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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1909
- Strukturtyp
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- Band
- 1909-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1909
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- Deutsch
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Wicklung in knapper, dabei aber übersichtlicher Darstellung zu sammengefaßt zu haben. Im ersten Kapitel legt der Verfasser einleitend das Wesen und die Ziele der modernen Volkserziehung dar. Er weist ihre Be ziehungen zum Humanitätsgedanken und ihre Bedeutung für den Verfassungsstaat nach und beleuchtet in großen Zügen den Kampf gegen die schlechte Literatur, an dem bekanntlich auch »der an ständige Buchhandel und verwandte Unternehmungen durch Herausgabe und Verbreitung guter und billiger Schriften« beteiligt sind. Treffend wird ausgeführt und durch Erfahrungen belegt, daß der Bildungshunger der in besserer sozialer Lage befindlichen Arbeiterschaft außerordentlich gesteigert sei und von der blasierten Oberflächlichkeit zahlreicher »gebildeter« Durchschnittsmenschen oft wohltuend absteche. »Langsam, unmerklich fast vollzieht sich vor unseren Augen eine Umwertung des Begriffs der ,Bildung' im Sinne einer höheren Schätzung des auf Selbsterziehung be ruhenden Charakters, der Tatkraft, der Weite des Blickes, wohinter das einseitige Gelehrtentum zurücktreten muß«, heißt es weiter, wobei jedoch der Schaden der Vielwisserei, der »Halbbildung« keineswegs verkannt wird. Die Bibliotheksbewegung in England, wo als Folge der sozialen Umwälzungen im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts die Keime der Volksbildungsbewegung zu suchen sind, und in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo die mehr auf das Nächstliegende Nützliche gerichteten Ziele der Entwicklung den Weg wiesen, wird im zweiten Kapitel übersichtlich dargestellt. Dem amerikanischen Schulunterricht zu seinem Vorteil eigentümlich er scheint hier seine systematische Bezugnahme auf die Ergänzung des Lehrstoffes durch eigene Lektüre aus den öffentlichen Büchereien. Außerdem wird über die Einrichtung und die Aufwendungen für die Bibliotheken, durch viel Zahlenmaterial unterstützt, näherer Aufschluß geboten, was besonders für den Buchhändler von Interesse ist. — Die englisch-amerikanische Volkshochschul- und Universitäts-Ausdehnungs-Bewegung, die sich in ihren Anfängen an die Gewerkschaftsbewegung der englischen Arbeiterschaft an lehnte, bildet den Inhalt des nächsten Abschnitts, der die Ent stehung und Entwickelung und die Lehrmethode der selbständigen Volkshochschulen und der teilweise selbständigen, teilweise an Uni versitäten angegliederten Sommer- und Winterkurse behandelt, während das vierte Kapitel die dänischen Volkshochschulen und die übrigen Volksbildungseinrichtungen der skandinavischen Länder würdigt, indem es ihre wirtschaftlichen Erfolge hervorhebt. Im folgenden Abschnitt schildert der Verfasser die Anfänge der modernen Volksbildungsarbeit in Deutschland, die indes durch die Ereignisse von 1848/49 und die darauf folgende Reaktion in ihrer Entwickelung gehemmt wurden. Erst in den siebziger Jahren ist die Bewegung wieder aufgelebt, und seitdem entfalten Vereine und Gesellschaften eine umfangreiche, planmäßige und stetig wachsende Tätigkeit, die sich vornehmlich in der Unterhaltung von Bibliotheken und Veranstaltung von Lehrkursen, einzelnen Vortrügen und von ganzen Reihen zusammenhängender Vorträge äußert, zu einem geringeren Teile aber zum Schaden für die Gesamtheit von konfessioneller und parteipolitischer Tendenz sind. Daß die Bewegung sich nach Deutschland verhältnismäßig spät verpflanzte, dürfte zum Teil in dem seit Beginn des vorigen Jahrhunderts dank der Fürsorge von Staat und Gemeinden nach und nach immer höheren Aufblühen der schulmäßigen Bildung, auch durch Fachschulen, begründet sein, die den Mangel außerschulmäßiger Fortbildung weniger fühlbar gemacht haben wird. Das sechste Kapitel bringt die Entwicklung der Bücherhallen bewegung in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ihre Ver waltung und Benutzung, die der Stamm- und Wanderbibliotheken, sowie die Ausbildung der Bibliothekarinnen zur Darstellung und macht auch einige buchhändlerische Unternehmungen namhaft, die sich in den Dienst der Volksbildungsarbeit gestellt haben. Der Volks hochschul- und Universitätsausdehnungs-Bewegung in den Ländern deutscher Zunge ist der siebente Abschnitt gewidmet. Die Volks hochschulkurse, wie sie seit etwa einem Jahrzehnt in steigender Zahl in vielen Universitätsstädten gegen geringes Entgelt ver anstaltet werden, beweisen durch die außerordentlich zahlreiche Teilnahme, welches starke Bedürfnis nach Fortbildung und Ver vollkommnung Befriedigung heischt. — Das letzte Kapitel, Volk und Kunst, bespricht das schwierige Problem der Volkskunst erziehung und die Bestrebungen zur Förderung der Volkskunst. das durch eine Zusammenstellung einschlägiger Literatur und ein Namen- und Sachregister ergänzt wird. Warme Überzeugungv- treue hat dem Verfasser die Feder geführt, und jeder, der sein Volk liebt, wird dem Wunsche vorbehaltlos zustimmen, daß das Merkchen helfen möge, der Volksbildungsarbeit neue Freunde und Mitarbeiter zu gewinnen! Hoffmann. Heines Beziehungen zum Buchhandel. Von Tony Kellen (Bredeney/Ruhr). (Fortsetzung zu Nr. 159 d. Bl.) Im Mai 1826 erschien der erste Teil der »Reisebilder«, uni> Norderney seinem Freunde Moses Moser (8. Juli 1826), daß. seine finanziellen Verhältnisse sich durch das Buch gebessert hätten. Allerdings sah er sich schon gleich darauf genötigt, Campe um einen Vorschuß zu bitten. In einem Briefe an Friedrich Merckel (16. August) sagt er: »Ich erwarte noch einen Geldzuschuß von 12 Louis'dor, die mir Campe schickt, denn ich Hab' ihn darum gebeten. Ich mußt' es durchaus tun, ich wollte wegen der Geringheit der Summe nicht an andere schreiben; ich weiß auch, Campe erzeigt mir gern solche Gefälligkeit — und ich bin in diesem Augenblick nicht bestimmt, kleinlichen Rücksichten Gehör zu geben. — Sag an Campe, ich ließe ihn um Entschuldigung bitten, daß mein letzter Brief, der eben bloß jene Geldbitte enthielt, so kurz war; ich schreibe ihm noch, ehe ich abreise, oder wenn ich in Holland bin.« Nach Holland ging Heine nicht, sondern kehrte nach Lüneburg zurück. Von hier schrieb er in einem Briefe an Friedrich Merckel u. a.: »Campe schreibt einen ganz allerliebsten Briefstil. Er könnte sich wahrhaftig seine »Reisebilder« selbst schreiben; man darf's ihm nur nicht sagen, sonst werde ich überflüssig.« (6. Ok tober 1826.) Am 16. November schreibt er demselben: »Grüß, mir Campe recht herzlich, sag ihm, daß unser Buch, wenn auch etwas langsam, doch immer vortrefflich fortschreitet. Dies Buch soll Campen viel Freude und Angst machen.« Es handelt sich um den 2. Teil der »Reisebilder«, an dem Heine damals noch arbeitete. In demselben Briefe entwickelt Heine ganz plötzlich den Plan, eine ausgewählte Sammlung seiner bisher schon ge druckten Gedichte herauszugeben. Diese Stelle ist in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert: »Einige Freunde dringen darauf, daß ich eine auserlesene Gedichtesammlung, chronologisch geordnet und streng gewählt, herausgeben soll, und glauben, daß sie ebenso populär wie die Bürgersche, Goethesche, Uhlandsche usw. werden wird. Varnhagen giebt mir in dieser Hinsicht manche Regeln. Ich würde einen da mir Maurer keinen Pfennig Honorar, und zwar mit doloser Umgehung, gegeben hat; ich nehme fast das ganze .Intermezzo' — das könnte Dümmler mir nicht verargen — und dann die wären meine einzigen Rücksichten; es wäre meine Freude, Maurern und Dümmlern zu zeigen, daß ich mir doch zu helfen weiß, und dieses Buch würde mein Hauptbuch sein und ein psycho- Gedichte, z. B. die aus der .Harzreise', und einige neue, und zum Schluß die sämtlichen kolossalen Epigramme. Hör' doch mal aus Campe heraus, ob ihm solch ein Plan nicht mißfällt und ob er solchem Buch — es wär' keine gewöhnliche Gedichtesammlung — Absatz verspricht. Ist das nicht der Fall, so wird dieser hübsche Plan aus meinem Gedächtnis gelöscht.« Der Plan war gewiß sehr gut, und wenn Heine von vorn herein auf ein Honorar verzichtete, so beweist das, daß er damals noch recht bescheiden war und keine Ahnung davon hatte, welches Geschäft mit einem solchen Band zu machen war. Natürlich war
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