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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.03.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-03-26
- Erscheinungsdatum
- 26.03.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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70. 26. März 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Trjchn. Buchhandel. 3745 Mitarbeiter zu erziehen, der dann eben auch ein seinen Leistungen entsprechendes Einkommen hätte. Meist fehlt es aber mit der ben Franzosen eigenen Sorglosigkeit am guten Willen zum Weiter lernen. Die Tätigkeit dieser jungen Leute beschränkt sich also, wie gesagt, nur auf das Heraussnchen der aus der Stadt ein gehenden Bestellungen, nicht etwa der auswärtigen, wofür wieder besonderes Personal da ist. Da nun die Boten dieser städtischen Firmen immer nur zu gewissen Tageszeiten kommen, so sind diese »Lehrlinge«, wie ich sie der kürzeren Bezeichnung halber nennen will, für den Rest des Tages eigentlich sich selbst überlassen. Anstatt nun aber diese Zeit zu ihrer Weiterbildung zu benutzen, lesen sie, plaudern mit den Kollegen oder füllen den Rest des Tages mit irgend einer anderen Beschäftigung aus. Auf diese Weise wird eine ungeheure Zeit vertrödelt, und große Pariser Verlagsfirmen könnten bei richtiger Arbeitseinteilung ihr Personal ruhig um den fünften oder sechsten Teil reduzieren und würden dabei doch noch die gleichen Geschäfte machen. In dieser Stellung und bei diesem Gehalt, das sich in ein zelnen Fällen noch bis auf 90 oder 100 Fr. steigern mag, ver bleiben die jungen Leute bis zu ihrem zwanzigsten Jahre, bis sie ihrer Militärpflicht genügen müssen. Kommen sie aus dem Dienst ^ zurück, und ist man früher mit ihnen zufrieden gewesen, so findet sich in großen Häusern meist noch irgend ein Plätzchen für sie, beim Ausschreiben der Fakturen, in der Buchhaltung oder sonstwo. So sind sie plötzlich zu Gehilfen geworden, ohne selbst recht zu wissen, wie das eigentlich zugegangen ist. Weil sie früher wenig, und in der Kaserne natürlich gar nichts gelernt haben, so sind sie auf solchen Posten, die eine nicht nur mechanische Arbeits leistung erfordern und eine gewisse Verantwortung tragen, nicht zu brauchen. Die meisten sind aber froh, wenn sie ohne langes Suchen überhaupt etwas finden, und wieder, ohne sich irgend welche Gedanken über ihr späteres Fortkommen zu machen, schreiben sie zunächst einmal ein paar Jahre lang Fakturen oder Zahlen. Dann, wenn das Leben mit größeren Anforderungen an sie heran tritt, wird wohl bei den meisten die Neue über die früher ver geudete Zeit groß sein; aber dann ist es zum Lernen zu spät, und gar mancher ist bis an sein Lebensende und bei langsamem Auf rücken im Gehalt auf seinen! Fakturenpvsten stehen geblieben. So kenne ich zwei Gehilfen, zwei Brüder, deren Familie nun schon durch die dritte Generation in einer und derselben Firma tätig ist. Das ist gewiß ein ebenso ehrenvolles Zeugnis für die bei den Gehilfen wie für die Firma; aber richtig ist das nicht. Der Großvater und Vater dieser beiden Brüder haben aus eiuer Art Familien- oder Berufsstolz darauf gedrungen, daß ihre Söhne gleich nach Beendigung der Bürgerschule, also mit ungefähr sech zehn Jahren, in das Geschäft eintraten, in dem sie selbst ange stellt waren. Es mag für manchen Vater angenehm sein, seine Söhne auch inmitten der Berufsarbeit um sich zu haben, nur darf das nicht auf Kosten des Lebensglücks und weiteren Fort kommens der Söhne geschehen: diese beiden sind nun im Dienste der betreffenden Firma grau geworden wie ihre Vorfahren; der eine, der anno 1880 dort eingetreten ist, schreibt heute noch die gleichen Fakturen, die er am Tage seines Eintritts schrieb, der andre steht sogar schon seit 1874 noch so ziemlich auf dem gleichen Posten wie damals. In ihrem eng begrenzten Wirkungskreise ohne die geringste persönliche Verantwortung sind solche Gehilfen zwar zu verlässig und arbeiten gewissenhaft und treu, aber sie arbeiten wie leblose Automaten, sie kennen nur ihre eigenen Obliegenheiten und Pflichten, aber nicht den Verlag und Betrieb anderer Firmen, und wenn man sie auf ihre buchhändlerischen Fachkenntnisse hin prüfen wollte, so würde man erschreckend wenig bei ihnen finden, trotz mehr als dreißigjähriger Zugehörigkeit zum Beruf. Wenn solche Leute einmal in die Lage kommen sollten, sich eine andere Stelle suchen zu müssen, so würde ihnen das an und für sich sehr schwer fallen, und sie wären in der ersten Zeit dort geradezu unbrauch bar; denn dadurch, daß sie nie über ihren eigenen engen Wir kungskreis hinausgeblickt haben, nie in andern Firmen, geschweige Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgana- denn in andern Städten oder gar Ländern gearbeitet haben und nichts aus eigener Anschauung kennen, fehlt ihnen eben auch jedes vergleichende Urteil. Ein weiterer, sehr bemerkenswerter Unterschied zwischen fran zösischen und deutschen Gehilfen ist der, daß der deutsche, beson ders in jüngern Jahren, seine Stellen gern und häufig wechselt, der französische dagegen, ganz abgesehen von dem eben genannten Beispiel, fast nie. Was dort zu viel ist, ist hier zu wenig. Wäh rend wir im Börsenblatt tagtäglich mehrere Seiten von offenen oder gesuchten Stellen finden, stehen in der wöchentlich er scheinenden »LidlioArapdie 6e ln Trance« höchstens drei oder vier Stellengesuche oder Angebote. Es wird in Deutschland, und jeden falls nicht mit Unrecht, von seiten der Prinzipale viel darüber geklagt, daß jüngere Gehilfen oft nur ein Jahr und weniger an ihrer Stelle bleiben wollen und dann ihren Stab wieder weiter setzen. Vom Standpunkt der Gehilfen aus ist dieser Wechsel je doch begreiflich und nicht unberechtigt: der Gehilfe wird auf jeder Stelle wenigstens etwas Neues lernen, was ihm später zugute kommen kann; vor allem lernt er verschiedene Geschäftsbetriebe kennen und dadurch vergleichen. Der Franzose dagegen kennt nur den Betrieb der Firma, die ihn beschäftigt, er klebt nicht nur an der heimatlichen Scholle, sondern auch an dem Hause, in dem er gerade ist. Man wird auch häufig finden, daß der französische Gehilfe in verhältnismäßig sehr jungem Alter (23—25 Jahre) und bei einem Einkommen von nur 180—200 Frcs. sich verheiratet, wobei ich allerdings bemerken muß, daß dann auch die Frau irgend einen Beruf mit entsprechendem Einkommen hat. Hat nun aber der Gehilfe erst einmal Familie, so ist es ihm schon dadurch gleich viel schwerer, seine Stelle zu wechseln; er bleibt also lieber bei verhältnismäßig geringem Gehalt auf seinem sichern Posten, als daß er riskiert, womöglich monatelang stellenlos zu sein und dann vielleicht doch nichts Besseres zu finden. Es wäre aber falsch, an zunehmen, daß die Prinzipale diese geminderte Bewegungsfreiheit ihrer Gehilfen benutzen würden, um diese zu zwingen, bei unzu länglichem Gehalt bei ihnen zu bleiben; es ist mir nicht ein ein ziger solcher Fall bekannt geworden. Im Gegenteil, es würde mancher Chef seine Gehilfen gerne besser stellen und sie für in dividuelle Leistungen anders belohnen, als für maschinenmäßiges Arbeiten, und für die genannten rein mechanischen Arbeiten sind die gezahlten Gehälter eher zu hoch als zu niedrig: weniger als 150 Frcs. dürften einem Gehilfen, — ob er nun eine buchhänd lerische oder rein kaufmännische Vorbildung hinter sich hat, — fast nie geboten werden; dieses Gehalt steigt langsam auf 180 bis 200 Frcs., dann je nach den Fähigkeiten des Betreffenden und den Jahren seines Verbleibens in der Firma bis auf 250 FrcS, selten darüber. Aber eine eigene, persönliche Initiative wird nur zu oft erstickt durch eine großen Pariser Verlagshäusern eigen tümliche Einrichtung, die ich gleich erwähnen werde. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Die Leistungen der deutschen Reichspost- und Tele graphenverwaltung im Jahre 1907, verglichen mit denen der Post- und Telegraphen-Berwaltungen anderer Länder. — Dem Deutschen Reichsanzeiger entnehmen wir folgende ver- Anzeiger» schon mehrfach erwähnten Statistik der deutschen Reichs post- u. -Telegraphenverwaltung für das Kalenderjahr 1907 wiederum eine vergleichende Übersicht über den Post- und Telegraphen einer weiteren bedeutenden Zunahme des Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehrs im Deutschen Reiche, so gewährt diese ein interessantes Bild davon, wie sehr die Leistungen des Post-, Es waren im Jahre 1907 im deutschen Neichspost- und -Tele graphengebiet (ohne die Schutzgebiete) vorhanden: 33885 (im Vor jahre 1906 33 479) Postanstalten, die sich auf 32 764 (32 369) Orte verteilten, 26 230 (24 032) Reichstelegraphenanstalten in 25 184 488
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