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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.04.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-04-27
- Erscheinungsdatum
- 27.04.1909
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- Deutsch
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5060 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 95, 27. April 1909. WaS man in China liest. — Die -große Mauer«, die China nicht bloß im unmittelbaren Verkehr, sondern auch in geistiger Beziehung von den übrigen Völkern abschloß, scheint in der jüngsten Zeit mit erstaunlicher Geschwindigkeit zusammenzubrechen. In der bekannten amerikanischen Zeitschrift »Outlook« berichtet ein Mitarbeiter soeben von der außerordentlichen Ausdehnung, die Buchhandel und Buchwesen in der jüngsten Zeit in China genommen haben und die sich nicht auf die stärkere inländische Hervorbringung beschränkt, sondern auch zahlreiche Übersetzungen aus allen Gebieten des literarischen Lebens der europäischen Kulturvölker umfaßt. Zum ersten Male scheint jetzt die Zeit ge kommen, wo die Werke von Walter Scott, Dumas, Dickens, Victor Hugo, ja sogar die Verse Dantes und die Dramen Shake speares, nicht minder die philosophischen Abhandlungen der Spencer, Mill u. s. w. zahlreiche Käufer unter den Söhnen des Himmlischen Reiches finden. Im folgenden geben wir eine Liste der abendländischen Bücher, die in den letzten fünf Jahren die be sondere Gunst der chinesischen Leserwelt gefunden haben; es sind: Jvanhoe, David Copperfield, Robinson Crusoe, Gullivers Reisen, Sherlvck Holmes, die Romane der beiden Dumas, Victor Hugos Mi8srad1s8«, die Shakespeare-Erzählungen von Lamb, Tolstois Werke, die Fabeln des Asop, die natur wissenschaftlichen Werke von Darwin und Huxley und die der reinen Philosophie ungehörigen der Kant, Spencer und Mill. Wie man sieht, ist der Geschmack der chinesischen Leserschaft ziemlich umfassend, und diese Bewegung zur abendländischen, d. h. freilich vorzugsweise angelsächsischen Literatur- und Geisteswelt darf nicht gering angeschlagen werden, denn es handelt sich darin offenbar nicht um eine zufällige und vorübergehende Erscheinung, sondern um den Beginn einer Reueinstellung des chinesischen Geistes, die in der Folge noch zu tiefgehenden Wirkungen führen muß. (Nach: .Minerva«.) Von der Pariser Nationalbibliothek. Das »Journal oktieiel« hat soeben den Bericht des Generaldirektors der National bibliothek, Henry Marcel, über den Geschäftsgang der Anstalt im Jahre 1908 veröffentlicht, der u. a. Angaben über die wert vollsten Erwerbungen dieser Anstalt im abgelaufenen Jahre enthält. Unter diesen sind mehrere wertvolle Inkunabeln hervorzuheben, darunter ein von Vsrard auf Velin gedrucktes Stundenbuch aus dem Jahre 1488, ferner ein Leben des hl. Martinus (französisch) von 1499; eine Sammlung gotischer Stücke, darunter ein Druck Gerson, Vs probations spirituuw, von Le Talleur, dem ersten Drucker von Rouen, dessen Entstehungszeit vor 1487 gesetzt werden muß. Unter den Geschenken ist hier namentlich eine von Louis Delamarre gestiftete Sammlung von 10 Reden Ciceros, die Michel Vascosan von 1540 bis 1547 gedruckt hat, bemerkenswert, u. a. auch durch den Einband, ein hervorragendes Stück Arbeit aus dem sechzehnten Jahrhundert. Bei den Handschriften sind namentlich der orientalistischen Abteilung (arabische, persische Handschriften, Papyri etc.) viele Geschenke zugewandt worden. Die Barone James und Edmond von Rothschild haben mittelalterliche Handschriften, darunter mehrere Kartularien, Herr A. Müntz den Briefwechsel seines Bruders, des verstorbenen Kunsthistorikers und Akademiemitglieds Eugene Müntz, gestiftet. Uber die wichtigste Handschriften erwerbung, die von 252 Stück aus der Sammlung des verstorbenen Sir Thomas Philipps, die nach verschlungenen Irrwegen wieder ihren Weg nach Frankreich zurückfanden, ist an dieser Stelle schon berichtet worden. Das Medaillenkabinett hat gleichfalls durch Geschenke und Käufe namhaften Zuwachs erfahren, das Kupferstich- kabinett 147 Nummern mit 1140 Stück, darunter 87 Original lithographien Whistlers als Geschenk der Frau R. Birnie-Philipp; die wichtigsten Erwerbungen in dieser Abteilung waren aber ein französischer Holzschnitt aus dem Beginn des sechzehnten Jahr hunderts, das Monogramm Christi darstellend, der uns zum erstenmal die Kenntnis eines Holzschneiders Jehan Bezart, offenbar aus der Illuminatoren- und Buchhändlerfamilie dieses Namens, vermittelt, sowie zwei Holzschnitte aus dem fünfzehnten Jahrhundert norddeutscher Herkunft, Inkunabeln, die die Heilige Anna und die Heilige Helena darstellen. (Nach: »1-a Odroniyus cks8 ^rt8 st cks la Ouriosits«.) * Peter GanterS Doppelte Moral«. — Erinnerung an die seltsame Reklame Peter Ganters, der in München zunächst in Untersuchungshaft dafür büßt, weckt die folgende kleine Anzeige im Leipziger Tageblatt vom 24. April: »Aepfel. Tafel-Aepfel, 10 Pfd. von 1,50 an, Wirtschafts-Aepfel, 10 Pfd. von 1,00 an, Apfelsinen, größte Auswahl, billigste Pr. Bei Einkauf von 1,75 ^ an erhält jeder Kunde den Roman »Doppelte Moral« v. P. Ganter gratis. Thüring. Apfelzentrale, Querstr. 6.« * Beilage znm Börsenblatt. — Der heutigen Nr. 95 des Börsenblatts ist als Beilage der Entwurf der revidierten buch händlerischen Verkehrsordnung beigegeben. (Vgl. die Bekannt machung im amtlichen Teile d. Bl.) Personalnachrichten. * Jubiläum. — Der Buchhändler Herr Louis Wiegand begeht am heutigen 27. April die Feier seiner fünzigjährigen Mitarbeit im Hause B. G. Teubner in Leipzig. * Fritz Pinkert -f. — Der geschätzte Marine- und Land schaftsmaler Fritz Pinkert ist im Alter von 75 Jahren in Berlin gestorben. * Gestorben: am 22. April unerwartet der Verlagsbuchhändler Herr Maximilian Macht in Wilmersdorf (Berlin), Geschäfts führer der am 1. November 1907 gegründeten Firma Maximilian Macht, Buch- und Kunsthandlung G. m. b. H. in Charlottenburg. Sprechsaal. Unbilliges Begehren einer Studentenschaft. teilung: (Red.) Wir erhielten folgende Zuschrift: »Einen verehrlichen Verlag ersucht der unterfertigte Aus schuß ganz ergebenst im Einverständnis mit dem Herrn Ver fasser um Lieferung von 10 Exemplaren folgenden Werkes in Kommission zum Buchhändlerpreise: Hochachtungsvoll Ausschuß der Halleschen Freien Studentenschaft«, die wir mit nachfolgender Postkarte beantworteten: »Auf Ihr Schreiben vom 20. April teilen wir Ihnen mit, daß wir nicht beabsichtigen, Werke unseres Verlages an die Hallesche Freie Studentenschaft zu liefern, da wir durch solche Lieferungen den Sortimentsbuchhandel erheblich schädigen würden, noch da zu in einem Augenblick, wo dieser infolge der Ungunst der wirt schaftlichen Verhältnisse schwer zu ringen hat. Der wissenschaft liche Verlagsbuchhandel ist auf die Tätigkeit des Sortimentsbuch handels angewiesen und würde nicht nur unangemessen handeln, sondern auch seinen eigenen Interessen und denen der Autoren ins Gesicht schlagen, wenn er die Hand dazu böte, große Liefe- rungen dem Sortimentsbuchhandel zu entziehen. »Hochachtungsvoll Hoffentlich haben auch alle anderen Verleger in diesem Sinne geantwortet. Die Entscheidung des Reichsgerichts, die höchst merkwürdigerweise dem Verfasser die Berechtigung zuspricht, für seine Zuhörer Exemplare zum Nettopreise zu verlangen, kann selbst- ständlich keinen Verleger nötigen, an einen solchen Ausschuß zu liefern, der naiver Weise noch dazu in Kommission verlangt. Der Verfasser des von der Freien Studentenschaft begehrten Buches erklärte uns auf unsere Anfrage, daß diese in ihrem Be gehren über das verabredete Maß hinausgegangen sei; er habe die Freie Studentenschaft nur ermächtigt, um Lieferung zu bitten, und halte es für ganz unangebracht, daß diese sich gleich einen ganzen Vorrat hinlegen wolle, da das der Begründung einer Buchhandlung gleichkomme. Unser Motiv für die Ablehnung des Ersuchens leuchtete ihm durchaus ein.
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