Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090315
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190903159
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090315
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-03
- Tag1909-03-15
- Monat1909-03
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
3182 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 60. 15. März 1909. vom Tode einer geachteten Malerin, Frau Hermine Heller-Oster setzer, der Gattin des Wiener Buch- und Kunsthändlers Herrn Hugo Heller, dem wir unsere aufrichtige Teilnahme aus sprechen: (Red.) Die bekannte Wiener Malerin Hermine Heller-Oster setzer ist am 8. d. M. mittags im Sanatorium Grimmenstein nach längerem Leiden gestorben. Ihr frühes Ableben — sie be fand sich in der Mitte der dreißiger Jahre — bedeutet einen em pfindlichen Verlust für die Kunst und wird von den vielen, die sie persönlich schätzen gelernt hatten, als tragisch empfunden werden. Es ist ein vorschnelles Ende einer Frau, deren freundlich bescheidenes, jeder Pose fremdes Wesen in ihrem künstlerischen wie auch bürger lichen Wirkungskreise von tiefem Ernst und ehrlicher Pflichttreue erfüllt war. Sie übte schon früh ihr zeichnerisches Talent, lernte später bei Myrbach und setzte dann durch mehrere Jahre ihre Ausbildung in Stuttgart fort, wo sie auf Vorschlag Kalkreuths in den Deutschen Künstlerbund ausgenommen wurde. Ein Zyklus von Zeichnungen »Das Leben der Armen« machte sie zuerst bekannt, später trat sie mit Kollektivausstellungen und einzelnen Werken in Wien und im Ausland hervor. Ihre Bilder, zumeist Porträts, Szenen und Gestalten aus dem Volksleben, sind technisch und inhaltlich Ergebnisse einer lauteren, vom Streben nach äußer lichen Effekten ganz unberührten Künstlernatur. Ein inniges Mit empfinden mit dem Dasein der Arbeitenden und Bedrückten durch drang die meisten ihrer Gemälde und Zeichnungen, und besonders diese, darunter auch ihre Umschlagzeichnungen zu Maifeierfestschriften, erwarben ihr eine verdiente Volkstümlichkeit. Die zarte kleine Frau, die sich als Mutter mehrerer Kinder ihrer Häuslichkeit gleich gewissen haft widmete, arbeitete immer weiter an ihrer künstlerischen Fort bildung und nahm an dem geistigen Leben unserer Zeit lebhaften Anteil. Von der Malerin Hermine Heller-Ostersetzer war noch viel zu erwarten. Ein ergreifendes Zusammentreffen ist es, daß das gestern früh erschienene Heft der Wiener Zeitschrift »Erdgeist« eine hoffnungsvolle Würdigung der Künstlerin mit den Abbil dungen einer Auswahl aus ihren Werken veröffentlicht, am Morgen des Tages, dessen Mittag sie nicht überleben sollte. — Frau Hermine Heller-Ostersetzer war seit 1901 mit dem bekannten Wiener Buch- und Kunsthändler Hugo Heller verheiratet. -- Berufs- und Geschiiftsjubiläum. — Am heutigen 15. März begeht unser verehrter Kollege Herr Moritz Perles, k. u. k. Hofbuchhändler in Wien, einen ehrenvollen zweifachen Gedenktag seines Berufslebens, den Abschluß eines halben Jahr hunderts buchhändlerischer Tätigkeit und zugleich einer vierzig jährigen Selbständigkeit im eigenen Geschäft. Im März 1858 begann Moritz Perles seine buchhändlerischen Lehrjahre in der Firma I. Schalek in Prag; er vollendete und befestigte seine berufliche Ausbildung, nach kurzer Gehilfenstellung in Mannheim (bei I. Bensheimer), in den Jahren 1862 bis 1869 als Mitarbeiter in der Beck'schen Universitätsbuchhandlung in Wien. Noch als Gehilfe betätigte er sein Streben, der Allgemeinheit des Berufs zu nützen, durch Herausgabe des ersten Bandes seines »Adreßbuchs der österreichisch-ungarischen Buchhändler«, das jetzt im 43. Jahrgange vorlicgt. Am 16. März erösfnete er mit ersparten be scheidenen Mitteln in der Steindelgasse in Wien eine Buchhand lung. Seinem Geschick, seinen Kenntnissen und seinem unablässigen Fleiß gelang es bald, das junge Geschäft aus den bescheidenen Anfängen herauszuheben und im Laufe der Jahre zu großer Be deutung zu entwickeln. Seine Firma pflegt Verlag, Sortiment und Kommission, allen Zweigen die größte Sorgfalt widmend und in allen hervorragend nach Umfang, Bedeutung und An sehen. Das Jahr 1901 brachte Herrn Moritz Perles den Titel eines k. u. k. Hofbuchhändlers. So gibt der heutige Gedenktag ein ehrenvolles Zeugnis treuer und erfolgreicher Berufsarbeit eines tüchtigen Kollegen. Unsere aufrichtigen Glückwünsche be gleiten den Herrn Jubilar zu seinem weiteren Wirken. Red. * (Gestorben: am 12. März, dreiundachtzig Jahre alt, in Leipzig der her vorragende frühere Verlagsbuchhändler Herr Herrmann Julius Meyer, Sohn des Gründers Joseph Meyer und zweiter Inhaber des weltbekannten Bibliographischen In stituts (Meyer) in Leipzig, dessen Leitung er 1885 in die Hände seiner Söhne gelegt hatte, um sein großes organisa torisches Talent fortan ausschließlich mit dankenswertem Erfolge der Wohltätigkeit zuzuwenden. Herrmann Julius Meyer war am 4. April 1826 in Gotha geboren. Er durchlief das Gymnasium in Hildburghausen, arbeitete darauf in den industriellen und montanen Betrieben seines unter nehmenden Vaters, mußte aber nach dem Siege der Reaktion über die Revolution 1849 Deutschland als Flüchtling verlassen. Er wandte sich nach Amerika und begründete in New Bork ein Zweig geschäft des väterlichen Bibliographischen Instituts in Hildburg hausen. Erst 1856 kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm nachdem am 27. Juni 1856 erfolgten Tode seines Vaters Besitz und Leitung des großen Verlagsgeschäfts und der umfassenden indu striellen Unternehmungen, deren Schöpfer und Seele der tat kräftige Vater gewesen war. Von letzteren zog er sich alsbald zurück und wandte seine ganze Aufmerksamkeit, seine große kauf männische Begabung und Erfahrung ausschließlich dem Biblio graphischen Institut zu, das unter seiner tatkräftigen Leitung sich zu weit größerer Bedeutung entwickelt hat, als selbst der geniale Gründer, durch anderweitige umfassende Unternehmungen ge hemmt, dies vermocht hatte. Insbesondere widmete er seine Aufmerksamkeit dem Konver sationslexikon. In richtiger Erkenntnis des für die wünschens werte Verbreitung im Volke hinderlichen allzu ausgedehnten Um fangs der großen 52bändigen Ausgabe dieser Enzyklopädie, die kurz vor des Gründers Tode vollendet vorlag, beschränkte er den Umfang auf 15 Bände und hat von dieser, in ihrer Bändezahl inzwischen freilich auch gewachsenen, inhaltlich beständig bereicher ten Ausgabe bis 1885 drei Auflagen erscheinen lassen, denen seit dem drei weitere gefolgt sind. Dem Vertrieb des großen Werkes hat er durch Schaffung und Förderung des Reisebuchhandels mit großem kaufmännischen Geschick die Wege geebnet. Die »Er gänzungsblätter« hierzu, die längere Jahre erschienen, die Fort setzung der »Bibliothek der deutschen Klassiker«, desgleichen der aus ländischen Klassiker, die geographische Zeitschrift »Globus«, Brehm's Tierleben, vor allem das große Unternehmen »Meyers Neise- bücher«, die kleineren Ausgaben des Konversationslexikons, sie alle verdanken ihr Entstehen und ihren nachhaltigen Erfolg der An regung und umsichtigen Förderung Herrmann Julius Meyers. In weit höherem Grade wuchs die Verlagstätigkeit des großen Hauses, als er in richtiger kaufmännischer Voraussicht im Jahre 1874 dessen Wohnsitz nach Leipzig verlegt hatte. Inhalt und Wert dieser Verlagsunternehmungen sind den Lesern des Börsenblatts bekannt; sie bedürfen im Nahmen dieser Trauer nachricht keiner eingehenden Anführung und Würdigung. 1885 zog sich Herrmann Julius Meyer von der persönlichen Leitung des Geschäfts zurück, das von seinen tüchtigen Söhnen weiterer Blüte entgegengeführt wurde. Immer der wohltätigen ließ er es jetzt seine nächste Aufgabe sein, durch Schaffung von billigen, behaglichen Wohnungen den Unbemittelten ein Helfer zu sein. Es begann damit in der westlichen Vorstadt Leipzigs, in Lindenau, wo bis zum Jahre 1900 auf 2,6 Hektaren Boden flüche 62 bequem eingerichtete große Wohnhäuser entstanden mit 600 billigen Familienwohnungen, die damals 2700 Menschen beherbergten. Das Grundkapital, das er hierzu angelegt hatte, betrug 2 Millionen Mark. Viele weitere Millionen verwandte er im Laufe der Jahre zu gleichen zweckentsprechenden und dankbar in Benutzung genommenen Bauten, und rings um Leipzig, im Norden, Süden, Westen, Osten, erheben sich jetzt die stadtähn lichen schönen Häuserreihen, vielen zu leicht erschwinglichem Preise ein freundliches Heim gewährend. Nur einer großzügigen orga nisatorischen Begabung und Tatkraft, wie sie Hermann Julius Meyer eigen waren, geleitet von warmherziger Teilnahme und richtiger Kenntnis der Menschennatur, konnte es gelingen, dieses große Werk der Wohltätigkeit in so umfassender und allgemein befriedigender Weise durchzuführen. In Herrmann Julius Meyer ist aus dem deutschen Buchhandel ein hervorragend begabter, hochehrenwerter Genosse des schönen Berufs geschieden, der würdige Sohn und Nachfolger seines großen Vaters, der Mehrer des Ruhmes des Welthauses, das ihm als Erbteil zugefallen war. Sein langes, reichgesegnetes Leben war erfüllt von Umsicht und Tatkraft, von großen Erfolgen eigenen Verdienstes, von Wohltun und Güte für seine Mitmenschen. Sein Andenken wird in Ehren unvergeßlich bestehen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder