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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1909
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- Deutsch
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^ 120, 27. Mai 1909. Nichtamtlicher Teil. BörlenLlan f. d. Dljchn. BachdanLet 6387 wegs aber die Macht, einen für den Abdruck in Zeitungen angenommenen Artikel in jeder beliebigen Form zu ver öffentlichen. Aus dem Wesen des Urheberrechts gehe hervor, daß der Verleger oder ein anderer Kontrahent nur die Befugnis erwirbt, die der Urheber ihm ausdrücklich über trägt. Der Angeklagte habe deshalb aus den vorliegenden Briefen durchaus nicht schließen können, daß die Firma Hendeß ein in jeder Beziehung unbeschränktes Verviel fältigungsrecht besessen habe. Habe er dies geglaubt, so habe er sich in einem strafrechtlichen Irrtum über die Tragweite des Urheberrechts befunden, und solch ein Irrtum könne ihn nicht straffrei machen. Ferner habe doch nicht der Angeklagte, sondern die Firma Hendeß die Arbeit zum Abdruck angenommen; aus Z 28 des Verlagsgesetzes gehe aber hervor, daß der Verleger das Verlagsrecht an einzelnen Werken ohne Ge nehmigung des Verfassers nicht auf andere Verlagsanstalten übertragen könne. Also selbst wenn der Zeitungsverlag ein unbeschränktes Vervielsältigungsrccht besessen hätte, käme dasselbe doch noch nicht dem Angeklagten zu. Wenn ferner in dem Urteil der Strafkammer gesagt sei, der Angeklagte sei zu der Hoffnung berechtigt gewesen, der Verlag der -Stargarder Zeitung« werde die Vervielfältigung nach träglich genehmigen, so sei das schon deshalb ohne Bedeutung, weil der Verlag ja selbst ein derartiges Verfitguugsrecht nicht besessen habe. Jedenfalls aber könne doch darüber kein Zweifel bestehen, daß der Angeklagte zur Zeit, als er von dem vermeintlichen Rechte der Verlagsfirma Gebrauch machte, sich bewußt war, diese Genehmigung nicht zu besitzen. Die Hoffnung, er werde die Erlaubnis erhalten, kann an dieser Tatsache nichts ändern. Auf Grund dieser Erwägungen hob das Reichsgericht in seiner Sitzung vom 8. Februar 1909 (3 v 991/1909 — X 334) das Uncil auf und verwies die Sache wieder an die Strafkammer. Interessant ist, daß das Reichsgericht, dem Anträge des Beschwerdeführers folgend, die Sache nicht wieder an die Strafkammer in Stargard, sondern an das Königliche Landgericht in Stettin verwies. Welche Beweggründe hier maßgeblich waren, weiß ich nicht; die Strafkammer hatte sich aber gleich in so ausreichendem Maße über einige der wich tigsten Bestimmungen des Urheber- und Verlagsgesetzes geirrt, daß die Maßnahme uns jedenfalls als sehr zweckmäßig erscheinen will. I?. Hä. Vergleichende Formenlehre des Ornamentes und der Pflanze von M. Meurer. Ein in seiner Art einzig dastehendes Werk, das für die Kenntnis und die Entwicklung des Ornaments unentbehrlich und von weittragender Bedeutung sein wird, die: »Vergleichende Formenlehre des Ornamentes und der Pflanze« von M. Meurer (Verlag von Gerhard Kühtmann in Dresden, Preis: 60 ^L), ist jetzt erschienen und wird von allen Kreisen, die mit der Kunst in Berührung stehen, besonders auch von den Vertretern der graphischen und Buchschmuck-Kunst, freudig begrüßt werden. Das mit Unterstützung des Königlich Preußischen Handelsministeriums herausgegebene Werk besteht aus zwei verschiedenen Ausgaben: 1. aus einem im Selbstverläge des Verfassers erschienenen Wand tafelwerke von 250 in Lithographie, Licht- und Farbendruck her gestellten Tafeln zu Im X 0,76 w, mit ca. 1300 in großem Maßstabe gezeichneten Figuren, zum Preise von 600 Diese Ausgabe ist durch die Hofkunsthandlung von Albert Frisch in Berlin zu beziehen. Auflage 200 Exemplare; 2. aus einem in der Verlagsbuchhand lung von Gerhard Kühtmann zum Preise von 60 ord. er schienenen Handbuche im Format 36X26 ein mit 600 Textseiten, den verkleinerten Reproduktionen der Wandtafeln und einer großen Anzahl anderer Illustrationen (insgesamt ca. 2000 Einzel figuren), das die Erklärungen zu dem Tafelwerke gibt, von diesem aber völlig unabhängig ist. Das vorliegende, mit bewundernswerter Hingabe geschaffene Werk, an dem Meurer mit einer Reihe seiner Schüler die größte Zeit seines Lebens gearbeitet hat, bildet nicht etwa eine trockene Abhandlung und Aufzählung verflossener Stilperioden, sondern es bietet an der Hand der bedeutsamsten Typen des Ornamentes der historischen Stile eine unvergleichlich logische, lebendige und erschöpfende Entwicklung der Gestaltung der Ornamentformen. Wenn Meurer in seiner Formenlehre dem heute auf so manchem Gebiete ertönenden Rufe: »Zurück zur Natur!« Folge gibt, so könnte es den Anschein erwecken, als wolle er damit den ein seitigen Standpunkt des Naturalismus einnehmen. Wohl weist er in seinen klaren und überzeugenden Darlegungen bei der Gestaltung mannigfaltiger Kunstmotive in unzweideutiger und ganz konsequenter Weise von den Kunstformen auf die natürlichen vorbildlichen Ursprungsformen hin, aber bei aller Betonung der aus der Natur entsprungenen Gesetzmäßigkeit läßt er das Prinzip und das Wesen des Schönen nie aus dem Auge. Indem er zeigt, wie das Ornament sich in zwei Kategorien teilt: in die aus den Werkstoffen der Kunst und ihrer Bearbeitung hervorgehenden und solche, die ihren Ursprung aus Vorbildern der den Menschen um gebenden Erscheinungswelt entnehmen, weist er zugleich nach, wie diese beiden formgebenden Teile nicht bloß das Ornament an sich, sondern die gesamten Kunst- und Zweckformen überhaupt beeinflussen, auch nicht immer getrennt nebeneinander laufen vielmehr häufig Zusammengehen und sich in ihren Wirkungen gegenseitig unterstützen. Von den frühesten Äußerungen des menschlichen Schmuck sinnes ausgehend, der darin beruhte, den eigenen Körper zu schmücken, geht Meurer zu der Verschmelzung der Pflanzenwelt mit dem religiösen Sagenkreise und ihrer symbolischen Bedeutung in Kult und Leben bei den meisten Völkern des Altertums über Dabei veranschaulicht er, wie die ganzen menschlichen Beziehungen und nicht zum mindesten die zwischen Mann und Weib, den Symbolismus zu einer förmlichen Blumensprache gestalten, die noch heute im Orient weiterlebt. In dem Kapitel »Die Umwandlungsprozesse ornamentaler Typen« betont Meurer, wie die Geschichte des Ornamentes mancherlei Analogien mit der Geschichte der organischen Welt aufweist, wie Tier und Pflanze aus den einfachsten Grund formen zu immer zusammengesetzteren Gebilden sich entwickelten und durch ganz allmähliche Anpassung an die wechselnden Daseins bedingungen in der verschiedensten Weise sich umgestalteten und auswuchsen, so auch Kunstfvrm und Ornament aus den einfachsten Typen entstehen, die dann durch Teilung und Angliederung sich zunehmend bereichern und unter dem Einflüsse jeweiliger Kultur bedingungen, menschlicher Bedürfnisse, wechselnder Werkstoffe und Konstruktionsweisen sich verschiedenartig um- und weiterbilden. Dabei führt er unter anderem aus: »Mit der Erweiterung des Gesichtskreises kunsthistorischer Forschung vermehren sich die Bei spiele für eine derartige stufenweise Entwicklung der technischen Kunstformen; sie beweisen, daß selbst die Hervorbringungen eines so hoch entwickelten und selbständig denkenden Volkes, wie es das hellenische war, nicht unmittelbare, für die Gedanken und Be dingungen seiner technischen Schöpfungen ersonnene Neufindungen sondern Umgestaltungen von Typen sind, die schon Jahrhunderte, ja Jahrtausende zuvor in ornamentaler Übung waren, ehe sie der Grieche zu den mit seiner ganzen tektonischen Sprache zusammen hängenden, ausdrucksvollen Formen umprägte. Solche geschicht liche Prozesse legen es nahe, daß es auch in unserer schneller lebenden Zeit ausgeschlossen ist, unmittelbar neue Formen, wenn nicht sogar einen ganz ,neuen Stil' zu schaffen, denn auch unsere Hervorbringungen sind nur Glieder einer Kette, die unsere künstlerische Betätigung mit der Formensvrache der Vergangenheit verbindet.« Die Beweise und bildlichen Darstellungen für das von ihm Gesagte und aus der ganzen Kunstentwicklung Hervorleuchtende sind so belehrend und überzeugend, daß nur diejenigen seine Formenlehre negieren können, die von dem Wahn befangen sind, aus eigener Macht vollkommenheit neue Formen erfinden zu wollen. Was der so genannte »moderne Stil« nach dieser Richtung hin geleistet hat, gehört bereits der Geschichte an und es läßt sich heute schon er kennen, daß die Mehrzahl seiner Vertreter sich auf dem Holzwege befanden. 828'
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