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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1909
- Strukturtyp
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- Band
- 1909-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1909
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- Deutsch
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10002 Börsenblatt f d Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 204, 3. September 1903 Aus der Neisemappe eines Deutschen Buchhändlers. (Vgl. 1908 Nr. 192, 201; 1909 Nr. 65, 167, 169, 198 d. Bl.) VII. Absatzgebiete deutscher Bücher im Auslande. (Fortsetzung zu Nr. 198 d. Bl.) 2. Amerika. Gewaltige Massen deutscher Ansiedler hat Amerika seit der Zeit seiner Entdeckung in sich ausgenommen, und wenn auch vor allem in den Vereinigten Staaten ein großer Teil der Deutschen sein Volkstum verlor und im Dankeetum aufging, so leben doch heute noch über 11 Millionen das Deutsche als Muttersprache sprechende Einwohner in diesem Erdteile. Erst in den letzten Jahrzehnten, als man erkannte, welche wichtige Rolle die Auslanddeutschen in der Wirtschaftspolitik ihres Mutterlandes spielen, ist man ernstlich bestrebt gewesen, in diesen gewaltigen Massen das Deutschtum lebendig zu erhalten und so für die Zukunft weitere Verluste des Volkstums durch Aufgehen in andere Nationalitäten zu verhüten. Noch sind diese Bestrebungen nicht von vollem Erfolg gekrönt, und so ist Amerika noch ein weites Arbeitsfeld, wo auch jeder deutsche Verleger, der bestrebt ist, den Geisteswerken seines Verlages dort Ausbreitung zu verschaffen, zugleich Mitarbeiter ist an einer der höchsten kulturellen Aufgaben unseres Reiches. Sehen wir uns nun die deutschen Siedelungen Amerikas, im Norden beginnend, etwas näher an. Da ist zuerst das englische Dominium Kanada. Die Be siedelung dieses Territoriums datiert in der Hauptsache erst aus neuerer Zeit. Die hohe Fruchtbarkeit des Bodens hat eine starke Einwanderung deutscher Elemente zur Folge gehabt; gegenwärtig werden in Kanada über 300 000 Deutsche gezählt. Neben Reichsdeutschen finden wir zahlreiche Österreicher sowie Deutsch-Russen und von den Vereinigten Staaten herüber gekommene Ansiedler. Kommt die kanadische Negierung einerseits gerade den deut schen Kolonisten entgegen, da diese sich durch rührige Tätigkeit und Vorwärtsstreben ihre Sympathie erworben haben und es zudem verstehen, sich im Anfang in ihren Bedürfnissen einzu schränken, so daß sie sich bald schuldenfrei gemacht haben und auch etwas zurücklegen können, so wird doch anderseits den Deut schen die Erhaltung ihres Volkstums dadurch erschwert, daß die Regierung keine zusammenhängenden deutschen Siedelungen ge stattet, sondern die verschiedenen Nationalitäten durcheinander mengt; ein Verfahren, das allerdings geeignet ist, eine neue kanadische Bürgerschaft auf Kosten der einzelnen Nation heran zuziehen. n ^ "tz d D tsch d P O t ' man schätzt sie auf nicht weniger als 240000 Köpfe; Neu-Schott- Winnipeg-Sees, find nahezu 16 000 Deutsche vorhanden; dabei wächst infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs Kanadas die Zahl der Deutschen von Jahr zu Jahr. Auf dem Lande ist der Deutsche hauptsächlich Farmer, der Ackerbau, Viehzucht und Gemüsebau treibt, in den größeren Städten der genannten Provinzen finden wir sie zahlreich als Kaufleute und in freien Berufen tätig. Im Verhältnis zur Bevölkerung ist die deutsche Presse im Lande noch schwach vertreten; in Berlin (Ontario) erscheinen zwei deutsche Zeitungen, und in Winnipeg (Manitoba) vertritt »Der Nordwesten« die Interessen der Deutschen. Wenden wir uns nun zu den II Millionen deutscher Be wohner in den Vereinigten Staaten. Unstreitig ist das Deutschtum in den letzten Jahren zurückgegangen, da durch die verminderte Einwanderung neuer Zuwachs fehlt. Von unseren überseeischen Kollegen haben wir des öfteren bewegliche Klage darüber hören müssen, daß der Absatz an deutscher Literatur ebenfalls stark im Abnehmen begriffen sei. Verfolgt man aber die deutsch-amerikanische Bewegung aufmerksamer, so wird man zu der Ansicht gelangen, daß dieser Rückschritt nur für ge wisse Gegenden des gewaltigen Gebietes zutreffen kann und teil weise eine vorübergehende Erscheinung sein mag, die zum Teil auch in dem wirtschaftlichen Niedergang der letzten Jahre ihre Erklärung findet. wird — und für den deutschen Verleger als Absatzquelle in Be tracht kommt ist die Tatsache, daß die Deutsch-Amerikaner end lich sich selbst kräftig aufgerafft haben, ihre Sprache und Sitten den anderen Nationen gegenüber zur Geltung zu bringen. Man wird sich seiner Macht bewußt, die Deutschen drüben haben die übertriebene Bescheidenheit satt, man will nicht mehr bloß Kultur dünger sein. Immer weiteren Kreisen wird es klar, wie wichtig die Erhaltung der Nkrttersprache ist, bietet doch außerdem die Beherrschung zweier Sprachen in jedem Berufe sich geltend machende Vorteile. Seitdem der große deutsch-amerikanische Nationalbund besteht, ist eine Gefahr für das Deutschamerikanertum nicht mehr zu fürchten; es ist sich seiner Macht bewußt, kennt seinen aus schlaggebenden Einfluß bei den Wahlen — und wird gefürchtet von seinen Gegnern. Wer an den dauernden Rückgang des amerikanischen Deutschtums glaubt, unterschätzt die keimende Kraft im deutschen Volke, die immer neue Blüten treibt. Aber um einen vollen Erfolg zu erzielen, bedarf das deutsche Volkstum unbedingt der Mitarbeit des Mutterlandes. Direkte Betätigung und Anteilnahme, wie andere Staaten und Völker sie unter ähn lichen Voraussetzungen zeigen, müssen die Bestrebungen jenseits des Ozeans unterstützen. Anfänge hierzu sind bereits gemacht. Und — um von unserem Berufe zu reden — das Zusammen arbeiten der heimatlichen Verleger mit unseren Berufsgenossen in den Vereinigten Staaten wird ebenfalls das Seine dazu bei tragen, ein würdiges und die aufgewandten Kräfte und Mittel wohl lohnendes Ergebnis zu zeitigen. Gefördert wird dieses Zusammengehen auch durch das neue amerikanische Urheberrecht, das dem heimatlichen Verleger endlich den seit Jahrzehnten er strebten Schutz sichert. Von Wichtigkeit für das Deutsch-Amerikanertum ist es auch, daß in den amerikanischen höheren Schulen das Deutsche an Stelle des Französischen als zweite Sprache gelehrt wird und so als Handelssprache in den Kreisen anderer Nationalitäten mehr und mehr Verbreitung findet. Unter den 48 Bundesstaaten find Wisconsin, Ohio, Penn- sylvanien, Illinois, New Bork, Missouri, Texas und Kalifornien am stärksten mit deutscher Bevölkerung durchsetzt. Der Raum ge stattet mir nicht, auch nur annähernd eine Übersicht der deutschen Bevölkerung im einzelnen zu geben, nur das Wichtigste und vielleicht nicht allgemein Bekannte sei hervorgehoben. Ohio bildete schon im Anfang des neunzehnten Jahrhunderts den Sammelpunkt deutscher Kolonisten, insbesondere waren es Norddeutsche, die sich hier ansiedelten; die Bevölkerung ist deutsch gebieben bis auf den heutigen Tag. Cincinnati, die Hauptstadt des Staates, war schon um 1840 herum eine reine deutsche Stadt. In Illinois wohnen ungefähr 130 000 Deutsche, ein großer Teil in der Hauptstadt Chicago. Missouri gehört zu den entwicklungsfähigsten Staaten der Union und verdankt dies in erster Linie dem deutschen Element (115 000 Deutsche), das in diesem Staate am meisten von seiner Eigenheit bewahrt hat. Verwundern muß die geringe Rolle, die das Deutschtum hier (wie auch in anderen Staaten) auf dem politischen Gebiete spielt, angesichts der Bedeutung, das es sonst im Lande hat. Die Ursache mag sein, daß Kinder und Kindes kinder als Farmer heranwachsen und selten eines die höhere Schule besucht oder einen anderen Beruf einschlägt; so kommt es, daß die Verwaltung und gesetzliche Vertretung dieses Staates ausschließlich in den Händen anderer Völker liegt. Der Vorzug, den man sonst am Deutschen rühmt — das Haften an der Scholle und das Aufgehen in der übernommenen Tätigkeit —, hier wird es zum Nachteile, die Stärke wird zur Schwäche. In Texas leben ca. 50000 Deutsche, hauptsächlich in Colo rado; die Stadt San Antonio zählt unter 60 000 Einwohnern 20 000 Deutsche. Kalifornien weist ebenfalls eine starke deutsche Bevölkerung auf; ein großer Teil des Weinbaues und der Obstzüchtereien wird von unseren Landsleuten in diesem gesegneten Himmelsstrich betrieben. Auch in den Städten San Francisco, Oakland ist eine zahlreiche deutsche Bevölkerung; Los Angeles beherbergt allein 40 000 Deutsche.
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