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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1923
- Strukturtyp
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- 1923-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1923
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- Deutsch
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^ 35, 10. Februar IS23. Redaktioneller Teil. der Sprecher. Der-Sprechcr für alle im Ring, für deutsches Wesen und Art und Kultur. — Noch jetzt durchzuckte der Händedruck des Nachbarn die Hand. Im weiten Räume — ruhiges Atmen der jungen Menschen im Schlaf. — Ta tastete ans dem Ndcklbarbctt eine Hand herüber. Cie fand, was sic suchte. Und Jugend schwur mit schweigendem Druck Treue zn stammverwandter Art und deutschem Besen, und Liebe zum Bruder. Traust!» braute der Sturm. Sortimenter H. K. » Drei Höhepunkte haben sich mir besonders eingeprägt: einmal der Bortrag von Zickler, über den ich heute noch in Begeisterung geraten lau». Dann entzückte mich am letzten Tag der Kreis von Kollege», der nach dem Kassee in einem Gespräch über Anthroposophie, Tao te king, Philosophische Probleme und Christentum sich zujammensand. Das Außergewöhnliche, aber unsere Zeit Charakterisierende dabei war mir, dast hier ein Kreis von Kaiifleuten mit innerster Teilnahme reli giöse Fragen in einer Weise diskutierte, wie sie in einem solchen Nah men vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre. Und drittens freute ich mich über das Gespräch im Dunkeln. Da waren nicht mehr Kol legen, sondern Freunde beisammen. Sortimenter A. L. » Wenn ich den Gesamtetndruck der Laucnsteiner Tagung mit einem Wort zusamnienfassen soll, so würde ich sie als schöpferische Pause be zeichnen, um in Ihrer Sprache zu rede». Ich sehe den Hauptwerk in dem persönlichen Meinungsaustausch, für den die Burg mit ihrer Ab geschlossenheit und doch auch wieder mit ihrer Möglichkeit zu Spazier gängen nsw. eine einzigartige Stätte bietet. Den Wert der Verhand lungen selbst sehe ich nicht so sehr in den positiven Mitteilungen, son der» daß man, was man selbst erlebt und erfährt, in den Äusserungen anderer widergespiegelt und zum Teil in größere Zusammenhänge ge setzt sicht. Das löst einen aus dem Betrieb des Alltags, in dem man heute mehr denn je steckt und regt zur Nachprüfung einmal v«> etwas höherer Warte aus an. All das erscheint mir in wohltuendem Gegen satz zu allgemeinen Buchhändlertagungen zu stechen, wo Ergebnisse er zielt und Beschlüsse gefaßt werden und wo mau ungehemmten Redefluß Berufener, namentlich aber Unberufener, über sich ergehe» lassen muß. Verleger A. G. Auch wir »freudlosen Realpolitiker« sind Ihne» zu außerordent licher Dankbarkeit verpflichtet, denn ich glaube, daß cs für uns ein besonderes Ereignis war, einmal Einblick in die Gedankenwelt der jenigen Männer des Buchhandels tun zu können, denen wir ja leider sonst infolge unserer zu großen Belastung mit realen Dingen fernstehen müssen. Wenigstens ist dies meine innerste Überzeugung. Hierzu kommt, daß ich in Lauenstcin besonders lebhaft die Bestätigung der Nichtigkeit des Gedankens gefunden habe, daß gerade unter den augen blicklichen widerwärtigen Verhältnissen, unter denen wir ja alle nicht nur geschäftlich, sondern vor allen Dingen seelisch leiden, eine richtige Mischung zwischen ideellen Gesichtspunkten und Realpolitik notwendig ist, um lebendig an der Weiterentwicklung des Buchhandels mitbauen zu können. H. V. Mit welcher Innerlichkeit bei allem Sinn für die wirtschaftliche Wirklichkeit faßten doch die einzelnen führenden Männer des Verlags- bnchhandels ihre Tätigkeit aus! Mir steht vor Augen jener kleine leben dige Mensch aus München, der mit Feuereifer und einer strahlenden Freude die Tagung mitmachte und in einem tiefen Gespräch die wert vollsten Gedanken über schöpferische Verlagstätigkeit uns ofscubarte. Und war's auch! nicht wunderbar, wie man da oben auf dem Lanen- stein um das Sortiment kämpfte, daß es wieder ein Gesicht bekommt? Das Sortiment Mit dem Gesicht — es wurde ersehnt — und wird ver wirklicht von der Jugend. Vom Menschen her gesehen, war die Tagung im ganzen genommen - gelungen, für viele ein Erlebnis. Vom Menschen her gesehen, Ivaren Zicklcrs Vortrag und Worte Erfüllung, war die Jugend das hoffnungs volle Symbol einer schönen Zukunst. Nietzsche aber sagt einmal: Der Mensch ist etwas, was überwunden werden muß. Furchtbares Wort - und doch wahr! Das war die Spannung, in der ich stand. Auf der . einen Seite das Menschliche, diese Sehnsucht nach dem Volkstum, diese ! volle Ersassung des Berufes — kulturell — sachlich — fachlich. Das j mußte ich bejahen. Auf der anderen Seite aber wissend: das ist nicht i das Lebte. Ich gehe einen andere» Weg. Ans Lanenstein wurde fast l gar nicht der Beruf in de» KoSmoS hincingestcllt, wurde fast gar nicht j aus das Reich hingezielt, welches nicht von dieser Welt ist. Allerdings t führt bas zu einer vollständigen Umstellung des Lebens! Der Buch- ! Handel ist dann Missionsaufgabe im tiessten Sinn des Bortes! — j Sortimenter B. I. s Unsereins, dessen Jugend noch nicht zu lange her ist, seit sie durch n allzufrüh aufgcbürdete Verantwortung für ein großes, Uber die ganze Erde wirkendes Unternehme» ihr- freiesten und lichtesten Schwingen u cinbüßte, kostete den Zauber der Landschaft, die Größe, den Prunk und c den Geist der gastlichen Burgstätte, das Glück erhöhten Erlebens im c Kreise gleichgesinnter Menschen mit einen, besonderen Gefühl von '. Freude und Schwermut: eS war, als ob man träumend in die Heimat gelangt wäre . . -. Die stärksten, erschütternden und erhebende» Stimmen, die uns zu r erneutem, vervollkommnctcm Leben befahlen, waren die des jungen Pro- >, lctariers und des alten HofrateS, so sehr man sich bei bc,der Reden ,, wünschte, daß man ewig bleiben und zuhören könne. Von ünsercn Be- e rnfsgesprächlc» dagegen waren wesentlich eigentlich nur die Ncbcn- >. klänge, als die Realpolitik mit der Idealität der geistigen Erkenntnisse r und Ausgaben zusammenstieß. Es entstand dann eine seltsame Re- - sonanz. — Ich glaube, Ihnen besonders dazu gratulieren zu können, - daß es Ihnen gelang, diesmal auch ausgesprochene Realisten unseres e Berufes in Ihren Kreis zu ziehen. Mit milder Nachsicht haben Sie ja - selbst anerkannt, baß von diesen Realpolitikern, zn denen auch ich mich in gewissem Sinne zählen muß, nicht gleich eine völlige Umstellung auf die ideelle» Strebnisse Ihrer »geborenen Anhänger« erwartet werben darf. Aber ich! glaube, Sie haben diesmal schon mehr erreicht in ' dieser Beziehung, als cs Ihnen selbst deutlich geworden ist. Ich glaube bas nicht nur, sondern ich weiß es außer von mir selbst auch ^ von einem Gespräch mit einem der hartgesottensten Mitglieder der ' Tafelrunde, daß er vielleicht aus einer gewisse» Scham vor seinen bis- ^ herigen Grundsätzen und Auffassungen vermeiden wird. Ihnen selbst ^ zu sagen, welch tiefen Eindruck ans ihn gerade jene Reden gemacht ' haben, die am unmitielbaiste» an die ideelle Urkraft im Menschen ' appellierten. G. E. - * ^ ! Wenn ich die Tage auf Burg Kauenstein an meinem geistigen Auge vorüberziehen lasse, so steht immer im Vordergrund das Gefühl > der Einigkeit und des gegenseitigen Verstehens, die stets und in allen ! Aussprachen zum Ausdruck kamen. Die Zusammensetzung der Anwesen den war zwar so verschieden, wie es im Buchhandel nur möglich ist. Vertreten war der Verlag, das Sortiment, der Exportbuchhandel, das Kommissionsgeschäft <es fehlte eigentlich nur der zünftige Antiquar), dazu auf der «inen Seite die Großen unseres Berufes und aus der anderen Seite auch die Jüngeren und Jüngsten mit ihren besonderen Zielen. Trotzdem bewegte sich aber die Diskussion, nachdem man sich gegenseitig cingefühlt und eingelebt hatte, in den freundlichsten Bahnen, denn das Gefühl des Verstehcmvollcns und dadurch des gegenseitigen Verstehens herrschte doch überall vor. Vor einigen Monaten hatte ich Gelegenheit, die Königsbergcr Tagung der Kreis- und Lrtsvereine mitzumachen. Sie hat wohl bei allen Teilnehmern tiefen Eindruck hinterlassen, der begründet war in dem Gefühl der nationalen Zusammengehörigkeit mit den durch Gewalt von »ns getrennten Stammesgenossen, und den die großartige Natur aus uns machte! aber bei derartige» großen Veranstaltungen, bei denen lüll und mehr Personen zusammenkommen, hat man ja immer das Gefühl, daß die Rede», welche gehalten werden, Programm sind und be stimmt sind zur späteren schriftlichen oder drucktechnischen Fixierung. Deshalb ist der Gedanke der Lauensteiner Tagung ein äußerst glück licher, denn da bestand weder ein Programm, noch war ein Steno graph vorhanden. Es wurde kein Protokoll geführt, sonder» jeder redete so, wie es ihm zumute war, und gab dadurch das Beste, was er besaß, zur allgemeinen Anssprache. Kommissionär W. I I Das Debüt der Jugend auf dem Lauenstein war mangelhaft, weil sic mit ihrem vorherrschenden Lebcnsgefühl auf die Welt der festen Meinungen prallte und von einer gewissen Ehrfurcht sich leiten ließ, wenn sie dabei stark an sich hielt. Wären wir über das Sachliche mit Ruhe i» die Verhandlungen eingedrungcn, hätte cs sich gezeigt, daß gerade in den praktischen Dingen der Jugend nicht der weite Blick und das energische Zupackcn abgeht, und sie hätte sich mehr Freunde erworben, als so, wo sie nur als »idealistisch», aber unzu länglich für den Kampf ums Dasein dastand. Denn gerade die Wirt- schastssragen löse» sich aus einer sicheren allgemeinen Lebenshal tung heraus leichter und einfacher als von der schwankenden Brücke der Erfahrung«: unser Geldwesen durchschauen heißt anch schon, seinen Gefahren begegnen zu köunen, soweit dies überhaupt einem Gliedc des Volksganze» möglich ist, und mit dem lebendigen deutschen Volke verbunden sein heißt auch als Verleger wie als Sortimenter das trefft», was sich, vielleicht langsam, aber mit Sicherheit durch setzt. Innerhalb des Verlags wie des Sortiments kommt cS wenigcr auf die kleinen Einsparungen am Unkosten- und Prodnktionskonto an - 173
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