Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-20
- Erscheinungsdatum
- 20.07.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090720
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190907207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090720
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-07
- Tag1909-07-20
- Monat1909-07
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 165, 20 Juli I9ÜS. Nichtamtlicher Teil. Börsmbl-il s. d. Dtschn. BEandel. 8503 gute Vergoldung; aber sie befriedigen trotzdem einen erst klassigen Bucheinbandkenner keineswegs ganz. Es fehlt ihnen ein undefinierbares Etwas; man weiß, der Einband ist nicht schlecht, aber man hat schon bessere in Händen gehabt; die Deckel scheinen etwas zu dick zu sein, zwar nicht zuviel, aber man nimmt daran Anstoß; die Ecken scheinen zu dem Rllcken- überzug in einem unschönen Verhältnis zu stehen, sie treten zu stark hervor; die Rundung des Rückens scheint eine zu starke zu fein, der Vorsatz steht nicht in guter Überein stimmung mit dem Deckelüberzug, im Deckelinnern sind die Überzugeinschläge überall sichtbar. Wie kommt es nun, daß man mit dem Einband nicht völlig zufrieden ist? Die Ursache liegt in der unsicheren, ungenauen, mangelhaft technischen und ungenügend geschmackvollen Ausführung. Nach Kersten soll ein exakt gebundenes Buch eine gleich mäßige, nicht zu starke Rundung baben; die Deckelkanten oben und unten müssen eine ganz gleichmäßige Breite haben und ganz scharfkantig sein, die Vorderkanten dürfen nicht mehr als höchstens 1 mm breiter sein; die Deckelecken sollen ganz winzig abgerundet sein, sie verstoßen sich dann nicht so leicht; der Rücken muß fest in der Rundung sein; öffnet man die Deckel, so muß diese Bewegung spielend erfo gen, der Vorsatz oder gar die ersten Bogen müssen dabei flach liegen bleiben und sich nicht mit emporheben; ist das Buch geschlossen, so müssen die Deckel fest auf dem Buchkörper aufliegen und nicht sperren. Manche Bücherbesitzcr verlangen, daß das gebundene Buch sich ganz flach auflegen soll; das ist jedoch keine richtige Ansicht, denn ein solches Buch ließe die nötige Festigkeit vermissen; schlägt sich ein gebundenes Buch mit Leichtigkeit flach auf und bleiben die Blätter flach liegen, besonders bei kleinen Formaten, so ist dies, wenn es über haupt möglich ist, nur auf Kosten der Haltbarkeit geschehen, der Rücken ist nach dem Abpressen nicht ordnungsgemäß überklebt worden. Überhaupt spielen bei diesem Flach- auslegen des Buches das Format desselben und die Dicke des Papiers eine ausschlaggebende Rolle; Bücher größeren Formals, selbst auf starken! Papier gedruckt und auf dauer hafteste Weise gebunden, werden sich stets gut auflegen lassen; das hierbei in Betracht komniende Gewicht der ein zelnen Blätter ermöglicht dies schon von selber. Ein exakt gearbeitetes Buch muß -durchaus geheftet-, alle Bogen müssen miteinander verfitzt sein. In Betracht kommt nur Fadenheftung. Vom Halblederband an soll das Buch bei Oktav und Kleinquartformat auf fünf Bünde ge heftet sein, bei größeren Formaten auf sechs und mehr Bünde, bei einfacheren Bänden, z. B. Popp- und Halbleinen bänden, genügen drei Bünde; aber Durchausheftung ist stets nötig. Bei allen Einbandarten sind die Deckel anzusetzen; Decken zu machen und die gehefteten Bücher in die fertige Decke zu hängen, ist ganz zu ver werfen. Ebenso schlimm ist das zu starke Beschneiden der Bücher; es schadet weniger, wenn einmal ein paar Blätter im Buche vom Messer nicht getroffen werden, als wenn beim Beschneiden die Späne zentimeterweise abfallen. Man findet oft Halbfranzbände, bei denen unter dem Papier- Überzug des Deckels am Rücken und an den Ecken die Un ebenheiten des Leders, herrllhrend von ungenauem Leder schärfen, bemerkbar sind; ein exakt arbeitender Buchbinder wird dies zu vermeiden wissen. Ein guter Gradmesser, um den Wert eines Bucheinbandes, besonders eines Halbfranz oder eines Ganzlederbandes zu erkennen, war von jeher schon das Lederkapital bei solchen Einbänden; an der Ar! und Weise, wie das Lederkapital gearbeitet und geformt ist, kann man nicht nur einen schlechten oder guten, sondern auch einen exakt und präzise arbeitenden Binder erkennen. Auch die Behandlung der erhabenen Bünde läßt häufig zu wünschen übrig. Kersten will aber mit seinem Buche nicht bloß eine schöne Technik, d. h. eine genaue, bestimmte Arbeitsweise lehren; er will auch Winke zur Betätigung eines guten Geschmacks, einer guten Farbenübereinstimmung, kurz eine Ästhetik des Bucheinbandes geben. Denn nur eine exakte Technik im Verein mit einem exakten, d. i. sicheren, richtigen Geschmacksgefühl zeigt daS Arbeitsprodukt in seiner höchsten Vollendung. Es ist übrigens nicht immer nötig, daß nur das beste und teuerste Material verwendet wird; auch das ein fachste Material, z. B. lohgares Schafleder, kann von einem in jeder Beziehung exakt arbeitenden Buchbinder mit guter Wirkung verarbeitet werden. Wie es eine Schönheit der Technik gibt, so gibt es auch eine Schönheit des Materials. Echtes Material ist immer schön, sei es nun echtes Leinen gewebe, sei es Maroquinleder, einfaches Büttenpapier oder mehrfarbiges Marmorpapier. Selbst ein Überzug aus grober Sackleinwand kann schön wirken. Verpönt jedoch werden- von Kersten alle Imitationen, mögen sie noch so stolze Namen führen. Alle gepreßten Leinen oder Leder imitierenden Papiere sind zu vermeiden; es ist geschmacklos, in Papier hergestellte Nachahmungen von Leinen, Ledersorten, Fellen, Hölzern, Porzellanfliesen usw. zu verwenden. Auch das als Buchbinder leinwand oder Kaliko bekannte Überzugsmaterial für Ganz leinen- oder Verlegerbände ist nichts weiter als ordinäres Baumwollengewebe, das durch stärke- oder leimhaltige Appre turmittel einen Schein von Festigkeit erwecken soll. Als Leinwand verwende man nur den zuerst aus England als Lrt livov, auch als Lucüraw bekannt gewordenen Stoff, der wirklich echtes Leinengewebe ist. Die Verwendung echten Materials läßt sich freilich leider nicht immer durchführen, wenn der Verleger durch den höheren Einbandpreis nicht die Absatzfähigkeit des betreffenden Werkes gefährden will. Als Ledermaterial für gute Einbände will Kersten nur echte Sorten verwendet wissen. Imitationen find streng zu vermeiden. Imitationen führen nicht nur den Laien, sondern oft auch den Fachmann irre. Alle besseren Leder, wie Maroquin, Ecrass, Juchten, Kalbleder, Seehund nsw.. werden in Schafleder so täuschend nachgeahmt, daß die Nachahmung am fertigen Einband oft von dem tüchtigsten Fachmann nicht zu erkennen ist; in zweifelhaften Fällen kann man nur durch Untersuchung der Fleischseite des Felles mit Sicherheit Echtheit oder Nachahmung Nachweisen. Ist es zur Erzielung eines niedrigen Preises notwendig, billiges Leder zu verwenden, so schlägt Kersten vor, lieber lohgares Schafleder zu ver wenden, das man durch Färbung (Beizung und Leder- marmorierung) verschönern und dekorativ gestalten kann, als daß man imitiertes Schweinsleder, das aus Schafleder her gestellt ist und durch Pressung eine Schweinsledernarbung erhalten hat, verwende. Kalbledec ist wegen seiner glatten Oberfläche, welche die geringste Beschädigung deutlich sichtbar macht, und wegen seiner geringen Dauerhaftigkeit für Ein bände wenig geeignet. Auch Juchtenlcder wird nach wenigen Jahren spröde und brüchig. Schiveinsleder und Pergament bieten dagegen ein sehr brauchbares und dauerhaftes Einband material. Das Kerstensche Buch wird nicht nur dem praktisch tätigen Fachmann eine ausgezeichnete Anleitung zur Her stellung eines in jeder Beziehung tadellosen Einbandes bieten, sondern auch den Bücherfreunden, Bibliothekaren und Buch händlern eine Fülle von ebenso wertvollen Anregungen und Erfahrungen wie nützlichen Auskünften vermitteln, die nur ein anerkannter, erprobter Meister seines Faches spenden kann. War das Buch vor Erfindung der Buchdruckerkunst ein individuelles Kunstwerk, so wurde es nach dieser zu einem Massenartikel, der durch die Druckpresse in derselben Gestalt tl03'
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder