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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1909
- Strukturtyp
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- Band
- 1909-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1909
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- Deutsch
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SL84 I. t-D«ch». «Uch«»»d-I. Mchtamtlicher Teil. I2S, l. Juni 1S0S. Nichtamtlicher Teil. Was lehrt der Umzug der Königlichen Bibliothek in Berlin? Auszug aus einem in der Vereinigung Berliner Bibliothekare gehaltenen Vortrage von Georg Maas, Bibliothekar im Reichsmilitärgericht. Vor vielen Jahren ward es geplant. Generationen starben darüber hinweg. Endlich ist es zur Wirklichkeit geworden: Die Königliche Bibliothek hat ein neues Heim erhalten! Die alt ehrwürdige Kommode und ihre Dependenzen sind ausgeräumt. In den öden Fensterhöhlen wohnt das Grauen ... — Die Bücher aber und ihre Hüter Hausen fortan in dem monumentalen Neubau, der auf der Stelle der Akademie Unter den Linden und der Gardeducorps - Kaserne in der Dorotheenstraße errichtet ward und diese gewaltige Fläche mit hohen Baulichkeiten füllt. (Vgl. seine Beschreibung mit Plänen im Zentralblatt für Bibliotheks wesen 1908.) Anfang Februar wurden das Verlagsmagazin der Bibliothek, die Dubletten, die Zeitungen, die Parlamentsverhandlungen und die in Arbeit befindlichen Sammlungen überführt. Am 24. Februar wurden Leihstelle und Lesesaal für die Benutzung geschlossen. Am 25. und 26. Februar erfolgte ein Instruieren sämtlicher am Um zuge Beteiligten, am 27. eine Umzugsprobe. Am 1. März rückten die Umzugskolonnen an. Nach nicht ganz vierzehn Arbeitstagen stand die gesamte Schriftenabteilung, über 33000 m Bücher, auf ihren neuen Gestellen. Die allgemeine Freude über das schnelle Gelingen der großen Arbeit fand ihren Ausdruck durch einen ge selligen Abend im Ausstellungspark, zu dem der Generaldirektor alle Beamten der Königlichen Bibliothek um sich versammelte, und auf dem besonders die »Hilfsarbeiterinnen« bewiesen, daß sie über dem Zettelschreiben das Tanzen nicht verlernt hatten. Wie der Umzug in seinen Einzelheiten vorbereitet und durch geführt wurde, erzählt ein knapp gefaßter Bericht seines Organi-^ sators, des Ersten Direktors der Königlichen Bibliothek Geheimen Regierungsrat vr. Schwenke, den er im Zentralblatt für Bibliothekswesen (Aprilheft 1909, S. 163—176) veröffentlicht hat. Obwohl dieser Bericht in Aussicht stand, hielt es die Vereinigung Berliner Bibliothekare doch für angezeigt, diesem für die Welt der Bücher so wichtigen Ereignisse einen Verhandlungsabend zu widmen, für den mir das Referat angetragen wurde. Ich unterzog mich dieser Aufgabe gern, weil sie mir Gelegenheit gab, die bei dem von mir vorbereiteten und geleiteten Umzuge der Bibliothek des Reichsgerichts in Leipzig gesammelten Er fahrungen zu prüfen und zu ergänzen. Als Unterlagen für meinen Vortrag standen mir außer dem erwähnten Bericht von Schwenke die Akten der Generalverwal tung und die sämtlichen für den Umzug hergestellten Drucksachen zur Verfügung, so die Arbeitsvorschrift, die Arbeitspläne für die Abgangs- und Ankunftsstelle, der Verteilungsplan für sämtliche Abteilungen in der neuen Bibliothek und die Formulare für die Tagesberichte der Arbeitsschichten. Sehr dankenswerte Aufschlüsse erhielt ich von einigen Beamten der Königlichen Bibliothek selbst über einzelne Vorgänge, die ich als »Schlachtenbummler« beim Umzuge nicht hatte beobachten können. Je mehr ich in diesen anscheinend recht trocknen Stoff ein drang, desto mehr Freude empfand ich an dem sinnvollen Aufbau des Ganzen, wohl vergleichbar dem Genuß eines Menschen, der das Werk eines Architekten mit Kenner- und Künstleraugen be trachtet, oder dem Vergnügen eines Ingenieurs, der sich in das klug berechnete Getriebe eines Uhrwerks versenkt. In der bibliothekarischen Fachpresse sind Umzüge von Bücher sammlungen häufiger zum Gegenstände von Berichten gemacht worden. »Ihre Technik ist«, wie Schwenke selbst sagt, »nachgerade kein Geheimnis mehr.« Aber die beim Umzuge der Königlichen Bibliothek in kürzester Zeit zu bewältigende Aufgabe war, was Umfang und Bedeutung der Werke anlangt, so hervorragend, die Organisation der Überführung eine so geschickte und glückliche und der Erfolg ein so erfreulicher, daß ich glaube hoffen zu dürfen,! auch bei dem Leserkreise des Börsenblattes Gehör für einen Aus zug aus meinem Vortrage zu finden Von vornherein war es mir klar, daß es sich nicht darum handeln konnte, die Zahl der Berichte um einen neuen zu vermehren, welche die Ordnung und Aufeinanderfolge der Arbeiten darlegt. Wohl aber schien es mir eine anziehende Aufgabe zu sein, den Umzug der Königlichen Bibliothek einmal daraufhin einer Prüfung zu unterziehen, wie weit er Momente von bleibendem Werte aufweist, die einmal bei künftigen Umzügen von Büchersammlungen verwertet werden können, und ob sich aus einzelnen Vorgängen nicht vielleicht Gesetze für die Fortbewegung von Bibliotheken herleiten lassen. Eine Reihe von Umständen kamen der glatten Durchführung dieses Umzuges zustatten; nur wenige erschwerten ihn. Besondere Anerkennung verdient es, daß die Generalverwaltung der König lichen Bibliothek sich nicht verleiten ließ, auf den Vorschlag der Bauleitung einzugehen und schon Anfang November mit der Verlegung zu beginnen, sondern daß sie die vollständige Bezieh- barkeit der Räume abwartete und dann unter Aufbietung aller Kräfte den Umzug zu einer Zeit erledigte, wo er die akademischen Interessen Berlins möglichst wenig berührte. Der den Umzug an sich erschwerende Umstand, das Fehlen bequem gelegener, gebrauchsfähiger Aufzüge in den alten Gebäuden der Königlichen Bibliothek, gab Veranlassung, von ihrer Benutzung ganz abzusehen und Baumaterialien-Aufzüge zu verwenden, deren Aufstellung sich ganz nach den Bedürfnissen des Umzuges richten konnte. Auf diese Weise war man in der Lage, diese leihweise beschafften Aufzüge an Stellen einzufügen, wo sich der Umzugsverkehr kon zentrieren und somit entsprechend zerlegen ließ. Dadurch wurden sie, ebenso wie die Aufzüge in dem Neubau, bestimmend für die »Jnstradierung« der Arbeitsschichten. Durch Überweisung von je zwei durch ein Geschoß getrennten Arbeitsschichten an einen Fahr stuhl war es möglich, sechs voneinander unabhängige Gruppen zu schaffen, die man auch auf ihrem Wege voneinander fernhalten konnte. Ohne die Benutzung dieser Aufzüge würden die Umzugs arbeiten bedeutend erschwert und verlangsamt worden sein. Wie unendlich viel mühsamer würde sich der Transport der Bücher gestaltet haben, wenn ihre Reihen auf den Rücken von Trägern die Treppen hätten hinunter- und heraufgetragen werden müssen, wie dies bei anderen schwer zugänglichen Bibliotheksräumen ge wiß recht oft der Fall gewesen ist und künftig sein wird. Der Umzug erhielt dadurch eine veränderte Gestalt. Ja man kann geradezu von zwei verschiedenen Umzugstypen sprechen, je nachdem die Ver hältnisse es gestatten,Fahrstühle für den Büchertransport in vertikaler Richtung anzuwenden oder nicht. In gleicher Weise wirkt die Ent fernung der Stellen, zwischen denen der Büchertransport stattfinden soll, insofern sie die Wahl der Umzugsmittel in horizontaler Linie bestimmt. Vorübergehend war daran gedacht worden, das alte Gebäude mit dem neuen durch eine Brücke oder eine Drahtseil bahn zu verbinden. Zum Glück ließ man diesen Gedanken bald fallen; ihre Einrichtung hätte gerade die glücklichen Maßregeln unmöglich gemacht, durch welche der spätere Erfolg erzielt wurde. Die Notwendigkeit, die sehr belebte Straße Unter den Linden so oft passieren zu müssen, erwies sich als wenig erschwerend, da die Wagenführer es schnell lernten, sich in den Verkehr geschickt einzu fügen. Der Organisator des Umzuges der Königlichen Bibliothek hebt selbst jene durch die Fahrstühle ermöglichte konsequente Dezentralisation als besondere Erleichterung hervor. Sie ge statteten, daß die Arbeiten an verschiedenen Punkten gleichzeitig in Angriff genommen und erledigt wurden, ohne daß die Kolonnen, ihre richtige Lenkung vorausgesetzt, einander störten und hinderten- Endlich war es naturgemäß für die schnelle Förderung des Umzuges von größtem Vorteile, daß die Bücher ihre neuen Repositorien zugerichtet vorfanden, und daß sie nicht warten mußten, bis ihre alten Gestelle während ihres Umzuges ab gebrochen und in den neuen Räumen zu ihrer Aufnahme wieder zusammengestellt waren. Am meisten zum Gelingen des Umzuges haben die rechnerischen und technischen Vorbereitungsarbeiten beigetragen, auf die näher einzugehen hier nicht der Ort ist. Ich verweise hierfür auf die eingehenden Darlegungen von Schwenke und auf meine Studie
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