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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-17
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1909
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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163. 17. Juli 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8429 jüngsten Mißgeschicke, meine erneute Arbeitslust hinlänglich ange deutet, und ich hoffe, daß Sie mich, der Ihnen Wunsch und Ver langen offen ausgesprochen, mit liebreicher Antwort unterstützen und beileibe durch keine Knickerei unmutig machen und zu wider wärtigen Anknüpfungen mit fremdem Volke nötigen. Ich verlasse mich auch ein gut Stück auf alte Freundschaft.» Des weiteren schreibt Heine an Campe: »Die »Literatur« wird eines meiner besten Bücher sein, und sic wird in der neuen Gestalt und durch Ihre Betriebsamkeit sich eines neuen Schwungs erfreuen. Sie sind gewöhnt, lieber Campe, Novitäten zu verlegen, und berechnen den Erfolg eines Buches immer nach dem ersten Jahre. Ich bin Ihr einziger Klassiker, ich bin der einzige, der ein stehender, auflegbarer Literaturartikel ge worden, — doch wozu ein altes Lied Ihnen wieder vorleiern, das Sie kennen! Sie wissen so gut wie ich, daß meine Bücher, gleichviel welche, noch oft aufgelegt werden müssen — und ich wiederhole meine Bitte, handeln Sie christlich in der Exemplar- zahl der Auflage. O, liebster Campe, ich gäbe was drum, wenn Sie mehr Religion hätten! Aber das Lesen meiner eigenen Schriften hat Ihrem Gemüte viel geschadet; jenes zarte gläubige Gefühl, das Sie sonst besaßen, ist verloren gegangen, Sie glauben nicht mehr durch gute Werke selig zu werden, nur der Schund ist Ihnen angenehm, Sie sind ein Pharisäer geworden, der in den Büchern nur den Buchstaben sieht und nicht den Geist, ein Saddu zäer, der an keine Auferstehung der Bücher, an keine Auslagen glaubt, ein Atheist, der im geheimen meinen heiligen Namen lästert. — O, tun Sie Buße, bessern Sie sich!« Heine hatte in der Zwischenzeit zwei zustimmende Briefe Campes erhalten und ihm das Manuskript »Die romantische Schule« zugeschickt. Für sein nächstes Buch hatte er damals noch keinen Titel und wußte nicht, ob er es nicht als dritten Teil des »Salons« erscheinen lassen sollte. »Doch darüber zu seiner Zeit, und in solchen Außendingen höre ich gern von Ihnen Rat.« Die »Romantische Schule« mußte sich Kürzungen von der Zensur gefallen lassen, und gleich erfolgte durch die Bundes versammlung der Beschluß über das Verbot aller Schriften des Jungen Deutschland. Heine hatte durch die »Nürnberger Zeitung« davon Kenntnis erhalten. In dem Schreiben aus Paris vom 12. Januar 1836 an Campe bezweifelte er noch die Richtigkeit der Meldung, und als diese ihm bestätigt wurde, richtete er am 28. Januar eine Eingabe an die Bundesversammlung, um gegen den Beschluß zu protestieren. Dies war allerdings vergeblich, und nun hatte das Junge Deutschland, dessen Haupt Heine war, noch mehr mit der Zensur zu kämpfen als bisher. Die Briefe an Campe in dieser Zeit sind voller Klagen über die Verstümmelungen, die seine Werke erfahren.') Am 16. Februar 1826 erließ die preußische Regierung ein Dekret, in dem sie erklärte, daß die Absicht der gegen Heine und die anderen Schriftsteller des Jungen Deutschland ausgesprochenen Verbote nicht dahin gehe, »die Benannten von jeder schrift- stellerischen Tätigkeit abzuhalten. Denselben kann vielmehr nach gegeben werden, ihre literarischen Produkte auch ferner mit dies seitiger Zensur unter ihrem Namen drucken und erscheinen zu lassen«?) Gerade aber der Zensur wollte Heine seine Schriften nicht unterwerfen. Seit Beginn seiner literarischen Laufbahn führte er ja beständig Krieg gegen die Zensur, und nun sollte er alle seine Schriften einem einzigen Zensor, dem Hofrat John in Berlin, preisgeben. Er schlug deshalb Campe vor, ein neues Buch als dritten Band des »Salon« herauszugeben, »als ob gar nichts passiert sei«. Er schlug dafür den Titel »Das stille Buch« vor, erklärte es aber als Hauptbedingung, daß es gar keiner Zensur, am allerwenigsten einer preußischen, unterworfen werde. Campe wollte aber das Risiko nicht tragen und unterbreitete das Manuskript der preußischen Zensur. Als Heine dies erfuhr, forderte er in einem scharfen Brief das Manuskript zurück. Dieses blieb nun ein Jahr lang liegen, wurde dann aber doch gedruckt. ') Über Heine und die preußische Zensur teilt Ludwig Geiger Näheres mit: Das Junge Deutschland und die preußische Zensur. Berlin 1900, Gebrüder Paetel. S. 15—47. ') In der folgenden Zeit wurde das Verbot übrigens erheb lich gemildert und im Sommer 1842 in Preußen förmlich auf gehoben. Es wurde sofort nach seinem Erscheinen in Preußen verboten; übrigens enthielt es nur die »Florentinischen Nächte« und die »Elementargeister«. Die gegen Wolfgang Menzel gerichtete Vor rede mußte als besondere Broschüre gedruckt werden. Als 1832 der alte Baron Cotta gestorben war, suchte Heine auch mit dessen Nachfolger auf gutem Fuß zu bleiben. »Wenn Sie den Baron Cotta sehen«, schreibt er an August Lewald (21. November 1836), »so empfehlen Sie mich ihm aufs freund lichste; ich habe das höchste Zutrauen zu ihm, und ich betrachte es als ein großes Glück für uns alle, daß er seinen Vater auf so würdige Weise fortsetzt«. Zwei Monate später hielt er sogar Campe die Noblesse Cottas vor: »Ich bin in diesem Augenblick durch eine Reihe von unbegreiflichsten Ereignissen in eine Schuldenlast von 20000 Franken geraten, und, so wahr mir Gott helfe! ich werde sie in sehr kurzer Frist tilgen. Wäre statt Julius Campe ein Cotta mein Buch- Händler, so wüßte ich dieses durch meine Feder in Kurzem zu bewerkstelligen. Aber Sie, Campe, haben durch Ihre Knickereien mich mehr vom Schreiben abgehalten als angeregt, und glaubten Wunder was erreicht zu haben, wenn Sie mich dahin brachten, mit Honoraren vorlieb zu nehmen, wie sie jetzt denjenigen kaum geboten werden, die in mir ihren Meister sehen und nicht den zehnten Teil meiner Popularität genießen Leben Sie wohl, und bleiben Sie mir freundschaftlich gewogen. Ich bitte den lieben Gott inständigst, Ihnen langes Leben, Gesundheit, Generosität und Reichtum zu schenken; auch bitte ich ihm, Ihren Mut zu renovieren, nicht den persönlichen, woran ich nie zu zweifeln hatte, sondern den buchhändlerischen. Welch ein kühner Jüngling waren Sie einst, Sie sahen mit unerschrockenem Blick in die schwarzen Höhlen, wo die Preßbengel in fürchterlicher Bewegung . . . . Ich lasse Sie jetzt abmalen mit einer Schlafmütze von Korrektur bogen, worauf jedes kühne Wort mit Rötel angestrichen!« (23. Januar 1837.) Heine mußte sich nun mit Rücksicht auf die Zensur vorläufig auf »zahme Gedichte und unschuldige Märchen« beschränken, und da er in Geldnot war, wandte er sich an seinen Freund Moses Moser mit der Bitte um ein Darlehn von 400 Talern. Eine ernstliche Erkrankung drängte übrigens alle Pläne zurück. Das Bestreben und der Zwang, sich neue Geldquellen zu er schließen, brachte ihm den Gedanken einer vollständigen Sammlung seiner Schriften, die ein großer literarisch-per sönlicher Rechenschaftsbericht, der »Roman seines Lebens«, er öffnen sollte, immer wieder nahe. Besonders im Januar 1837 sah er sich veranlaßt, den Plan einer Gesamtausgabe seiner Werke zu erwägen. Zwei Monate vorher hatte die Brodhagsche Buchhandlung in Stuttgart ihm dieserhalb geschrieben. Er hatte ihr aber nicht geantwortet, weil er glaubte, es handle sich um die alte Buchhandlung dieses Namens, zu der er anscheinend kein Zutrauen hatte. Als August Lewald ihm diese Firma empfahl und er erfuhr, daß eine ganz neue Buchhandlung darunter steckte, zeigte er sich zu einer Verhandlung geneigt, zumal man ihm einen großen Teil des Honorars im voraus bezahlen wyllte. Die Verhandlungen zerschlugen sich aber, und es kam lediglich zu einer Einigung in betreff einer Prachtausgabe des »Don Quichote« (1837), für die Heine eine Vorrede schrieb. — Campe teilte er dies am 3. Mai 1837 mit: »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen schon mal gesagt, daß ich diesen Winter eine Einleitung zum ,Don Quichotte' geschrieben für Herrn Hvas, den Faktor einer mir ganz unbekannten Sozietät; er gab mir dafür 1000 Franken und erhielt leider das Schlechteste, was ich je ge schrieben habe. Ich hatte die Grippe, als ich dergleichen zur be stimmten Zeit auf Kommando und aus Geldnot schrieb.« Und am 10. Mai 1837 bemerkt er noch weiter: »Die Vorrede zum Don Quichotte, die ich diesen Winter für Herrn Hvas schrieb, der jetzt als ,Verlag der Klassiker' sich ankündigt, muß längst er schienen sein. Ich tat's des lieben Geldes wegen, und schon am schlechten Stil werden Sie es merken. Ich tauge verdammt wenig zum Lohnschreiber.«. Heine bot nun Campe die Ausgabe seiner gesammelten Werke zu denselben Bedingungen an, wie er sie Scheible in Stuttgart bewilligen wollte, der sich ebenfalls dieserhalb an ihn gewandt hatte. (Schluß folgt.) 1095
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