Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1875
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- 1875-01-11
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- 11.01.1875
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7, 11. Januar. Nichtamtlicher Theil. 95 er sich in seinem Buch nicht widerspreche. Ein fleißiges Feilen kann ebenfalls verlangt werden. Swift war der Ansicht, die ganze Kunst des guten Styls bestehe darin, das rechte Wort an die rechte Stelle zn setzen. Mancher Autor entschließt sich ungern, etwas hinwegzuneh men von dem zu Papier Gebrachten. „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben", so lautet sein selbstzufriedener Ausspruch. Jndeß, es läßt sich hier einwenden: „Nicht alles braucht gedruckt zu werden." Horaz erthcilte den guten Rath: „Willst Du schreiben, was Werth ist, daß man es lese, lösche Geschriebenes willig aus." Der „große König" äußerte amSchluß einer taktischen Abhandlung: „II rssts bsaneonp cks obosso L ckirs, äont obaenns inbrits nn exainsn purtionkier. Nais rnalboursnx cstni gni ns sa-it pns s'ar- rkter sn borivant." Der Schriftsteller soll also ein scharfer Selbstkritikcr sein. Möge er sich die Capitel seines Buches laut vorlescn. Auch ist empfehlens- werth, dasManuscript einem Anderen anzuvcrtrauen, behufs partei loser, kaltblütiger und genauester Durchsicht. Man hat ein Sprichwort: „Die Gaben sind wie die Geber." Der Geist und Ton eines Buches überliefern dem aufmerksamen Le ser ein Abbild der ganzen und wahren Eigenthümlichkeit des Autors. Der gute Schriftsteller wird sich gern dem Leser in möglichst geringer Entfernung gcgenüberstellen. Man kann ein großer Gelehrter sein, aber nur ein schwacher (unbeholfener) Schriftsteller, und umgekehrt: ein gewandter Schrift steller, aber nichts weniger als ein Gelehrter. Beide Mängel findet man leider oft bei der Buchmacherei. Der sachverständige Leser be ansprucht, daß der Druckschriftproducent ausreichend orientirt sei über das Thema, welches er abhandclt. Die gediegene Schreibart, der glänzende oder bestechende Styl ist sodann eine dem geschmack liebenden Leser belangreiche Angelegenheit, auf welche sich Buffon's Ausspruch bezieht: „I-s st^la ost l'kowms Möwe." Die That- sachen, das Wissen, die Erfahrungen kann der Schriftsteller wohl anderweit entnehmen; aber hinsichtlich des Styls muß er persönlich eintreten, mit seiner eigenen Kraft. Wenn der Buchverfasser sich in den Kopf setzt, einen „Stoff" bis auf die Nagelprobe zu erledigen, so hat er das sicherste Mittel gewählt, „langweilig" zu werden. Es gibt Pedanten, welche nach dieser Richtung Starkes leisten, mit „erschöpfenden" Erörterungen und peinlichen Tüfteleien. Im anderen Extrem bewegen sich die jenigen Schriftsteller, welche ihre wissenschaftliche Oberflächlichkeit oder Habenichtsigkeit — das Unvermögen oder die Unlust für ernstes Quellenstudium — bestrebt sind zn bemänteln mit Wortgetöu und Phrasengeklingel, stylistischer Manierirtheit und Effecthascherei; ähnlich wie die Taschenspieler, wenn sie das Publicum durch Allotria behindern, aus dem Hocuspocns die Qualität der Täuschung herausfinden. Der musikalische Componist denkt in Tönen; den Erfindungs geist des Malers beschäftigen Linien und Farben. Einen Grund gedanken, eine Hanptabsicht muß jedes Kunstwerk, also auch ein Buch, errathen lassen. — Hat der Autor mit seinem Opus Nutzen stiften wollen; wissenschaftlichen, sittlichen? Bietet sein Elaborat den Lesern nur etwas für den Zeitvertreib, die Neugierde, die Schmäh sucht? War des Buchschreibers Gewinnsucht daS oberste Motiv für die Entstehung dieser neuen Büchermarktswaarc? Ursach und Nutzen eines Buchs stehen in enger Beziehung. Des erfahrenen Lesers Sache ist cs, scharf zu sondern: gute und kaufwürdige Bücher von schlechten und überflüssigen. Die Vorsicht gebietet, ein Buch nicht deshalb sich anzuschaffeu, weil es aus der Feder des N. N. oder ans dem Verlage So und So. Im Commissions- oder Selbstverläge erscheint ab und zu — ohne den üblichen Sang und Klang — eine ganz werthvolle und brauch bare Druckschrift. „Prüfet alles, und das Beste behaltet!" Gute Bücher waren von jeher und bleiben stets unsere besten Freunde. Freunde sind „ansgewählte Verwandte". Obi non bn awioi, non ln gran kortuna. Or. I,. Misrrllen. Remittenden-Facturen für die Ostermesse 1875. — Ostern fällt nach Büchting's hundertjährigem Kalender im näch sten Jahre bis zum Jahre des Heils 1900 so früh, wie es, außer im Jahre 1883 (25. März), nur fallen kann, und da wäre es wohl sehr am Platze, die Herren Verleger, namentlich die großen und größer» schon jetzt daran zu erinnern, die Rcmittcndcn-Factnren so zeitig als irgend thuulich unfertigen zn lassen und einznsenden, und es zwar so einzurichtcn, daß sie spätestens Anfangs Februar 1875 in die Hände der betreffenden Interessenten gelangen. Schreiber dieses ist ein alter Sortimenter-Prakticus, der xinal die Erfahrung gemacht hat, wie unangenehm und störend das späte Eintreffen der Facturcn auf das Remittendenwescn cingreift. — Darum, geehrte und verehrte Herren Verleger, beherzigt in beiderseitigem Interesse diese wohlgemeinten Worte! ?. Zur Ordnung. — Jetzt, wo wir im Buchhandel neben der neuen Rcichswährnng noch eine Zeit lang mit Thalern und Gulden zu thun haben werden, sei die dringendste Bitte an die Herren Prinzipale gestellt, die genaue Bezeichnung jeder Summe mit der Währung, in welcher sie zu verstehen ist, zn veranlassen. Man kann sich eine Vorstellung von der Verwirrung machen, wenn in den nächsten Monaten vor den Summen die Bezeichnung als Mark, Thaler, Gulden oder Groschen und Kreuzer fehlt. » » » ^ Noch ein Notabene. — Die „Allgemeine Jllustrirtc Zeitung" veröffentlicht in Nr. 253 des Naumburg'schcn Wahl- zcttels ein „Memorandum", in welchem sie sich u. a. die Aufgabe stellt, die „maßlose Reclame auf politischem rc. Gebiete zu bekämpfen, wie sie in allen Culturstaaten, besonders aber in den letzten Jahren in dem Militärstaate Preußen unter der Firma »Einiges Deutsch land« betrieben wird rc." Jedem gern seine Meinung gönnend, müssen wir einen derartigen Ton in einer geschäftsmäßigen, für den deutschen Buchhandel bestimmten Anzeige doch, gelinde gesagt, als eine Tactlosigkeit kennzeichnen. Man sollte doch dem deutschen Buchhandel, dessen Vertreter und Angehörige in nicht geringer An zahl ihr Leben oder ihr Blut auf den Schlachtfeldern gelassen haben, auf welchen obige „Firma" erkämpft wurde, etwas mehr Achtung entgegen bringen. Wenn die Rcichsfeinde meinen, cs auch mit illustrirten Organen versuchen zu müssen, so sei ihnen das un benommen; auch mögen sie die ihnen verhaßte „Firma" dem Publi cum gegenüber nach Gutdünken beschimpfen: den deutschen Buch handel aber wolle man mit dergleichen, die Mehrzahl seiner Mit glieder verletzenden, cynischen Redensarten verschonen. Ein deutscher Buchhändler. Auch ein Beitrag zur jetzigen Postmisäre. — Meine Leipziger Anschlüsse gehen allwöchentlich am Sonnabend von dort per Eilballen ab, werden in Wien verzollt, haben noch einen Weg von 30 Meilen zn hinterlegen und gelangen am nächsten Mittwoch früh, somit 3 Tage nach Aufgabe, in meine Hände. Gleichzeitig mit dem Ballen sendet mir mein Herr Commissionär Avis und Fac turcn per Brief, welcher Pünktlich am Montag früh eintrifft. Man sollte nun meinen, daß eine Fahrpostscndung doch höchstens nur 14»
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