7022 Börsenblatt s d. Deschn. Buchhandel. Künftig erscheinend« Bücher. ^ 132, 11. Juni 1909. In eizenei' Lacke: T Oi. Max Koch, ordentlicher Professor an der Universität Breslau, schreibt am 2. Juni 1909 im u. a.: Heinrich Reimann: „Hans von Bülow". Auf die Anklage Frau Maria von Bülows hin ist gegen dieses Buch eine Art Kesseltreiben veranstaltet und ein strenges Totengericht über den eben verstorbenen Verfasser gehalten worden, der doch, solange er lebte, als Musikschrift steller eines guten Rufes sich erfreute, bereits einzelne Studien über Bülow veröffentlichte, ehe 1891 Bülows Witwe den ersten Band der „Briefe und Schriften" ihres Gatten herausgab. Für das seit langem geplante Werk über Wagner, Liszt, Bülow hat er offenbar als festes Gerippe sich Auszüge aus Bülows Briefen gedacht, zu denen dann Nachrichten aus anderen Quellen kommen sollten. Vollständig aus gearbeitet scheint nur die Vorgeschichte. Zur Verbindung der Brief- Meinung darüber sein, ob es von seiten des Herausgebers und der Verlagshandlung gut getan war, eine in so unfertigem Zustande hinter- lassene Arbeit überhaupt zu veröffentlichen. Zu Aussetzungen gibt diese Verfasser, der sich nicht mehr verteidigen kann, als gewissenlosenPlagiator zu denunzieren, hatte Frau von Bülow kein Recht. Reimann hat seine Benutzung der Bülvwschen Briefsammlung, die ja ohnehin offen zutage lag, mit aller notwendigen Bestimmtheit hervorgehoben. Die sachlichen Vorwürfe, welche Friedrich Rösch in Nr. 11 bis 13 der „Allgemeinen Musikzeitung" (März 1897) unter ausdrücklicher Zustimmung gegen Frau von Bülows Herausgebertätigkeit erhoben hat, sind jedenfalls weit besser begründet, als die moralischen Anklagen, welche Frau v. Bülow gegen den verstorbenen Reimann erhebt Wenn es ihr gelungen ist, zu finden, so ist auch diesen ernsten Kritikern entgegenzuhalten, das; ihr Tadel höchstens die von Reimann nicht verschuldete Publikation, nicht dessen Arbeitsweise treffen kann. Der Versuch, aus einem mehr bändigen Briefwerke durch Auszüge, deren Auswahl, Erläuterung und Verbindung mit Nebenquellen ein Mittelding zwischen Biographie und Selbstschilderung herzustellen, ist keineswegs tadelnswert, sobald der Verfasser nur die benutzten Werke anführt. Das hat Reimann aber schon in seinem Entwürfe getan und würde, wenn er sein Buch selbst haben. Zu einer moralischen Aechtung des Toten ist also gar kein ge- nügender Anlaß vorhanden. Ich selbst bin der Ansicht, es wäre besser gewesen, das unfertige Manuskript nicht herauszugeben, aber anderer seits muß jeder unbefangene Leser zugeben, daß Reimanns biographische Zusammenstellung der Briefe ein sehr gutes Bild von Bülows Ent- wickelung gibt. Es ist nicht jedermanns Sache, mehrere Briefbände zu lesen. Wem es darum zu tun ist, daß Hans von Bülows Entwickelung vielen, die bisher wenig von ihm wußten, bekannt wird, der wird auch der unfertigen Arbeit ein — freilich beschränktes — Verdienst zugestehen. Frau von Bülow erklärt Reimanns Eingehen auf die Geschichte der Familie von Bülow für lächerlich, weil Bülow sich gelegentlich über Stammbäume lustig gemacht hat. Sie zeigt mit diesem Tadel nur, daß sie über die Aufgaben einer geschichtlichen Darstellung ebensowenig sich klar ist, wie über die philologischen Pflichten eines Herausgebers. Reimanns Bemerkungen über die Verwandtschaft der bloß reproduk- und 59), über die Erklärung von Widersprüchen in Hans' mündlichen wie schriftlichen Äußerungen (S. 119) sind sehr beachtenswert. Ebenso ist Reimann durchaus im Recht, wenn er trotz so manch bösem Wort aus Bülows letzter Zeit behauptet: Wagners Kunst sei der künstlerische Dekalog von Bülows Leben geworden; „ihr blieb er bis zum letzten Lebenshauch treu und untertänig". Vei^Isz „tlsfmonie" öerlin