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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1909
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- Deutsch
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v. Ense, und in einem Brief an Mcher sagte er sogar: »Es ist wunderschön ausgerüstet und wird wie ein harmloses Kauffahrtei schiff unter dem Schutze des zweiten Neisebilderbandes ruhig ins Meer der Vergessenheit hinabsegeln«. Heine verlangte übrigens für sein »Buch der Lieder« kein anderes Honorar als die 40 Louisd'or, die er als Vorschuß bereits erhalten hatte. Erst nach langem Zögern entschloß sich Campe gegen Zusicherung sämtlicher künftigen Auflagen auf die Rück zahlung des erwähnten Darlehns zu verzichten. Das »Buch der Lieder« erschien dann Mitte Oktober 1827. Der Erfolg sollte die schlimme Prophezeiung Heines glänzend widerlegen. Allerdings vergingen zehn Jahre, bis die erste Aus gabe von 6000 Exemplaren vergriffen war, dann aber folgte eine Inzwischen hatten Verhandlungen zwischen ihm und Cotta, die darauf abzielten, ihn für München und die Redaktion der »Neuen Allgemeinen Politischen Annalen« zu gewinnen, zu einem befriedigenden Abschluß geführt. Ende November 1827 traf Heine nach mancherlei Umwegen in München ein. Auf der Durchreise in Frankfurt besuchte er Börne. Er hat später selbst darüber in seinem Buche über Börne berichtet: »Wenn Köchinnen zusammenkommen, so sprechen sie von ihrer Herr schaft, und wenn deutsche Schriftsteller zusammenkommen, sprechen sie von ihren Verlegern. Unsere Konversation begann daher mit die guten Eigenschaften des letzteren eingestand, vertraute mir Börne, daß er mit einer Herausgabe seiner sämtlichen Schriften schwanger gehe und für dieses Unternehmen sich den Campe merken wolle. Ich konnte nämlich von Julius Campe versichern, daß er kein gewöhnlicher Buchhändler sei, der mit dem Edlen, Schönen, Großen nur Geschäfte machen und eine gute Konjunktur benutzen will, sondern daß er manchmal das Große, Schöne, Edle unter sehr ungünstigen Konjunkturen druckt und wirklich sehr schlechte Geschäfte damit macht. Auf solche Worte horchte Börne mit beiden Ohren, und sie haben ihn späterhin veranlaßt, nach Hamburg zu reisen und sich mit dem Verleger der ,Neise- bilder' über eine Herausgabe seiner sämtlichen Schriften zu ver ständigen.« Z Auf dieser Reise merkte Heine, wie bekannt er mittlerweile weithin geworden war, so daß er füglich an Campe schreiben konnte: »Überall auf meiner Reise fand ich die Neisebilder hätte wirklich nicht geglaubt, schon so berühmt zu sein. Das habe ich zwei Menschen zu verdanken: dem H. Heine und dem Julius Campe. Diese beiden sollen auch Zusammenhalten. Ich wenigstens werde so leicht nicht aus Verbesserungssucht und Ge winnsucht mich umändern. Ich denke, wir werden alt zusammen werden und uns immer verstehen. Nehmen Sie jetzt, wo ich doch unabhängiger als früher situiert bin, meine Versicherung unwandelbarer Gesinnung. Ich bin jetzt mit Ihnen zufrieden — doch ich schreibe heut konfus, ich wollte eigentlich sagen, daß ich eben jetzt, wo ich berühmt geworden, das Schicksal deutscher Schriftsteller befürchte, nämlich frühes Hinsterben. Im Ernst, teurer Campe, ich bin sehr krank. — Frankh in Stuttgart, ein unternehmendes Köpfchen, lobte Sie in Hinsicht der Auswahl Ihres Verlages. Ich seufzte und sagte ihm nicht, daß auch Sie einige niederträchtige Hunde halten, die Sie im Schranke ver schlossen haben. Halten Sie sich deren, soviel Sie wollen, aber lassen Sie sie nie heraus. Wirklich, Campe, ich lege auch einigen Wert auf gute Gesellschaft. — Leben Sie wohl, behalten Sie mich lieb, und seien Sie meiner besten Gesinnungen versichert. Wenn ich kränker werde — ich scherze nicht — ordne ich meine Papiere und adressiere sie an Sie für den Fall meines Absterbens. Dann geben Sie solche heraus, und das Honorar soll meine irdischen Schulden hie- nieden decken. Aber, teurer Freund, lassen Sie mich doch in ') Heinrich Heines sämtliche Werke. Hamburg, Hoffmann L Campe, 1890. 11. Band. S. 134 f. meinem Erbbegräbnisse neben keinem toten Hunde ruhen» (München, 1. Dezember 1827). Johann Friedrich Freiherr v. Cotta (1764—1832), der Re organisator der alten Cottaschen Buchhandlung, stand damals im 64. Lebensjahre; aber er hatte sich jene jugendliche Arbeitskraft und fast immer von Glück gekrönte Unternehmungslust bewahrt, durch die er sich zum ersten Verleger Deutschlands emporge schwungen hatte. Er hatte 1795 die Schillerschen »Horen« her ausgegeben und bald darauf die »Politischen Annalen« und die »Allgemeine Zeitung« (1798) begründet. Letztere war damals das angesehenste politische Journal in Deutschland. Ebenso vorteilhaft zeichnete sich vor den mittelmäßigen belletristischen Zeitschriften jener Periode das 1807 begonnene, mit Geist und Geschick redi gierte »Morgenblatt« aus. Cotta begründete ferner das »Ausland» Schon bei der ersten Begegnung mit Heine machte Cotta kein Hehl daraus, daß er nicht bloß für die »Politischen Annalen«, sondern auch für das »Ausland« und das »Morgenblatt«, dessen Redakteur, der Dichter Wilhelm Hauff, eben gestorben war, auf seine tätige Mitwirkung rechne. Er bot ihm vor läufig ein Jahrgehalt von 2000 Gulden an, ohne ihm be stimmte Verpflichtungen in betreff der Art und des Umfanges der von ihm zu liefernden schriftstellerischen Beiträge aufzu erlegen. Aber je mehr Heine sich durch ^dieses vertrauende Ent gegenkommen geehrt fand und je wohltuender ihn dieses be rührte, desto ernstlicher zweifelte er bei dem schwankenden Zu stande seiner Gesundheit an der Ausdauer seiner Arbeitskraft. Er verpflichtete sich deshalb einstweilen nur auf ein halbes Jahr und versprach, für jedes Heft der »Annalen« einen Aufsatz aus seiner Feder zu liefern, auch nach Kräften das »Ausland« und das »Morgenblatt« mit Beiträgen zu bedenken. Was er in den ge nannten Journalen während der Frühlingsmonate 1828 drucken Aufsatz über Menzels »Deutsche Literatur« und einen Bericht über die erste Aufführung von Michael Beers »Struensee«. Für diese Arbeiten und die mit vi-. Lindner geführte Redaktion der »Annalen« 100 Karolin. Die Liberalität Cottas in Geldsachen und die zuvor kommende Bereitwilligkeit, mit der er auf Heines Wünsche und Vorschläge einging, trugen viel dazu bei, das Verhält nis zwischen den beiden Männern zu einem ungemein freund lichen zu gestalten. Der Dichter rechnete es dem Verleger hoch an, daß er mit ihm niemals um den Honorarbetrag für seine Arbeiten zu handeln brauchte. In der Korrespondenz mit Merckel finden sich zahlreiche ärgerliche Äußerungen über Campes »Knickrigkeit«, während die Generosität Cottas aufs glänzendste gelobt wird. So schreibt er in einem Brief an Merckel (1. März 1828): »Offen schicke ich Dir die Ein lage an Campe. Wenn er jetzt Dir den Saldo meines Guthabens ausbezahlt, so behalte davon die 10 Friedrichsd'or, die^ Du mir geliehen, und gieb den Rest an meinen Bruder, der mir ihn leicht zuschicken kann. Wenn Campe das Geld, gezahlt hat, hernach rüffle ihn wegen seiner Knickrigkeit. Er weiß nie zur rechten Zeit ein paar lumpige Louisd'or wegzuwerfen; dieses sollte er von Cotta lernen. Cotta giebt mir für die Redaktion der »Annalen» 100 Louisd'or bis Juli (ich habe mich nicht länger verpflichten wollen), und diese Generosität verpflichtet mich, ihm mehrere Aufsätze zu schreiben, verpflichtet mich umsomehr, da ich mich nicht dazu förmlich verpflichtet und er nur gegen Lindner den Wunsch geäußert, daß ich dergleichen tue. Er versteht seinen Mann.« Ein andermal schreibt Heine: »...,. .Glaub mir, Cotta ist ein nobler Mensch. Er läßt den Schriftsteller leben und will nicht auf dessen Kosten typographisch glänzen. Sehe ich, was Cotta für die Gedichte von Uhland und Platen tut oder besser gesagt für die Dichter selbst, so muß ich mich vor mir selber schämen.« In einem späteren Brief an Merckel') scherzt Heine *) Briefe von Heine an Cotta. Wochenausgabe der Augs burger »Allgemeinen Zeitung«, Nr. 50—52, vom 13., 20. unk» 27. Dezember 1867.
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