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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-19
- Erscheinungsdatum
- 19.07.1909
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- Deutsch
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^ 164. 19. Juli 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8467 Nichtamtlicher Teil. Heines Beziehungen zum Buchhandel. Von Tony Kellen (Bredeney/Ruhr). (Schlich zu Rn ISS, 161, 183 d. Bl,> Im April 1837 schloß Heine mit Campe einen Vertrag, wonach er ihm für eine Pauschalsumme von 20,000 Franken das Recht auf seine sämtlichen Schriften für 11 Jahre verkaufte. Sein körperliches Befinden stellte aber die Vorbereitung der Gesamtausgabe und alle anderen Entwürfe, wie den Plan einer größeren Anthologie, die Proben der deutschen schönen Literatur seit Goethes Geburt enthalten sollte, einer »Pariser Zeitung«, die in Paris redigiert und an der deutschen Grenze gedruckt werden sollte, und anderes immer wieder in Frage. Für die deutsche Zeitung hoffte Heine von einem Freunde ein Kapital von 150 000 Franken geliehen zu erhalten, allein das mochte wohl nicht ganz sicher sein, und da es zudem fraglich war, ob die Ein fuhr der Zeitung in Preußen gestattet würde, gab Heine den Plan auf. Auch das Projekt einer Monatsschrift »Paris und London«, die er auf seine Kosten bei Campe in Kommission herausgeben wollte, ließ er schon bald wieder fallen, ebenso den Plan eines Almanachs, den er in der Rittnerschen Kunsthandlung erscheinen lassen wollte. Lediglich Lohnarbeit war der begleitende Text zu einer Sammlung von Stahlstichen, »Shakespeares Mädchen und Frauen«, den er für 4000 Franken dem Verleger Delloye in Paris lieferte. Als Schriftstellernöte bezeichnte er dagegen den »Schwabenspiegel«, jene Abrechnung mit den ihn befehdenden Dichtern der schwäbischen Schule, und den »offenen Brief« in der »Zeitung für die elegante Welt«. In diesem Briefe trat er gegen Campe auf, der seine Werke nicht allzu willig und geschickt der Zensur gegenüber vertreten hatte und in dem von ihm verlegten Gutzkowschen »Telegraphen« den Feinden des Dichters Raum gegeben hatte. Den »Schwabenspiegel« hatte Heine im Frühjahr 1838 geschrieben. Die Arbeit wurde aber sehr verzögert und verstümmelt im Gutzkowschen »Jahrbuch der Literatur« bei Hoffmann L Campe gedruckt, und hierüber be klagt sich Heine sehr bitter in döm Briefe an Campe vom 19. Dezember 1838. Ferner beklagt er sich darüber, daß Campe dem Pariser Verleger Delloye nicht geantwortet hatte, als dieser ihm den Kommissionsverlag des Werkes »Shakespeares Mädchen und Frauen«, einer Sammlung von Stahlstichen, zu denen Heine den Text geschrieben hatte, anbot. Der Verleger gab deshalb das Buch an Avenarius und Brockhaus in Kommission. Die ge druckten Bogen wurden in Leipzig zur Zensur gegeben, und es wurde nicht eine Zeile darin gestrichen. »Und doch, verglichen mit dem .Schwabenspiegel', war das Buch voll der schrecklichsten Stellen in betreff der Politik und der Religion.« Heine war da mals aus verschiedenen Gründen so ärgerlich über Campe, daß er an Laube schrieb, Campe sei es, der ihm alle Lust verleide, etwas herauszugeben oder gar zu schreiben (7. Januar 1839). Den »Schwabenspiegel« wollte er in der richtigen Gestalt wieder ab- drucken lassen, aber er verzichtete vorläufig darauf, indem er nur die Verstümmelungen dem Publikum anzeigte. Als ein Neudruck des »Buches der Lieder« notwendig wurde, bemerkte Heine, daß früher auch darin einige Gedichte von der Zensur verstümmelt worden waren, und er schrieb deshalb an Campe: »Was können Sie da Vorbringen? Habe ich ebenfalls hier den Zensor in Furcht gejagt? Bin ich nicht von allen Dichtern derjenige, in dessen Versen die wenigsten politischen Anklänge? Habe ich nicht streng alles ausgeschieden, was dem .Buch der Lieder' nur die mindeste Parteifärbung geben konnte? Ich habe die verstümmelten Ge dichte wieder aus der ersten Auflage hineingeklebt, und ich denke, es wird kein Jota daran verkürzt werden, wie ich überhaupt hoffe, daß ich jetzt nicht mehr in solcher Weise sakrifiziert werde. Nein, ich hoffe es nicht bloß, ich bin dessen auch sicher — ich werde Ihnen keine Zeile mehr geben, wenn ich diese Sicherheit nicht empfange.« Weitere Klagen richteten sich gegen fehlerhafte Interpunktion und schlechte Ausstattung. In dem folgenden Briefe (12. April 1839) sagt er: »Künftig, wenn Sie nicht die Zensur umgehen I deren Liberalität voraus ermittelt (z. B. in Leipzig. In Stuttgart ist fast völlige Preßfreiheit). Ich will gern noch mit Herausgabe der Zeitmemoiren warten; nur ein einziges, kostbares Büchlein, betitelt .Ludwig Börne', möchte ich diesen Herbst erscheinen lassen; aber ich lass' mir nichts mehr verstümmeln.« Des weiteren Hoffmann L Campe erscheinenden »Telegraphen« ihn angegriffen und daß Campe dies hatte durchgehen lassen. Er erklärt, er werde ihm keine Zeile mehr liefern, wenn er noch einmal einen Angriff in einem Buche oder Journale seines Verlages drucken lasse. Nähere Mitteilungen über sein Börne - Buch macht Heine in seinem Briefe vom 18. Februar 1840. Vorerst bemerkt er, daß das Werk aus 5 Büchern statt, wie vorgesehen, aus 4 bestehen wird und daß das Hinzugefügte weit über 5 Druckbogen beträgt. »Ist nun diese Zugabe nicht ein großes Opfer, und zeigt sich hierin ein Honorargeiz? Sie sehen, ich tue alles für das Werk, und ich sakrifiziere ihm nicht bloß den Honorarbetrag von 5 bis 6 Druck bogen, sondern auch die weit unberechenbareren Interessen eines meiner kostbarsten Manuskripte. — Sie wissen sehr gut, welch ein unendlicher Vorteil es für Sie, wenn von einem Buche noch keine Zeile vorher gedruckt worden. Dieses ist mit meinem »Börne« der Fall, und Sie haben noch immer Vorteil dabei, wenn Sie ihn doppelt so hoch honorieren wie die .Französischen Zustände', die vorher in allen politischen Blättern abgeklatscht worden, oder wie .Die romantische Schule', die eigentlich eine andere Ausgabe eines seit Jahr und Tag existierenden Buches, oder der .Salon" wovon ich ebenfalls das meiste vorher drucken und mir in Frank reich und Deutschland gut honorieren ließ. — Doch wozu die Dinge, die Sie sehr gut wissen, sowie Sie auch wissen, daß mein neues Werk, neben dem Reiz eines humoristischen Unterhaltungs buches, noch außerdem einen dauerhaften historischen Wert haben und weit mehr, als meine rein phantastischen Schriften, von der positiven Gegenwart goutiert werden wird. — Sie sagten mir in Ihrem letzten Briefe, daß Gutzkows Bücher keinen Absatz finden, daß er nicht von der Menge gelesen wird. Lieber Gott! Das hätten Sie gar nicht nötig gehabt, mir zu sagen, das weiß ich. . . Lieber Campe, wenn man kein Herz in der Brust hat, kann man nicht für die große Menge schreiben . . .« Später erteilt Heine seinem Verleger noch Instruktionen be treffs des Börnebuchs. Er versichert, daß es ohne Zensur gedruckt werden könne, da es 21 Bogen umfasse, und daß es nichts Gefährliches enthalte; deshalb dürfe auch nichts im Manuskript geändert werden (18. April 1840). Heine war übrigens nicht eben angenehm überrascht, als Campe sein Buch unter dem zweideutig herausfordernden Titel: »Heinrich Heine über Ludwig Börne« in die Welt sandte. Später (10. Juni 1840) folgen wieder Klagen über Geld mangel. »Sie dürfen mir's glauben, ich muß meine Feder zu exploitieren suchen, wenn ich nicht idealisch wie ein deutscher Dichter verhungern will.« Im Frühjahr 1841 freut sich Heine, daß eine vierte Auflage des »Buchs der Lieder« notwendig wurde, aber noch mehr sehnt er sich danach, von seinem »Börne« eine neue Auflage vorbereiten zu können, und er fragt mehrmals, ob eine solche noch nicht not wendig sei. An Georg von Cotta schrieb Heine am 3. März 1841 aus Paris: ». . . . Was das Bezahltwerden betrifft, so bin ich wie eine Köchin, die sehr zartfühlend die Bemerkung macht, daß sie in ihrem Dienste weniger auf Geld sähe, als auf gute Be handlung. . . . Herrscht politische Meeresstille, so schreibe ich wenig, manchen Monat gar nicht; sobald es aber wieder flutet und losstürmt, dürfen Sie auf die gewissenhafteste Tagesberich- tung rechnen. Ich bin jetzt zehn Jahre in Paris und verstehe mich auf die Witterung.« Das humoristische Epos »Atta Troll«, das Heine bereits Cotta mehr oder weniger zugesagt hatte, bot er Laube für die »Zeitung für die elegante Welt« an und verlangte von dem Verleger Voß zehn Louis'dor per Druckbogen. Mehrmals drängt Heine bei Campe, er möchte endlich die 1099*
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