Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.06.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-06-11
- Erscheinungsdatum
- 11.06.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090611
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190906111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090611
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-06
- Tag1909-06-11
- Monat1909-06
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
132, 11. Juni 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buch Handel. 6989 Die Warenhäuser schädigen das Sortiment ziemlich empfindlich, zumal sie sich sehr mit Artikeln des Restbuchhandels befassen. Das hat zur Folge, daß ein großer Teil der Sortirnents- buchhandlungen ebenfalls diesen Zweig ausgenommen oder bedeutend erweitert hat. Der Restbuchhandcl ist dem Absatz der guten neuen Literatur naturgemäß hinderlich, da das Publikum sich nur zu oft bestechen läßt, zu den oft inhaltiich minderwertigeren Büchern zu greifen, die sich zumeist als nicht marktgängig erwiesen haben und deshalb im Preise herabgesetzt sind. Besonders fühlbar machte sich der Mangel tüchtiger Mitarbeiter für das Sortiment, Die Mehrzahl der jungen Leute, die etwas Ordentliches leisten, wenden sich bald nach der Lehrzeit dem Verlag zu, wo sie im all gemeinen besser bezahlt und weniger angestrengt werden. Die Bemühungen verschiedener Gehiifenvereine, die Prinzipale zur Festsetzung eines Mindestgehaltes für Gehilfen zu be stimmen, konnten keinen Erfolg haben, da es unmöglich ist, eine dementsprechende Mindestleistung festzulegen. Immer noch fühlbar macht sich der Wegfall des billigen Orlsportos für Drucksachen. Desgleichen wirkte erschwerend für den Verkehr die neue russische Verordnung des Inhalts, daß gebundene Bücher nicht mehr als Drucksache, sondern nur als Postpaket nach Rußland eingeführt werden dursten*) Einen schädigenden Einfluß auf den Leipziger Buch handel, insbesondere den Sortimentsbuchhandel, befürchtete man auch von der drohenden Wiedereinführung der Pflichtexemplare. Man hofft jetzt jedoch, daß der Gesetzentwurf nicht zustande kommen wird, zumal die Einführung des Ge setzes, wie die Handelskammer auch in ihrem Gutachten vom 9. Oktober 1908 ausgesührt hat, durchaus nicht im Staats interesse liegt, denn der Lieferungspflicht des Buchhandels würde die Aufbewahrungspflicht des Staates gegenüberstehen, die mit ihren Ausgaben für Aufbewahrung und Verwaltung der aufzuspeichernden Massen von Büchern und Drucksachen nicht im Verhältnis zu dem zu erwartenden Nutzen steht. Das Antiquariat in Leipzig hat mit 1968 ein ruhiges Jahr hinter sich. Trotz des gesteigerten Absatzes- in Deutsch land und in Europa im allgemeinen hat sich die Krisis in Amerika fast bei allen Firmen, die dahin Beziehungen haben, mehr oder weniger bemerkbar gemacht, und zwar bei den jenigen Firmen, die mit kostbaren Manuskripten, Inkunabeln, seltenen und kostspieligen Drucken des 16.—19. Jahrhunderts handeln, in größerem Maßstabe, so daß der Jahresumsatz und das Jahreserträgnis ungünstig beeinflußt wurden. Trotzdem find im Jahre 1908 umfangreiche deutsche, außerdeutsche und orientalische Bibliotheken und Manuskriptsammlungen in Leipzig fürs Lager gekauft worden in der Meinung, daß die jetzige ruhige Zeit bereits langsam angefangen hat, sich zu bessern, und eine weitere Besserung für 1969 zu erwarten sein dürfte. Absatzgebiete, die in vorhergehenden Jahren infolge Kriegs und sonstiger finanzieller Verhältnisse geringen Bedarf hatten (wie z. B. Rußland), fangen an, sich auf das alte Niveau emporzuarbeiten. Gute und seltene, besonders frühe Erzeugnisse der Buchdruckerkunst und verwandter Gebiete, die für den Antiquariatshandel in Frage kommen, ebenso die Erstlings und früheren Ausgaben der Werke deutscher Klassiker, Auto graphen, historische Dokumente, Manuskripte haben trotz der oben angedeuteten Umstände sowohl im An- wie auch im Verkaufe im allgemeinen eine steigende Tendenz beibehalten. Der Kolportagebuchhandel hat im laufenden Jahr unter dem Zeichen der Flauheit gestanden. Im übrigen sind die Klagen dieselben wie im Vorjahre geblieben. Die fortgesetzte Vermehrung der illustrierten Journale und Mode journale hemmt erheblich den Erfolg der einzelnen Unter nehmungen. An Ausdehnung und Erfolg gewinnen dagegen die Journallesezirkel sowie die Zeitschriften mit Unfall- und *) Vergl. hierzu Börsenbl. 1969, Nr. 7, 25 u. 53. Red. ^ Lebensversicherung. Um Preisunterbietungen entgegenzu treten, haben sich die Inhaber von Journallesezirkeln zu einem Verein zusammengeschlossen. Der Zeitschriftenverlag gestaltete sich im Berichts jahre infolge der fühlbaren Konkurrenz äußerst schwierig. Die Ausgaben für Herstellung und Vertrieb sind immer höhere geworden, die Einnahmen dagegen zurückgegangen. Das Angebot von Arbeitskräften war stark, jüngere kauf männische Kräfte zeigten vielfach eine mangelhafte Vorbil dung. Von den vorgesehenen Reichssteuern hat die drohende Jnseratensteuer in den beteiligten Kreisen geradezu Beun ruhigung gezeitigt. Das Jnseratengeschäft, auf das sich die Rentabilität der Zeitschriften zumeist stützt, ist schon jetzt be nachteiligt. Viele Inserenten halten mit Erteilung bez. Er neuerung ihrer Anzeigen-Aufträge zurück. In der vorgesehenen Form würde die Steuer, zumal sie vom Umsatz und nicht vom Gewinn erhoben werden soll, zu einer schweren Schädigung des Zeitschriften- und des Zeitungsverlags führen.*) Trotz der im vergangenen Jahre anhaltenden wirtschaft lichen Krisis hat sich der allgemeine buchhändlerische Ver kehr über Leipzig sowie der damit verbundene Umsatz in gleicher Höhe gehalten wie im Vorjahre. Der Weihnachts verkehr hat sogar teilweise eine Steigerung erfahren. Leider wird die Besserung wesentlich eingeschränkt durch die all gemein steigenden Handlungsunkosten. Zu Anfang des Jahres 1968 stand zwar der Leipziger Kommissions buchhandel unter dem Druck des damals ungewöhnlich hohen Diskontsatzes. Das Frühjahr und der Rest des Jahres brachte aber durch Herabsetzung des Reichsbank- distontes wesentliche Erleichterungen. Von einer eigentlichen Geldslllssigkeit war aber im Buchhandel trotzdem nichts zu merken. Eine Erschwerung des Geldverkehrs brachte die Einführung der Verrechnungsschecks oder vielmehr deren Mißbrauch mit sich. Einzelne Sortimente bezahlten sogar Barpakete mit kleinen Verrechnungsschecks an die Kommissionäre. Der Musitälieuverlag kann im allgemeinen nicht über ein besonders gutes Jahr berichten. Die Verlagslätigkeit war zwar aus dem Gebiete der populären Musik- und Operettenliteratur wie im Vorjahre eine rege, sie hat jedoch hinsichtlich der auf höherer Knnststufe stehenden Produktion erheblich nachgelassen. Nennenswerte Erscheinungen größerer Werke, mit Ausnahme von zwei Sinfonien von Mahler und Woyrsch, sind nicht zu verzeichnen. Der Absatz ist geringer gewesen als im Vorjahre und hat teilweise noch immer unter dem Druck des Tantiemezwanges zu leiden, da sich viele Orchestervereinigungen sowie die Gesangvereine ab lehnend gegen die Steuer verhalten und tantiemepflichtige Werke nicht kaufen und auffllhren. Einen wesentlichen Schaden für den Absatz des Leipziger Musikalienverlages bildet die Konkurrenz der überaus billigen (Berliner) Aus- gaben von Musikalien, in der Hauptsache Albums, die in Warenhäusern, die dem Buch- und Musikalienhandel nicht angeschlossen sind, zum Verkauf gelangen. Als Bewegung unter den Verlagsfirmen ist zu erwähnen, daß ein Leipziger Musikalienvcrlag, in dem die meisten Werke Max Negers er schienen sind, durch Kauf in den Besitz eines großen Berliner Verlagshauses übergegangen ist; dagegen wurde von einem Stuttgarter Verleger ein bedeutendes Chorwerk, das jetzt die Konzertsäle beherrscht, der »Kinderkreuzzug«, an eine Leipziger Firma abgetreten. Der »Kamillo Horn-Bund« in Wien, der es sich zur Aufgabe macht, die Werke des Wiener Tonkllnstlers Kamillo Horn in einer Gesamtausgabe zu veröffentlichen und zu verbreiten, hat mit der Herausgabe einen Leipziger Ver lag betraut. Heroorzuheben ist noch das Erscheinen einiger bedeutenden, auf der modernen Musikwissenschaft fußenden Lehrbücher für Harmonie-Lehre und für moderne Violin- und *> Inzwischen ist die Anzeigcnsteuer von der Reichstagslom- mission nbgelehnt worden. Red. 968
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder