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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.03.1909
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- 1909-03-11
- Erscheinungsdatum
- 11.03.1909
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- Deutsch
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3012 Börs-nblaU s. d. Dtlchn. «E-nd-t Nichtamtlicher Teil. 57, 11. März 1909 Nichtamtlicher Teil. Wiener Brief XIX. (Vgl. 1908 Nr. 14, 112, 204, MI d. Bl.> (Ausstellung der Hofbibliothek — Pensionsversicherung — Axiome und Gegenbeweise — Tantris der Narr — G oeth ebibliothek.) In der Reihe der Veranstaltungen, die aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Kaisers entstanden, war eine der bemerkenswertesten die Biicherausstellung, die die Direktion der k. k. Hofbibliothek in ihrem Prunksaale darbot. Sie wurde mit dem etwas gesucht klingenden Titel »Habsburger Cimclien« (Kostbarkeiten) belegt und gab dem großen Publikum einen Begriff von den in der Hofbibliothek be wahrten Schätzen und dem Buchhändler die willkommene Gelegenheit eines Anschauungsunterrichts in der Buchaus, stattung von der Zeit vor Gutcnberg bis gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Es sollte der Einfluß der Bücher freunde auf dem habsburgischen Thron gezeigt werden! boten doch die Herrscher den Künstlern Veranlassung zu illustrativen Darstellungen — man denke nur an das Gebet buch Kaiser Maximilians mit den Handzeichnungen Dürers — und waren sie doch häufig Anreger von hervorragen den Leistungen auf dem Gebiete der graphischen Künste. Pergamenthandschriften, wie die hier ausgestellten, sind für die Augen gewöhnlicher Sterblicher selten zu sehen; mit um so größerem Interesse betrachtet man zwei, mit märchenhaftem Fleiß hergestellte Stücke: die vier Evangelien, in goldener Schrift und Malerei, 1368 von Johann von Troppau, Pfarrer in Landskron und Kanonikus von Brünn, dem Herzog Albrecht III. von Öster reich dargebracht, und die durch den reichen Schmuck von Miniaturen auffallenden »kanonischen Stundengebete für die Kirchenfeste-!, lateinisch, für Kaiser Sigismund angefangen und unter Kaiser Friedrich III. im Jahre 1148 beendet. Unter Kaiser Maximilian I. begann die Erfindung der Buchdruckerkunst ihren Siegeszug um die Welt, doch läßt auch die dem »letzten Ritter« auf dem Kaiserthrone ge widmete Vitrine noch auserlesene Pergamenthandschriften sehen, so z. B. ein Gebetbuch in lateinischer und flämischer Sprache vom Maler Paul Bening. Besonders bemerkenswerte Stücke sind jedoch die von dem Kupferstichkabinett beigestellten, aus manchen Reproduktionen bekannten: die Ehrenpforte und der Triumphzug Maximilians I. Von musikhistorischem Interesse ist der erste bekannte Typendoppeldruck von Mensuralnoten in Deutschland: Peter Tritonius (Treibenreif), Nelopoin« sive barmonins tstraosutiens, gedruckt in Augsburg bei Erhard Oeglin 1807. Auf den Namen einer literarhistorischen Kost barkeit kann sowohl ein koloriertes erstes Exemplar vom Theuerdank (in Nürnberg von Hans Schönspeiger dem Alteren gedruckt) als auch das Ambraser Heldenbuch, eine Handschrift, durch welche das deutsche Epos Kndrun der Nachwelt erhalten wurde, Anspruch machen. Die Haus frauen, die ja mitunter geschriebene Rezepte, die sich von Küche zu Küche vererben, den renommierten gedruckten Koch büchern vorziehen, finden ein ihres Interesses würdiges Objekt: ein deutsches Rezept- und Kochbuch, nieder geschrieben von der so schönen wie tugendhaften Philippine Welser, der bürgerlichen Gemahlin des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. An ein Grillparzersches Meisterwerk, an das nachgelassene Drama »Ein Bruderzwist in Habsburg«, erinnern die von Kaiser Rudolf II. herrührenden Stücke. Der gute »Plötz« schreibt über Kaiser Rudolf II.: -gelehrt und großer Pferdekenner«; weit tiefer hat ihn Grillparzer dargestellt: als Träumer, Philosophen, Menschenfeind aus dem Throne. Die ausgestellten Stücke zeugen von seiner Vorliebe für die Astronomie, Astrologie und Alchimie. Eine Pergamenthandschrift enthält in Goldschrift des Odoardus Scottus Spiegel der Alchymie und Schriften über den »Stein der Weisen«. Aus der Zeit Kaiser Karls VI. ist aus der Sammlung des Prinzen Eugen von Savoyen das Hundertguldenblatt von Nembrandt Gegenstand aufmerk samster Besichtigung; cs sind nur acht Drucke dieses Zu standes vorhanden. Den Schluß der Ausstellung, von deren 394 Stücken ich nnr einige wenige erwähnte, macht ein Autograph Haydns: die erste endgültige Niederschrift der öfter: eichischen Volkshymne. Das Publikum hat die Ausstellung — zumindest an den Sonntagen — fleißig ausgesucht und die einzelnen Objekte gebührend bewundert. Hier ist eine Gruppe von Schulkindern um eine Vitrine mit einem kostbaren alten Gcbetbuche versammelt und lauscht den sachgemäßen Er läuterungen des Führers, dort prüft einer unserer nam- hastesten Antiquare mit Kennerblick eine Inkunabel (seufzend: »Acht wenn du wärst mein eigen!«) und be rechnet im Geiste, welcher Phantasiepreis im Auktionswege hierfür zu erreichen wäre (am liebsten in Dollars). Ich wecke ihn aus seinen Träumen und erinnere ihn an das Dichterwort: »Die Sterne, die begehrt man nicht, man freut sich ihrer Pracht«. »Steuern soll man mit Begeisterung bezahlen«, sagte der preußische Rechtsgelehrte Gneist Von diesem Jdeal- zustand sind wir noch recht weit entfernt, obwohl oder vielleicht weil wir so häufig und so vielfach Gelegenheit hätten, eine ansehnliche Menge Begeisterung im Sleueramt an den Tag zu legen. Denn die Steuern wachsen, der Staat stellt immere größere Ansprüche an die Steuerkraft seiner Bürger, und die sozialen Abgaben sind auch in starker Zunahme begriffen. Am 1. Januar d. I trat ein Gesetz in Kraft, das bestimmt rvar, einen großen Kreis von Angestellten nach getaner Lebensarbeit vor Not zu schützen: das Gesetz, betreffend die Pensionsversicherung der in privaten Diensten und einiger in öffentlichen Diensten Angestellten. Seit dem Tage der Kundmachung, dem 1. Januar 1907 lzwei Jahre nachher — also am 1. Januar 1909 — trat cs in Wirksamkeit), ist das Gesetz Gegenstand einer meist init Erbitterung geführten öffentlichen Diskussion; doch kann man eigentlich nicht behaupten, daß die Ansichten im Publikum darüber geteilt sind, denn es sind, mit wenigen Ausnahmen, nur Stimmen gegen das Gesetz laut geworden. Fürsprecher fand es, abgesehen von den offiziellen Kreisen, nur bei einem sehr geringen Teile der Angestellten, während cs von der weitaus überwiegenden Mehrzahl der Angestellten und bei nahe der Gesamtheit der Unternehmer als schädlich bezeichnet wurde. Die Angestellten werden von dem Gesetze nach ihrem Gehalte in sechs Gehaltsklassen eingereiht, und an Beiträgen wären zu entrichten: Monatsgehalt: Gesamt Monatl. Prämie Prämie prämie: d. Angestellten: d. Unternehmers unter 50 X keine keine keine 50 bis 75 X 8 X 2 X 4 X Iber 75 „ 100 „ s „ 3 6 „ „ 100 „ 150 „ 12 „ 8 „ „ 150 „ 200 „ 18 „ « 12 „ „ 200 „ 250 „ 24 „ 12 „ 12 „ „ 250 „ 600 „ 30 „ 15 „ 15 „ über 600 „ 30 „ 80 „ keine Hierzu bemerkt der Wortführer der Opposition unter den Angestellten in einer Agitationsbroschüre: »Die Beiträge, die das Gesetz von den Angestellten verlangt, legen diesen kaum zu ertragende Opfer auf. Jeder, der unter das Gesetz fallen wird, wird sich als Unglücklicher fühlen und wird es
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