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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.07.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-07-22
- Erscheinungsdatum
- 22.07.1909
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- Deutsch
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8576 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. dem Aufträge entsprechendes Programm aus, und die von mir gewählte Route, die von Fiume nach Ragusa, von dort aus unter Berücksichtigung der wichtigsten Küstenstädte Dalmatiens nach Pola und Triest führte und auch Görz berührte, fand die Einwilligung meiner Austraggeberin. Es herrschte in Berlin noch ein rauhes und kaltes Winter wetter, als ich den Schnellzug bestieg, der mich in achtundvierzig- stündiger Fahrt über Oderberg—Budapest—Agram nach Fiume brachte. Hier empfing mich ein prachtvolles, von warmem Früb- jahrssonnenschein durchflutetes Wetter, was mich meinen Winter paletot auch auf der weiteren Reise als unnützen Ballast em pfinden ließ. Fiume — wer von uns Deutschen kennt noch den deutschen Namen dieser Stadt: St. Veit am Flaum? — zählt unter seinen Einwohnern ca. 25000 Italiener und nahezu 16000 Kroaten. Es war also für meine Firma von Wichtigkeit, hier gute Ver treter zu haben, die den Vertrieb an die für uns in Frage kommenden Bevölkerungsschichten zu organisieren wußten und mit Erfolg zu arbeiten verstanden. Dem modernen Kaufmann stehen ja soviel Hilfsmittel zur Verfügung, um auch in einer ihm fremden Stadt des Auslandes schnell mit den für seine Zwecke geeigneten Geschäftsleuten Fühlung zu nehmen, und so war ich denn erst wenige Stunden in der Stadt, als ich bereits einige gut fundierte unternehmungslustige Firmen an der Hand hatte, die mit mir in weitere Verhandlungen zu treten gewillt waren. Freilich ist ein hoher Prozentsatz der Italiener am Hafen und in den Fabriken beschäftigt, ebenso auch von den Kroaten, so daß der Abnehmerkreis für italienische Literatur immerhin ein ziemlich beschränkter ist. Aber da die umliegenden Küsten des Quarnero ebenfalls hauptsächlich von Italienern bewohnt sind, so bietet die Bearbeitung aller dieser sich aus den verschiedenartigsten Be rufsklassen zusammensetzenden Bevölkerung ein dankbares und Erfolg versprechendes Feld. Das Hinterland der Küste ist aus schließlich slawisch und der Bedarf an geistiger Nahrung dort ziemlich gering. Selbstverständlich benutzte ich meinen Aufenthalt in Fiume, wie stets, wenn ich im Auslande reise, zu Ermittelungen über den Bedarf an deutschen Büchern, um auf diese Weise für die Ver lagsartikel meiner Firma erneutes Interesse hervorzurufen, mit alten Beziehern über den weiteren Ausbau zu unterhandeln und neue Vertriebsmethoden zu besprechen. Überhaupt sollten unsere großen Verlagsfirmen den Wert derartiger Besuche unserer Kollegen im Auslande nicht unterschätzen. Macht sich das Resultat solcher Besuche auch nicht immer sofort bemerkbar, so werden doch, viel leicht unbewußt, die ausländischen Firmen den Erzeugnissen deutscher Verleger, die die Mühe nicht scheuen, ihre Arbeitsstätten aufzusuchen, mehr Aufmerksamkeit zuwenden, und manche dieser oft unvermittelten und ohne bestimmten Zweck vorgenommenen Besuche zeitigen noch nach Jahren gute Erfolge. Diese Be obachtung habe ich in meiner jahrelangen Praxis wiederholt machen können. Die zahlreichen Institute und Behörden Fiumes sind starke Käufer deutscher Literatur. Da zudem über zweitausend Deutsche, meist in bevorzugter Stellung, zur ständigen Bevölkerung gehören, überdies die Gebildeten auch der anderen vorhandenen Nationen, Italiener, Magyaren, Kroaten, der deutschen Sprache mächtig sind und deren Bücher lesen, so findet man bei den Buchhändlern der Stadt naturgemäß ansehnliche Lager deutscher Literatur. Mein Aufenthalt in der einzigen Seestadt Ungarns währte drei Tage. In prachtvoller Lage am Quarnero, der weithin sich erstreckenden Bucht zwischen der steil zum Meere abfallenden Ost küste der Jstrischen Halbinsel und dem kroatischen Küstenlande, bietet Fiume das Bild eines sehr rührigen und aufstrebenden Seehandelsplatzes. Die großzügig angelegten Hafenbauten mit dem tausend Meter sich in das Meer erstreckenden Molo Maria Theresia sichern Fiume bei allen Schiffahrt treibenden Nationen den Ruf eines der besten, modern ausgebauten Handelshäfen. Auch sonst bietet die Stadt dem Fremden viel des Inter essanten. Die stattliche Hauptkirche im Renaissancestil, mit frei stehendem Glockenturme, die Kriegsmarine-Akademie mit schön gepflegtem Park, der Korso mit dem Stadtturm sind bedeutende Wahrzeichen der Stadt und geben Zeugnis von der Wohlhaben heit und dem guten Geschmack ihrer Einwohner. Nicht satt sehen kann sich jedoch das Auge an dem farbenprächtigen Bilde, das die Küste des Quarnero darbietet. Im herrlichsten Frühlings schmuck zieht sich die Küste weit hinab bis zu den in der blauen Ferne schimmernden istrischen Bergen; Lorbeer- und Feigenbäume, hie und da Olbaumpflanzungen geben in ihrem verschiedenartigen Grün dem Bilde eine zartgetönte Abwechslung, dichter Laub wald in den höheren Regionen bringt das reizvolle Panorama zum effektvollen Abschluß. Ein Ausflug in Gesellschaft einiger Berufsgenossen nach dem nahegelegenen Abbazia beschloß meinen Fiumer Aufenthalt. In etwa halbstündiger Dampferfahrt gelangten wir zum öster reichischen Nizza, wie Abbazia nicht mit Unrecht genannt wird. Im schönsten Punkte der istrischen Halbinsel, inmitten einer herr lichen südlichen Vegetation gelegen, ist das »Dorf« ein Luftkurort ersten Ranges. Die Stunden, die ich hier in heitekem Geplauder im Kreise unserer Berufsgenossen verleben konnte, sind mir un vergeßlich. Nur schwer konnte ich mich von diesem schönen Fleckchen Erde losreißen. Aber — ich durfte den Dampfer nicht versäumen, der mich nach Ragusa bringen sollte. Also zurück ins Hotel! — ein ausführlicher Bericht über das Ergebnis meiner Tätigkeit in Ungarns Seestadt ging nach Berlin, ich selbst rüstete mich zur Weiterfahrt an Bord des Dampfers der am Kai liegenden UnAaroOroLtig.- Linie. Die Fiumer Dampfer sind äußerst komfortabel eingerichtet, die Verpflegung läßt nichts zu wünschen übrig, und so ist die Fahrt auf der Adria, wenn der Sirokko sich nicht unliebsam bemerkbar macht, ein Genuß. Mir war das Wetter günstig; die hell schimmernde See spielte um den schlanken Körper des Schiffes, das sich nunmehr zur Abfahrt rüstete und langsam zum Hafen hinausdampfte. Immer mehr tauchten jetzt im helleil Sonnenschein die langgestreckten Küsten vor uns auf. Den Oanale 61 k'LraZina. passierend, vorbei an den Häuserreihen der Insel Cherso, legte der Dampfer spät abends in Lussinpiccolo an, dem Hauptort der Insel Lussin. Als Winterkurort von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewinnend, wird es hauptsächlich von Ungarn stark besucht. Aus guten Gründen hatte ich die Benutzung eines Eil- dampfers vermieden; der Passagier- und Frachtdampfer, der mich nach Ragusa bringen sollte, war allerdings längere Zeit unterwegs, aber da er in den von mir zu besuchenden kleineren Küstenstädten stets drei bis vier Stunden Aufenthalt hatte, so blieb mir Zeit zu genügender Orientierung, und ich brauchte die Fahrt nicht unnötig zu unterbrechen. Es waren nur wenige Passagiere, die gleich mir den Dampfer benutzten, einige Offiziere, Beamte und Dalmatiner Kaufleute, vielleicht 12 Personen, und wie man sich auf dem begrenzten Raum eines Schiffes bald näher kennen lernt, so waren wir denn auch beim Abendessen im behaglich eingerichteten Speiseraum um den Kapitän schon als Bekannte versammelt. Nach reichlichem Mahle genoß man bei gutem Dalmatiner Wein und heiterem Geplauder die Fahrt auf der Adria. Bei Hellem Mondschein hält sich der Dampfer fast stets in der Nähe der Küste; zahlreiche Inseln sind dem felsigen Gestade vorgelagert, die Luft ist erfüllt von den balsamischen Düften der Granat- und Oleanderblüten, die von der Küste Herüberschweben. Gott sei Dank, daß die Dalmatiner Küsten noch nicht von Stangen und Cook ausgeschlachtet sind und von dem großen Touristenheere gemieden werden; so bietet sich dem Beschauer ein Stück unverfälschter Natur; von der Unruhe vor dem lästigen Reisen, das die Benutzung der modernen Neise- straßen mit sich bringt, ist nichts zu spüren. In früher Morgenstunde legte der Dampfer in Zara an; aber da ich den Besuch dieser Stadt mir für die Rückfahrt auf gehoben hatte, so zog ich es vor, noch in der Kabine zu bleiben und erst zum Frühstück nach oben zu klettern. Mittags bei strahlender Hitze hielten wir in Sebenico, einer Stadt von 11000 Einwohnern. Das italienische Element ist hier in der Minderzahl; den Hauptteil der Bevölkerung bilden Kroaten und Serben. Ich hatte von Fiume bereits einem Geschäfts freunde meine Ankunft telegraphisch mitgeteilt, und es war mir airgenehm, daß dieser mich am Hafen erwartete. Die drei Stunden Aufenthalt in Sebenico boten mir genügend Zeit, mich über alles Wissenswerte zu informieren. Auf einem Rundgang durch die Stadt konnten wir alles Geschäftliche besprechen; gleich zeitig fand ich so Gelegenheit, die Stadt in Augenschein zu nehmen. Sebenico, an der Mündung des Kerkaflusses gelegen, zieht sich
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