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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.06.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1909-06-01
- Erscheinungsdatum
- 01.06.1909
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- Deutsch
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123, 1. Juni 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6535 über »Bibliothekumzüge«, Leipzig 1897, Hiersemann. Hervorheben möchte ich nur, daß je weniger die zu beziehenden Räume eine Ausdehnung erlauben, desto genauer die Verteilungsarbeiten vor genommen werden müssen. Deshalb läßt die sehr bestechende Art und Weise, nach der die Neuaufstellung der Königlichen Bibliothek erfolgt ist, sich nicht in allen ihren Einzelheiten bei anderen Gelegenheiten wiederholen; denn die naturgemäß vorkommenden Unrichtigkeiten in der Kalkulation können sich bei vorhandener großer Ausdehnungsfähigkeit nicht in dem Maße geltend machen, wie sie in engeren Verhältnissen in empfindlich störender Weise zu Tage treten müssen. Wichtig und immer zu beherzigen sind dagegen die bei der neuen Ordnung der Königlichen Bibliothek durchgeführten Grundsätze, das größere Format einer Bücher abteilung nicht weiter reichen zu lassen als ein kleineres und langgestreckte Reihen von Folianten und Quartanten mit Rück sicht auf die erschwerte Übersichtlichkeit möglichst zu vermeiden. In sinnreicher Weise hat Schwenke für die drei Formate, nach denen die Königliche Bibliothek aufgestellt ist, typische Kom binationen geschaffen und sie dem Reichtum einer Abteilung an Folianten und Quartanten entsprechend verwendet. Durch alle Maßregeln zieht sich wie ein roter Faden das Streben Schwenkes nach Vereinfachung der Arbeit: So wenig als möglich die Büchermassen bewegen; menschliche Kraft möglichst sparsam verwenden und wenn irgend angängig, durch maschinelle Trag- und Zugkraft ersetzen. Darum suchte er zu ver meiden, daß die Bücherkisten durch Arbeiter auf weite Strecken getragen wurden; deshalb wurden, wo eS durchführbar war, die Kisten auf Rollen oder Gleitschienen bewegt. Sodann möglichste Verringerung des Weges, zentrale Aufstellung aller maschinellen Vorrichtungen, um die Wegstrecken zu kürzen, Vermeiden jeder zeitraubenden Verwirrung durch Sicherung des Verkehrs, z. B. durch Verwenden farbiger Abzeichen für die einzelnen Arbeits schichten. Diesen Farben entsprach auch das Papier der Formu lare für die Begleitscheine, sowie für die Tagesberichte der Abgangs- und Ankunftsstelle. Besonders wertvoll war die Her stellung und ausgiebige Verteilung gedruckter Bestimmungen, die keinen Zweifel über die Ordnung der Arbeiten im einzelnen auf- kommen ließen und genau die Abgangsstelle, den Weg und die Ankunftsstelle für die sechs zu gleicher Zeit beschäftigten Arbeits- schichten bezeichneten. Herr Geh.-Rat Schwenke hat davon abgesehen, die »Arbeits- Vorschrift« durch Abdruck im Zentralblatt für Bibliothekswesen weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Obwohl sie naturgemäß die besonderen Verhältnisse des Umzuges der Königlichen Bibliothek berührt und deshalb nicht ohne genauere Anpassung sich künftighin verwenden läßt, wird sie doch stets in ihrer knappen, übersichtlichen Abfassungsweise als willkommenes Vor bild dienen können. In ihrem militärisch anmutenden Tone mit ihren taktischen, topographischen und statistischen Anordnungen klingt sie wie die Ordre zum Aufmarsch von Truppen; ist sie doch sozusagen ein Anwendungsfall der Bibliotheks-Strategie. Die »Arbeitsvorschrift« zeigt vollstes Verständnis für die Forderungen der Umzugspraxis wie für die Bedürfnisse des künftigen Biblio thekbetriebs; sie schafft in Verbindung mit den »Arbeitsplänen« Klarheit über alle Einzelheiten für die Schichtenführer, klärt das Subordinationsverhältnis und läßt ihnen nur so viel Selbständig keit, als zur Förderung der Arbeiten unbedingt notwendig ist. Die Durchführung der Arbeitsvorschrift wurde dadurch gewährleistet, daß das Personal, wie oben erwähnt, vor Beginn des Umzuges eingehend mit ihr in einer regelrechten Jnstruktions- stunde vertraut gemacht wurde, die Herr Geh.-Rat Schwenke mit allen am Umzuge beteiligten Beamten abhielt. Dadurch entstand gewiß in ihnen allen das sichere, die Arbeitsfreudigkeit erheblich steigende Gefühl, es sei alles wohlgeordnet, mit ihrer Kraft würde haushälterisch umgegangen, sie würden auch nicht mit Arbeiten belastet, die sich später als überflüssig Herausstellen könnten. Zur festeren Einprägung aller Verhaltungsmaßregeln und zur Gewöh nung an die örtlichen Verhältnisse fand ein Probeziehen und die vor herige Besichtigung des Aufmarschgeländes statt. Zur glücklichen Erledigung der Arbeiten trug nicht zum wenigsten die Einrichtung eines Hauptquartiers in dem alten Bibliotheksgebäude bei, in dem der Generalissimus Harnack regelmäßig mittags Kriegsrat ab hielt, Meldungen entgegennahm und sich über den Fortgang der Arbeiten wie über besondere Vorkommnisse Nachricht erstatten ließ. Durch die graphische Registrierung der Arbeiten auf Grund der Berichte der Abfahrts- und Ankunftsftellen war es ermöglicht, genau das Vorrücken der einzelnen Schichten zu übersehen und den Zeitpunkt festzustellen, wo dem Voranschläge entgegen eine Arbeitsschicht früher mit ihrem Pensum fertig wurde oder zu langsam arbeitete. Dann trat die Notwendigkeit ein, die Arbeits stellen zu verschieben, die eine Kolonne hier abbrechen und dort einsetzen zu lassen, wo sie nicht in Gefahr war, mit einer vorauf gehenden oder einer nachfolgenden innerhalb desselben Ge schosses zusammenzustoßen. Die drei Grundforderungen für eine gute Erledigung des Um zuges einer jeden Bibliothek sind: volle Aufrechterhaltung der Ordnung, größte Schonung der Bücher, möglichst rasche Durchführung der Überführung der Bücher von den alten in die neuen Räume. Prüfen wir, auf welche Weise es bei dem Umzuge der Königlichen Bibliothek gelang, daß jede von diesen Forderungen in so vorzüglicher Weise erfüllt wurde. Die Ordnung einer Bibliothek wird während ihres Um zuges in allen Fällen gefährdet, wo die Bücher von ihren bis herigen Standorten entfernt und in andere Behältnisse gestellt werden, also bei Herabnehmen, Einpacken, Fortschaffen, Einsetzen. Dank dem eingehenden Arbeitspläne wußte beim Umzuge der Königlichen Bibliothek jede Umzugsschicht, wo sie zu beginnen, welches Format sie zuerst von den alten Gestellen herabzuheben hatte. Weitere genaue Vorschriften ordneten das Einsetzen in die Kisten derartig, daß die Übersichtlichkeit ihres Inhaltes gewahrt blieb und ein Jneinanderschieben der einzelnen Reihen unmöglich wurde. Da die Signaturen der Bände beim Einsetzen in die Kisten verschwanden, so mußte eine Maßregel ersonnen und angewendet werden, die den Inhalt der einen Kiste von dem der anderen unterschied. Sehr einfach. Man bildete Kistensignaturen. Diese bestanden aus einer festen Nummer, die sich regelmäßig in jeder Ladung wiederholte. Da vier Kisten zu jeder Ladung gehörten, so wiederholten sich die Ziffern 1, 2, 3, 4 so oft, als. Ladungen zusammengestellt wurden. Diese Ziffern wurden, auf weißes Papier gedruckt, an einer bestimmten Stelle der Seitenwand jeder Kiste aufgeklebt und bestimmten somit die Reihenfolge der Kisten innerhalb jeder Ladung. Außerdem erhielt jede Kiste eine weitere, veränderliche Nummer, die aber für je vier Kisten die gleiche war und sich danach richtete, welche Nummer die Ladung erhielt, zu der diese vier Kisten gehörten. Diese Nummer konnte erst nach Zusammenstellung jeder Ladung von der Einladestelle bestimmt werden. Sie wurde, auf verschiedenes Papier, der Farbe der Arbeitsschicht entsprechend gedruckt, unmittel bar vor Abgang der Ladung aufgeklebt. So erhielt jede Kiste eine durchaus individuelle Signatur, die sie von allen andern unter schied und somit Verwechselungen völlig ausschloß. Um ein mög lichst glattes Einstellen der Bücher in ihre neuen Repositoricn herbeizuführen, wurde die durch die Signaturen festgelegte Reihen folge auch während des Umzuges streng gewahrt. In fast pedan tischer Weise wurde darauf geachtet, daß die Kisten in der richtigen Nummernfolge auf die kleinen Transportwagen gestellt wurden. Notwendiger war das Aufrechterhalten der Ordnung beim Ein setzen der Kisten in die Fahrstühle, und zwar in der Weise, daß die Kiste Nr. 4 stets die unterste, Nr. 1 die oberste Stelle erhielt, sodaß Nr. 1 zuerst aus dem Fahrstuhl herausgehoben und zuerst an die Einsetzstelle der neuen Repositorien gelangte. Während auf diese Weise eine Störung der Ordnung inner halb der Ladungen vermieden wurde, war auch dafür gesorgt, daß die Kisten nicht an eine falsche Stelle verschleppt wurden; dies geschah durch Ankleben einer Adresse mit Angabe des Büchergeschosses, wohin die Ladung geleitet werden sollte. Sie entsprach naturgemäß genau dem Verteilungsplane. Auch für diese Adresse war die gleiche Papierfarbe gewählt, welche die betreffende Arbeitsschicht von der andern unterschied. Nun fehlte nur noch die genaue Kennzeichnung des Ortes innerhalb der Ge stellgruppen, wo der Inhalt jeder Ladung eingestellt werden sollte. Hier zeigte sich der besondere Nutzen der so müh samen Durcharbeitung des Verteilungsplans und seiner Übertragung auf die neuen Büchergestelle. Der Anfang jeder von den mehr als 650 Abteilungen der Bibliothek war durch bewegliche, hervorstehende Messingrähmchen, in denen Karten mit den Abteilungssignaturbuchstaben eingesteckt waren, leicht sichtbar gekennzeichnet. Der Ort für jede Abteilung war 847*
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