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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.06.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1909-06-04
- Erscheinungsdatum
- 04.06.1909
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- Deutsch
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6606 Böisenbluit f. d. Dychn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 126, 4. Juni 1909. Smith Elder bei, es ihnen gleichzutun. Als Verleger van Thackeray und Charlotte Brontö konnte es ihnen nicht schwer fallen, einen Stab von Mitarbeitern um sich zu scharen, der der geplanten Monatsschrift Erfolg sichern mußte. Thackeray sollte der Redakteur werden. Nachdem er hundert Titel vorgeschlagen und sein Hirn nach einem packenden zermartert hatte, schrieb er endlich an die Verleger: »Der einzige Name, der mir einfallen will, ist: Ille OorvbiU Na.xa.2in6. Es steckt ein Klang von Fröhlich keit und Fülle darin.« Cornhill, im Herzen der Londoner City, war die Straße, in der sich damals die Bureaus von Smith, Elder u. Co. befanden; das Nächstliegende erwies sich denn auch als das beste. »Oornüill Na.xa.2in6« ward der Name der neuen Monatsschrift, die noch heute mit dem orangefarbenen Umschlag erscheint, dessen Verzierung von der Hand eines jungen Künstlers (eine Garbe Korn in der Mitte, umgeben von vier kreisrunden Feldern mit kleinen Figürchen als Sinnbildern der Jahreszeiten) Thackeray so befriedigte, daß er den Zeichner zu den Verlegern mit einem Billettchen schickte: »Ich hoffe, Sie werden ihn sehr gut bezahlen«. Der Erfolg der neuen Monatsschrift entschied sich schon mit der ersten Nummer: Am Tage, da sie erschien — Januar 1860 — kamen Boten, dem Redakteur von immer neuen Tausenden zu berichten, die das Publikum verlangte; dann andere, die erzählten, daß die Drucker Überstunden arbeiteten. Buchbinder hatten die ganze Nacht hindurch damit zu tun, die gelben Umschläge um die Hefte zu kleben. Der Verleger gestand, daß seine kühnsten Erwartungen von dem ungeheuren Absah übertroffen wurden, der in die 120000 ging. Thackeray, dank seiner königlichen Stellung im Reiche des Geistes, war ein aus gezeichneter Redakteur insofern, als die hervorragendsten Talente stolz waren, ihm Beiträge zu senden; er war auch findig in dem Sinne, in dem jemand einmal von Edward Cave gesagt hatte, daß er »nie aus dem Fenster gucke, ausgenommen in der Ab sicht, etwas für l'bs (lsntlsmu.v'8 Na.23.2in6 zu erspähen«. Aber er selbst rieb sich dabei auf; die eigene produktive Kraft litt unter dem Prüfen des Eingesandten und unter der Last des unge heuren Briefwechsels. Nach Jahresfrist trat Thackeray von der Leitung zurück. Am meisten mußten dies seine Töchter bedauern; schreibt doch Lady Ritchie in einem der graziösen Kapitel, die sie (in der Lioxrapdiea.! käition) der Entstehungsgeschichte der Werke ihres Vaters widmet, aus jener Zeit: »Das erste Mal, daß mir die Vorrechte einer Redakteurstochter klar wurden, war eines Winterabends, als, anstatt einen Monat auf die Fortsetzung von »k'ramls^ karaonaxe« (ein Roman von Anthony Trollope) warten zu müssen, mein Vater mich in sein Arbeitszimmer schickte, um ihm die Bürstenabzüge zu holen, die auf seinem Schreibtisch lagen . . .« Habe ich ungebührlich lange beim OornbiU Naxa/.ine geweilt, so geschah es, weil es mir unter den der Unterhaltung gewidme ten Monatsheften Englands das liebste ist. Noch heute scheint der feine, geläuterte Geschmack seines ersten Redakteurs über diesen Seiten zu schweben, und wenn in der einen oder anderen Nummer die eben genannte Tochter des Verfassers von »Vanit)' 1's.ir« ihren Erinnerungen freies Spiel läßt und von vergangenen Zeiten in jener liebenswürdigen und feinsinnigen Weise plaudert, die fast selbst der Vergangenheit anzugehören scheinen, so ist es, als ob ein Sommervogel seine melodischen Triller in den sonnigen Äther hinaufschickte. Es gibt heute keine unter den illustrierten Monatsschriften, die man so gern wie »Cornhill« zum Genüsse eines stillen Mußestünd chens in die Hand nähme. Unter den neueren herrscht eine Rührigkeit, eine Beflissenheit, sich gegenseitig den Rang abzu- laufen, die an den Lärm und das Gedränge des Tages erinnern. Die vielen Illustrationen Haschen nach dem Auge, und in der Tat' blättert man in den Magazinen fast nur nach ihnen. Die einzelne" Seite, die der Genius des Schriftstellers einst zu adeln wußte, vermag in diesen modernen Produkten kaum noch zu fesseln. An dem Ausland gemessen, stehen die Londoner illustrierten Maga zine hinter den deutschen und selbst hinter einigen amerikanischen zurück; allerdings sind sie auch erheblich billiger. Der Preis der meisten ist nur ein Sixpence (60 H) für die Nummer; aber eben weil sie so billig sind, werden sie auch nur flüchtig gelesen. Man durchblättert sie auf der Eisenbahn und läßt sie liegen. Ein fein sinniger Kenner machte einmal die zutreffende Bemerkung: Die amerikanischen Magazine sind für den äi-a.winxroom bestimmt, die englischen für den 8molrinxroom. Derjenige, der zuerst die Zukunft dieser neuen Art der periodischen Presse mit schnellem Blick erkannte, war George Newnes, der zwanzig Jahre früher an »l'it, Ojt.8« ein Vermögen verdient hatte. Ursprünglich von Beruf Geschäftsreisender, mochte ihm der Gedanke, die Devise der Neuzeit: »Viel Ware für wenig Geld« auch für die Presse umzuwerten, natürlich kommen, und er fackelte nicht lange, seine Erkenntnis praktisch zu erproben; er gründete das »8t.ra.nck Na.xa.2in6«, das sich sofort eines ungeheuren Leserkreises bemächtigte. Man wüßte wohl gern, ob jenem Trio von jungen Leuten, die damals in den bescheidenen Redaktions räumen von »lit Uits« beisammen saß, George Newnes, Arthur Pearson, Alfred Harmsworth, wohl je ein Traum die nahe Zu kunft vorgaukelte: den Einfluß, den sie in der englischen Presse ausüben sollten, den ungeheuren Reichtum, der ihnen in den Schoß fallen würde . . . Conan Doyle begann in den Spalten des »8tra.nck Naxa2ine« die fabelhaften Abenteuer eines Sherlock Holmes zu erzählen, und ein neues Talent wurde in W. W. Jacobs entdeckt, dessen humoristische Szenen aus dem Leben der Skipper- harmloses Vergnügen bereiten. Unter den Illustratoren, die das »8tra.nck Naxarckne« zuerst der Welt bekannt machte, ist der origi nellste James Afflack Shepherd, der mit spitzestem Stift in feinsten Umrissen komische Tierbilder schafft, bei deren Anblick selbst einem eingefleischten Hypochonder das Dasein heiter dünken muß. Hatte der »8tranck« seinen Sherlock Holmes, so brachte »?errr- aon'g Na.xa.2in6« die Zerrfigur des Kapitain Kettle. Und revolu tionierten Newnes und Pearson die Zeitschriftenwelt, indem sie ihre Monatsschriften zu 60 ^ herausbrachten, so schlug ihnen Harmswvrth ein Schnippchen, indem er sein »Magazin« (jetzt »Iwnckon Na.xa.2in6«) gar für 36 H auf den Markt bringt. Die Billigkeit dieser Zeitschriften würde ihre ungeheuren Auflagen nicht herbeiführen, käme ihnen nicht ein gewaltig ent wickeltes Reklamewesen zuhilfe, das oft viele Hunderttausende aufs Spiel setzt, um ein »Magazin« zu »boomen«. Auch die Honorare in diesen populären »Magazinen« entsprechen der Verbreitung, die sie genießen. Man will wissen, daß Conan Doyle rund 2'/z Schilling, Rudyard Kipling 1'/, Schilling für jedes Wort be zieht, das ihrer kostbaren Füllfeder enttropft; sie gehören aller dings neben Anthony Hope zu den besthonorierten Autoren des modernen England. Im allgemeinen zahlt man in England heute kaum einen höheren Satz, als auch unsere besten deutschen Zeitschriften ihren Mitarbeitern gewähren. Von dieser Regel wird höchstens in Einzelfällen abgewichen, wenn es gilt, Leuten von ganz hervor ragender Bedeutung, einem berühmten Feldherrn etwa, Schau spieler, Forscher einen kurzen Artikel über einen Gegenstand ab zulocken, von dem man sich sensationelles Aufsehen verspricht. In solchen Fällen muß eine Bankanweisung über hundert Guineen Wunder wirken. Neben der langen Reihe geistiger Scharfschützen mit ihrem lustigen Geknatter steht die Artillerie in der Armee der Gedanken — dieReviews. Ihr Geschoß ist schwerer und ihr Ziel ist weiter. Die Reviews sind die Zeitmesser des Geschmacks und der Wissen schaft: die geläutertsten Geister des Königreichs senden ihnen Beiträge. Im Jahre 1866 hatte Lewes, dessen Goethe-Bio graphie noch heute einen Ehrenplatz behauptet, die erste dieser Zeitschriften nach dem Vorbilde der »kevue ckes äoux Nonckea« ge gründet; sie erschien in zweiwöchentlichen Abschnitten und behielt ihren ursprünglichen Titel »k'ortnixbtl/ Kaviar« bei, als sie sich auf monatliche Ausgaben beschränkte. Von gleichem Ansehen »Xation^I Ilevig^«, die letztere indessen hat einen stark chauvi- intjti^ckie'n Anstrich. den Rfefenauflagen der Magazine, die wer »Aranck« und »?ear8on8« in die Viertelmillion steigen, kann sich keine der Revuen messen. Aber sie fehlen in keiner guten Bibliothek und in keinem Klub. Ihr Inhalt wird von denkenden Leuten gelesen und von den Journalisten der Tagespresse zu manchem gewichtigen Leitartikel ausgearbeitet. Gerade auf die Reviews scheint der Ausspruch eines so klaren Beurteilers wie Franz v. Holtzendorsf gemünzt, der, obwohl dreißig Jahre alt, noch heute volle Geltung hat: »In England ist wenigstens das Eine erreicht, daß die Wirksamkeit des Literaten in ihrer vollen staatlichen Bedeutung erkannt wird. Die begabtesten Staats
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