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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-15
- Erscheinungsdatum
- 15.07.1909
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- Deutsch
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damals die Absatzmöglichkeit noch erheblich geringer (schon mit Rücksicht auf die schlechten Verkehrsverhältnisse) und das erklärt auch die Befürchtung, der Absatz der »Neisebilder« könnte durch eine neue Ausgabe der Gedichte geschädigt werden. Wie wenn der Büchermarkt nicht imstande wäre, zwei Bücher von Heine aufzunehmen! Daß Heine wie auch so viele andere Schriftsteller so häufig einen Freund beauftragte, mit dem Verleger zu verhandeln, statt direkt mit ihm zu korrespondieren, erklärt sich ebenfalls aus den da maligen Verkehrsverhältnissen. Briefe brauchten sehr lange Zeit. Deshalb beauftragte man lieber einen Freund, mit dem Verleger zu unterhandeln, und erteilte ihm zu diesem Zwecke gewisse Voll machten, zumal man in einer Unterredung meist viel schneller zu einem Ziele gelangt, als durch schwerfällige briefliche Ausein andersetzungen. Heine verwies Jmmermann, der noch immer auf der Ver- legersuch.e war, an Campe. Seinem Freunde Friedrich Merckel in Hamburg schrieb er am 1. Januar 1827 aus Lüneburg: »Es ist mir lieb, daß Campe etwas von Jmmermann verlegen will; ich hatte Jmmermann darauf hingewiesen, daß mit ihm etwas Vernünftiges anzufangen ist, weil ich auch weiß, daß ich dem Jmmermann dadurch einen großen Dienst leiste. Es macht mir unsägliche Freude, dem Jmmermann bei solchen Gelegenheiten zu zeigen, wie sehr mir seine Interessen am Herzen liegen. — Indessen, versteh' mich nicht falsch, Campes Interesse liegt mir ebenfalls am Herzen.« Je mehr der zweite Teil der »Reisebilder« der Vollendung werden des Inhalts vor dem Erscheinen des Werkes zu vermeiden. »Sag niemandem ein Wort davon,« schrieb er an Friedrich Merckel (10. Januar 1827), »kaum wag ich es, Campen mit dem Inhalt des Buches bekannt zu machen. Es muß verschickt sein, ehe man dort eine Silbe davon weiß.« Mitte Januar 1827 ging Heine von Lüneburg wieder nach Hamburg, um den Druck des zweiten Teils der »Reisebilder« in die Wege zu leiten. Als dieser Band gedruckt werden sollte, kam es zu einer Differenz zwischen dem Verfasser und dem Verleger. Heine, der auf eine schöne Ausstattung seiner Bücher großes Gewicht legte, fand das von Campe bestellte Papier nicht weiß und nicht elegant genug und bestand hartnäckig auf Anschaffung einer besseren Qualität. Um seinen Willen durchzusetzen, mußte er sich eine Verkürzung seines Honorars um 30 Louisd'or gefallen lassen, und nur die Bereitwilligkeit, mit der ihm Campe sofort eine noch größere Summe auf künftig zu liefernde Arbeiten vorschoß, ließ ihn den Ärger über jenen für seine Börse so empfindlichen Aus fall verschmerzen. An demselben Tage, wo das Buch erschien, fuhr Heine nach London ab. Er hielt es doch für sicherer, den deutschen Staub von den Füßen zu schütteln, da er nicht wußte, wie die Behörden das Buch aufnehmen würden. Hannover ging mit einem Verbot des Buches voran; Preußen, Österreich, Mecklenburg und die meisten kleineren Staaten folgten diesem Beispiel. Aber die Achtung wirkte als Reklame; die fieberhafte Neugier des Publikums wuchs mit der Schwierigkeit, sich in den Besitz der verfehmten Geistesware zu setzen, und Moser hatte Recht mit seiner witzigen Äußerung: »Die Regie rungen hätten das Buch gar nicht zu verbieten brauchen, es wäre dennoch gelesen worden.« In London war das Leben sehr teuer, und da kam Heine auf den Gedanken, mit Cotta in Verbindung zu treten, um durch Zeitungshonorare seine Finanzen aufzubessern. Er beauftragte Varnhagen von Ense .(1. Mai 1827): »Wenn Sie in Korre spondenz mit Cotta sind, so fragen Sie ihn doch, ob er mich für sein »Morgenblatt« hier oder in Paris beschäftigen will. Aber dieses müßten Sie bald tun. Versteht sich von selbst, daß er etwas stark honorieren müßte, wenn ich etwa für ihn länger in England bleiben sollte. Hier ist alles beispiellos teuer; ich muß, weil ich alles sehe, täglich eine Guinee ausgeben, welches sehr viel für einen deutschen Schriftsteller.« Der zweite Band der »Reisebilder« hatte noch größeres Auf sehen als der erste erregt. Heines Anwesenheit in London war Nachrichten angezeigt worden, und der alte Baron Cotta, der Freund und Verleger der Dichterheroen der klassischen Zeit, ver kannte nicht den Gewinn, der ihm aus der Verbindung mit einem so vielverheißenden jungen Schriftsteller erwachsen könne. Er forderte ihn deshalb nicht allein zur Einsendung von Aufsätzen für das »Morgenblatt« auf, die er glänzend zu honorieren ver sprach, sondern ließ auch nebenher durchblicken, daß er Heines Tätigkeit auch an andere publizistische Unternehmungen seines Verlages zu fesseln und ihn namentlich für die beabsichtigte Um gestaltung der früher von Posselt und Murhard geleiteten »Allge meinen politischen Annalen« zu interessieren wünsche. Als Heine eine Antwort von Cotta erhalten hatte, sprach er sich in einem Brief an Friedrich Merckel (London, 1. Juni 1827) belobigend über den »offenen süddeutschen Brief aus Augsburg« aus: »Es ist mir nichts Neues, daß mir von dorther viel An lockendes zukam. Ach! ich bin gefesselt an Norddeutschland. Ein schöner Gedanke, Liberalenhäuptling in Bayern zu werden. Aber ach, ich bin krank, ruiniert und gefesselt Cottas Pro- Positionen sollst Du beileibe nicht an Campe mitteilen, auch hast Du kein Recht dazu. Ich will beileibe Campen keinen Floh ins Ohr setzen. Das wäre jetzt ohne Nutzen, und ich Hab' ihn zu lieb, um ihn unnötigerweise zu prickeln. Er tut viel für meine Kinder, und ich bin dankbar. Aber auf seine Generosität werde ich mich nie mehr verlassen. Durch die vierzig Louis, die der Freund aufs Blaue hin mir angeliehen'), hat er zwar viel Un mut gestopft. Aber er hat nie eigentliches Zutrauen zu mir ge habt; wenn ich ihm von eigenen Opfern, die ich für mein letztes Buch brachte, gesprochen, so hat er es als eine Redensart abge lehnt, ebenfalls, wenn ich ihm versichert, daß mir Cotta längst anbieten ließ, mir meine Aufsätze fürs ,Morgenblatt' aufs aller- glänzendste zu honorieren — kurz, er hat kein Vertrauen zu mir gehabt. Er soll mich aus meinen Handlungen kennen lernen. — Ach! ich bin heute sehr verdrießlich. Krank und unfähig, gesund aufzufassen. Und dennoch muß ich hier mit Gold alle jene An schauungen aufwiegen, die ich einsammle. Tage, wo ich ein paar Guineen ausgebe. Ich werde nichts über England herausgeben; kein Buchhändler bezahlt mir die Kosten. — Gestern dachte ich, ob ich nicht einige Aufsätze über England fürs .Morgenblatt' schreiben soll. Aber das ist auch nicht der Mühe wert. Ich muß mich darin politisch zähmen, und die Sachen verlören ihr Interesse, wenn ich sie als Buch wieder abdrucke. Das beste ist, ich gebe gar nichts. Was ich seitdem aufgefaßt, kommt dann desto schöner in späteren Produkten. Ich will so kein Narr sein und gute Bücher schreiben im Sinne Dümmlers?) Cotta werde ich seinerzeitzubenutzen wissen. Ich will einige Aufsätze fürs .Morgenblatt' schreiben aber nichts über England.« Von London ging Heine wieder nach Norderney. Hier schrieb er am 20. August 1827 an seinen Freund Merckel: »Cotta hat mir sehr liberale Vorschläge gemacht. Indessen, ich gehe in nichts ein, und will ihm auch nicht früher antworten, bis ich mich in Ham burg mit Dir besprochen habe. — Für Campen will ich wieder ein gutes Buch liefern, ich will wieder mein Möglichstes tun, und ich denke, er wird es auch. Noch immer wurmt es mich, daß er mir für den zweiten Teil nicht unbedingt das Verlangte gegeben, sondern mir 30 Louisd'or Honorar abgerissen. Obschon ich in London 210 L. ausgegeben, so ist jene Bagatelle mir dennoch verdrießlicher, wenn ich an sie denke. — England hat mich in finanzieller Hinsicht zu gründe gerichtet. Dennoch will ich es nicht wie Walter Scott machen und ein schlechtes Buch, aber lukra tives, schreiben.«?) Nach dem Aufenthalt in London und Norderney war Heine Ende September wieder in Hamburg. Hier überwachte er die Drucklegung des »Buchs der Lieder«, einer neuen Zusammen stellung seiner früheren Gedichtzyklen. »Es ist nichts als eine tugendhafte Ausgabe meiner Gedichte«, schrieb er an Varnhagen ') Campe hatte ihm im vorhergehenden Sommer 40 Louisdor als Vorschuß gegeben. -) Varnhagen v. Ense hatte über die Aufnahme des 2. Teils der »Reisebilder« in Berlin an Heine geschrieben: »Aufsehen, viel Aufsehen macht Ihr Buch, und Dümmler und Konsorten nennen es nach ihrem Buchladenmaß ein gutes«. ^) Walter Scotts »Leben Napoleons« (London 1827) ist
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