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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.08.1909
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- 1909-08-11
- Erscheinungsdatum
- 11.08.1909
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9188 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 184. 11. August 1909. Der Verfasser der Schrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung-. Bon Theodor Bitteraus. Unter allen Flugschriften, die zur Zeit der Franzosen herrschaft in Deutschland erschienen sind, erfreut sich bis auf den heutigen Tag keine einer solchen Berühmtheit wie die Schrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung-, und das wohl mehr wegen des traurigen Schicksals, das ihrem Verleger zuteil wurde, als wegen ihres inneren Gehalts. Es hat zwar nicht an Stimmen gefehlt, die ihr einen selbständigen Wert zuerkennen wollten; aber ich kann dem Verfasser bei fort gesetzter Beschäftigung mit der Publizistik jener Zeit höchstens das Lob geschickter Gruppierung seines Stoffes, nicht aber eigener Originalität zuerkennen und in dem Büchlein keinen Gedanken finden, der nicht auch sonst in der gleichzeitigen Tagesliteratur, besonders von österreichischen Schriftstellern, ausgesprochen worden wäre. Auch über den Verfasser der Schrift steht mir kein neues Material zu Gebote; aber ich glaube, daß nach unserer heutigen Kenntnis kaum mehr ein Zweifel über seine Person erlaubt sein kann. Es handelt sich nur darum, den Inhalt der Schrift zu vergleichen mit dem, was wir sonst über die als Verfasser geltend gemachten Persönlichkeiten wissen. Nicht weniger als fünf Männer sind als die Verfasser der Flugschrift im Laufe der Zeit namhaft gemacht worden: Adler, Preu, Soden und zwei Velin. Z Von ihnen scheidet wohl der Nürnberger Rechtsanwalt vr. Christoph Preu so fort aus nach der bestimmten Angabe seines Sohnes, des praktischen Arztes vr. Preu in Hersbruck, wonach sein Vater das Buch nicht geschrieben, sondern nur dessen Korrekturen besorgt habe. Sein Vater habe ihm vielmehr den Rektor der Stadtschule in Altdorf, Christian Heinrich Adler, als den Verfasser angegeben, der schon im Jahre 1797 das gleich artige Schriftchen: »Die Franzosen im Nürnbergischen Gebiete im Augustmonat 1796. Beitrag zur künftigen Geschichte des französisch - teutschen Kriegs. Frankfurt und Leipzig 1797- herausgegeben hattet) Vergleicht man jedoch den Inhalt dieser Broschüre, von der es zunächst noch keineswegs feststeht, daß sie von Adler herrührt, mit »Deutschland«, so wird man nach Form und Inhalt keinerlei Übereinstimmung finden. Von jener Weltweite der Perspektive, die überall den Blick aus das Ganze und Wesentliche gerichtet hält, ist in ihr nichts zu spüren; doch deckt sie sich mit den lokalhistorischen Auf zeichnungen Adlers 2), die auf der Nürnberger Stadtbibliothek verwahrt werden, so weit, daß man gegen die Autorschaft des Altdorfer Rektors hinsichtlich der Broschüre von 1797 keine begründeten Zweifel wird erheben dürfen. Für den als Theaterdirektor, Bühnendichter und Nationalökonomen bekannten Grafen Julius von Soden ist in früherer Zeit besonders Ludwig Häufser, und jüngst noch, wenigstens vermutungsweise, Graf Du Moulin-Eckart eingctreten. Häusser beruft sich dabei in feiner Deutschen Geschichte auf das Exemplar der Münchener Staatsbiblio thek der ersten Auflage von »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung- (6srw. 10V. 8".), wo auf dem Vorder blatt ein Eintrag sich findet: »Angeblicher Verfasser Julius stcllung im Jahrgang 1906 des Börsenblatts f. d. D. Buchhandel, Nr. 197 S. 8031 ff. verwiesen. st Die Angabe des vr. Preu, aus die sich schon W. Aimmer- maun in Bd. IV von A. Wirths Geschichte der Deutschen beruft, findet sich zuerst im Fränkischen Kurier vom Jg. 1860, 27. August. st Vgl. »Die Franzosen in Altdorf 13.—2S. August 1786«. Generalanzeiger für Nürnberg und Fürth, Nürnberg 31. März 1906. Graf von Soden«. Allein darunter steht heute zu lesen: »Nein, Uelin ist der Verfasser«. Vom literarischen Stand punkte aus ist die Schrift — darin ist DuMoulin^) nur zuzustimmen — Soden ganz zweifellos zuzutrauen. Zu ent scheiden, wie weit ihm als Edelmann zugemutet werden darf, daß er das Opfer annahm, das Palm ihm brachte, Sache des Gefühls. Aber ähnlich sieht es ihm nach allem, was wir sonst von seinem Charakter wissen, nicht. Die politische Gesinnung des Grasen zeigt gewisse An klänge an die in der Broschüre, besonders in dem Abschnitt über Preußen vorgetragenen Anschauungen. Mit der Er oberungspolitik Preußens, war er nicht einverstanden, wenn er auch sonst die preußische Monarchie nach dem System Friedrichs des Großen und des geistvollen Hertzberg als den natürlichen Protektor Deutschlands ansah. °) Aber wie ver trägt sich das hohe Lob, das hier Hardenberg gespendet wird, mit dem Gefühl verletzter Eitelkeit, dem Soden sich hingab, seitdem der Minister seiner politischen Laufbahn in Franken ein jähes Ende bereitet hatte? °) In seiner Biographie Palms, die 1814 erschienen ist, klagt er den Verfasser der Schrift, der er nur als der »wichtigsten Urkunde- in der Geschichte Palms Wert zuerkennt, der Leidenschaftlichkeit und Unbesonnenheit an, er bestaunt nur seine Dreistigkeit, er nennt einen vollständigen Wiederabdruck unnötig, zwecklos, schädlich und bemüht sich, schiefe Ansichten, unrichtige Anfüh rungen und seichte Urteile zu berichtigen. Im Vorwort behauptet er sogar, daß er die »berüchtigte- Flugschrift zum erstenmal erblickte, als die Hinterbliebenen Palms ihn ersuchten, die Materialien zu einer Darstellung der Schicksale des Märtyrers zu ordnen, und daß er nur, wenn jene Flug schrift im Ganzen ungedruckt bliebe, diesem Auftrag Nach kommen wollte; nur »in einer durchaus unanstößigen Ge stalt- wollte ec sie seiner Darstellung einverleiben, »also gereinigt von allem, was nicht unmittelbar als Veranlassung zu Palms Ermordung betrachtet werden, oder irgend einer Regierung oder Behörde anstößig erscheinen könnte«. Nun vergleiche man damit den Vorbericht von Sodens Schrift »Die Franzosen in Franken im Jahre 1796«, dis er mit vollem Namen im Jahre 1797 in Nürnberg bei G. P. Pech dem Alteren veröffentlicht hat. »Der Inhalt wird jeden meiner fränkischen Mit bürger überzeugen-, heißt es darin, »daß ich allenthalben mit Vorsicht und Schonung zu Werke gegangen bin. Nicht selten auf Kosten des Interesse. Dafür wird aber auch Niemand, zu keiner Zeit und auf keinen Fall sich kom promittiert finden. Auch wiederhole ich, daß ich nur ver bürgte Tatsachen ausgenommen habe. Was ich von und zur französischen Staatsverwaltung spreche, ist Stimme des Privatmanns, Privatmeinung, Prioatempftndung; stets untergeordnet und angepaßt den Gesetzen und Verhältnissen meines Vaterlandes und meiner mir über alles heiligen Erfurcht für sie; aber freimütig, wie es jene dem freien deutschen Manne erlauben — Übrigens sind viele einzelne Details noch nicht zur Publizität reif.« Aber nicht nur die Vorreden der Schriften Sodens von 1797 und 1814 weisen dieselbe Mäßigung und Zurück haltung auf, man findet sie hier bei jedem Abschnitt') st Zum hundertsten Todestage Palms. Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung. Stuttgart 1906, Einleitung S. XI-V. <Bei- läusig bemerkt die beste Schrift, dis über Joh. Phil. Palm bis jetzt erschienen ist.) °> O. Hachtmann, Gras Julius Heinrich v. Soden als Dramatiker. Göttinger Dissertation 1902, wo S. 7 u. s. eine Bio- st K. Süßheim, Preußens Politik in Ansbach-Bayreuth 1791—1808. Berlin 1902. S. 103—10S, 167—169. st Z. B. S. 72. »Der Verfasser glaubte bei Darstellung der
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