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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1909
- Strukturtyp
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- Band
- 1909-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1909
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- Deutsch
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1S7, 26. August 1909. Nichtamtlicher Teil. Nichtamtlicher Teil. Der japanische Farbenholzschnitt. Moronobu und Hokusai bezeichnen den Anfang und das Ende der Blüteperiode japanischer Holzschnittkunst, die einen Zeitraum von ungefähr zwei Jahrhunderten umfaßt. Während Moronobu. den man den »Dürer« der japanischen Xylo graphie genannt hat. noch in die erste Hälfte des 17. Jahr hunderts zurückreicht, steht Hokusai. der »Menzel- des Ostens, schon ganz im 19. Säkulum. Dazwischen liegt im 18. Jahr hundert die Glanzepoche japanischer Graphik mit den be rühmten Meistern Harunobo, Iltamaro und Shacaku und einer Reihe hochbedeutender Talente, die wie Koriusai. Shunsho. MiW usw den Durchschnitt weit überragen. Die Bekanntschaft mit der japanischen Holzschnittkunst machte der Westen vor ungefähr einem halben Jahrhundert und zwar zuerst Paris, wo dem Japanismus in Sammler- nnd Künstlerkreisen, namentlich in den Impressionisten Manet, Monet. Degas und Whistler, glühende Verfechter erstanden. Mit Bewunderung wurden die ersten Orientsendungen ent gegengenommen. mit Entzücken die flüchtige, vibrierende Schönheit dieser Kunst betrachtet. Was man aber am meisten bewunderte, war die unvergleichliche Treffsicherheit des zeich necischen Ausdrucks, die wahrhaft verblüffende künstlerische Geschwindschrift, ein Vorzug, den man in der Zeit des eben sich entwickelnden Impressionismus in der Seinestadt wohl zu schätzen wußte. Seither haben die japanischen Farbendrucke in steigendem Maße das Interesse der westländischen Künstlecschaft erregt. Künstler und Kunstfreunde waren es auch, die die ersten Sammlungen solcher Blätter anlegten; erst viel später und nur zögernd folgten ihnen die öffentlichen Kunstsammlungen. Ausstellungen, die seit 1885 wiederholt in Paris. 1890 in London, später in Hamburg und Berlin veranstaltet wurden, dienten dazu, die Schätze ostasiatischer Graphik auch weiteren Kreisen zu erschließen. Eine Veranstaltung ersten Ranges war die Ausstellung von Farbendrucken aus hamburgischem Privatbesitz, die im Februar d. I. im Sasngerschen Geschäfts haus in Hamburg vorgeführt wurde und wo neben den Primitiven namentlich die Houptmeister des achtzehnten Jahrhunderts. Harunobu, iltamaro und Sharaku, sehr gut vertreten waren. Doch wird diese Veranstaltung bei weitem übertroffen durch die Ausstellung japanischer Farbendrucke, die gegenwärtig im Rahmen der »Japan-Ausstellung München« vor Augen geführt ist. In ihr wird in mehr als sechshundert Blättern und einer Reihe oon Büchern der ganze Entwicklungsgang japanischer Graphik in einer Voll ständigkeit. wie sie in Deutschland noch nie geboten war. demonstriert. Die lange Reihe der Säle wird eröffnet durch den Raum der »Primitiven«, jener Meister, die im letzten Drittel des siebzehnten Jahrhunderts und im Anfang des achtzehnten den Holzschnitt von seinen Anfängen als reine Schwarzweiß-Kunst durch das Handkolorit zu dem Zwei- nnd Dreifarbendruck entwickelten. Hier exzelliert obenan Moronobu. dessen Werk die Geschichte der japanischen Holz schnittkunst einleitet. Er ist mit vorzüglichen Arbeiten ver treten. handkolorierten Schwarzdrucken, von denen nament lich das »Blatt aus einem Album-, eine Liebesszene dar stellend. durch die ausdrucksvolle Linienarchitektur und die seine Tönung (mit Grün, Rot und Braun) erwähnenswert ist. Moro nobu hat über 100 Bücher illustriert, Pflanzen- und Tierbücher. Heldengeschichten. Romane aus altklassischer Zeit, darunter dis berühmten Liebesabenteuer des Prinzen Genji, die auch unter den Späteren noch so manchen geistreichen Interpreten gefunden haben. Moronobu gilt auch als der Erfinder des Holzschnittes. Sicher ist. daß sein energisches Eintreten für die neue Kunstart den Sieg des Farbenholzschnittes über die im Absterben begriffene Malerei wesentlich vorbereitet und mit entschieden hat. Er, der selbst auch Maler war. knüpfte an die Tradnionen der zeitgenössischen Malcrschulen an. Doch mußte er sich beschränken auf das Ausdrucksmittel der Linie, da die unausgebildete Technik andere Darstellungs mittel noch nicht hergab. Das Resultat ist ein ausdrucks voller Linienstil, der in der Großzügigkeit der Wirkung an Giotto erinnert, im Raffinement der kompositionellen Glie derung jedoch die Verwandtschaft mit den jahrhundertalten Kunsttraditione» Japans klar erkennen läßt. Zu den Primitiven des japanischen Holzschnittes rechnet man auch Kiyonobu. den Begründer der Tarii-Schule. und Masanobu. Beide sind in der Ausstellung mit charakteristi schen Arbeiten vertreten, jener mit Schauspielerdarstellungen und Theaterszenen, dieser mit Darstellungen schöner Frauen. Kiyonobu pflegte wie Moronobu den illuminierten Holz schnitt; doch ging er in der Kolorierung über seinen Meister hinaus, indem er statt der bisher gebräuchlichen polychromen Behandlung eine Art heraldischer Färbung mit rotem Oxyd und Gelbsast einführte. Weit wesentlicher für die Ver vollkommnung der Drucktechnik ist indessen Masanobu, der hochbedeutende Illustrator und vielseitige Verlagsbuch händler. der im Anfang der zwanziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts die sogenannten »Lackbilder» und in den vier ziger Jahren den Zweifarbendruck erfand, auf den vermutlich auch der 1755 erfundene Dreifarbendruck zurückgeht. Er leitete die zweite Entwicklungsphase des japanischen Holz schnittes ein. schuf zwei neue Ausdrucksfaktoren: die Farbe und die Fläche und ermöglichte so vor allem die sreiere und glaubhaftere Entfaltung des Räumlichen. Die Früchte dieser technisch so ergebnisreichen Erfindertätigkeit pflückte aber nicht Masanobu selbst, sonder» seine unmittelbaren Nachfolger, die großen Meister der Glanzzeit, vor allem der knnstbegnadete Harunobu. dessen Reifeperiode in die sechziger und siebziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts fällt. Ihm ist in München ein ganzer Saal gewidmet, der mit seinen drei Dutzend Blättern vielleicht den Glanzpunkt der ganzen Ausstellung darstellt. Wohl haben auch die nach folgenden reifen Meister. Utamaro und Ueishi, Sharaku und Hokusai. imponierende (und vielleicht abgeklärtere) Leistungen auszuweisen; aber gegenüber den Arbeiten Harunobus wirken sie wie der Sommer gegenüber dem Frühling, wie die aus gereifte Kunst Raffaels und Tizians gegenüber den zaghaften, frischerblühten künstlerischen Offenbarungen Botticellis. Das Signum der Kunst Harunobus ist eine bei aller Kühnheit und Würzigkeit doch angenehm temperierte lyrische Note, eins künstlerische Vornehmheit, die bei aller Innigkeit des Naturempfindens doch stets von den höheren Schönheits gesetzen der Linie und Farbe sich leiten läßt. Die Tonskala zeigt eine eminente Bereicherung; an die Stelle des Drei farbendrucks ist der von Harunobu l7K5 erfundene, in der Plattenzahl und Farbenwahl unbeschränkte Buntdruck ge treten mit reichen Resultatmöglichkeiten. Die feinabge- stusten, goldigbraunen Farbenklänge verraten einen seltenen koloristischen Takt und ein feines Gefühl für Farben harmonie. Ein wesentlicher Fortschritt zeigt sich auch in der Behandlung des Räumlichen. Der Künstler läßt es bei der reliefmäßigen Formenauffassung der Primitiven nicht bewenden, er strebt danach, den Raum zu füllen und zu vertiefen und von dem Verhältnis der Figuren zur Umgebung eine deutliche Vorstellung zu geben. ; Er erreicht dies durch geschickte Anordnung der kompositio- ILSY-
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