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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1909
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- 1909-03-13
- Erscheinungsdatum
- 13.03.1909
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- Deutsch
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^ 59, 13. März 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3123 Biermann unter schweren Vorwürfen gegen Herrn Heidelbach diese zu bewegen, von der Veröffentlichung ihres Bandes »Kassel« abzusehen. Dabei ließ er sich zu der Drohung Hinreißen: er werde an das Heidelbachsche Werk die allerschärfste und rück sichtsloseste Kritik anlegen, deren er fähig sei. Auf diesen Brief antwortete die Firma höflich und erklärend. Herr v,-. Brunner sandte die Antwort uneröffnet zurück, erhielt sie jedoch wieder mit einem Begleitschreiben, auf das er dann in einem Briefe vom 4. Dezember in einer schwer beleidigenden Form antwortete, durch die sich die Verlagsfirma Klinkhardt L Biermann veranlaßt sah, Klage gegen den Oberbibliothekar vr. Brunner zu erheben. Das Urteil des Schöffengerichts lautete auf eine Geldstrafe von 60 eventuell für jede 10 auf einen Tag Haft. Die Urteilsbegründung führte aus, daß dem Beklagten der Schutz des § 193, die Wahrung berechtigter Interessen, nicht zugebilligt werden könne. Als Oberbibliothekar hätte der Beklagte wissen müssen, daß ein Band »Kassel« in den »Stätten der Kultur« sich in keinerlei Weise mit seiner großen Geschichte berühren könne, da er, wenn auch für ein wissenschaftlich gebildetes, so doch mehr schöngeistig interessiertes Publikum geschrieben sei. Wenn er das nicht wußte, so hätte er sich erst recht an Hand der anderen Bände orientieren müssen. Trotzdem hielt sich 1)r. Brunner für berechtigt, dem Heidelbachschen Buche die allerschärfste Kritik anzu drohen, was besonders verwerflich sei, da über die Qualität des selben noch keinerlei Meinung abgegeben werden könne. Solch ein Schritt sei in der deutschen Literatur sicher selten vorgekommen und den Richtern nicht bekannt. Daß 1)r. Brunner den ersten Brief an die Verlagsfirma uneröffnet zurücksandte, mute eigen tümlich an und beweise, daß er sich seinem Gegner nicht stellen wollte. Dadurch hätten die Klüger auch berechtigten Anlaß ge habt, gereizt zu sein und ihrerseits einen zwar nicht höflichen, aber doch über das zwischen gebildeten Männern übliche Maß nicht hinausgehenden Brief zu schreiben, worauf dann der Be klagte mit groben Beleidigungen geantwortet habe. Bei diesem Brief versage der Schutz berechtigter Interessen vollkommen. (Nach: Leipziger Tageblatt.) Jubiläum der Kgl. bayerischen Akademie der Wissen schaften. — Am Mittwoch hielt die Kgl. Bayerische Akademie der Wissenschaften in München anläßlich der 150. Wiederkehr ihres Gründungstages in Gegenwart der Prinzen Ludwig, Nupprecht uud Alphons, der Prinzessin Therese (die bekanntlich mit dem Prinzen Ludwig der Akademie als Ehrenmitglied angehört), ferner der meisten Mitglieder des Staatsministeriums und anderer hoher Würdenträger eine feierliche Sitzung ab, in der Präsident Ge heimrat v. Heigel (der aus diesem Anlaß den Titel »Exzellenz« erhalten hatte), die Festrede über die Geschichte der Akademie hielt. Die bayerische Akademie der Wissenschaften ist, wie wir seinen Ausführungen entnehmen, im Gegensatz zu andern deutschen Aka demien keine höfische Schöpfung; sie verdankt ihre Entstehung vielmehr dem wissenschaftlichen und freiheitlichen Geiste eines kleinen Häusleins bayerischer Patrioten, die es mit Schmerz empfanden, daß das damalige Bayern dem raschen Fortschritt von Wissenschaft und Kultur im deutschen Norden keine gleiche geistige Bewegung an die Seite zu stellen hatte, und die darum eine »Bayerische Gesellschaft« begründen wollten, die »alle die Sachen, mit Ausnahme der Glaubenssachen und politischen natürliche Verbindung haben, in zwei Abteilungen, einer historischen und einer philosophischen, zu Gegenständen der Untersuchung nehmen« sollte. Diese Männer waren der Oberbergrat v. Linbrunn — dessen Urenkel und Ururenkel der Sitzung beiwohnten —, die Juristen Professoren Lori und Stubenrauch, der Mathematik professor Stigler und der Benefiziat Wagenegger. Bald wuchs der kleine Kreis durch deu Beitritt neuer Mitglieder erheblich an, so daß die erste Mitgliederliste vom Jahre 1759 bereits 30 Mit glieder — abgesehen von 11 dem hohen Adel angehörigen Ehren mitgliedern — aufwies. Daß von diesen nur 4 weltliche Mit glieder, 26 dagegen Klosterbrüder und Weltgeistliche waren, kann auf den ersten Blick überraschen, wird aber verständlich, wenn man bedenkt, daß die Bestrebungen der Kreise, aus denen die Akademie hervorging, notwendig gegen das verknöcherte Bildungs mußte, und daß an einem solchen Kampfe Benediktiner und Augustiner lebhaften Anteil nahmen. Die Akademie war anfänglich vom Staate völlig unabhängig; die Mitglieder erhielten vom Staate keinerlei Besoldung, doch unterstützte sie Kurfürst Max Joseph (insbesondere auf Betreiben seiner geistvollen Schwester, der Kurfürstin Maria Antonie von Sachsen, die gerade im Jahre 1768 nach München gekommen war) durch Überlassung von Räumlichkeiten, Bücherschätzen und Naturaliensammlungen. Diesen Schutz des Landesherrn konnte die Akademie schon sehr bald brauchen, als von jesuitischer Seite das Volk gegen sie als eine »Werkstätte des höllischen Feindes« aufgewiegelt wurde, was zur Folge hatte, daß es in ihre Druckerei eindrang und die Druckerpresse zertrümmerte. Hauptursache dieser Feindschaft war wohl die Furcht vor der Durchbrechung des jesuitischen Erziehungsmonopols und vor der Anbahnung engerer geistiger Beziehungen Bayerns mit dem übrigen Deutschland. In der Geschichte der Akademie sind im ganzen vier Haupt perioden zu erkennen: die erste des patriarchalischen Betriebs bis zur Umwandlung Bayerns in einen modernen Staat, die Sä kularisierung und Verstaatlichung der Kirche unter dem Ministerium Montgelas, die Verbindung der Akademie mit der Münchener Hochschule und ihre weitere Ausgestaltung durch Maximilian II. und dessen Nachfolger. Wenn man heute mitunter geneigt ist, jene erste Periode etwas gering zu bewerten, so darf doch nicht vergessen werden, daß von jenen Männern wesentliche Ver besserungen des Volksschulwesens und der Unterrichtsmethoden in den höheren Schulen ausgingen, daß sie richtig die Bedeutung der Urkunden für die Geschichtsforschung würdigten und daß als Frucht ihrer Arbeit schon 1763 der erste Band der »Nonumönta, 6oiea« erschien, der trotz mancher Mängel eine für jene Zeit sehr achtbare Leistung darstellte. Die »philosophische«, d. h. in der Hauptsache mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung der Gesellschaft war damals wesentlich praktisch gerichtet; Hebung der Landwirtschaft, des Obstbaus, der Bienenzucht, des Berg- und Hüttenwesens, der Leder- und Tuchbereitung und überhaupt die Erschließung der Hilfsquellen des Landes und die Verbreitung nützlicher Kenntnisse insbesondere auch in medizinisch-hygie nischer Beziehung waren ihr Ziel. Eine dritte Klasse, die »belle tristische«, wurde im Jahre 1777 errichtet — wie ihr die Gegner nachsagten, um die Bewegung der Jlluminaten nach München zu verpflanzen; ihr bedeutendstes Mitglied war ohne Zweifel der junge katholische Priester und Geschichtschreiber Bayerns Lorenz Westenrieder; doch wurde diese Klasse schon im Jahre 1785, da »ihr Plan in sich selbst so unbestimmt als ihr Name«, wieder aufgelöst. Bald darauf trat eine Wendung zum Schlimmeren ein. Als Karl Theodor in Bayern zur Regierung kam, fand die Akademie in ihm keinen freundlichen Gönner, und namentlich unter dem mächtigen Geheimrat v. Lüppert hielt ein wenig fortschrittlicher Geist seinen Einzug in die Akademie, der auch in wenig ritter lichen Angriffen einzelner Mitglieder auf den Dichterkreis in Weimar wie in einer heftigen Befehdung der Kantschen Philosophie zu Tage trat. Besser wurde es unter Max Joseph II. und seinem Minister Montgelas. Dieser nahm eine völlige Umgestaltung der Akademie vor; sie wurde durch die Konstitutionsurkunde vom I. Mai 1807 eine »Königliche Akademie«, die als Staatsanstalt »mit dem Gouvernement und den administrativen Landesstellen in steter Verbindung bleiben« sollte; die Mitglieder er hielten Besoldungen, hervorragende Gelehrte, wie Schlichtegrvll, Thiersch, Niethammer, wurden aus Nord- und Mitteldeutschland zugezogen, andere Größen des damaligen Deutschland, wie Goethe, Wieland, A. W. Schlegel, Schleiermacher, Alexander von Hum boldt, Schlözer, Gauß u. a. m., zu auswärtigen Mitgliedern er nannt. Präsident wurde der bekannte Philosoph Jacobi, der freilich durch seine erste Rede, die den früheren Zustand des Bildungswesens in Bayern in wohl allzu schwarzen Farben malte, vielfach Anstoß erregte. Der Schwerpunkt der Bedeutung Forschung; Männer wie Fraunhofer, Reichenbach, Utzschneider, Sömmering u. a. trugen durch ihre Arbeiten und Leistungen ebenso zum Fortschritt der Naturbeherrschung wie zum Ruhme der Akademie bei. Dennoch war schon um die Mitte des zweiten Jahrzehnts des neunzehnten Jahrhunderts wieder ein starker 407
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