Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.07.1909

^ 171. 27. Juli 1909 Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 8717 Erscheinungen des KnnsthandelS zur Fünshnndertjahrfeier der Universität Leipzig. — Anläßlich der unmittelbar bevor stehenden Fünfhundertjahrfeier der Universität Leipzig sei hier auf drei bemerkenswerte Erscheinungen des Kunsthandels zu dieser Feier aufmerksam gemacht: Im Verlag von I. I. Weber in Leipzig erschien ein höchst geschmackvoll ausgestattetes Album, das in fünfundzwanzig hand kolorierten Vollbildern den »historischen Festzug« nach Originalen von Erich Grüner (Leipzig), mit kurzem begleitendem Text von Geheimrat Professor Carl Chun, enthält. Die in kräftigen Feder konturen gehaltenen, farbig kolorierten Zeichnungen sind als die einzigen zeichnerischen Darstellungen der charakteristischen Festzugs gruppen anzusehen, deren Ausführung außer von Grüner noch vom Architekten Drechsler, sowie den Malern Professor Heroux, Wustmann und Steiner überwacht wurde. In der Einleitung äußert sich Professor Chun unter anderem: »Bei der Veranlagung des historischen Festzugs der Leipziger Studentenschaft wurde darauf Bedacht genommen, an den Werde gang unserer Universität im Laufe von fünf Jahrhunderten anzu knüpfen. Im Gegensatz zu sonstigen Festzügen, die bei ähnlichen Gelegenheiten der Allegorie einen breiten Spielraum lassen, legten wir Wert darauf, konkrete Vorgänge darzustellen, und glaubten, den Schwerpunkt auf die historisch getreue Wiedergabe einiger Vorgänge aus der stolzen Vergangenheit unserer Universität legen zu sollen. Bei der Auswahl der darzustellenden Gruppen wurden auf Rat des Historikers unseres Universitätslebens, Pro fessors Erler in Münster, die Gruppen aus der Reformationszeit und aus dem Dreißigjährigen Kriege eingeschaltet. Für die korrekte, historisch getreue Wiedergabe der Kostüme und sonstiger Requisiten sind wir Professor Graul, dem Direktor des Kunstgewerbemuseums, zu besonderem Danke verpflichtet. Er stellte nicht nur die reichhaltige Bibliothek des Museums zur Verfügung, sondern griff auch überall mit feinem künstlerischem Verständnis ein. Neben Professor Graul hat der Oberbibliothekar Professor Zarncke uns mit literarischem Rat zur Seite gestanden und freigebig die Schätze der Universitätsbibliothek zur Verfügung gestellt. Die Durchführung des Festzuges lag in den Händen des aus zehn Mitgliedern bestehenden studentischen Jubiläums ausschusses. Die Vertreter der Korporationen wirkten in ihm einmütig mit der freien Studentenschaft zusammen und be wältigten in verhältnismäßig kurzer Zeit die nicht geringe Aufgabe, 1500 Studierende und etwa 400 weitere Personen zur Teilnahme am Festzug und zu den unerläßlichen Vorbereitungen zu gewinnen.« Als zweite Publikation ist ein von Dr. Trenkler L Co. in Leipzig-Stötteritz ausgeführtes Dreifarbenkunstblatt zu erwähnen, das Eugen Urbans farbenfreudige Porträtgruppe wiedergibt, die »den Rektor und die vier Dekane der Leipziger Universität im Jubeljahr 1909« darstellt. Das Original, das gegenwärtig einen Platz in der großen Halle des Alten Rathauses ge funden hat, zeigt in lebensvoller Gruppierung die charakter vollen Gestalten des akademischen Senats in ihrer farben reichen malerischen Amtstracht. In der Mitte des Bildes erscheint der Rektor, Geheimrat Professor vr. Binding, dem sich zu beiden Seiten die Herren: Dekan der theologischen Fakultät Geh. Kirchenrat Pros. vr. Jhmels, Dekan der juristischen Fakultät Exzellenz Prof. vr. Wach, Dekan der philosophischen Fakultät Geheimrat Prof. vr. Seliger und Dekan der medi zinischen Fakultät Geheimrat Prof. vr. Böhme anschließen. Die vorzüglich gelungene Reproduktion ist im Selbstverläge des Künstlers erschienen. Die dritte Kunstverlags-Neuheit ist eine große Radierung von Otto Säger, die die Universität mit der Paulinerkirche, einem Teil des Museums, dem Mendebrunuen und dem Cafe Felsche mit dem darüber aufragenden Turm der Nikolaikirche veranschaulicht. Trotz der nicht unerheblichen Breitenentwicklung des Bildes hat es der Künstler verstanden, diesem eine stimmungsvolle und har monische Gesamtwirkung zu geben. E. Kiesling. * Bund deutscher Buchbinder-Innungen. — Die Mit glieder des Bundes deutscher Buchbinder-Innungen haben sich am 24. d. M. in Würzburg zum 30. Verbandstage des Bundes ver sammelt. Mit dem Verbandstag ist eine Versammlung des Arbeitgeberschutzverbandes für das Buchbinder-Gewerbe verbunden. Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. Auf der Tagesordnung stehen u. a. folgende Beratungsgegen stände: Vergebung staatlicher Arbeiten; Wettbewerb des Staates im Buchbindergewerbe; Vorlage des Bundestarifs, dessen An erkennung durch die Behörden; Schaffung einer Auskunftstelle. * Talonsteuer. — Wie die Zeitungen melden, hat sich im Bundesrat in der Sitzung vom 24. d. M. Übereinstimmung der Meinungen dahin gezeigt, daß den Versuchen der Aktiengesell schaften, die Besteuerung ihrer Zinsbogen und Gewinnanteil scheine durch schleunige Ausgabe von neuen Dividendenbogen zu vermeiden, entgegengetreten werden solle. * Zur Massenerneuerung von Dividendenbogen der Aktiengesellschaften. (Vgl. Nr. 170 d. Bl.) — Unter der Über schrift »Kouponbogen und — Zündhölzer« wird der »Berliner Börsenzeitung« geschrieben: »Die bereits mitgeteilte Begründung der »Nordd. Allg. Ztg.« für die angebliche Unzulässigkeit des Verfahrens, den Austausch der Dividendenbogen vor Inkrafttreten des Gesetzes nach Möglich keit zu bewirken, lautet in ihrem Mittelpunkte »daß der Gesetzgeber nur die Unternehmungen freilassen wollte, deren Bogen im natürlichen Verlaufe vor dem 1. August durch neue ersetzt werden müßten«. Genau so, aufs Haar genau so könnte man inbezug auf die Zündhölzer deduzieren: »daß der Gesetzgeber nur die jenigen Zündhölzer freilassen wollte, die im natürlichen Verlaufe vor dem 1. August durch neue ersetzt werden müßten«. Welcher Unterschied besteht hier in Ansehung der Steuerpflicht zwischen dem, der sich vor Inkrafttreten eines Gesetzes für zehn Jahre mit Zinsbogen, und dem der sich vor Inkrafttreten eines Gesetzes für zehn Jahre mit Zündhölzern versorgt? Es ist nicht der geringste Unterschied, und die Gerechtigkeit würde erfordern, daß man das hier statuierte Prinzip unterschiedslos anwenden müßte. Die Talonbesitzer handeln genau so einwandfrei wie die Massenkäufer von Zündhölzern, die auch nicht, um mit der »Norddeutschen« zu reden, den »natürlichen Verlauf« ihres Zündholzverbrauchs ab- warten, sondern sich beizeiten mit steuerfreiem Material ver sorgen, um wenigstens fürs erste vor den Segnungen des neuen Zustandes geschützt zu sein.« » Post. — Die Postanstalt in Kalkfontein (Süd), Deutsch- Südwestafrika, nimmt vom 1. August 1909 ab am internationalen Postanweisungs- und Nachnahmedienst, sowie am Zeitungs- und unbeschränkten Paketdienst teil. * Staatsverirag zwischen Lsterreich-Ungarn und Baden zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen. — Das söster- reichischej Reichsgesetzblatt (Ickl. Stück, Wien, 24. Juli 1909) ver öffentlicht den Wortlaut des Staatsvertrags zwischen Österreich- Ungarn und dem Großherzogtum Baden (vom 7. November 1908) zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen, welche sich aus der Anwendung der für Österreich, bezw. für Baden geltenden Steuer gesetze ergeben könnten. Zeitungsnnternehmen Sport«, G. m. b. H. in Wien. — Handelsregistereintrag: Wien III, Marxergasse 15, Zeitungs unter nehmen »Sport«, Gesellschaft m. b. H. — Gegenstand des Unter nehmens ist: Die Herausgabe und der Betrieb (Verlag) der periodisch erscheinenden Druckschrift »Sport« sowie die Heraus gabe und der Betrieb (Verlag) anderer auf den Sport Bezug habender Druckschriften. — Höhe des Stammkapitals: 60 000 L. — Geschäftsführer: Jakob Luxenberg, Zeitungsherausgeber in Wien. — Rechtsverhältnisse der Gesellschaft: r>) die Gesellschaft beruht auf dem Gesellschaftsvertrage vom 10. Juli 1909; b) ver tretungsbefugt: der Geschäftsführer Jakob Luxenberg; e) Firma zeichnung erfolgt in der Weise, daß der Geschäftsführer unter den geschriebenen oder vorgedruckten Firmawortlaut seinen Vor- und Zunamen eigenhändig beisetzt; ck) betreffs Sach einlagen (Apports) und Individualrechten enthält der Gesellschafts vertrag nachstehende Bestimmungen: Die Gesellschafter Johann Kreuzer, Jakob Luxenberg uud Rudolf Stürzer bringen in die Gesellschaft das ihnen zu gleichen Teilen gehörige, derzeit unter der Firma I. Luxenberg (Inhaber Jakob Luxenberg) in Wien betriebene Zeitungsunternehmen »Sport«, samt allem vorrätigen 1132