verbanden ihn freundschaftliche Beziehungen schon von dessen Kindheit an. Er war Amtsgenosse von Beethovens Vater und später, als Ludwig van Beethoven 1789 Kammermusikus wurde, auch dessen Amts genosse in der kurfürstlichen Kapelle. Beide mögen im Theater, am Hofe und in der Kirche oft genug zusammen musiziert haben; sicherlich verdankte Beethoven seinem älteren Kollegen Simrock manchen Hinweis und, wie er selbst gesteht, seine erste Kenntnis vom Horn, auf dem Simrock eiu anerkannter Meister war. Die Briefe geben Zeugnis davon, wie sich das Verhältnis zwischen beiden fast bis zum Tode des Meisters fortsetzte und wie aus den freundschaftlichen Beziehungen gelegentlich auch geschäftliche wurden. Beethoven war kein Briefschreiber im gewöhnlichen Sinne. Wie den meisten schassenden Künstlern, die nicht zugleich literari sche Interessen haben, sagt Di-. Leopold Schmidt in seiner Ein leitung, war Beethoven die Nötigung zu schriftlichen Äußerungen lästig, ja verhaßt: »Das verfluchte schreiben, daß ich mich darin nicht ändern kann«, schreibt Beethoven am 2. August 1794 an Simrock, und am 28. November 1820: »ich schreibe lieber 10 000 Noten als einen Buchstaben«. Mußte Beethoven doch zur Feder greifen, so geschah es meist unwirsch; man merkt die Un geduld uud die Gleichgültigkeit gegen alles Formale. Bezeichnend ist die ständig wiederkehrende Unterschrift: »in Eil!«. Nur wenige briefliche Dokumente sind aus innerem Drang geschrieben; sie fallen ausnahmslos in frühere Jahre. Höchstens, wo Beethoven seinen Humor spielen lassen kann, wird er zuweilen behaglich. Auch die Handschrift Beethovens zeigt etwas Unwirsches. Auf Uneingeweihte wirkt sie zunächst fast unästhetisch. Man muß sich in diese ungefügen und doch so charaktervollen Zeichen Hinein lesen, um etwas von der Größe des Mannes zu spüren. Dann freilich geben sie viel zu denken. Das Unorthographische der Schreibweise ist natürlich nicht vom heutigen Standpunkte aus zu beurteilen. Beethoven teilte diese orthographische Unkultur mit vielen Zeitgenossen, wenn er darin auch weiter ging als die Mehrzahl der Personen, die, wie er, der gebildeten Klasse ange hörten. Die französischen Einflüsse, die auf Beethoven als Rhein- Beethovens für kleine Anfangsbuchstaben erklären. Zuweilen gibt Beethovens Handschrift unlösbare Rätsel auf, seine Interpunktion ist ganz persönlich. In dem ersten der Beethoven-Simrock-Briefe fragt Beethoven an, ob Simrock bereits den Stich der Waldstein-Variation in 0 angefangen habe, und ersucht ihn, diesen einzustellen, da er ihm ein verbessertes Manuspript übersenden wolle, und wünscht, daß seine Sachen in »ihrer möglichen Vollkommenheit erscheinen« sollen. In seinem Briefe vom 2. August 1794 kommt Beethoven u. a. auch auf Wiener Zustände zu sprechen: ». . . hier ist es sehr heiß; die Wiener sind bange, sie wer den bald kei gefrorenes mehr haben können, da der Winter so wenig kalt war, so ist das Eiß rar. hier hat man verschiedene Leute von Bedeutung eingezogen, man sagt, es hätte eine Revo lution ausbrechen sollen— aber ich glaube, solange der österreicher noch Braun's Bier und Würstel hat, revoltiert er nicht, es heißt, die Thore zu den Vorstädten sollen nachts um 10 uhr gesperrt werden. Die Soldaten haben scharf geladen, man darf nicht zu laut sprechen, sonst giebt die Polizei einem quartier«. . . . Am 4. Oktober 1804 schreibt Beethoven an Simrock, daß er die ihm überlassene sogenannte Kreutzer-Sonate op. 47 mit Sehn sucht erwarte: »schreiben sie mir doch gefälligs, was es dann für einen An stand mit derselben hat — ob sie solche bloß um den Motten zur speise zu geben von mir gewonnen? oder wollen sie sich ein besonderes Kaiserliches Privilegium darüber ertheilen lassen? nun das dächte ich hätte wohl lange geschehen können. — Wo steckt dieser langsame teufel — der die Sonate Heraustreiben soll — sie sind sonst der geschwinde teufel, sind dafür bekannt, daß sie, wie Faust ehemals mit dem schwarzen im Bunde stehen und sind dafür eben so geliebt von ihren Kameraden; noch einmal — wo steckt ihr teufel — oder was ist es für ein Teufel — der mir auf der Sonate sitzt, und mit dem sie sich nicht verstehen? — eilen sie also . . . usw.« In dem Briefe Beethovens vom 15. Februar 1817 taucht zum ersten Mal der Plan der Herausgabe von Beethovens sämtlichen Werken auß. Beethoven schreibt darüber an »sein liebes Simröckchen« (Peter Joseph Simrock): ». . . Schreiben sie mir doch ihre Meinung wegen der Herausgabe meiner Sämmtlichen Werke mit der Klavier-Musik angefangen, es wäre ein in mancher Hinsicht erkleckliches (?) Unternehmen, da so viele Fehlervolle Ausgaben meiner Werke in der Welt herumspazieren .... leben sie wohl mein liebes Simmröckchen u. beim verlegen werden sie nie verlegen.« Die Herausgabe der sämtlichen Werke berührt Beethoven auch in seinen Briefen vorn 9. und 14. März, 23. Juli 1820, 30. August 1820. Die von Beethoven an Dr. F. G- Wegeler gerichteten Briefe wurden 1838 in den von Di. F. G. Wegeler zusammen mit Ferdinand Ries verfaßten »Biographischen Notizen über Ludwig van Beethoven«, dem ersten authentischen und grundlegenden Beethovenbuche, mit Auslassungen und Änderungen abgedruckt. in vollständigem, diplomatisch getreuem Abdruck. Diese Briefe sind die Grundlage für die Beurteilung des Menschen und Künstlers Beethoven geworden. Sie bringen auch die erschütternde Kunde von dem lähmenden Mißgeschick, der Taubheit Beethovens. Am 29. Juni 1801 schreibt Beethoven an Wegeler über sein körperliches Befinden und besonders auch über sein Gehörleiden: ». .. . nur meine ohren, die sausen und brausen Tag und Nacht fort, ich kann sagen, ich bringe mein Leben elend zu, seit zwei Jahren säst meide ich alle gesellschaften, weils mir nun nicht möglich ist, den Leuten zu sagen, ich bin Taub, hätte ich irgend ein anderes Fach, so giengs noch eher, aber in meinem Fach ist das ein schrecklicher zustand, dabey meine Feinde, deren Anzahl nicht geringe ist, was würden diese hiezu sagen — um dir einen Begriff von dieser wunderbaren Taubheit zu geben, so sage ich dir, daß ich mich im Theater ganz dicht am orchester anlehnen muß, um deu Schauspieler zu verstehen, die hohen Töne von Instrumenten singstimme, wenn ich etwas weit weg bin höre ich nicht, im sprechen ist es zu verwundern, daß es Leute giebt, die es niemals merkten, da ich meistens Zer streuungen hatte, so hält man es dafür, manchmal, auch hör ich
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