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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-12
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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8226 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 158, 12. Juli 1909. einseitigen Belastung von Handel, Industrie und Gewerbe entgegenzutreten entschlossen sind. In erster Linie soll hierbei für die Wahl von Kandidaten aus den eigenen Reihen dieser Stände eingetreten werden.« Die Bedeutung des Hansabnndes liegt in der Politisierung des Bürgertums; im Beginn des Kampfes der jenigen Stände, in deren Arbeit die ganze Zukunft und Stellung der deutschen Nation ruht, gegen den politisch über mächtigen, volkswirtschaftlich überwundenen einseitigen Agrar staat, gegen die unsere Weitpolitik schädigende, unsere indu strielle Entwicklung hemmende, unser Bürgertum und unsere Arbeiterschaft durch Egoismus, Hochmut und Engherzigkeit aufreizende, künstlich erhaltene und verfassungswidrige Bor herrschaft des Großgrundbesitzes; in dem späten Erwachen der modern arbeitenden Kreise ans der so überaus schädlichen politischen Apathie; in der Trennung der Großindustrie und großer Teile des Handwerks von ihren seitherigen agrarischen Bundesgenossen; in dem begeisterten und opferwilligen Aufschwung der städtischen Bevölkerung; in der lange vermißten Erkenntnis, daß nur ein dauernder Kamps des Bürgertums um die parlamentarische Macht uns die verfassungsmäßigen Rechte, die selbstverständliche Gleich heit vor dem Gesetz und dem Steuerfiskus, die ungehinderte Entwicklung der privaten und nationalen Wirtschaft, die Durchsetzung des maßvollen Industriestaats und die Ehrlich keit und Kraft unseres öffentlichen Lebens gewährleisten kann. Diese Bedeutung des hoffnungsfreudigen Augenblicks kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn in ihr liegt die Gewalt, welche eine langjährige Welle rückschrittlich agrarischer Polnik und Gebundenheit zurückdämmt und eine künftige Welle fortschreitender, städtischer Kultur und deutscher Freiheit und Ausbreitung in Bewegung setzt. Man darf die zuversichtliche Hoffnung auf Erfolg hegen, denn der Zusammen schluß von Hunderten von Handelskammern, und der meisten kaufmännischen und industriellen Verbände, die Leitung der Bewegung durch die größten und kapitalkräftigsten Organi sationen der schweren Industrie, der Bankwelt, der Reederei, des großen, mittleren und kleinen Handels, der Beitritt Zehu- tausender von Firmen und unzähliger Angestellter, der be ginnende Anschluß auch der freien Berussarten zeigt eine noch nie gesehene Geschlossenheit des Bürgertums. Wie steht nun der Buchhandel zum Hansabund? Ein Stand, der wie wenige ein stolzes und arbeits freudiges Bürgertum in seinen Reihen entstehen sah, dessen Existenz so innig mit dem Fortschritt der städtischen Kultur und des Reichtums verknüpft ist, dessen derzeitige Schwierig keiten so wesentlich von den Wirkungen der seitherigen Wirt schaftspolitik herrühren, der so charaktervolle Vertreter bürger licher Politik in seinen Reihen gehabt hat, wie Perthes, Brockhaus, Hirzel, Mathy und Bafsermann, ein solcher Stand muß geschlossen dem Hansabund beitreten und in ihm seine Interessen möglichst zur Geltung bringen. Das ist einfach selbstverständlich. Ein bißchen Überlegung sagt uns aber, daß wir damit nicht nur unsere Pflicht tun, sondern auch unseren Vorteil wahren. Ist denn der relative Gewinn rückgang im Buchhandel, auf dem schließlich doch der Not stand des Sortiments, die unerfreuliche Lage des Verlags, der Preiskampf mit den Druckereien beruht, wirklich in vollem Umfang oder auch nur wesentlich eine Folge der Mißstände, die man mit Besteuerung der Warenhäuser, Stammrolle, Rabatt erhöhung, Preistarif, Einschränkung der Produktion und anderen kleinen Mitteln zu bekämpfen sucht? Versprechen denn alle diese Versuche dauernden Erfolg? Gewiß nicht! Die Hauptursachen des Übels sind allgemeiner Natur und nur auf wirtschaftspolitischem Gebiet zu bekämpfen. Der deutsche Buchhandel wird aufblühen, wenn die deutsche Be völkerung in ihrem natürlichen Wachstum, in der Zunahme ihrer Bildung und ihres Vermögens, in der Erweiterung ihres Gesichtskreises durch Weltpolitik und internationale Berührung nicht künstlich gehindert wird, wenn das Deutschtum im Ausland Fortschritte macht und sich den fremden Markt offen hält, wenn vor allem die städtische Bevölkerung und nicht zum wenigsten die für den Buchhandel große Aussichten in sich tragende Arbeiter schaft prosperiert. In der Konsulnsteigerung und in der Verhinderung künstlicher Produktions- erfchwerung liegt alles. Die agrarische Politik zerstört aber jede Konsumsteigerung. Die Herren vom alten und neuen Großgrundbesitz, deren Einkünfte die Lebensmittelzölle und Liebesgaben erhöhen, sind beschämend schlechte Bllchec- käufer; dafür haben sie es durchgesetzt, daß der Geschäfts mann, der Arbeiter und vor allem der an festen Gehalt gebundene Beamte und der Geistesarbeiter in Kunst und Wissenschaft für Nahrung, Kleidung und Wohnung so viel ausgeben muß, daß er den zum Leben nicht nötigen, sondern im weiteren Sinne als Luxus empfundenen Kauf des Buches einschränken muß. Und ebenso hat uns diese Politik den eigenen Lebensunterhalt verteuert und dadurch, daß es unseren Ange stellten und Lieferanten gleich wie uns geht, die Produktion in ganz erschreckender Weise verteuert. Kein einsichtiger Beobachter kann bestreiten, daß gerade wir Buchhändler eine deutlich mit dem Inkrafttreten der neuen Handelsverträge 1906 ein setzende Verschlechterung unserer Lage zu spüren bekamen und daß die ganze deutsche Volkswirtschaft seither unter einem künstlich herbeigeführten Sinken des Geldwertes leidet. Dazu kommt die sogenannte Finanzreform, d. h. eine schwere Sleuervermehrung ausschließlich zum Nachteil der Kauf- leutc, Industriellen, Handwerker, Arbeiter und Beamten mit schikanösen Produktionsstörungen, weitgehender Frei haltung der Landwirtschaft, die sich erhöhte Branntwein- liebesaaben sichert, und Ablehnung allgemeiner Vermögens- oder Erbschaftssteuern. Man täusche sich nur ja nicht: dieses System wird noch viel schlimmer werden, und die Regierungen in ihrer Geldnot werden keinen Wider stand leisten können. Denn der Kern des Übels liegt darin, daß die künstliche Erhaltung und Stärkung des Großgrund besitzes immer weitere Opfer verlangt. Die Ertragssteige rung durch die Zölle ist bereits kapitalisiert. Den Erfolg hatte der gegenwärtige Eigentümer. Der Käufer muß einen entsprechend höheren Preis zahlen, der Erbe höhere Gleich stellungsgelder leisten: für beide rentiert das Gut so schlecht, wie es vorher rentierte. Also verlangen sie weitere Ver günstigungen und wollen die Teilnahme an den steigenden Lasten des Reiches nicht ertragen. Die Fortsetzung dieser den Buchhandel schädigenden Politik ist also eine Notwendigkeit, solange das Bürgertum nicht die parlamentarische Macht erobert hat. Dies kann der Hansabund erreichen, wenn er ver ständige Unterstützung findet; nicht aber genügt hierfür die seitherige Organisation des Buchgewerbes, bei der die einzelnen Zweige und innerhalb derselben Unternehmer und Angestellte sich bekämpfen, statt gemeinsam sich die ge meinsamen Lasten und Schädigungen fernzuhalten. Wenn jemand, so habe ich volles Verständnis für die Bedeutung und Leistung unserer buchhändlerischen Organisation, und dankbar beobachte ich die unermüdliche und aufopferungsvolle Arbeit unserer Führer. Aber, Hand aufs Herz, ist der Erfolg befriedigend? Solange man mit schwachen Petitionen und diplomatischem Geschick arbeiten muß und den Regierungen wie den wirtschaftlichen Gegnern nicht eine parlamen tarische Macht entgegenstellen kann, ist nicht viel zu hoffen. Das konnten wir deutlich sehen, als 1901 Urheber- und Ver lagsrechtsgesetz von einem Reichstag beschlossen wurden, in dem die Schriftsteller eine starke und wir gar keine Stellung
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