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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-19
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1909
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- Deutsch
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8468 Börsenblatt f. d Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 164. 19. Juli 1909 Memoiren vorauszuschicken, hat er aufgegeben. Die »Neisebilder« sollen vielmehr die zwei ersten Bände bilden, und das Ganze soll acht starke Bände betragen. Zugleich protestiert er nochmals gegen erneute Angriffe im Gutzkowschen »Telegraphen«: »Wie kann ich den Mann als einen Freund behandeln, welcher Blätter in die Druckerei schickt oder honoriert, worin Heinrich Heine ver unglimpft wird? Ich bitte Sie, ich bitte Sie, tun Sie mir dieses Ärgernis aus den Augen — auf Ehre, es ist dringendst not wendig« (27. April 1843). Im Oktober 1843 begab Heine sich nach Hamburg, teils um seine Mutter und seine Familie wiederzusehen, teils um mit Campe zu verhandeln. Bei diesem Besuche wurde der frühere Vertrag durch einen neuen ersetzt, der dem Verleger das durch keiuen Termin beschränkte Ausbeutungsrecht der Gesamtausgabe sicherte, wofür dem Dichter eine jährliche, nach seinem Tode auf seine Witwe übergehende Leibrente zufiel, die für die nächsten 4 Jahre 200, von 1848 an aber 1200 Mark Banko betragen sollte und die seit Anfang 1853 laut nachträglicher Vereinbarung auf 1500 Mark Banko erhöht wurde. Heine war mit dem Kontrakt sehr zufrieden. An seine in Paris zurückgebliebene Frau schrieb er zwar: »Mein Buchhändler ist der größte Schelm von der Welt, und es kostet mich viel Mühe, meine Interessen ins Reine zu bringen« (10. November 1843). Nach 14 Tagen kann er seiner Frau aber ein befriedigendes Ergebnis mitteilen: »Meine Angelegenheiten mit meinem Buch händler sind ins Reine gebracht. Alles ist geordnet, selbst für die Zukunft. Ich übertrage ihm das Recht, meine Werke für alle Zeiten auszubeuten, statt des Termins, der in 4 Jahren ablief, 1200 Mark Banko (das sind ungefähr 2400 Franken). Wenn ich vor Buchhändler muß Dir alljährlich dieselbe Summe auszahlen. Diese Rente beginnt erst mit dem Jahre 1848 (nach 4 Jahren), aber wenn ich in diesen 4 Jahren sterbe, verpflichtet sich mein Buch händler, schon von da ab Dir Deine 2400 Franken pro Jahr zu bezahlen, so daß Dir von heute an diese Summe für Dein ganzes Leben gesichert ist. Das ist die Basis unseres Kontraktes. Es ist ein großes Geheimnis, das ich niemand mitteile, aber da Du Details von mir zu hören wünschst, vermag ich Dir dies neue Arrangement nicht zu verschweigen, das mir iu 4 Jahren 200Franken monatlich mehr verschafft, um unseren Lebensunterhalt zu be streiten.« (25. November 1843.) Am 6. Dezember meldet er feiner Frau: »Gestern hat mein Buchhändler den Kontrakt unterzeichnet, von welchem ich Dir ge schrieben; Du hast keine Vorstellung davon, wieviel Scherereien ich wegen dieses Kontraktes gehabt. Er ist köstlich! Ich bin entzückt davon.« Heutzutage würde ein Dichter wie Heine allerdings viel mehr verdienen, allein man darf nicht vergessen, daß damals das Geld noch viel mehr Wert hatte als heute und daß die da malige Organisation des Buchhandels noch nicht einen so starken Absatz zugkräftiger Werke ermöglichte wie jetzt. Nach Paris zurückgekehrt, dichtete Heine: »Deutschland, ein Wintermärchen«. Er hatte anfänglich die Absicht, soviel Prosa hinzuzuschreiben, daß der Umfang 21 Bogen erreicht hätte (be kanntlich brauchten Werke von mehr als 20 Bogen die Zensur nicht vorher zu passieren), aber er schickte doch nur das Gedicht, dessen Umfang er auf 10 bis 12 Bogen berechnete, an Campe und stellte diesem anheim, seine Firma auf den Titel zu setzen oder nicht. Vor allem aber wünschte er, daß das Buch ohne Zensur gedruckt würde; im schlimmsten Falle wollte er es in Paris erscheinen lassen. Im September wurden dann bei Campe ausgegeben: »Neue Gedichte von Heinrich Heine«; diese enthielten auch das Wintermärchen, an dem die Zensur doch einiges gestrichen hatte und das gleichzeitig auch in einem Sonderdruck erschien. In dem Gedicht erzählt Heine auch wie er mit seinem Ver leger in einem Weinkeller war: ^ Als Republik war Hamburg nie So groß wie Venedig und Florenz, Doch Hamburg hat bessere Austern; man speist Die besten im Keller von Lorenz. Sein Auge strahlte Seligkeit, Wie eine verklärte Madonne. Ich aß und trank mit gutem App'tit, Und dachte in meinem Gemüte: -Der Campe ist wirklich ein großer Mann, Ist aller Verleger Blüte. Erschuf, und zum Verleger mir Den Julius Campe gegeben!« Heine, der sich in seinen Briefen so oft über Mangel an Rücksichtnahme auf seine billigsten Wünsche beschwerte, zollte der buchhändlerischen Einsicht und dem geistigen Scharfblick Campes das höchste Lob. Er sprach es gegen seine Freunde bei jeder Gelegenheit offen aus, einen wie großen Teil seiner Erfolge er dem klugen Eifer Campes verdankte. Die warnende Stimme seines Verlegers hielt ihn vor mancher Übereilung zurück und bewog ihn zur Änderung manches unnütz provozierenden Ausdrucks. Campe vermied in seinen Briefen die geschäftlichen Gemein plätze. Selbst in späteren Jahren mochte er niemals ein ihm von irgend einem Schriftsteller angebotenes Manuskript zurück- sendeu, ohne die Ablehnung durch eiu ausführliches Eingehen auf den Charakter und den Wert der betreffenden Arbeit zu motivieren. Hin und wieder kam es vor, daß eitle Autoren ihm solche Be merkungen verübelten; aber später werden sie ihm im Stillen für den Beweis geistiger Anteilnahme gedankt haben, die er durch seine freimütigen Ausstellungen an den Tag legte. Wenn Heine in Briefen gn Vertraute sich manchmal in derben Ausdrücken über seinen Verleger äußert, so braucht man das nicht tragisch zu nehmen. Einmal sagt er von Campe: »mein diebischer Verleger«, weil dieser ihm von dem dritten Teil der »Reisebilder« nur 12 Freiexemplare statt, wie früher, 24 gegeben habe (an Moser, 30. Dezember 1829). Ein andermal sagt er, er wolle »die alten Klagen über Buchhändlermissre nicht wieder und wieder käuen« und fährt dann fort: »Es ist mit diesem Volk nicht fertig zu werden, und da sie alle nichts taugen, so ist bei Veränderungen auch kein Segen. Indolenz und gemeinsames Interesse ist jetzt das einzige, was mich an Campe bindet. Wenn ich mich je von ihm wende, so ist es aus Depit*) wegen seines Undanks« (an Jmmermann, 10. August 1830). Das verhindert Heine allerdings nicht, schon einige Monate später (19. November 1830) an Varn- hagen von Ense zu schreiben: »In Beförderung der literarischen Interessen giebt es keinen besseren Verleger als Julius Campe, 19. Dezember 1844. Campe zahlte im allgemeinen keine hohen Honorare. Auch Heine, der für jeden Band der »Reisebilder«, wie für das »Buch der Lieder« ein für allemal 50 Louisdor empfing, hat später als sein Ruhm durch diese Werke fest gegründet war, bis zur Zeit seiner Erkrankung nur die Pauschalsumme von 1000 ^ Banko für jeden einzelnen Band seiner Schriften bezogen. Aber man darf nicht vergessen, daß Campe Jahr für Jahr die Erstlings werke neuer Schriftsteller verlegte und dabei das Risiko ansehn- Es war ein schöner Abend, als ich Mich hinbegab mit Campen; ') vöpit — Arger.
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