Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090626
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190906262
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090626
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-06
- Tag1909-06-26
- Monat1909-06
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
7642 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 145, 26. Juni 1909. sich für 10 Cts. eine »Ente« erstanden haben; aber dann hat der Verleger sein Geschäft schon gemacht. Wenn er sein geschultes Camelotpersonal beisammen hat — auf etwa 500 Mann wird er, wenn er die ganze Stadt bearbeiten will, rechnen müssen — und dieses in Gruppen von 15—20 mit je 200 Exemplaren zur gleichen Stunde überallhin nerteilt. so kann er an einem Abend gut seine 100 000 Exem plare los wcrdon, und zwar eher mehr als weniger. Nehmen wir nun die Auflage mit 100 000 Exemplaren an. osn denen jedes 10 Cts. kostet, denn im Gegensatz zu den populären Tagesblättern, die alle nur 5 Cts. kosten, wird für solche Schwindplansgaden der doppelte Preis verlangt und auch bezahlt, so kann der Verleger mit einem Bruttoumsatz von 10 000 Frcs. rechnen. Gewährt er seinen Verkäufern den hohen Rabatt von 4()0/o, so bleiben dem Verleger noch rund 6000 Frcs. netto, und von dieser Summe nach Abzug der Unkosten für Papier und Druck immerhin noch ein ganz netter Betrag, der als gelegentlicher Nebenverdienst gar nicht zu verachten und der um so größer ist. als weitere Spesen, wie Geschäftslokal, redaktionelle Mitarbeiter usw., gar nicht existieren. Auch die Straßenverkäufer schreien sich für diesen Rabatt gern einmal heiser, denn sie verdienen sich, bei einem durchschnittlichen Absatz von 200 Exemplaren, in etwa zwei Stunden u Frcs., also mehr, als sie bei zehn stündiger Arbeitszeit durch Ausübung irgend eines Handwerks erhalten würden. — Ist das Geschäft gemacht, so ist auch die »Gesellschaft« schon aufgelöst; am nächsten Tage spricht kein Mensch mehr von der Eintagszeitung, und die übrigen Tagesblätter nehmen sich nicht einmal die Mühe, die falsche Nachricht zu wider rufen oder auch nur den gestern mit so großer Reklame ins Leben getretenen neuen »eonkrdrs« überhaupt zu er wähnen. Häufig genug besagt der Zeitungskopf, daß das Unternehmen im soundsovielten Jahrgang stehe, und die Blätter selbst tragen auch stets das richtige Datum vom Tage; aber doch ist der Name des Herausgebers, Verlegers und Redakteurs in einer Person ebenso fingiert wie die genannte Adresse und Telephonnummer, so daß die Polizei diesem Treiben ziemlich machtlos gegenüber steht. Wollte sie einen Straßenverkäufer anhalten, so würde sie bald merken, daß der Mann nur das Mittel zum Zweck ist, denn er hat den Verleger nur gesehen, als er ihm das Geld für die entnommenen Exemplare einhändigte, die natürlich zum voraus bar bezahlt werden müssen und die wegen der sofort erfolgten Geschäfts auflösung natürlich nicht rückgabeberechtigt find, also im Falle des Nichtabsatzes baren Verlust bedeuten würden. So lange der Unfug (der übrigens das eine Gute hat, daß er einer Anzahl von Arbeitslosen von Zeit zu Zeit einen Verdienst gewährt) nicht größer ist, drückt die Polizei schließlich ein Auge zu, denn außer der »sensationellen« (und falschen!) Nachricht enthält die ganze Zeitung auf ihren vier Seiten keine einzige Nachricht vom Tage und schadet also außer denen, die um ihre 10 Cts. geprellt sind, niemand etwas. Nicht selten geschieht es auch, daß Zeitschriften oder Witzblätter, die dann aber auf eine längere Lebensdauer re flektieren, und sogar Bücher auf diese Art vertrieben resp eingeführt werden, ja letztere werden sogar manchmal extra für diesen Zweck hergcstellt und finden chre Abnehmer, denn der eben geschilderte Zeitungsvertrieb beweist, daß es gar- nicht so schwer ist, etwa 100000 oder gar mehr Leute von denen, die nicht alle werden, an einem einzigen Abend in Paris zu finden. Ernst Waldmann. Kleine Mitteilungen. * Zeiturigsiubiliium. — Der im Berlage von Carl Flemming, Buch- und Kunstdruckerei A.-G., in Glog au täglich erscheinende »Niederschlesische Anzeiger« konnte am 23. d. M. auf ein glücklich vollendetes Jahrhundert seines Bestehens zurückblicken. — Nach mehrfachen fehlgeschlaüsnen Versuchen, in Glogau ein Wochenblatt erscheinen zu lassen und am Leben zu erholten, hatte zu einer Zeit schlimmsten Niederganges, in den Leidensjahren nach Bewältigung der Festung (1806) durch die Franzosen, allein belebt durch die Hoffnung auf die Segnungen der im November 1808 erlassenen preußischen Städteordnung, der Glogauer Buchhändler Christian Friedrich Günter den Mut, eine neue Zeitung, den »Niederschlesischen Anzeiger«, der Öffent lichkeit zu übergeben. Es war ein Wochenblatt in kleinem Oktav format, dessen dürftiger Inhalt sich unter Ausschluß aller Politik auf Gewerks-, Stadt-, Familienangelegenheiten und Anzeigen be schränkte. Das erste »Stück« erschien am 23. Juni 1809. Nach dem Tode Christian Friedrich Günters zeichnete bis 1813 dessen Sohn, Günter der Jüngere, als Herausgeber, nach diesem der Enkel Carl Friedrich Günter, der das Blatt bis 1833 zugleich ein wöchentlich zweimaliges Erscheinen ein. Als wichtigster Merkstein in der Geschichte des Niederschlesischen Anzeigers ist der 18. November 1833 anzusehen, an welchem Tage die Güntersche Verlagsbuchhandlung und Druckerei mit Einschluß des Blattes an den unternehmenden jungen Buchhändler Carl Flemming überging. Von dieser Zeit an bewegte sich das ge samte Verlagsunternehmen in stetig aufwärts strebenden Bahnen und entwickelte sich unter der weitsichtigen, kraftvollen Leitung des neuen Besitzers im Laufe der Jahre, wie bekannt, zu einem der umfang- und erfolgreichsten Verlagsbetriebe im deutschen Buchhandel. Carl Flemming war am 10. November 1806 in Gräbern bei Leipzig geboren. Seinen Unterricht empfing er in der Thomas schule in Leipzig. Schon während der Schulzeit ein eifriger Bücherleser und von lebhafter Neigung zum Buchhandel erfüllt, trat er nach Erledigung der Schuljahre bei A. Wienbrack in Leipzig in die buchhändlerische Lehre, gründete und leitete dann einige Jahre im Aufträge seines Prinzipals die A. Wien- bracksche Buchhandlung in Torgau, kam später nach München in eine Kunsthandlung und wurde 1833 berufen, das Geschäft der in Verfall geratenen Günterschen Buchhandlung in Glogau zu über nehmen und auf gesunde Füße zu stellen. Letzteres gelang ihm in überraschender Weise dank seiner Umsicht, Rechtlichkeit, Ge wandtheit und unermüdlichen Arbeit. Auch der »Niederschlesische Anzeiger« nahm trotz inzwischen eingetretenen Wettbewerbs einer neuen Glogauer Zeitung an diesem Aufschwünge teil. Er wuchs an Umfang und Inhalt insbesondere seit der 17. März 1848 die Zensur aufgehoben und die nur durch die allgemeinen Gesetze beschränkte Freiheit der Presse verkündet, damit aber zugleich auch beträchtlich gewachsene Ansprüche der Leser gezeitigt hatte. Flemming verstand es, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Schon von 1848 an erschien das inzwischen auch umfangreicher und interessanter gewordene Blatt wöchentlich dreimal, 1852 wurde das Folioformat angenommen, aber erst am 1. Januar 1868 wurde das tägliche Erscheinen eingeführt. Trotz der mancherlei Wiedereinschränkungen der Preßfreiheit von 1848 während der Jahre der Reaktion und der späteren des »Konflikts« und trotz der Verlegenheiten und Schwierigkeiten, die Flemming daraus er wuchsen, war die Auflage des Blattes unausgesetzt gestiegen, und diese große und beständig wachsende Verbreitung ist ihm bis in die Gegenwart treugeblieben und, wie zu erwarten, auch für die Zukunft gesichert. Zum Ehrentage des »Niederschlesischen Anzeigers« ist am Mitt woch den 23. Juni eine besonders umfangreiche, festlich aus gestattete Nummer des Blattes erschienen, die außer einem die Bedeutung des Gedenktags würdigenden Artikel von Hermann W. Klahr auch eine ausführliche und interessante Geschichte des Blattes während des mit ihm abgeschlossenen ersten Jahrhunderts bringt. Aus der Geschichte von Stadt und Land, auch in wirt schaftlicher Richtung, berichten zahlreiche andere Aufsätze. Ein gestreute Bilder beleben den Text und geben ihm Anschaulichkeit. Möchte das angesehene Blatt weiter erfolgreich seiner wichtigen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder