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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.02.1923
- Strukturtyp
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- 1923-02-10
- Erscheinungsdatum
- 10.02.1923
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X- 35, 10. Februar 1923, Redaktioneller Teil weil fönst beim Fehlen eines solchen nicht nur die fortschreitende Geldentwertung und vollständige Aufzehrung der Substanz, sondern auch eine etwaige Gcldwertbesscrung für de» einzelnen und damit für das gesamte Wirtschaftsleben katastrophal wirken müssen. Wenn der Ausdruck .eiserner Bestand' mistverstävdlich und ungeeignet erscheinen sollte, so darf darum die diesem Ausdruck zugruudclic- gendc Idee im Interesse eines gesunden Fortbestehens der Leistungs fähigkeit in der deutschen Wirtschast nicht verworscn werden. Deren grundsähliche Anerkennung analog dem Z 59» must gefordert werden,« Hat auch der vielgenannte K 59a für den Buchhandel keine große Bedeutung, -so hat doch auch er um so größeres Interesse an der Frage des eisernen Bestandes, Aus die Dauer wird die Gesetzgebung an der Fiktion, daß Mark Mark sei und bleiben müsse, nicht sesthalten können. Die Angst vor der Rückwirkung auf die Schuldenrückzahlung des Reichs darf nicht allein maßgebend sein. In der Rechtsprechung ist ja erfreulicherweise schon eine Wendung zum Besseren zu spüren. Sie hat nicht übersehen können, daß sich geradezu ein Geschäft daraus machen läßt, z, B, selbst schriftlich oder mündlich abge schlossene Verträge über Rückzahlung von Schulden nicht einzu halten i denn bei dem Prozeß darüber fällt die Entscheidung erst nach Monaten, und die Rückzahlung der Schuld ist dann infolge der Geldentwertung selbst zuzüglich der Gerichlskosten billiger als die Erfüllung des Vertrags. Wenn so die Gesetzgebung und das starre Festhalten am Buchstaben geradezu zur Stütze der Un- moral werden, wird in der Tat Vernunft Unsinn, Wohltat Plage und schleunigste Reform dringend. Mit der Anerkennung des Geldentwertungsschadens beim Verzug allein ist es nicht getan, ebensowenig mit der «ntspreelfenden Behandlung der Klausel robus sie sianiibus. Die Rechtsprechung für sich wird die Schwie rigkeiten überhaupt nur mildern, nicht beseitigen können. Hier muß vielmehr die Gesetzgebung eingreifen. Die Schaffung einer festen Grundlage für die Wertbemessung spitzt sich, lvie die Kölnische Volkszeitung kürzlich mit Recht betonte, daher immer mehr zu einer Hauptfrage des Wirtschaftslebens zu. Freilich darf nicht übersehen werden, daß eine solche währungstechnische Maßnahme für sich allein nicht imstande wäre, die Sanierung der Wirtschaft herbeizuführen. Da zu bedarf es in erster Linie der Lösung der Fragen der Reparation und der Glltererzeugung, Indessen zeigt der Umstand, daß die Wirtschaft auch ohne Vorhandensein einheitlicher gesetzlicher Grundlagen schon seit langem und in immer ausgedehnterem Maße ihre eigenen Wege nach der Richtung einer beständigen Wcrtgrundlage geht, sei es mit der Fakturierung auf Grundlage fremder Valuta, sei es mit wertbeständigen Anleihen (Roggen-, Kohlenpfandbriefe), neuerdings mit dem Gedanken von Gold- mark-Bankkonten, am deutlichsten die Notwendigkeit, neue Aus- drucksformen für die allmählich herausgcbildeten neuen Wirt schaftsarten zu finden. In einer Eingabe, die dis Hauptgemein- schaft des deutschen Einzelhandels kürzlich wegen der Einrichtung von Goldmarkkonten an das Reichswiitschaftsministerium gerich tet hat, ist das Für und Wider eingehend erörtert worden. Darin heißt es u, a.: »Mit der Zurückführmig unserer Wirtschaft auf eine feste Wcrt- grundlage wird voraussichtlich erhöhtes Angebot und Verbilligung der Waren eintreten. Zugleich würde der Anlast entfallen, Gold, Silber oder Devisen zu Hamstern, — Abgesehen von diesen wirt schaftlichen Schäden hat der Verlust einer festen Grundlage für die Berechnung auch eine Reihe sozialer Schäden hervorgerufen. Die Rückkehr ,zu einer festen Währungsgrundlage wird schließlich auch im Ausland, soweit es unvoreingenommen der deutschen Wirtschaft gcgcnübcrstcht, das Vertrauen stärken, sodast auch ein austenpoli tischer Vorteil in der Einrichtung von Goldmark-Konten gesehen werden könnte. Demgegenüber bestehen aber auch gewichtige Bedenken, beson ders währungstcchnischer Art. Während sich bisher der Kauf und Verkauf von Devisen wenigstens teilweise ausglich, würbe nach der Einführung von Goldmark-Kontc» eine konzentrierte Devisenspeku lation einsctzen, da die Banken sich bei den zu erwartenden massen- hoste» Tcviscnläufen sichern müssten, denen ausgleichende Gegenwir kung durch Angebot fehlen würde. Dadurch würde das Zeitmast der Geldentwertung beschleunigt werden. Anderseits würde im Falle von Besserung der Mark ein durch konzentrische Wirkung verstärkter Drang nach Auflösung der Goldmark-Konten entstehen und die Markstcigerung würde einen ungesunden Ruck erhalten. Die Wellen bewegung bei der Markweriändcrung würde also bedeutend ver stärk! und die jetzt eingidämmte Tcvisenspclulaiio» wieder auf wei teste Bolkskreise ausgedehnt werden. Es würde auch plötzliche Angleichung der Jnlandpreise an den Weltmarktstand erfolgen, denen gegenüber die Kaufkraft des Publikums versagen würde. Sorgfältig zu prüfen bliebe schließlich auch die Einwirkung einer ioichen Doppel währung auf das gesamte bürgerliche Recht, insbesondere auf bas Darlchns-, Hypotheken-, eheliche Glltcrrecht und aus die Mündelgeld- Vorschriften». Wo ist der weise Gesetzgeber, der hier den Ausweg finden wird, den die Not fordert? Der Kapitalschwund macht sich heute zunächst darin bemerk bar, daß überall Kreditkürzungen u n d Verschärfung der Lieferungsbedingungen an der Tagesordnung sind. In dieser Richtung wirkt sich vielfach auch der Übergang zur Preisberechnung aus wertbeständiger Grundlage und die Ab wälzung des Devisenrisikos auf den Abnehmer aus. Ein Beispiel, das auch den Buchhandel berührte, war in letzter Zeit das Vor gehen des Kalikoverbandes, Noch ernster ist das Vorgehen der Papierfabriken und ihrer Rohstofflieferanten zu beurteilen gewe sen, Je näher ein Betrieb der Urproduktion steht, desto leichter hat er es, mit Gewaltforderungen hervortreten zu können; je näher man den letzten Verbrauchern kommt, desto schwieriger ist die Durchsetzung solcher Maßnahmen und desto bescheidener muß man deshalb werden. Dann zeigt sich eben, daß das Entscheidende doch die vorhandene Kaufkraft ist; das ist die Decke, nach der wir uns schließlich alle strecken müssen. Und hier ist zu bedenken, daß Überspannung der Lieferungsbedingungen und völlige Absage jedem Kreditgedanlen gegenüber letzten Endes geradezu auf Kaufkraftvernichtung hinauslausen kann, indem man Ansätze dazu, di« man schonen und Pflegen sollte, um sie zu voller Kraft auswachsen und ausreifen zu lassen, statt dessen gar nicht auf- kommen läßt, sondern zertritt. Seit unsere Wirtschaft unter Überwindung mittelalterlicher Zustände zur Erzeugung auf Vor rat übergegangen ist, für die vielsach erst Bedars gesucht und ge weckt weiden muß, wie es gerade der Buchhandel immer wieder erfährt, ist ohne Kreditgewährung gar nicht mehr auszukommen. Auch den Buchhandel in sich beschäftigen daher diese Fragen sehr lebhaft, zumal da sie im Rahmen des Schlüsselzahlsystems ein neues Gesicht gewonnen haben. Das Problem ist überall dle ge rechte Verteilung der Geldentwertnngsauswirkung auf Kredit geber und Kreditnehmer. Das S ch lü s se l z a h l sh stein hat durch die Anerkennung seitens des Reichswirtschaftsministeriums, wenn diese auch nur bedingt erfolgt ist, eine starke Stütze gesunden. Auch außerhalb des Buchhandels findet es Beachtung, möglicherweise sogar bald Nachahmung, wie manche Astfragen vermuten lassen. Der ganze Nutzen und wahre Wert des Systems wird vielleicht nicht überall immer Voll erkannt. Der Buchhandel hat übrigens mit der Ein führung des Schlüsselzahlsystems seine Preispolitik keineswegs grundlegend geändert; die Entwicklung hat sich vielmehr eigent lich durchaus geradlinig fortgesetzt. Errechnet man nämlich ans Grund der Methode, die jetzt für die Ermittlung der Schlüssel zahlen angewandt wird, rückwärts auch für die Zeit dorher solch« Jndices, so ergibt sich für die erste Hälfte des Jahres 1922 fol gendes Bild: 1922 Fcbr. April Mai Juni Juli August Richtzahlen 6.2 0,3 0.4 0.5 0.6 1 anzunchm. Schlüsselzahl 10 so 25 30 35 60*) früher tatsächlich ermittelte durchschn. Tcnerungsz. 10.5 tN 21 28 32 Lebenshaltungsindex 1091 S87S 3436 3803 4147 7765 Für 1921 haben die Kommissionäre den Durchschnittswert für das Kilo Buch auf 40,60 Mk. ermittelt gegen 4.90 im Frieden, l mithin eine Steigerung rund auf das Achtfache, Dies« Zahlen zeigen, daß der Buchhandel auch vor Einführung des Schlllssel- zahlsystems im Durchschnitt schon immer ungefähr die Preise er hoben hat, die ihm die Schlüsselzahlen gebracht hätten. Der Ver gleich mit dem LebenshaltrmgSindex läßt außerdem erkennen, daß ') Tatsächliche Schlüsselzahl für Ende August/Ansang September. 171
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