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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.02.1923
- Strukturtyp
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- 1923-02-24
- Erscheinungsdatum
- 24.02.1923
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- Deutsch
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^ 47, 24. Februar 1S23. Redaltioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Feiertag. Ihnen ist es nicht Zu teuer. Es ist ja Labsal, geistige Stär- Eiuzcliucnschen unser Volk und unsere Jugend äußerlich fließend und tung. lind es bleibt. Es wird durch den Genuß nicht aufge- leicht lesen gelehrt. Es wird weiterer Jahrzehnte ernster und uncrinitd- braucht, nicht verzehrt. sicher Kulturarbeit in Schule und Haus bedürfen, um sic dahin weiter- Wie weit der Boden unter den Reichen trägt, darüber weiß Zufuhren, daß sie a» ihre geistige Nahrung von sich aus höhere An- ich wenig Bescheid. Ich kenne wohl den Protzen, der zum Buch- spräche stellen, daß sic wählerischer werden, weil sie Geistiges Unter händler kommt: »Geben Sie mir noch zwei Quadratmeter Leder- scheiden, abschätzen und damit schätzen gelernt haben. Dazu bedars cs einband in meinen Schrank!» Aber ich denke: wer heute noch eine: noch vieler tiefschürfender Bildungsarbeit, und oft genug mag sich Zigarre zu rauchen, ein Glas Wein zu trinken, einen neuen Nock sich , dabei der von Natur gegebene Ackerboden der Seele und des Geistes «»messen zu lassen vermag, dem ist es auch noch leicht, sich ein Buch i als zu dünn und hart erweisen. Wer auch ans magerem Boden weiß anznschaffcn und damit seiner Seele, falls er eine hat —, eine Freude ! der kluge und fleißige Landwirt seine Frucht zu holen. Und gerade zu machen. Auch ein Buch ist ein Kapital und trägt Zinsen. Die heule darf eine Erscheinung dem Bildungsarbciter Trost und Znvcr- höchsten, die cS gibt: geistige! ! sicht cinflöszen. Das ist der ln unserer heranreifcndcn Jugend selbst Eben hierin wird es sich zeigen, wie weit die Engländer recht' sich offenbarende starke ethische und geistige Bildungshunger und eigene hatten, als sic uns Hunnen nannten. Hunnen kaufen keine Bücher.! Bildungstrieb. Die gesunde, auswärts und vorwärts drängende geistige Rohlinge verstehen nur von Brot und Fleisch zu lebe». Das Be- Kraft, di« in unserer neuen .Jugendbewegung', in den ,Jugendri»gcn' dürfnis geistiger Nahrung unterscheidet, tauft . . ^ selbsttätig sich offenbart und die gerade im Kamps gegen jede Art von lind ich glaube, daß, wer den Beutel hat, eine Glasscheibe zu! Schmutz und Schund und Lüge sich am deutlichsten auswirkt, gewährt lausen, neue Handschuhe/ oder ein Paar feiner Stiesel, auch das! uns die Zuversicht, daß eine allmähliche HLHerhcbung der Gesamt- Geld dazu findet, noch ein wertvolles Buch zu kaufen. Nicht bloß bilduugsebene unseres Volkes auch In Zukunft erfolge» wird. Der gei- zum Geburtstag, zum Feiertag, sondern zur Bildung. Tenn cs ist! füge Kampf gegen Schund und Schmutz aller Art ist keine Arbeit, die sllr den Ntchthuuncn so notwendig wie das tägliche Brot, seelisch weilerzukommcn und nicht zu verkümmern. Sonst überholen uns wahrhaftig eines Tages noch die Engländer. mit Zaubcrwirkung von heut« wnf morgen goldene Früchte trägt: aber unermüdlichem Mühe» vieler winkt in der Kerne der bescheidene Eichcn- kranz eines gesicherten Erfolges.- Hier zeigt sich, daß !m Kampf gegen den Schund gar nicht die Offen sive gegen dieses und jenes Schundheft, gegen diesen und jenen Schund- vcrlag oder Schundvertreiber bas Primäre ist; cs geht um höhere Es handelt sich um die Hebung des allgemeinen Geschichte und Wege der Schundbekämpfung. Zwei Vorträge, gehalten auf dem vom Ausschuß der! Tinge dem Ausschuß der deutschen Jugendverbände, der Zen-! mittel bas Buch. Der Leser aber, dem der Schund verekelt worden lst, tralstelle zur Bekämpfung der Schundliteratur und dem'der wird eben dem guten Buch gewonnen. Die Früchte des Kampfes >a->> !gcgen den Schund muß der Buchhandel ernten. Deshalb gehört er an Groß-Berlmer Ausschuß vom 3. bis 5. Februar 192l^,n,^ der Führer kn Kampf gegen den Schund. Deshalb muß er ^ sich für von vornherein interessieren, nicht nur um Scha- Berlin veranstalteten Lehrgang zmn Kamps gegen die Schundliteratur von P>aul Sam-uleit, Schulrat in Ebingen (Württemberg), und Hans Brnnckhorst, Lehrer in Hamburg. (Flugschrift der Hauptstelle zur Be kämpfung der Schundliteratur in Berlin.) 8°. 38 S. Earl Heymanns Verlag, Berlin 1922. Preis 15.— Mk. Die beiden in der Flugschrift zusannnengefaßten Aufsätze ver dienen in mehr als einer Beziehung das besondere Interesse gerade auch des Buchhandels. Der erste bietet einen sehr lehrreichen Über blick über die Geschichte der Schundliteratur und ihre Bekämpfung. Er zeigt, wie für Europa letzten Endes der durch den »Don Quichote« des Eervantcs überwundene alte »Amadis -den von sich abzuwenden, nein, vor allem um rechtzeitig schon daS Wasser ans seine Mühlen zu leiten. Man spricht oft von der Propa gauda für das Buch, von der Notwendigkeit, ihm neue Absatzmöglich keiten zu erschließen. Hier, wo im Kampf gegen den Schund dem guten Buch neue Leser gewonnen werden sollen, ergeben sich von selbst die besten Anknüpfungsmöglichkeitcn. Bor allem der zweite Aufsatz gemährt nun einen ausgezeichneten Einblick in die Methode d e r e i g e n t l i ch e n K a m p f a r b c i t. wie sie in erster Linie von der Lehrerschaft geleistet wird. Hin wird der Buchhandel daher auch am meisten finden, was für seine eigenen P r o p a g a n d a m a ß n a h m e n verwertbar ist. Es ist doch z. B. sicherlich überaus interessant, zu hören, daß im Jahre 1909 allein in Hamburg ein Flugblatt der Lehrerschaft in 140 009 Stücken, im übrigen von Gallien« Vorbild imd Anfang aller Schnndlitcrat'U'r ist, die in Deutschland noch in 150 090 Stücken verbreitet worden ist. Jugcnd- ihrem Wesen seitdem kaum, höchstens in der äußeren Aufmachung, Wandlungen erfahren hat. Überaus interessant sind die Verlags- und Tikclangaben über neuere und neueste Erzeugnisse der Gattung. Die Verwandtschaft zur Hauptmasse des gangbaren Films wird dabei ohne weiteres erkennbar. In der Tat hat das Kino heute in weitem Umfange die Schundliteratur abgelöst, ohne aber deswegen sic wirklich zu über winden. Der Kampf gegen den Schund wird damit nur noch dringen der. Dem Kino gegenüber ist dabei auch schon der Weg der Gesetz gebung bcschritte-n worden. Naturgemäß geht mm das Streben dahin, für den gedruckten Schund dasselbe zu erreichen. Da nach dem Kriege die Zensur gelockert wurde, besteht dazu zweifelsohne auch vermehrter Anlaß. Der Gesetzentwurf, der in dieser Absicht bereits ausgearbeitet wurde, ist dem Heft beigegel»en. Über alle diese Tinge hat das Börsen blatt vielfach schon laufend berichtet. Es wird aber wohl von vielen be grüßt werden, hier einmal in handlicher Form eine bequeme, umfassende Zusammenstellung zu erhalten. Denn cs ist, wie gesagt, für den Buch handel nicht unwichtig, über alle diese Tinge unterrichtet zu sein. Dabei taucht nun natürlich die Frage auf, was der Kampf gegen den Schund im Grunde für den Buchhandel bedeute. Es wäre falsch, die Antwort darauf nur von der Seite der manchmal vielleicht ärgerlichen Erfahrungen bei einzelnen Maßnahmen irgendeiner Seite gegen den Schund finden zu wollen. Zweifelsohne sind in der Schnndbekämpfungs- bewcgung hier und da Ausschreitungen vorgekommen, über die sich der Buchhandel mit Necht beklagen konnte. Darüber darf aber das größere Ziel nicht vergessen werdcu. Sehr beachtlich betont der erste Aufsatz, daß die eigentliche Arbeit des Volks- und Fugend er z i c h e r s im Kamps gegen dcnSchund dahin abzicle. daß der Leser den Schund von sich aus ablchne, weil er innerlich über ihn h i n a n s g c w a ch s e n sei, und faßt zum Schluß die Gedanken dahin zusammen: »Eine wirkliche Überwin dung des Schundes kann nur aus Volk und Jugend selber komme». Wir haben in jahrhundertelanger mühsamer Kleinarbeit an Millionen schriftenvcrzeichnissc wurden Weihnachten 1913 u. a. in Berlin in 190 900 Stücken, in Hamburg in 120 090 Stücken, im übrigen Deutsch land und darüber hinaus in 180 000 Stücken verteilt. Das sind nur einige Angaben. Welche Möglichkeiten boten sich für den Buchhändler, der sich an dieser Propaganda zu beteiligen verstand! Zum Teil ist das in der Tat geschehen, und der Erfolg ist nicht ausgeblieben. Dazu kommt eine umfangreiche Werbearbeit in der Presse, durch Vorträge, Ausstellungen usw. Das Aufstellen besonderer Bücherbudcn im Nah men dieser Veranstaltungen ist oft vom Buchhandel als unangenehme Konkurrenz empfunden worden. Hier ist aber nicht Verärgerung und feindliche Ablehnung am Platze: besser ist zu versuchen, die Bewegung geschlickt aufzusangen und sie so zu leiten, daß gar keine Gelegenheit zur Konkurrenz mehr entsteht. Vermutlich wird das Bestreben, den Bücher- vcrtrieb selber in die Hand zu nehmen, mir so lange bestehen, als der Buchhandel nicht dafür cinspringt. Wer sich wirklich klüger dünkte, wird bald an Kosten und Verlusten, Arger und Mühe spüren, daß er gut tut, dies Oieschäft dem zu lassen, der cs versteht. Denn nicht das Büchcrverkanfen ist die Aufgabe der Kämpfer gegen den Schund, soweit sic als Lehrer wirken. Vielmehr betont auch der zweite Aufsatz: »Aller Kampf gegen den Schund ist zwecklos, wenn es der Schule nicht gclingt, die Jugend zu cinem in neren Verhältni s z n m B n ch z n f ü h r e n.« Das ist in der Tat die richtige Erkenntnis, -imd hier hat die Schule ihre eigenste Aus gabe zu suchen. DaS gute Buch dem kanfwilligen Leser dann zu verschaffen oder bcrcitzuhaltcn, das ist Sache des Buchhandels und muß ihm er halten bleiben. Verständigung über eifrigstes Zusammenwirken in solcher Arbeitsteilung sollte nicht unmöglich sein und wird, wo sie er reicht wird, allen zmn Vorteil dienen. Mit Interesse wird der Buch handel vernehmen, was da seitens der Schube au Maßnahmen ins Auge gefaßt wird: Neuordnung des Klasstnleseftoffcs, Schülerbüchercien, Büchersparkasscn, Schnlgeschcnke, Schülerlesczirkel, Kindcrlesezimmer, Märchenabende, Sonntagsnnterhaltnngen usw.: zweifelsohne wird er
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