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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-03-29
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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3864 BSrsenblüN f d Tt!chn. Buchhandel Nichtamtlicher Teil. 72, 29. März 1909. das nachweisbare Reinergebnis der wissenschaftlichen Sorti mente ganz bedeutend. Aus eben derselben Erwägung heraus, die Schwierig keiten der wissenschaftlichen Sortimente in das rechte Licht zu rücken, muß ich auf die Tätigkeit des Akademischen Schutz vereins und seiner Folgeerscheinungen Hinweisen. Es ist ein respektables Stück Brot, das dem deutschen Sortiment entrissen worden ist, als der Anspruch auftrat und ihm Folge gegeben werden mußte, die Bücher der Autoren an diese zur Weitergabe an ihre Schüler zum niedrigsten Abgabepreise zu verabfolgen. Hatte der Verlag kein Mittel, hiergegen wirksam zu protestieren, so war das Sortiment vollkommen machtlos und konnte nur durch persönliche Be ziehungen in einzelnen Fällen den bösen Schaden um ein geringes mildern. Dieses sind die hauptsächlichsten Schwierigkeiten des inneren Verkehrs gegenüber den Anforderungen der Kundschaft; es fehlt dem Sortiment aber auch nicht an solchen gegenüber seinen Lieferanten, den Verlegern. Der Verlag zeigte vereinzelt Bereitwilligkeit, höheren Rabatt zu gewähren, tauschte dagegen aber das Be strebe» ein, seine festen Lieferungen in Barlieferungen um zuändern. Die Berechtigung hierzu werde ich an späterer Stelle nachzuweisen haben. Für das Sortiment trat damit aber eine weitere Anspannung der Barmittel in Erscheinung, die bei der schon nachgewiesenen weiten Kreditabgabe doppelt lästig wirken mußte. Für diejenigen Sortimente, die dem Schulbücher-Vertrieb obliegen, erwachsen immer mehr Schwierigkeiten für eine erfolgreiche Disposition des Bezuges. Das Bestreben des Verlages, zum Schulbeginn mit neuen Auflagen zu erscheinen, führte in vielen Fällen zu einer teilweise» Veraltung der Bestände und daraus resultierenden empfindlichen Verlusten. Es könnte an dieser Stelle vielleicht noch der einen oder anderen Schwierigkeit gedacht werden, sie haben mir aber bei näherer Betrachtung nicht den Eindruck erwecken können, als ob sie für die Erkennung der allgemeinen Schwierigkeiten des inneren Betriebes zwischen Sortiment und Verlag von genereller Bedeutung wären. Sind dieses die Schwierigkeiten der ersten Gruppe, so zeigen sich diejenigen der zweiten, welche sich dem äußeren Betriebe oder der Ausdehnung entgegenstellen, im Folgenden. Jeder Geschäftsmann muß das Bestreben haben, seiner Tätigkeit einen Umfang zu geben, der ihm einen einkömm- lichen Lebenshaushalt gewährleistet, und wird darüber hinaus bemüht sein, etwas »vor sich zu schaffen«, das ihm die Sicherheit gibt, bei zunehmendem Alter seine Arbeit be schränken zu können und für seine Familienangehörigen die Mittel zum Weiterbau der Existenz zu schaffen. Aus diesen Erwägungen ergibt sich die Notwendigkeit, darauf bedacht zu sein, den Absatzkreis zu erweitern, da nur hierin die Mög lichkeit liegt, zutage tretende Ausfälle wettzumachen. Wie steht es nun hierum mit dem deutschen Sortiment? Haben wir bei den inneren Betriebsschwierigkeiten bereits den Mangel an flüssigem Kapital für die Erwerbung und die Erhaltung des Geschäftsgefüges erkannt, so macht sich dieser bei dem Bestreben, das Geschäft weiter auszudehnen, doppelt fühlbar. Wie gern würde der Einzelne Beobachtungen, die er bei Kollegen oder in verwandten Betrieben gesehen hat, in die Tat umsetzen, wenn es nicht über seine finanzielle Kraft hinausgehen würde! Er muß mit einer solchen aber nolsns volsvs rechnen und ist daher genötigt, seiner Kon kurrenz das Feld zu überlassen. Hindern hier an der Aus dehnung wiederum die Betriebsmittel, so findet dieselbe in der ebenfalls bereits erwähnten Tätigkeit fremder Betriebs zweige eine weitere Störung. Wo sich diese Gesellschaften oder Genossenschaften festgesetzt haben, versuchen sie es ihre noch fernstehenden Berufs- und Jnteressenmitglieder durch Anrufung der Solidarität heranzuziehen und lähmen damit den Einfluß, den das Sortiment durch seine neueinsetzende Arbeit zu erringen sucht. Noch wesentlich hinderlicher für die Ausdehnungsfähigkeit des Sortimentes sind aber zwei andere Konkurrenzformen, der direkte Verkehr des Verlages und die modernen Verkehrs einrichtungen. Der Ursprung des Wortes Verlag dürfte Ihnen aus der Wirtschaftsgeschichte des 18. Jahrhunderts bekannt sein. Ich glaube denselben aber wegen seiner Entwicklung für unsere modernen Vertriebsdurchführungen wiederholen zu dürfen. Als die deutsche Hausindustrie des 18. Jahrhunderts sich auf einen Austausch ihrer Güter hingedrängt sah, fanden sich findige Köpfe, die dieselben gegen Baroorlage übernahmen und den Verkauf derselben an andere Orte Deutschlands ver legten. Es entwickelte sich daraus ein für die Wirtschafts geschichte Deutschlands sehr bedeutsames Verlagssystem, das zur Voraussetzung seiner Existenz eben die Fortbewegung vom Platze der Erzeugnisse hatte. Wir wissen nun aus unserem Berufe, daß die Buch händler, die selbst druckten oder für Rechnung drucken ließen, mit ihren Erzeugnissen zu bestimmten Meßplätzen zogen, dort den Austausch Vornahmen und den Vertrieb des Einge tauschten, das also an anderen Plätzen hergestellt war, in ihren Heimatsort verlegten. So haben wir also in unserem Berufe einen ähnlichen Vorgang zu verzeichnen, der im Laufe der Entwicklung denjenigen Berufsgenossen, die ihre eigene Produktion zum Sammelplätze brachten, den Namen Verleger schaffte, im Gegensatz zu den Buchführern oder Sortimentern. Mit den sich mehr entwickelnden Verkehrs erleichterungen gab sich die Möglichkeit für den Verleger, seine Interessenten auch dort zu suchen, wo der ortsein gesessene Sortimenter bis dahin allein die Versorgung übernommen hatte. Unbefriedigter Absatz führte nun immer mehr dazu, das Geschäft direkt in die Hand zu nehmen, und so steht das Sortiment nunmehr vor der Tatsache, daß sich beim Verlage die Gewohnheit herausgebildet hat, einen Teil seiner Geschäfte unter Ausschaltung des Sortimentes vor zunehmen. Dieser direkte Verkehr muß unbestritten als eine schwere Schädigung für das deutsche Sortiment hingestellt werden; es ist aber ein Zustand, der in seinen Auswüchsen zu bekämpfen, in seiner Entwicklung nicht mehr zu hindern sein wird. Als ein »schleichendes Übel« möchte ich die Ausgestaltung unserer Verkehrseinrichtungen für das Sortiment ansprechen. Es mag dem Fernerstehenden als eine rückschrittliche An schauung gelten, daß die für die Entwicklung der Kultur so hochbedeutsame Vervollkommnung des Verkehrswesens über haupt eine derartige Beurteilung erfahren kann. Das deutsche Sortiment — dessen Notstände hier besprochen werden sollen — hat aber ein Recht darauf, daß die Dinge von seinem Standpunkte aus beim richtigen Namen genannt werden. Die Verkehrseinrichtungen haben dem Sortiment schon heute den weitaus größten Teil des wissenschaftlichen und technischen Zeitschristenvertriebes entwunden, und auch bei den literarischen Zeitschriften müssen dieselben immer mehr als drückende Konkurrenz empfunden werden. Wieviel alte Beziehungen dadurch gelöst und wie die Anknüpfung neuer dadurch geradezu gehindert wird, braucht nicht erst ziffernmäßig ausgedrückt zu werden, aber worauf hingewiesen werden muß, das sind die Folgeerscheinungen. Der orts eingesessene Handel verliert immer mehr das unsichtbare Band, das die Zeitschriftenliteratur durch tägliche und wöchentliche Lieferung zwischen der eigenen Arbeitsstätte und dem Zimmer des Gelehrten wie dem Familientische des Kunden knüpfte.
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