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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1909
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- Deutsch
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9378 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. U 189, 17. August 1909. * Mozartü Geschäftssinn». — Von einer bei Mozart nicht erwarteten richtigen Auffassung des materiellen Wertes seiner Kunst und seiner bei aller Großartigkeit künstlerischer Begabung immerhin mühevollen Arbeit gibt ein Brief an seinen Vater Kenntnis, den wir im Deutschen Reichsanzeiger mitgeteilt finden. Tort wird erzählt: Nach der Aufführung der »Entführung aus dem Serail», die Mozarts Namen in alle Welt trug, erbat der damalige preußische Gesandte in Wien, Baron von Riedesel, von Mozart eine Abschrift der Partitur zur Aufführung in Berlin und stellte dafür ein an- zu verkaufen, und ob er sich dieserhalb in Wien nicht Unannehm lichkeiten aussetzen werde, erwiderte Mozart am 5. Oktober 1782 durch folgende charakteristische Zeilen: »Ich war selbst beim Herrn Baron von Riedesel, welcher ein charmanter Mann ist, und versprach ihm (voll Vertrauen, daß die Oper schon beim Abschreiben sein würde), sie ihm Ende dieses Monats oder längstens zu Anfang Novembers zu liefern. Ich bitte Sie, also zu sorgen, daß ich sie bis dahin haben kann. Um Ihnen aber alle Sorge und Bedenklichkeit zu nehmen, die ich mit dem dankbarsten Herzen als einen Beweis Ihrer väterlichen Liebe verehre, so kann ich Ihnen nichts Über zeugenderes sagen, als daß ich dem Herrn Baron recht ver bunden bin, daß er die Opera von mir und nicht vom Kopisten begehrt hat, von welchem er sie alle Stunde um bares Geld hätte haben können; — und überdies wäre es mir sehr leid, wenn mein Talent mit einmal bezahlt werden könnte — be sonders mit 100 Dukaten! — Ich werde dermalen (nur weil es nicht nötig ist) niemanden nichts sagen; wird sie, wie ganz zu verlässig (und welches mir auch daS Liebste dabei ist) aufgeführt, so wird man es ganz sicher erfahren, mich aber deswegen meine Feinde nicht auslachen, mich nicht als einen schlechten Kerl be handeln und mir nur gar zu gern eine Opera zu schreiben geben, wenn ich nur will — welches letztere ich aber schwerlich wollen werde. — Denn — ich werde eine Opera schreiben, aber nicht, um mit hundert Dukaten zuzusehen, wie das Theater in 14 Tagen viermal so viel gewinnt; — sondern ich werde meine Opern auf meine Unkosten aufführen, in drei Vorstellungen wenigstens 1200 Fl. machen, — und dann kann sie die Direktion um 50 Dukaten haben; wo nicht, so bin ich bezahlt und kann sie überall anbringen. Übrigens hoffe ich, werden Sie noch nie malen einige Spur von Neigung zu einer schlechten Handlung bei mir bemerkt haben. Man muß keinen schlechten Kerl machen, — aber auch keinen dummen, der anderen Leuten von seiner Arbeit, die ihm Studium und Mühe genug gekostet hat, den Nutzen ziehen läßt und allen ferneren Anspruch darauf aufgibt.« George Meredith als Berlagsberater. — Der berühmte englische Romanschriftsteller war bekanntlich lange Jahre als Leser und Verlagsberater für die bekannte Firma Chapman L Hall tätig und hatte auch in dieser Stellung Gelegenheit, einen weit reichenden Einfluß auf das literarische Leben Englands auszuüben. Meredith trat im Jahre 1860, 32 Jahre alt, in dieser Eigenschaft bei der Firma ein und gab seine Stellung erst vor etwa 12 Jahren auf, nachdem die wachsende Anerkennung seiner eigenen litera- n diesem Verlag erscheinen lassen, indessen kam sein nächstes Buch »Lvan Ha-rrinFton« nicht ebendort, sondern bei Bradbury L Evans heraus, in deren Zeitschrift »Onoe a. ^Vesk« der Roman lieferungs- iweise erschienen war. »Noäsrn I-ovs« brachte ihn indessen wieder zu Chapman L Hall zurück, und dort erschienen auch alle seine späteren Werke bis 1895, mit Ausnahme von li-bocka. Ibe ^ckventures ok Lsnii Uiebmonck und l'be Lßoist,. Als Beurteiler war Meredith außerordentlich streng, und sein Urteil mag vom rein literarischen Standpunkt aus stets unanfecht bar gewesen sein; doch gilt das nicht auch in allen Fällen für die zu erwartenden geschäftlichen Erfolge der eingereichten Bücher, bezüglich deren ihm vielmehr mitunter entschiedene Fehl- vorhersagungen unterliefen. Ein besonderer Vorzug des Verlags beraters Meredith war seine Unempfänglichkeit gegen den! und Empfehlungen zur Anknüpfung einer Verbindung mit der Firma auszunutzen. Wenn manche Verfasser in dieser Absicht z. B. ihre Handschriften an ihn persönlich anstatt an den Verlag schickten, so machte ihn das eher zornig als dem Verfasser wohl geneigt; auch ein etwaiger vorgängiger Erfolg, den ein Verfasser erzielt hatte, konnte Meredith nicht bewegen, sein eingereichtes Werk anders als vom rein literarischen Standpunkt aus zu be urteilen. So hatte z. B. Hugh Conway nach dem Erfolg von »Lalleck Lrrelr« eine Novelle eingeschickt, die vorher unter dem Titel: »l'be keck Hills Ll^ster^« in einer Provinzzeitung erschienen war. Meredith las das Werk; es vermochte aber nicht seinen Beifall zu finden und wurde zuletzt von einem anderen Verlag unter dem ging es ihm auch im Jahre 1861 mit dem später so erfolgreichen »Last I^'nno«, bei dem er im Geschäftsbuch des Hauses das scharfe Urteil hat: »Meinung ausgesprochen dagegen.« Von Anna Drurys angenommen, muß der Titel geändert werden . . . Ich finde keinen Gehalt in der Handlung. Es wendet sich an keine be sondere Klasse; es erhebt keine hohen schriftstellerischen Ansprüche. Indessen ist es nett, gefällig, wohlmeinend, und von gütigem Herzen und Hirn.« Der Titel wurde indessen trotz Mereditbs aufmerksam, dessen Roman »^Ise Ornnxs« (offenbar sein Erstlings werk und unter diesem Titel nicht veröffentlicht) er zwar dem Verlag nicht zur Veröffentlichung empfahl, aber doch zum Anlaß nahm, den Verfasser als fördernswert zu bezeichnen, was dann drei Jahre später zur Veröffentlichung von »ckames lUorle« führte. Aus »Villiers« von Ouida und »Isola« von Mrs. Lynn Linton hervor zuheben; namentlich für die letztgenannte Verfasserin hatte Meredith offenbar wenig Vorliebe und wies alle ihre Ein sendungen, die letzte im Jahre 1894, mit scharfen Bemerkungen zurück. Am 30. Dezember 1868 ist im Geschäftsbuch des Verlags koor Uan rrnck düs 1-ack^-« von Thomas Hardy ein getragen, doch ohne Beifügung des Urteils von Meredith. Es war sein Erstlingsroman, der nie gedruckt wurde und heute nur noch in einigen wenigen Bruchstücken vorhanden ist; doch forderte Meredith daraufhin den Verfasser zu einem Besuch auf und gab ihm zahlreiche gute Ratschläge — die er freilich, wie Hardy später meinte, selbst nicht befolgte. Andere Verfasser, die in dieser Zeit mit kurzen Bemerkungen abgefertigt wurden, waren Charles Clarke, Tom Hood, Annie Thomas, Miß Craik, W. H. Kingston, mit einem »Nicht gut« erledigt. Nicht besser ging es einer Ein sendung »Imwaturit,^« von B. G. Shaw, jedenfalls dem jetzt be kannten Bühnenschriftsteller, der damals nur eines einfachen »Nein« gewürdigt wurde. Natürlich fehlen auch die Beispiele nicht, wo Meredith Schrift steller von Beruf erkannte und seine Ratschläge sich sowohl diesen wie dem Verlag nützlich erwiesen. So war er es, der Mrs. Olive Schreiner mit ihrem Roman »'I'lle 8tor^ ok an ^kriean I'a.rm« zu Erfolg verhalf, nachdem sie das Buch einer Um arbeitung nach seinen Anweisungen unterzogen hatte; ebenso erkannte George Gissing an, wie sehr die Ratschläge Merediths ihn sowohl bei seinem ersten Roman »Ido llnelasseck«, wie bei seinem zweiten »Iskchol Olrrronäou« gefördert hatten. Ebenso veröffentlichten Chapmann L Hall erst vor einigen Monaten den Roman eines Ungenannten »Uonorias ?a.tell^vorlc«, der es alsbald auf mehrere Auflagen brachte, und dessen Verfasser einige Jahre zuvor von Meredith zum Beharren beim schriftstellerischen Beruf aufgefordert worden war. Meredith war übrigens ein guter Kenner von Deutschland und besonders vertraut mit dem Leben und der Persönlichkeit Bismarcks, was aus mehreren Einträgen des Geschäftsbuches hervorgeht, so namentlich aus einigen Bemerkungen zu einem in Aussicht ge nommenen Buche über den großen Kanzler, in denen er genaue Vorschläge bezüglich der Stoffeinteilung macht und seine Unter stützung mit einigen verbürgten Bismarck-Anekdoten in Aussicht stellt.
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