Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.08.1909
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1909-08-27
- Erscheinungsdatum
- 27.08.1909
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19090827
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190908276
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19090827
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1909
- Monat1909-08
- Tag1909-08-27
- Monat1909-08
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
198. 27 August 1909. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschi. Buchhandel. 9743 sind nahezu 30 000 vorhanden; die zahlreichen deutschen Buch händler vermitteln hier den Verkehr mit dem Publikum. Zusammenhängende deutsche Kolonien befinden sich im Ge biet des Schwarzen Meeres; es sind vier Kolonien westlich von Kiew im Süden der Rokitnosümpfe und Urwälder Wolhyniens bei Wlodin, Schitomir und Luszk. In Bessarabien finden sich außer zahlreichen Deutschen in Odessa (12 000) auch Deutsche in Neu-Teplitz, Neu-Leipzig, Neu-Worms und Neu-Landau unweit der Brogumündung. Am Dnjepr sind Jekaterinoslaw und Neuenburg deutsche Orte und jenseit dieses Flusses nicht weit vom Asowschen Meere Marienfeld, Halbstadt und Neu-Darmstadt. Es sind durchwegs Bauern aus Schwaben, die sich hier angesiedelt haben, sehr wohlhabend sind und über 50000 Köpfe zählen. In der Krim finden wir Ansiedlungen von Württembergern, Schweizern und Elsässern, die in den Jahren 1804—05 hierher zogen und 16 Ort schaften mit deutschen Namen gründeten, darunter Neu-Heil- bronu, München, Stuttgart und Jörichsthal. Weit umfangreicher sind die deutschen Kolonien an der Mittlern Wolga von Sarepta stromaufwärts, über Saratow hinaus, die einen Flächenraum, größer als das Königreich Sachsen, umfassen. Die Siedelung, in den Jahren 1763—70 von Württembergern, Hessen und Sachsen angelegt, enthält heute über 100 Plätze und produziert große Mengen Weizen; ihre Bevölkerung mag sich jetzt auf 24 000 belaufen. Im Norden des Kaukasus finden wir noch sieben deutsche Ansiedlungen, im Süden von Tiflis deren sechs. Erwähnt sei noch die starke deutsche Bevölkerung in Saratow (10 000) und in Kiew (7000). Man muß es sämtlichen deutschen Kolonien Rußlands zu gestehen, daß sie zäh an deutscher Sprache und deutschem Brauche festhalten. Sogar in Familien, wo durch eine orthodoxe Mutter dem Gesetz gemäß alle Kinder griechisch-katholischer Religion sind, findet man das Festhalten an deutscher Sprache und Sitte. Bleiben noch einige Worte über das deutsche Element in den polnischen Landesteilen des Zarenreiches zu sagen. In Warschau leben 16 000 Deutsche, und Lodz, neben Moskau die bedeutendste Industriestadt Rußlands, zählt deren 60 000. Wilna, heute schon völlig russifiziert und schon nicht mehr als polnische Stadt anzu sprechen, zählt noch zahlreiche Deutsche, von denen aber viele ihre deutsche Muttersprache nur noch mit Mühe radebrechen. Es ist merkwürdig und auffallend, wie in dieser Stadt, in nächster Nähe der baltischen Provinzen gelegen, inmitten von 80000 Juden, die, wie jeder Fremde konstatieren kann, sich freuen, wenn sie deutsch sprechen können, die deutsche Kolonie trotz der für sie günstigsten Verhältnisse derartig russifiziert werden konnte, zumal nur 16 Prozent der Bevölkerung Russen sind. Der Grund liegt aber nicht etwa im Druck von oben, wie man zuerst vermuten würde, sondern ist einzig in der bekannten deutschen Bequemlichkeit zu suchen. Dem deutschen Verleger stehen für alle diese bedeutenden deutschen Siedelungen in Rußland über 200 deutsche Buchhand lungen in 60 Städten, die in Leipzig vertreten sind, zur Seite. Kann man für seine Verlagswerke einen größeren regel mäßigen Absatz in Rußland erwarten, so dürfte es sich unter Um ständen empfehlen, in den verschiedenen Gebieten General vertreter zu suchen; bei der ungeheuren. Ausdehnung des Reiches kann man einer einzelnen Firma die alleinige Vertretung in den meisten Fällen nicht übertragen. Jedoch wird es stets genügen, wenn man für die Ostseeprovinzen, für Russisch-Polen, St. Petersburg, Moskau und Odessa einen tüchtigen Vertreter an der Hand hat. Besonders Moskau, das Zentrum des russischen Buchhandels, weist günstige Verbindungen nach alleil Teilen des Reiches auf, und verschiedene dort ansässige Firmen bedienen eine hohe Anzahl von Kommittenten im Innern des Reiches. Wichtig für die Propaganda in Rußland ist die vorhandene deutsche Presse; über 50 Zeitungen und Zeitschriften dienen den Interessen der deutschen Bevölkerung; in Odessa allein erscheinen sieben Zeitschriften sowie zahlreiche Kalender, die ihren Absatz hauptsächlich in den deutschen Wolga-Kolonien in der Krim und im Kaukakus finden. Größere Siedlungen unserer Volksgenossen finden wir in Europa dann nur noch in Rumänien. In diesem kleinen Balkan-Königreiche leben gegenwärtig nahezu 50 000 Deutsche. Die vielseitigen Handelsinteressen, die Deutschland mit diesem Staate verbinden, sowie das Bestreben des rumänischen Staates, sich in der Industrie selbständig und unabhängig zu machen, haben zahlreiche Deutsche sowohl aus dem Reiche wie aus Österreich-Ungarn, besonders aus dem nahen Siebenbürgen, zur ständigen Niederlassung im Königreiche bewogen. In der Hauptstadt Bukarest finden wir nahezu 30000 Deutsche in allen Berufsarten, die es als Kaufleute, Industrielle und Handwerker sowie in den freien Berufen allgemein zum Wohl stände gebracht haben. In der Bukowina, am Dnjestr, bestehen Ansiedlungen deutscher Bauern aus der Umgegend von Breslau, besonders zahlreich sind die Siedelungen in der Umgegend von Constanza. Während in dieser Stadt selbst etwas über 500 Deutsche wohnen, leben in der nahen Umgebung mehr als 6000 deutsche Bauern, die vor un gefähr fünfzig Jahren aus Bessarabien auswanderten. Diese An siedler sind im Laufe der Zeit gute rumänische Staatsbürger ge worden; aber deutsche Sprache, Tracht und Sitte haben sie zäh bewahrt. Bemerkenswerte deutsche Bevölkerung weisen noch Jassy (3500), Craiova (2000) und Galatz (1600) auf. Beachtet man ferner, daß unter der zahlreichen jüdischen Bevölkerung dieses Staates, sowie den Rumänen der gebildeten Stände die deutsche Sprache ungemein verbreitet ist, so wird man zugeben, daß Rumänien für den deutschen Verleger als beachtenswerte Absatzquelle in Betracht zu ziehen ist. Die ansässigen mit dem deutschen Buchhandel in Verkehr stehenden Sortimenter sind auch hier in den meisten Fällen die gegebenen Vermittler; zwei deutsche Zeitungen finden in der deutschen Bevölkerung weite Verbreitung. Was sich dann noch an Deutschen in größerer Anzahl in Europa findet, setzt sich in der Hauptsache aus Bestandteilen der großstädtischen Bevölkerung der verschiedenen Länder zusammen. Die meisten Deutschen zählt Paris, deren Zahl einschließlich der dort lebenden Österreicher und Schweizer nahezu 100 000 be trägt, wobei allerdings ein starker Prozentsatz an Arbeitern, Kellnern, Dienstmädchen usw. zu berücksichtigen ist, Berufsklassen, die für Verleger im allgemeinen von geringer Wichtigkeit sind. Aber die deutsche Kolonie ist immerhin stark an Künstlern, Ge lehrten und Kaufleuten, und der Bedarf an deutscher Literatur ein ganz bedeutender, so daß sich den zahlreichen deutschen Buch händlern ein weites Arbeitsfeld bietet. Berufs- und gesellige Vereine halten die Deutschen zusammen. Die deutsche Pariser Zeitung ist das einzige in Frankreich bestehende Blatt, das die Interessen unserer Landsleute im westlichen Nachbarreiche vertritt. Erwähnenswert ist noch die deutsche Kolonie von Marseille, deren Mitglieder, ca. 2600 an Zahl, sich hauptsächlich aus Geschäfts leuten und Angestellten dortiger Firmen zusammensetzen. Ungleich wichtiger für den Verleger ist das Deutschtum in Großbritannien. Wenngleich an Zahl geringer als in Frankreich, finden wir doch hier neben dem bekannten unentbehrlichen deutschen Kommis in den großen Bureaus der City, neben Kellnern und Arbeitern, in allen Berufen seßhafte, wohlhabende, teilweise reiche deutsche Bürger. In London sind die Deutschen mit ca. 30 000 am stärksten vertreten, außerdem sind sie besonders zahlreich in den Jndustriebezirken Lancashire und Aorkshire (nahezu 8000). Wer die statistischen Ausweise genau verfolgt, wird bemerkt haben, daß die Einfuhr deutscher Bücher, Karten und Musikalien die Ausfuhr englischer Literatur nach Deutschland seit Jahren schon um mehr als das Doppelte übertrifft. Allerdings sind die in England ansässigen Deutschen bei weitem nicht die alleinigen Abnehmer deutscher Literatur; sondern auch die Engländer, unter denen die Erlernung der deutschen Sprache an Ausdehnung ge winnt, sind starke Abnehmer, und schließlich dürften auch die deutschen Bewohner englischer Kronkolonien zum größten Teil ihren Bedarf an deutscher Literatur durch das Mutterland, in diesem Falle also England, beziehen. Es wäre jedenfalls sehr interessant, hierüber positive Angaben erhalten zu können; in den englischen Statistiken lassen sich hierüber keine Ausweise finden. Bei dem lebhaften Geschäftsverkehr, den unser Buchhandel mit England unterhält, wird es keinem Verleger schwer fallen, 1266*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder